Warum hat der Tyrannosaurus rex so kurze Arme?

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Das Zauberwort ist, wie du bereits schreibst, die Selektion. Der Selektionsdruck, der auf alle Spezies wirkt, beeinflusst über eine Zeitspanne von vielen Millionen Jahren, welche genetischen Merkmale sich bei einer Spezies ausprägen.

Die Dinosaurier sind alle aus zweibeinig laufenden Vorfahren entstanden. Im Laufe der Evolution hat das Verdauungssystem vieler Pflanzenfresser sie wieder auf alle Viere gezwungen, wodurch sie starke Vorderbeine ausprägen. Bei den Theropoden, die meist Fleischfresser waren, ging die Entwicklung in die andere Richtung: die frühesten Theropoden der späten Trias hatten noch vier plus einen rudimentär angelegten Finger, im frühen Jura verkümmerte bereits der vierte Finger und schon wenige Millionen Jahre später hatten sie nur noch drei. 

Grund für die Reduzierung der Fingerzahl war eine zufällige Mutation, die sich dann weitervererben konnte, weil sie keinen Nachteil für die Fleischfresser darstellte. Das Einsparen des Fingers sparte zudem Energie und Gewicht. Bei der Jagd genügten drei Krallen, da die Theropoden vorwiegend ihre Zähne bei der Tötung einsetzen. 

Einige Theropoden bildeten dagegen dann in der frühen Kreidezeit extrem starke Arme mit riesigen Krallen aus, mit denen sie ihre Beute packten oder Fische fingen, die Überlebensstrategie anderer Zweige ging aber in die andere Richtung, wodurch Kiefer und Zähne sich verstärkten und sich die Arme zurüzurückbildeten. Schließlich liefen die Theropoden ja auf zwei Beinen, was bedeutet, dass ihr Körper stets ausbalanciert werden muss: größerer Schädel und starke Arme bedeuten geringere Geschwindigkeit wie bei den Spinosauriden; muss das Tier aber schnell sein und Jagen können, so kann entweder nur der Schädel oder die Arme sehr stark sein. Die Evolution ist also bildlich gesprochen gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.

Die Tyrannosauriden gehörten zu den letzten großen Theropoden und brachten diese Entwicklung dann ins extrem: ihre Schädel waren beinahe doppelt so breit wie zum Beispiel die der etwa gleich großen Allosauriden, die aber noch starke Greifarme und mächtige Krallen hatten. Die Zähne des Tyrannosaurus waren dick und abgestumpft und zum Zerbrechen von Knochen und Zerquetschen von Fleisch ausgelegt, während ein Allosaurus mit seinen Zähnen Fleisch zerreißen und tiefe, stark blutenden Wunden reißen konnte und auch mit seinen Krallen im Nahkampf übel zuschlagen konnte. Der Angriff eines Tyrannosaurus hat also ganz anders ausgesehen als der eines Allosaurus - Tyrannosaurus brauchte nur einen einzigen Biss, um ein Opfer zu erlegen und konnte so wertvolle Energie sparen, die der Allosaurus noch in einen viel brutaleren Kampf investieren musste. Seine Arme brauchte Tyrannosaurus in einem Kampf dann überhaupt nicht mehr.

Trotzdem hatten auch die Tyrannosauriden zwar kleine, aber sehr kräftige Arme. Allein der Bizeps eines Tyrannosaurus konnte über 200kg heben, im Zusammenspiel mit anderen Muskeln sogar deutlich mehr. Tyrannosaurus setzte diese Kraft ein, wenn er nach dem Schlafen oder nach einem Sturz wieder aufstehen wollte und er benutzte seine Arme auch, um sich bei der Paarung an der Partnerin festzuhalten. Völlig nutzlos waren die Arme also keineswegs.

Eine andere späte Theropodenfamilie, die Abelisauriden, hatte sogar verhältnismäßig noch sehr viel kleinere Ärmchen als die Tyrannosauriden. Tyrannosaurus konnte sich immerhin noch an der Schnauze kratzen, ein Abelisaurus oder ein Carnotaurus aber nicht. Sie hatten ähnlich kräftige Schädel wie die Tyrannosauriden und waren ausdauernde Läufer, was ihnen bei der Jagd einen Vorteil verschaffte. Während die Tyrannosauriden in der späten Kreidezeit vor allem in Asien und Nordamerika die Spitze der Nahrungskette übernahmen, so eroberten die Abelisauriden etwa zeitgleich die Spitzennischen in Südamerika, Afrika und Indien. Der Trend zur Verkleinerung der Arme hatte sich am Ende der Kreidezeit also bei den Theropoden auf der ganzen Welt durchgesetzt.

Woher ich das weiß:Hobby – Die Beschäftigung mit der Urzeit ist seit Jahren mein Hobby.
akesipalisa  10.07.2017, 08:25

Es gibt ja auch die Hypothese, dass T. rex Aasfresser war. In diesem Fall hätten sich die kurzen Ärmchen mit den sehr scharfen Krallen und kräftigen Muskeln gut dazu geeignet, das tote Tier aufzureißen, um an die Innerein zu gelangen. Vielleicht hielt er größere Beutestücke auch im Maul und riss sie mit den Ärmchen auseinander.

Dass die kurzen Arme beim Aufstehen nach einem Sturz hilfreich waren, glaube ich eher nicht. Beim Aufstützen hilft der Bizeps ja nicht, da muss der Trizeps ran, und durch die Kürze der Arme würde sich das Gleichgewicht des gesamten Tieres beim Aufstützen kaum so weit verlagern, dass es sich erheben kann..

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MarkusPK  10.07.2017, 09:25
@akesipalisa

Beim Aufreißen der Beute brauchte Tyrannosaurus nicht die Hilfe seiner Krallen. Er konnte Fleischstücke mit seinem über dem Unterkiefer gelagerten Oberkiefer regelrecht herausstanzen, hatte genug Kraft, um Muskeln, Sehnen und sogar Knochen zu zermalmen und konnte bis zu 70kg auf einmal verschlingen. Fossiler Kot von Tyrannosauriern enthalten Knochensplitter - also hat ein Tyrannosaurus tatsächlich nicht nur seine Beute mit Haut und Haaren, sondern sogar mit Knochen verspeist.

Das Aufstehen lief wohl ungefähr so ab (das haben Berechnungen mit Computersimulationen und Statik-Programmen ergeben): Zuerst reckte der Rex seinen muskulösen Schwanz in die Höhe und verlagerte seinen Schwerpunkt nach vorn. Dann riss er seinen Schwanz mit einem Ruck nach unten, stützte sich mit den Armen (Trizepts, du hast Recht!) hoch und balancierte sich dann wieder aus, während er sich mit den Beinen hochdrückte. Ohne die Kraft seiner Arme wäre diese Methode nicht so effizient und hätte den Tyrannosaurus sehr viel mhr Kraft und Mühe gekostet, wenn es ihm überhaupt gelungen wäre.

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Die Echsen kamen aus dem Wasser.. wahrscheinlich nicht gleich gelaufen, sondern gekrochen.

Dann haben sie sich weiter entwickelt und konnten irgend wann stehen. Und irgend wann dann auch mit 2 Beinen, statt 4.

Wozu dann noch die Arme? Sie brauchten sie einfach nicht.

Askme88  19.04.2017, 23:15

Das ist Bullshit. Würde die Evolution so funktionieren, hätten wir heute auch keine Arme. Arme sind und waren schon immer nützlich. Wieso sie beim T-Rex so kümmerlich waren, weiss ich aber auch nicht...

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Kefflon  19.04.2017, 23:19
@Askme88

Die Evolution funktioniert (höchstwahrscheinlich) nach dem Prinzip des stärkeren.

Wer überlebt wird sich fortpflanzen. Einige Echsen haben sich dazu entschieden, besonders große Köpfe zu bekommen und damit auch Zähne(Als Waffe). Und weil größere Echsen besser überleben konnten, als kleinere, wurden die Viecher immer  größer und größer und irgend wann war es dann ein T-Rex. Problem nur: physikalische Grundsätze. Hätte der T-Rex große Arme, wäre er nach vorne übergekippt. Er hätte seinen Kopf nicht so groß und stark entwickeln können, weil er einfach zu schwer gewesen wäre. Deshalb Gewicht sparen und lieber kleine Arme, die nicht gebraucht werden, weil er den großen Kopf zum kämpfen hat.

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NEUGIER1998 
Fragesteller
 19.04.2017, 23:22
@Askme88

Deswegen sind sie ja so verkümmert, weil sie ja iwie über Generationen keinen Nutzen mehr erfüllten...

Deswegen haben wir auch kein Fell mehr, es ist 'verkümmert' weil wir es nicht mehr brauchen... Wir tragen Kleidung.

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Kefflon  19.04.2017, 23:23
@Askme88

Noch ein Gegenargument: Unser Steißbein. Weshalb ist es verkümmert? Affen (Menschen und Affen haben die selben Vorfahren) benutzen Schwänze zum klettern. Unsere sind aber verkümmert.

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NEUGIER1998 
Fragesteller
 19.04.2017, 23:24
@Kefflon

Dann hätte man die arme doch gleich weglassen können

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Kefflon  19.04.2017, 23:25
@NEUGIER1998

Nein, denn deren Vorfahren hatten schon welche. Diese Körperteile fallen nicht einfach ab. Es dauert Millionen Jahre sind so stark zu verändern.

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NEUGIER1998 
Fragesteller
 19.04.2017, 23:31
@Kefflon

Also hätten die noch ein wenig mehr Zeit gehabt wären die arme wahrscheinlich iwann weggewesen

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Er hat zwar kurze Arme (nennen wir es Mutation oder Gendefekt) aber er ist dennoch ein genialer Jäger gewesen, konnte trotz allem fressen und sich fortpflanzen. Das reicht der Natur. Wenn nicht wäre er halt einfach vorher ausgestorben.

Diese Mutationen geschehen andauernd zufällig und sind entweder praktisch oder hinderlich. Oder im Falle TRex: Vollkommen egal ;)

akesipalisa  10.07.2017, 08:36

Ob er Jäger war, ist unklar. Manche Forscher sehen in ihm einen Aasfresser.

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MarkusPK  10.07.2017, 09:35
@akesipalisa

So gut wie jeder Beutegreifer frisst auch Aas, denn Aas ist mühelos aufzulesen und erfordert keine vorherigen Jagdanstrengungen. Da der Tyrannosaurus einen hervorragenden Geruchsinn hatte (übrigens der zweitbeste aller lebenden und ausgestorbenen Tiere), konnte er Kadaver bereits aus mehreren Kilometern Entfernung wahrnehmen und aufstöbern.

Trotzdem gibt es nur wenige Tiere, die ganz und gar auf Aas spezialisiert sind. Tyrannosaurus scheidet dort ganz klar aus: Seine Kraft und sein Beißapparat waren dafür ausgelegt, große Beutetiere zu überwältigen. Er war eines der schwersten und kräftigsten Tiere seines Lebensraumes (Hell Creek-Lance-Fauna), nur Triceratops, Ankylosaurus und Edmontosaurus wurden genauso schwer und schwerer als er.

Am Knochenmaterial eines Edmontosaurus wurden schwere Bissverletzungen gefunden, die von einem Tyrannosaurus-Zahn gerissen wurden, jedoch war der Knochen bereits wieder zusammengewachsen und verheilt, als der Edmontosaurus dann irgendwann (aufgrund einer anderen Ursache) starb - er musste eine Tyrannosaurus-Attacke also überlebt haben, was voraussetzt, dass der Tyrannosaurus ihn also tatsächlich angegriffen, ihn eingeholt und schwer verletzt haben muss, bevor die Beute seinem Jäger dann durch eigenes Geschick oder vielleicht auch bloß durch Zufall entkommen konnte. Dieser Fund bestätigt, dass Tyrannosaurus eben kein reiner Aasfresser gewesen sein kann. Es wäre aufgrund seines Körperbaus aber wie gesagt auch sehr unwahrscheinlich, wenn er sich ausschließlich von Kadavern ernährt hätte. Tyrannosaurus war ein Jäger UND Aasfresser, wie es die meisten Beutegreifer sind.

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lukas1894  23.10.2019, 09:41
@MarkusPK

Woher weiss man das mit dem Geruchssinn? Bzw. wie wird so etwas erforscht?

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MarkusPK  23.10.2019, 11:00
@lukas1894

Erstens aufgrund der schieren Größe der Geruchsöffnungen, die bei kaum einem anderen Tier so groß waren wie bei Tyrannosaurus rex. Das einzige bekannte Tier aller Zeiten, das eine größere Nase hatte, ist der heute lebende Truthahngeier (Cathartes aura).

Zweitens hat man das Gehrin des Tyrannosaurus untersucht (durch Schädel-Scans, aber auch direkt am Fossil) und dabei festgestelt, dass das Riechzentrum sehr gut entwickelt war.

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Das ist durch die Evolution bedingt und liegt an den gegebenen Möglichkeiten und den bevorzugten vorteilsbringenden Verhaltensweisen.

Beim Rex war es wohl so, daß entweder sein großes Maul einen regen Gebrauch seiner Arme ziemlich überflüssig machte, oder daß er noch nicht weit genug entwickelt war, um mit seinen Armen viel anfangen zu können.

Trump hat ja auch sehr kleine Hände, aber eine große Klappe.

akesipalisa  10.07.2017, 08:33

Ich bin wahrlich kein Trump-Anhänger, aber Du bist auf die Journaille hereingefallen. Wenn den Journalisten nichts Sachliches einfällt, wird eben über Trumps kleine Hände oder die "Merkel-Raute" geschrieben.

Ich glaube auch, dass die Behauptung, Trump sei dumm oder von kindlichem Gemüt, nicht stimmen kann, denn wenn er so wäre, hätte er es nicht geschafft, sich nach mehrfachen Pleiten wieder zu einem Milliardenvermögen hochzuarbeiten. Deutschen Unternehmen gelingt das ja i. Allg. ncht.

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Dxmklvw  10.07.2017, 10:02
@akesipalisa

Man merkt's. Du läßt auf den Tyrannosaurus Rex nichts kommen.

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Diese Frage hatte ich mir auch gestellt. Ich denke die Vorderbeine entwickelten sich allmählich zurück, als dieser Saurier zusehens auf 2 Beinen liwef. Man vergleiche es mit dem Känguruh, das ja auch nur kleine zurückgebildete Vorderbeine hat. Wer nur noch hüpft bzw. springt oder bipedal unterwegs ist, dem würden kräftige Vorderbeine nur in der Fortbewegung hindern.


akesipalisa  10.07.2017, 08:34

Mal sehen, wann meine Arme kleiner werden, ich bin ja auch bipedal unterwegs 8-))

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