Warum fahren so oft Radfahrer ohne Licht?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich muss zugeben, als Kind war mir das auch ziemlich egal, meinen Eltern zum Glück aber nicht. Das Problem war aber auch, dass ich noch einen Dynamo hatte, der gefühlt jede Woche zwei Mal kaputt ging und dass es deutlich schwerer war zu treten. Außerdem waren elektronische Lichter zu dem Zeitpunkt nicht ausreichend (also nur als Zusatz. Nur mit dem Licht war das Fahrrad nicht verkehrssicher). Soweit ich weiß, hat sich das ja mittlerweile endlich geändert.

Seit ich aber Auto fahre sehe ich das mit dem Licht auch ganz anders. Es ist wirklich sau gefährlich und ich bin selbst immer wieder überrascht, wie manche Leute dann fahren, muss mir aber auch eingestehen, dass ich als Jugendlicher selbst nicht besser war.

Tagsüber finde ich das Licht ehrlich gesagt aber sehr unnötig.

Um deine Frage aber zu beantworten: Es ist sicherlich immer noch so, dass viele kein richtiges Licht haben. Am besten ist natürlich ein fest installiertes Licht mit Nabendynamo, der nichts erschwert. Das hat aber auch noch lange nicht jedes Fahrrad. Elektronische Lichter haben oft leere Batterien, verrutschen, kosten immer mal wieder Geld... Wem die Sicherheit da nicht wichtig ist, der ignoriert das schnell.

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Und natürlich ist das Problem: Keine Sau kontrolliert es. Wie oft sehe ich vor allem im Winter Autos mit defektem Licht, wo das eig. noch viel gefährlicher ist. Egal ob Abblendlicht, Bremslicht, Blinker... Ich hab eig. noch nie gesehen, dass die Polizei dagegen mal was macht. Weder in real-Life, noch in den etlichen Dokus, die ich bereits hoch- und runter geschaut habe. Dafür wurde ich in 2 Jahren schon 3 mal von der Polizei angehalten. Einmal, weil ich vom Oktoberfest kam und ein ortsfremdes Kennzeichen habe - absolut verständlich. Einmal einfach random und einmal völlig lächerlich vor der Haustür, wo ich einen Parkplatz suchte. Aber bei defektem Licht fährt die Polizei jedes Mal einfach weiter, interessiert sie absolut gar nicht.

Na was glaubst du, wie sehr die Polizei sich dann um die Fahrradfahrer ohne Licht kümmert? Ganz davon abgesehen drohen Strafen, die mich nicht einmal als Jugendlicher in irgendeiner Weise interessiert hätten. Für sowas gibt es die Fahrrad-Cops wie in Köln, aber die gibt es halt eigentlich nur in Millionenmetropolen. Ich wohne im größten Ballungsgebiet Deutschlands und haben vielleicht dreimal in meinem Leben Fahrrad-Cops gesehen. Sprich: Die gibt es quasi nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Lukas10363 
Fragesteller
 17.04.2020, 23:58

Danke dir die lange Antwort.

Das galube ich nämlich auch. Sehr gefährlich und riskant. Damit gefährdet man sich nicht nur selber, sondern auch andere.

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TechnikSpezi  18.04.2020, 00:03
@Lukas10363

Definitiv. Aber das ist vor allem denen nicht bewusst, die noch nie auf einem motorisierten Fahrzeug saßen. Wie gesagt, war bei mir damals auch nicht besser. Währenddessen oft auf der falschen Seite gefahren usw... Ich weiß als Vielfahrer sehr gut, dass ich definitiv nicht beim Abbiegen immer in beide Richtungen schaue. Und ich weiß auch, wie ich als Kind ständig kein rechts vor links beachtet habe, sondern einfach einen Bogen machte. Deswegen schaue ich hingegen in den Straßen im Wohngebiet schon meist richtig und in beide Richtungen, weil ich genau weiß, dass wenn ich damals dort her gefahren bin, ich ein großes Risiko war.

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Lukas10363 
Fragesteller
 18.04.2020, 00:13
@TechnikSpezi

Mal schauen. Werde wohl nächstes Jahr den Führerschein anfangen. Mir fällt es aber schon als Beifahrer auf. Bin selber aber noch nie Fahrrad gefahren, darum auch die Frage

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TechnikSpezi  19.04.2020, 12:06
@Lukas10363

Du wirst da sicherlich auch noch die ein oder andere Erfahrung machen. Hatte auch schon Leute, die Nachts um 1 auf einer unbeleuchteten Landstraße wo 70 sind (und eig jeder schneller fährt) einfach am Rand der Straße gelaufen sind. Da fällt einem manchmal echt nichts mehr ein.

Vielen Dank für den Stern :)

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Die meisten, die nachts ohne Licht unterwegs sind, tun das, weil sie eben kein funktionierendes Licht haben aber trotzdem nicht schieben wollen. Wenn sie Licht hätten, würden sie es auch benutzen.

Und dass sie kein Licht haben, hat Gründe

  • die herkömmlichen Lichtanlagen mit Seitenläuferdynamo und Glühbirnchen sind äußerst störanfallig, schon immer gewesen. Der Dynamo ist nur mit einer Schraube befestigt. Einer kleiner Stoß und er sitzt nicht mehr richtig. Die Kabel laufen offen und können so leicht abgerissen werden. Die Kontakte liegen offen und sind der Korrosion ausgesetzt. Bei Nässe greift das Rädchen am Dynamo nicht mehr. Die Birnchen brennen schnell durch, wenn der Dynamo ausnahmsweise gut Strom liefert. Fazit: Die Chance, dass so ein Licht funktioniert, wenn man es braucht, ist sehr gering.
  • Anstecklichter sind heute richtig leistungsfähig. Dank LEDs leuchten sie stark und die Batterien halten lange. Doch wo sind sie, wenn man sie braucht? Zu Hause vergessen, verloren, verschlampt, geklaut, die Batterien rausgeholt für ein anderes Gerät. Wie beim Seitenläufer muss man schon tagsüber dran denken, dass man eventuell abends im Dunkeln unterwegs ist und sich kümmern, sonst wird das nichts.
  • Die beste performance bieten fest angebaute Lichtanlagen mit Nabendynamo und LED-Licht. Nässe, durchbrennende Leuchtmittel und falsch sitzende Dynamos gibt es nicht mehr. Doch hier spielt der Preis eine wichtige Rolle. Ein älteres Rad damit nachzurüsten kostet 100 Euro unten weg. Der zweite Punkt ist die angeblich mangelnde Sportlichkeit. Besonders junge Leute fahren gern Sporträder, Mountainbikes, Rennräder usw., und die kommen von vornherein ganz ohne Licht.

Dazu kommt, dass es eben geht. Unsere Städte sind durchgehend beleuchtet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung mit Fahrrädern.
Lukas10363 
Fragesteller
 18.04.2020, 10:03

Stimme dir bei allem zu. Aber der letzte Satz ist, mMn, fatal. Man sieht als Radfahrer vielleicht etwas, aber gesehen wird man auf gar keinen Fall

Schaue hier https://youtu.be/ezqCD_cTssU

Minute 9:36 bis 9:49

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RedPanther  18.04.2020, 10:50
@Lukas10363

Hm, in dem Video finde ich den Radfahrer eigentlich ganz gut zu erkennen... Da hat auch der Autofahrer ziemlich gepennt.

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Das wird in den meisten Fällen einfach Gedankenlosigkeit sein. Die Leute denken nicht darüber nach, dass sie jemand übersehen und plattwalzen kann. Und von denen, die man auf diese Möglichkeit hinweist, sind erschreckend viele so dämlich, zu glauben dass ihnen sowas nicht passiert.

und wie ihr das findet.

Ich bin erstaunt, dass so wenig passiert. Ansonsten bin ich in solchen Fragen ziemlich darwinistisch veranlagt: Wer sich nicht um seine Sicherheit kümmert, hat tendenziell eine kürzere Lebenserwartung. Es ist in meinen Augen auch jedermanns Recht, sich durch Dummheit versehentlich zu suizidieren.

Habe mal gelesen, das man 50% der Unfälle am Tag mit Radfahrern vermeiden könnte, wenn jeder Radfahrer mit Licht fahren würde.

Ich bin nicht nur Hobbyradsportler, sondern auch Rettungsdienstler. In meiner Beobachtung lag das Problem bei den meisten Verkehrsunfällen mit Radfahrern nicht daran, dass sie übersehen wurden. Sondern an falschen Reaktionen auf beiden Seiten (es gibt einem schon zu Denken, wenn die Autofahrerin einem dann erzählt "ja, ich habe ihn gesehen. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass der so viel langsamer ist als ich. Und dann habe ich wohl die Pedale verwechselt"...).

Dazu fahren zumindest hier in der Region die Radfahrer eigentlich nur dann auf der Straße, wenn sie es nicht vermeiden können. Als Verkehrsmittel wird das Fahrrad wegen der Entfernungen und der Topographie kaum genutzt, und die meisten Sportler fahren lieber schöne Wege als Straßen.

Demnach würde ich diese 50% gefühlsmäßig als viel zu hoch ansehen. Ich weiß aber nicht, wie es mit den Radfahrerunfällen in Städten aussieht.

Ich denke, dass das Licht bei vielen einfach kaputt ist und denen das zu bequem ist es zu reparieren. Dann gibt es wohl welche die ihre "Stecklichter" vergessen haben oder Akku leer ist und sowas. Also wenn jemand Licht hat, was funktionsfähig ist, der würde es sicherlich auch Nachts einschalten.

Lukas10363 
Fragesteller
 17.04.2020, 23:47

Vielen Dank für deine Antwort. Kann ich mir auch vorstellen, aber ist die eigene Gesundheit einem nicht wichtig genug?

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Cclass  17.04.2020, 23:48
@Lukas10363

Gerne. Wahrscheinlich nicht - Leben am Limit, haha. Ich denke, dass viele einfach denken: Ach, Auto hat Licht, wenn der Licht hat: Dann reicht's, der muss mich dann ja wohl sehen können.

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Ich hab an meinem Mtb kein Licht weil es im Gelände genutzt wird und da nichts unnötiges was dran verloren hat. Deshalb kann ich aber auch kein Licht auf der Strasse dran haben wenn ich vom Trail wieder heim fahr.

Woher ich das weiß:Hobby – Technikbegeistert
Lukas10363 
Fragesteller
 18.04.2020, 09:59

Okay, fährst aber auch nur tagsüber, oder? Solange du damit nicht auf die Straße fährst, ist doch alles gut

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NielsD  18.04.2020, 11:44
@Lukas10363

Naja kommt schon mal vor das ich in den Abend rein komm aber ich fahr meistens nur auf Nebenstrassen und halt Waldwegen

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FischersFratze  26.07.2022, 23:42
@NielsD

Ich weiß, die frage ist schon älter.... aber ich habe gerade meine akkuleuchten auf die wage gelegt... zusammen 53g... für 15 euro... ist das wirklich zu viel?

Lass den schwachsinn mit: "da hat nichts unnötiges was dran verloren"...

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