Warum hat man in Deutschland oft ein verkrampftes Verhältnis zur Körperlichkeit?
Sinnlichkeit und Körperlichkeit wird in Deutschland eher als Ausnahme des Lebens gesehen. Als etwas, das versteckt hinter Wänden stattfindet.
Also ich bin sehr gläubig, aber mir war schon immer bewusst, dass ich voller Sinnlichkeit bin und es ein Hauptbestandteil meines Lebens ist und nicht eine Ausnahme.
Schon als Kind hat es mich 'erregt' wenn der Friseur mit der Schere bei den Ohren war, denn dort ist ja eine erogene Zone. Ich hab auch bereits als Kind angefangen, gerne die Beine frei zu haben, um den Wind an den Beinen zu spüren. Am schönsten war es, wenn man im Sommer komplett verschwitzt war und dann kühlen Wind am Körper gespürt hat.
Noch heute habe ich eine intensive Sinnlichkeit und freue mich über körperliche Erfahrungen. All das hat ja eigentlich nichts 'schmutziges' oder 'schlimmes'. Die katholische Mystik befasst sich viel mit sinnlichen Erfahrungen. Es ist keine 'Sünde', sich über Wind auf der Haut zu freuen.
Aber oft wird es in Deutschland behandelt wie eine Sünde. Wenn ich dann barfuß über eine Wiese laufe, werde ich angeguckt, als ob ich spinne oder man hält mich direkt für einen 'Fetischisten'.
Man geht übrigens davon aus, dass die Hl. Hildegard von Bingen Orgasmus-artige Erfahrungen hatte. Bei Tersa von Avila ähnlich. Aber wenn dies eben einfach so über einen kommt, dann ist das für Katholiken überhaupt nichts schlimmes, sondern etwas sehr schönes.
Deshalb frage ich mich, warum Sinnlichkeit in Deutschland so verpönt ist.
5 Antworten
Ich hab noch nie jemand der barfuß spazieren geht komisch angeschaut und hab noch nie beobachtet wie einer von anderen komisch angeschaut wird weil er barfuß ist. Außer an Orten wo man eventuell nicht barfuß rumlaufen sollte wegen Verletzungsgefahren oder wenn es sehr heiß ist und einer barfuß auf auf Asphalt läuft. Aber da geht's nicht um Sinnlichkeit sondern darum "das muss doch wehtun auf den heißen Steinen und Asphalt barfuß zu laufen"
Wie du schreibst wirkt es als hättest du generell schon ein sehr spezifisches Weltbild angelernt bekommen. Wodurch du bestimmte Dinge einfach anders und bestimmt manchmal auch falsch interpretierst.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Blicke die du bekommen hast nicht darauf angezeigt haben, dass du barfuß warst sondern, dass du dort spazieren gegangen bist wo du eben spazieren gegangen bist. "Wem gehört die Wiese? ist das nicht das grundstück von Bauer Alois? Warum marschiert der Mensch da einfach drüber? Darf man da überhaupt drüber laufen?" das könnten zum Beispiel Gründe für die Blicke sein und nichts hat mir deiner Barfüssigkeit zutun.
Außerdem sieht man sehr religiösen Menschen ihre Religiösität an und das ist mittlerweile etwas was auffällt. Vielleicht erntest du deshalb manchmal solche Blicke.
Aber das sind alles nur Vermutungen.
"Deshalb frage ich mich, warum Sinnlichkeit in Deutschland so verpönt ist." Ehrlich gesagt, empfinde ich das anders. Sinnlichkeit ist in Deutschland keineswegs verpönt. Vielleicht bist Du vorübergehend in einem Umfeld, in dem die Sinnlichkeit noch nicht deutlich spürbar ist, so dass Du meinst, Du seist ein Sonderfall? Anstrengende berufliche Herausforderungen oder schulische Leistungen gehören auch zum Leben, da kann es durchaus sein, dass die Sinnlichkeit zwar nicht vergessen wird, aber im ganz privaten Rahmen geliebt und gelebt wird. Alltagszärtlichkeiten und ein liebevolles Miteinander mit allen und allem zählen zur Sinnlichkeit wie der Wind auf der Haut, wie der Sommerregen, der die schönsten Perlen auf allen Blättern hinterlässt oder der Atem des Meeres, der der Seele Flügel verleiht. Ich wüsste nicht, warum Du Dich ausgegliedert fühlen solltest, weil Dir das Barfußlaufen sinnliches Vergnügen bereitet. . Viele Menschen laufen gerne barfuß durch's Gras - und geht es in intime Erlebnisbereiche, dann möchten die meisten ihre Sinnlichkeit nicht öffentlich zur Schau stellen.
ASI FUE (Juan Gabriel) - INKA GOLD Pan flute and guitar
https://youtu.be/pGGtJ4Oxdcg?si=AyiZb71Az0f8HNmR
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Das sehe ich nicht so. Deutschland ist Geburtsland und Hotspot der FKK-Szene und es wird mit Sexualität offener umgegangen als in anderen Ländern, s. die hohe Dichte an Swinger Clubs und Bordellen, die Nackten und Halbnackten auf den CSDs oder die sexpositiven Partys und Clubs in Berlin.
Auch Wellness und therapeutische Anwendungen am Körper sind beliebt und haben in Kuren, Natur- und Alternativmedizin u. a. eine lange Tradition.
Essen und Trinken wird genussvoll ausgelebt und der Rausch, insbesondere verursacht durch Alkohol, ist gesellschaftlich akzeptiert.
Auch habe ich als Barfußläufer noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich genieße es gerade im Herbst über Streuobstwiesen zu gehen und Matschorgien mit meinen nackten Füßen zu veranstalten.

Dafür habe ich ja die anderen Beispiele genannt. In vielen Klöstern wird Bier gebraut und auch von Mönchen und gläubigen Pilgern konsumiert. Die Ideen und Praktiken der weitgefassten und oft körperbezogenen Lebensreformbewegung lassen sich größtenteils auch mit dem Christentum vereinbaren, sofern es modern ausgelegt wird. Ich bin nicht der Meinung, dass man in Deutschland Körper und Sinnlichkeit besonders feindlich gegenüber steht.
Vielleicht liegt es daran, dass Deutschland (bzw. deutschsprachige Gebiete) ab Beginn der Neuzeit in weiten Teilen kulturell mehr vom Protestantismus als vom Katholizismus geprägt wurde, weniger zu Luthers Zeiten, aber danach. Katholiken wussten schon immer zu feiern; auch das ist Teil von Sinnlichkeit.
Diese Tendenz findet man eigentlich in allen Mittelschichten. Und Amerika sowie auch Asien ist da in vielerlei Hinsicht viel konserativer als auch doppelmoralischer als Westeuropa (inkl. D). Und die arabisch-muslimische Welt ja sowieso.
Mir geht es ja gerade nicht um
das sehe ich als gläubiger Christ eher kritisch. Sondern mir geht es um normale, harmlose Sinnlichkeit.