Vorbereitung auf Ausflug ins KZ Buchenwald?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich weiß nicht, wie es in Buchenwald aussieht, ich war "nur" in Bergen Belsen bei Celle und in Auschwitz. Bergen Belsen hat mich nicht so berührt, da doch sehr vieles abgerissen und unter Grashügeln verschwunden war.

Mit Auschwitz war das anders. Ich wusste sehr viel vorher schon über diese Zeit, da meine Eltern mich immer ermutigt hatten, mich viel über diese Zeit zu informieren, und Schindlers Liste hatte seinen Beitrag auch geleistet. Wir, vier Freunde, darunter zwei Polen, fuhren von Krakow mit dem Auto hin, Immer an der Bahn entlang, wo damals sicher auch die Transporte lang fuhren. Das hatte mich schon mal bedrückt. Aus Zeitmangel waren wir nur im Hauptlager, also nicht in Birkenau. Zuerst fand ich das Hauptlager relativ "harmlos", es waren halt feste Gebäude, keine Baracken. Wir hatten uns einen privaten Guide - ich sage jetzt absichtlich nicht "Führer" - geleistet, der uns herumführte und uns alles erklärte

Ich fand es sehr schwer auszuhalten, denn er erklärte sehr plastisch, Ich wusste das zwar vorher schon, aber es selbst zu sehen, ist dann doch etwas anderes. Aber natürlich Lichtjahre entfernt von dem wirklichen Grauen.
Am Schluss versammelten wir uns auf dem Versammlungs"platz", der aber eher eine Straße war als ein Platz. Es war November und nasskalt, ich selbst hatte ganz leichtes Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, als ich da so auf dieser Straße stand und fror, dem Guide zuhörte, hatte ich von 100% immerhin vielleicht 0,001 % Ahnung bekommen, was die Menschen dort durchmachen mussten.

Wir fuhren dann nach Krakau zurück, die Autofahrt dauerte etwa 50 Minuten und niemand von uns sprach ein einziges Wort. Es war 17 Uhr, als wir in Krakau ankamen und ins Hotel gingen, um uns für das Abendessen frisch zu machen. Wir gingen in ein koscheres Restaurant im ehemaligen jüdischen Viertel und langsam kamen die Lebensgeister zurück. Sprich; wir besoffen uns.

Mein Rat auf dich; lass es auf dich wirken und lass die Emotionen zu, Lass es einfach fließen, . In Auschwitz ging das nicht, Auschwitz ist einfach zu groß, wir waren eher betäubt als entsetzt oder traurig. Am nöchsten Tag besuchten wir eine Synagoge und besahen uns die Fotos von Gemeindemitgliedern, die alle ermordet worden waren. Die Fotos stammten noch aus glücklicheren Zeiten und zeigten junge Leute, die feierten, tanzten, schwammen, picknickten, Da habe ich geheult wie ein Schlosshund.

Karoline1074 
Fragesteller
 28.10.2023, 13:35

Danke, dass du das alles erzählst! War mega hilfreich! Aber was ist das für eine Liste? Sagt mir überhaupt nix...

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Aylamanolo  28.10.2023, 13:37
@Karoline1074

Guck dir Schindlers Liste an. Schindler gelang es 1200 Juden vor dem sicheren Tod zu retten. Die Namen der Juden, die er retten konnte, standen auf der Liste. Sein Assistent Yizak Stern sagte ihm dann mal: -diese Liste bedeutet das Leben.

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Das haben sie mit uns auch gemacht, hier in der Stadt gibt es auch eine geschichtliche Stätte. Aber ganz ehrlich, an deiner Stelle, ich wäre krank an dem Tag. Weil das bringt dir nix und hinterher haste ein leichtes Trauma, für irgendwas, was vor bald 90 Jahren passiert ist, dafür kannst du ja nix.

Edit: 9.11 ist aber auch ein interessantes Datum, für so einen Ausflug.

18Chris98  28.10.2023, 13:13

Ja, stimmt. Ein Trauma hatten wir nachdem wir gezwungen wurden Schindlers Liste anzusehen. 😂 Danach waren manche aus meiner Klasse ganz komisch. Das hat jeder auf seine Weise verarbeitet.

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Workman  28.10.2023, 13:15
@18Chris98

Ja, den haben wir damals auch geguckt. Da wurde noch der Fernseher mit Videorecorder auf so einem Wagen ins Klassenzimmer gerollt.

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18Chris98  28.10.2023, 13:16
@Workman

Ja, so war es damals auch bei uns. Manche haben gelacht und manche geweint. Danach waren manche aber echt komisch und der Film hat sie verändert.

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TsukiWriter  28.10.2023, 13:16

Ein Trauma davon, einen historisch relevanten Ort zu besuchen?

Man kann auch übertreiben. Manche haben echte Traumata, weißt du?

Da muss man auch nicht krank sein, es geht um die Bildung, nicht darum, einem ein schlechtes Gewissen einzuprügeln.

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18Chris98  28.10.2023, 13:19
@TsukiWriter

Das ist nicht irgendein historischer Ort, sondern der Dreh und Angelpunkt der Weltgeschichte und davon kann man sehr wohl traumatisiert sein. Wer bist du dir das zu erlauben das anderen abzusprechen? Unverschämtheit. In meiner Klasse haben manche geweint und waren danach nicht mehr sie selbst, nachdem wir Schindlers Liste und der Junge im Pyjama geschaut hatten.

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TsukiWriter  28.10.2023, 13:23
@18Chris98

Hier geht es nicht um Filme, es geht um eine Besichtigung eines ehemaligen KZs. Das ist was völlig anderes. Dort siehst du keinen Horror visuell dargestellt, du erfährst halt durch Erzählung, wie es dort ablief.

Und mal zu weinen, wenn einen was mitnimmt, hat nichts mit einem Trauma zu tun. Anteilnahme ist nichts Schlechtes.

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Workman  28.10.2023, 13:23
@TsukiWriter

Wenns um historische Relevanz geht, dann könnte man Schloss Neuschwanstein besuchen, das ist wenigstens hübsch.

Manche haben echte Traumata? Erzähl mir was neues.

Ich glaube das mit der Bildung wird sich auch überschaubar gestalten. Du hast ja im TV jede Woche mehrere Dokus über den WW2, man kennt diese Sachen ja inzwischen in und auswendig. Irgendwann muss man die Vergangenheit auch mal ruhen lassen, ohne irgendwas schön zu reden.

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TsukiWriter  28.10.2023, 13:26
@Workman

Und die guckst du alle, ja? 😂

Die Schule hat einen Bildungsauftrag. Sie hat sicherzustellen, dass Schüler die relevanten historischen Ereignisse kennen. Und ein paar Dokus im Fernsehen stellen das NICHT sicher. Es ist eben einfach Teil des Geschichtsunterrichts und somit ist daran teilzunehmen.

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verreisterNutzer  28.10.2023, 13:26
@Workman
Irgendwann muss man die Vergangenheit auch mal ruhen lassen, ohne irgendwas schön zu reden.

Diese Vergangenheit darf man eben nicht "ruhen lassen". Wenn man das tut, dann untersützt man gerade bei Jugendlichen Antisemitismus, wie es gerade jetzt der Fall ist. Schon deshalb müssen wir/sie ganz genau hinschauen!

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verreisterNutzer  28.10.2023, 13:27
@18Chris98

Google doch bitte den Terminus "Trauma", bevor du darüber herumschwadronierst, ohne ihn zu verstehen!!!!

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TsukiWriter  28.10.2023, 13:28
@18Chris98

Und noch was:

Du beschwerst dich, dass so ein Besuch traumatisch sein kann, erzählst aber eine Zeile darunter, dass es deiner Klasse damals kein bisschen naheging.

Sicher.

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18Chris98  28.10.2023, 13:31
@TsukiWriter

Ja, das war eine andere Klasse mit der ich in der 10. in Berlin war. Die waren bisschen älter.

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Workman  28.10.2023, 13:35
@verreisterNutzer

Nicht das mich dort mit einreihen will. Aber dann wäre es besser Bücher zu lesen. Weil, was nützt es sich da die Reste von dem Lager anzugucken. Wenn dann müsste man sich mit der ganzen Entwicklung auseinander setzten, wie das überhaupt so weit kommen konnte und was was damals wirklich passiert. Weil, wenn die Lager erstmal da sind, ist es zu spät. Wenn man das verhindern will, wäre es sinnvoll sich mit der Vorgeschichte auseinander zu setzten und mit der Psychologie dahinter. Man kann auch einfach das Buch mein Kampf lesen, dann würde man einiges schon besser verstehen.

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verreisterNutzer  28.10.2023, 13:39
@Workman

Natürlich gehört das alles dazu, was du geschrieben hast. Aber das ist Theorie. Ein KZ ist die Praxis. Wenn man die Praxis vor Augen sieht, hat das einen viel nachhaltigeren und macht einen viel tieferen Eindruck auf die Menschen (Erwachsene UND Jugendliche) und man neigt viel mehr dazu, diese brutale Gewalt, Antisemitismus usw. mit tiefster Überzeugung abzulehnen. Es ist deshalb immens wichtig für Jugendliche, sich nicht nur theoretsich geschichtlich zu bilden, sondern eben auch ganz praktisch.

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Workman  28.10.2023, 13:42
@verreisterNutzer

Also doch Traumata. Machen die Amerikaner mit ihren Schulklassen auch Ausflüge nach Guantanamo?

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verreisterNutzer  28.10.2023, 13:46
@Workman

Nachhaltige und tiefe Eindrücke sind kein noch lange kein Trauma! Was hat Guantanamo damit zu tun? Ob Ausflüge dort hin gemacht werden, entscheidet das amerikanische Bildungssystem. KZs und Guantanamo sind nicht vergleichbar.

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verreisterNutzer  28.10.2023, 13:21
Weil das bringt dir nix und hinterher haste ein leichtes Trauma, für irgendwas, was vor bald 90 Jahren passiert ist, dafür kannst du ja nix.

Doch! Es bringt sogar sehr viel, aber kein Trauma! Es ist wichtig, dass wir uns unserer Geschichte stellen und nicht wegsehen. Genau das ist es, was gerade jetzt wieder zu Antisemitismus führt! Es geht nicht darum, ob der Fragesteller etwas dafür kann. Es geht darum, dass unschuldige Menschen grausamst ermordet und gefoltert wurden und dass es nie wieder geschehen darf!

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Karoline1074 
Fragesteller
 28.10.2023, 13:29

Ich finde den Kommentar etwas unangebracht aber trotzdem verständlich. Die Ausflug ist Freiwillig und ich hab mich dazu bereit erklärt, da ich ein kleiner Geschichtsnerd bin.

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Aylamanolo  28.10.2023, 13:31

wie kann man nur so feige sein.

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Aylamanolo  28.10.2023, 13:38

wie kann man nur so feige sein.

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Ich war damals mit meiner Klasse in Berlin in der Holocaust Ausstellung. Ist halt ein Ausflug. Meiner Klasse ist das damals nicht nah gegangen.

Ich war mit der Schule auch in zwei KZs. Wichtig ist einfach nur, dass man sich respektvoll verhält. Kein lautes Reden/Schreien, keine albernen Spiele oder Witzereißen.

Normal unterhalten dürft ihr euch und auch mal ein wenig lachen (halt nicht über das KZ oder das Erzählte dort, aber ihr müsst auch nicht durchgehend niedergeschlagen dort durchgehen). Wenn euch jemand was erzählt, hört einfach respektvoll zu und nehmt es ernst. Angst brauchst du aber keine zu haben vor diesem Besuch.

Besuche in Konzentrationslagern sind in der Tat immer sehr traurig, äußerst bedrückend und gehen verständlicherweise jedem emotional sehr nahe. Es ist abscheulich und kaum vorstellbar, zu welchen brutalen Gräueltaten und Grausamkeiten Menschen fähig sind.

Ich würde dir empfehlen, dir schon vorab viele Informationen über das KZ im Internet zu suchen, damit du optimal vorbereitet bist. Je mehr du weißt, desto besser verstehst du alles und kannst alles noch besser einordnen, als wenn du gar keine Ahnung hast. Angemessene Kleidung ist schon eine sehr gute Idee von dir. Ein KZ ist ein stiller und ruhiger Ort. Achte darauf, dass deine Mitschüler nicht laut sind, sondern sich leise unterhalten. Lautes Lachen, Herumtoben usw. verbieten sich, aber all das vergeht einem sowieso, wenn man das Leid und den Kummer in Bildern und in persönlichen Lebensgeschichten dargestellt bekommt. Du bist nicht alleine. Ihr Schüler werdet euch gegenseitig trösten.

Es ist wichtig, dass wir uns/ihr euch mit der Geschichte auseinandersetzt, damit sich ein Holocaust niemals wiederholen kann. Denke immer daran, wie gering deine emotionale Belastung im Vergleich zur emotionalen Belastung der ermordeten Juden ist. Dann kannst du alles etwas besser ertragen.

Karoline1074 
Fragesteller
 28.10.2023, 13:32

Da hast du definitiv recht. Vorbereitet im Sinne des Wissens sind wir ganz gut würd ich sagen. Machen das Thema jedes Schuljahr in unterschiedlichen Fächern und beschäftige mich auch privat viel mit dem Thema.

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