Trockenfutter von Wilderness?

1 Antwort

Unsere Hauskatzen stammen von der Falbkatze ab - eine Katzenart, die in Wüstengebieten vorkommt. Auch wenn unsere Hauskatzen im Gegensatz zu Falbkatzen domestizierte Haustiere sind - in Sachen Ernährung hat die Domestizierung bei ihnen nicht wirklich etwas verändert, da genau die ja der Grund war, weshalb sich Katzen dem Menschen angeschlossen haben und der Mensch das gern zugelassen hat, als natürliche Schädlingsbekämpfer ;).

Als ehemalige Wüstenbewohner sind unsere Hauskatzen somit auf eine Ernährung "optimiert", bei der sie ihren Flüssigkeitsbedarf nahezu ausschließlich über die ganzen Beutetiere, die sie natürlicherweise fressen, decken. Was auch kein Problem darstellt, da so ein Beutetier ja zu gut 3/4 aus Wasser besteht. Deshalb haben sie auch erst dann ein echtes Durstgefühl, wenn sie schon ziemlich stark dehydriert sind und Trinken ist bei ihnen jetzt auch nicht übliches "Alltagsprogramm".

Zudem sind Katzen auch noch ziemlich ineffiziente Trinker. Mit so einem "Schlapps" am Napf nehmen sie gerade mal 0,1ml Wasser auf.

Ebenfalls können Katzen ihren Urin stark konzentrieren, um Wasser zu sparen - auch so eine Anpassung als Wüstentier. Genau das kann aber auch gesundheitliche Probleme auslösen wie zum Beispiel Harnwegserkrankungen. Das ist also eher eine Art "Notprogramm", in dem die Katzen nicht dauerhaft "laufen" sollten :).

Nassfutter enthält genau wie Beutetiere auch um die 3/4 Wasser, Trockenfutter hingegen nur so um die 10-15%. Nehmen wir mal an, du gibst ihnen 10g, also ungefähr 1/4 der empfohlenen Tagesration, davon. Dann müssen sie dafür um die 60ml Wasser trinken, um diese fehlende Feuchtigkeit auszugleichen. Und für 60ml Wasser müssten sie ganze 600 mal (!!!) am Napf schlabbern! Und das eben nur für 1/4 der Tagesration...

Die 35g, die du aktuell gibst, entsprechen hingegen schon fast der kompletten Tagesration. Hier lauert deshalb noch ein weiteres potentielles Problem von Trockenfutter: Übergewicht! Das fehlende Wasser ist ja auch fehlendes Volumen, wodurch Trockenfutter auch nicht so gut den Magen füllt und somit auch nicht so gut sättigt bzw. die aufgenommene Menge bis zur Magenfüllung und Sättigung mit einer enormen Energiedichte einhergeht. Massiv befeuert wird das dann noch, wenn Trockenfutter in unbegrenzter Menge zur freien Verfügung bereitsteht und die Katzen als reine Wohnungskatzen und tagsüber allein zu Haus vielleicht oben drauf auch noch Langeweile haben...

Wofür man Trockenfutter vielleicht gerade so noch verwenden kann, sind Bewegungs- und Beschäftigungsangebote, in Form kleiner Mengen, die dann intensiv erarbeitet werden müssen. Aber selbst da wäre mein Rat eher der, auf gefriergetrocknete Leckerlis zu setzen. Die sind quasi rohes Fleisch, Fisch und Co., was einfach nur gefriergetrocknet wurde (meine gehen zum Beispiel komplett scharf auf gefriergetrocknete Riesengarnelen, die beiden Feinschmeckerinnen ;)). Also sehr natürlich und dennoch gut für genau diese Bereiche verwendbar, wo ja Nassfutter oder auch Rohfleisch schnell zum echten Hygieneproblem werden würden ;).

Für Fütterungen in Abwesenheit ist übrigens ein Futterautomat der Gamechanger und Helfer. Die gibt's für Nassfutter auch mit Kühlpacks und inzwischen sogar aktiver Kühlung, mit und ohne App-Steuerung, mit bis zu sechs Portionsschälchen. Da Katzen "Häppchenfresser" sind und somit ihr Futter auf möglichst viele, ungefähr tischtennisballgroße Portionen über den Tag verteilt bekommen sollte, sind solche Automaten eine echt gute Investition für berufstätige Katzenhalter :).

Gerne wird auch behauptet, dass Trockenfutter irgendwie gut für die Zahnhygiene sei. Das ist aber ziemlicher Quatsch. Einige Katzen schlucken die Bröckchen einfach im Ganzen hinter, andere knacken sie kurz mit den Zahnspitzen. Und selbst wenn eine Katze das Zeug echt intensiv kauen sollte, dann wird es im Mäulchen nur zu einem klebrigen Brei - und hat somit keinerlei positive Wirkung auf die Zähne, eher im Gegenteil.

Gut für die Zahnreinigung ist hingegen Rohfleisch! 20% der Futtermenge, also so grob um die 200g pro WOCHE, kannst du bedenkenlos ohne irgendwelche Supplemente oder so roh füttern. Hierfür bieten sich zum Beispiel Hühner- und Rinderherz an, da beide zudem auch noch sehr taurinhaltig sind, was für Katzen ebenfalls wichtig ist.

Und was du in dieser Hinsicht und auch auf gewisse Weise als Beschäftigungssnack ausprobieren kannst: getrocknete Kaninchenohren! Ja, ich als Vegetarierin finde die auch wirklich extremst grenzwertig ;). Aber meine Mädels lieben die Dinger! Die werden erst im Mäulchen knurrend durch die Wohnung geschleppt, dann herumgeschubst und "gefangen", um dann schlussendlich mit Freude verputzt zu werden ;).


Jami1802 
Beitragsersteller
 27.06.2025, 12:05

Vielen Dank für die ausführliche Antwort :) alles klar also lasse ich in Zukunft das Trockenfutter komplett weg. Die Tüte die ich noch da habe würde ich mich bis sie leer ist verfüttern, weil ich die ungerne wegschmeißen würde und dann Stelle ich ganz auf Nassfutter um. Wieso wird Trockenfutter für Katzen überhaupt hergestellt wenn das so so schlecht ist, ich dachte echt ich tue denen damit was gutes :(

Kaninchenohren kriegen die beiden auch von mir die lieben die Dinger hahaha

Vielen Dank nochmal 😊

HappyMe1984  27.06.2025, 12:10
@Jami1802

Nutz die Tüte doch für schöne Bewegungs- und Beschäftigungsangebote! Das geht auch total simpel - Pappkarton, Papierkugeln rein, bisschen Trockenfutter dazwischen streuen und die Nasen machen lassen ;). Oder auch auf einem Geschirrhandtuch breit verstreuen und dann das Tuch einfach nur einrollen. Oder in einem "Schnüffelteppich". Oder Snackballs. Oder, jetzt im Sommer, Wasser in eine flache Auflaufform geben, dort Plastikdeckel verschiedenster Gefäße reinlegen und in diese Deckel jeweils 1, 2 Bröckchen vom Trockenfutter packen - da Katzen ihren Wärmeaustausch primär über die Pfötchen machen, ist das eine tolle Option, ihnen ein bisschen Kühlung und eben auch Beschäftigung zu verpassen :).