War dein Opa ein Nazi?

Das Ergebnis basiert auf 38 Abstimmungen

nein, etwas anderes 24%
etwas anderes 24%
Ja, ein überzeugter nazi 21%
vielleicht 13%
Ja, aber ein mittläufer 11%
habe gar kein deutschen opa 5%
nein,mein opa war im wiederstand 3%

26 Antworten

Ja, ein überzeugter nazi

Von meinen vier Großeltern waren drei während der NS-Zeit noch Kinder / Jugendliche. Sie wuchsen in den Strukturen auf, aber ich würde da nicht von "überzeugten Nazis" in dem Sinne sprechen.

Der eine Opa, der 10 Jahre älter als die anderen drei war, war hingegen Schüler und Student in dieser Zeit und dann auch als Soldat im Zweiten Weltkrieg dabei. Er war - damals - durchaus überzeugt von dem, was ihm dort in Schule, Studium und Militär eingetrichtert wurde, ja. Und auch nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft ein paar Jahre nach Kriegsende wollte er das mit den Konzentrationslagern und der Massenvernichtung nicht glauben. Also, er wusste, dass es solche Lager gab und dass Menschen dorthin gebracht wurden. Aber er hat halt - vielleicht auch aus Selbstschutz? - gerne an die Lügen und Propaganda geglaubt, dass das ja schon irgendwie alles Verbrecher sind und man "die anderen" ja sicherlich gut behandelt (man denke mal an den Propagandafilm über Theresienstadt...).

Das änderte sich erst, als er dann mit meiner Oma zusammen im Urlaub eine Gedenkstätte eines solchen ehemaligen KZs besuchte. Und es war für ihn ein Moment, in dem sein bisheriges Weltbild (und letztendlich auch er selbst) zusammenbrach. Denn natürlich fand er es absolut furchtbar, was dort getan wurde, als er den Beweis vor Augen hatte, dass das alles eben doch stimmt!

Er war also während der Zeit überzeugt, Soldat und, ja, somit auch ein Täter. Aber nach der Erkenntnis, was wirklich passiert und woran er somit auch selbst mitgewirkt hat, kam bei ihm echt die Einsicht und das radikale Umdenken. Ich (geboren 1984) habe meinen Opa also nur als ganz klaren Gegner aller faschistischen Ideen und mit massiver Ablehnung des NS-Regimes, aber durchaus auch mit dem Eingeständnis seines Anteils und seiner Schuld daran, kennengelernt.

Bei der Generation der Urgroßeltern weiß ich nicht sonderlich viel, vermute aber, dass da auch einiges an Unterstützung vorhanden war. Das zu recherchieren, ist ein geplantes Projekt von mir, was ich aber wahrscheinlich erst angehen werde, wenn die noch vorhandenen Großeltern verstorben sind, da ich hier den Eindruck habe, dass DAS bei ihnen echte Wunden aufreißen würde (was mich umso mehr in der Vermutung bestärkt, dass dort noch "irgendwas" lauert...).

etwas anderes

Ich kann das nicht genau sagen, am Ende war es sein eigener Kopf, da kann ich ja nicht reinschauen. Was ich aber sagen kann, weil er es mir erzählt hat, ist, dass er damals ebenso für den totalen Krieg war und auch Mitläufer war der Nazis. Ich erinnere mich noch wie damals als er mir erzählt hatte wie alle vor Freude ausgerastet sind als gefragt wurde „Wollt ihr den totalen Krieg?“

Doch er hat mir immer gesagt dass er damals überhaupt nicht wusste welches Ausmaß das hatte. Er wurde manipuliert und fand es gut, doch er hat schnell gemerkt dass das was er da toll fand alles andere als toll war. Spätestens als seine Freunde neben ihm auf dem Schlachtfeld erschossen wurden hat er gemerkt welche Auswirkungen dieser Krieg hat. Er ist dann später auch geflüchtet und hat nach einer langen Reise seine Familie wiedergefunden. Er hat mir erzählt von ewig langen Reisen und vom Überqueren der Elbe. Dort hat er gerade so das andere Ufer erreichen können (er musste schwimmen) und wurde von der anderen Seite beschossen. Der Krieg hat bei ihm tiefe Narben hinterlassen. Man kann sich gar nicht vorstellen was er da erlebt haben muss.

Ich weiß aber dass er auf den Krieg nicht stolz war und zurückblickend alles bereut hat was er tat.

Ich erinnere mich gern zurück an ihn. Er hat immer viel erzählt vom Krieg. Er war ein toller Mensch.

Woher ich das weiß:Hobby – Politisch links eingestellt
nein, etwas anderes

Weder Uropas noch Opas haben aktiv im Krieg gekämpft. Einer der Uropas war sogar in den Kreuzkampf verwickelt und wurde von den Nazis festgenommen. Glücklicherweise aber nicht dauerhaft. Beide Uropas waren zudem knapp zu alt, um Kriegsdienst zu leisten, der eine Opa knapp zu jung und der andere Opa war tatsächlich Fahnenflüchtiger. Gewählt wurde die NSDAP in beiden Familien nicht.

vielleicht

Ich habe mit meinen Großvater nie darüber geredet, was sie im 2ten WK gemacht haben. Mein einer Großvater verstarb als ich noch sehr jung war, er bekam einen Granatsplitter in den Rücken, also war er zumindest beteiligt bei der Wehrmacht.

Meiner Urgroßmutter wurde ein Gutshof von den Herren beschlagnahmt, da dieser Platz als Stützpunkt gedient hat.

Vielmehr Informationen habe ich aus direkten Kriegszeiten nicht.

nein, etwas anderes

Hier geht es wohl eher um meinen Vater. Der heuerte nach dem Krieg auf einem Handelsschiff als Matrose an. Während des Krieges wurde diese der Handelsmarine unterstellt. Allen Mitgliedern der Seekräfte war es schon recht bald verboten die Waffengattung zu wechseln. So musste er auf dem Schiff, das plotzlich ein Blockadebrecher war bleiben ob er wollte oder nicht.

Den kompletten Krieg hat er auf See und im Ausland verbracht. Im Januar 1944 ging das Schiff unter und er verbrachte den Rest des Krieges in Gefangenschaft.

So kam es, dass er dekoriert aus dem Krieg heimkehrte, ohne einen Schuß abgegeben zu haben oder in einer reinen Naziorganisation gewesen zu sein. Bis auf ein paar Heimatbesuche, war er nur im Ausland gewesen.

Meine Mutter war damals erst Schülerin, im Pflichtjahr Haushaltshilfe in einer großen Familie und später dann Auszubildende im Büro einer Fabrik. Es kam immer gerade so hin, dass die Mitgliedersammlungen immer stattfanden, kurz nach dem sie ging, oder bevor sie kam. So war sie auch in keiner Naziorganisation.