Steht die Muttergottes Maria über alle Engel?

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In der christlichen Theologie ist Maria, die Mutter Jesu, eine der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Gestalten – gerade, wenn es um ihre Stellung im Himmel geht. Die Frage, ob Maria über allen Engeln steht, lässt sich aus katholischer, orthodoxer und evangelischer Sicht unterschiedlich beantworten – doch eines ist klar: Sie nimmt eine außergewöhnliche Rolle ein, die ihresgleichen sucht.

In der katholischen Kirche wird Maria als die „Gottesgebärerin“ (Theotokos) verehrt, als Frau, die Jesus Christus, den Sohn Gottes, geboren hat. Sie wird als „voll der Gnade“ (Lk 1,28) angesprochen, als „gebenedeit unter den Frauen“ (Lk 1,42) und in der Tradition als „Königin des Himmels“ bezeichnet. Die katholische Lehre sieht sie über den Engeln stehend – nicht, weil sie göttlich wäre, sondern weil sie durch ihre einzigartige Berufung, Jesus Christus zu gebären, eine Stellung einnimmt, die selbst den Engeln nicht gegeben ist. Die Engel dienen Gott – Maria hat ihm durch ihre Mutterschaft auf unvergleichliche Weise Raum gegeben. Sie wird deshalb mit der höchsten Form der Verehrung unter den Heiligen (hyperdulia) geehrt – doch nur Gott allein gebührt die Anbetung (latria).

In der orthodoxen Kirche wird Maria ebenfalls als Theotokos verehrt und oft noch leidenschaftlicher geliebt als in der katholischen Welt. Sie gilt als die reinste aller Geschöpfe, als „ehrwürdiger als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim“. In Hymnen, Liturgien und Ikonen erscheint sie regelmäßig als Königin an der Seite ihres Sohnes, thronend über den himmlischen Heerscharen. Die Orthodoxie sieht in ihr nicht nur das höchste Vorbild für den Menschen, sondern auch die Fürsprecherin schlechthin, die dem Thron Gottes am nächsten steht. Ihr Platz über den Engeln ist damit auch hier theologisch bejaht – sie ist gleichsam der Inbegriff der verklärten Menschheit.

In der evangelischen Kirche wird Maria mit großem Respekt als Mutter Jesu gesehen – ihr Glaube, ihre Demut und ihr Ja zu Gottes Willen gelten als beispielhaft. Doch sie wird nicht über die Engel erhoben. Die evangelische Theologie vermeidet jede Form der Marienverehrung, die über die Achtung hinausgeht, da allein Jesus Christus im Zentrum des Glaubens stehen soll. Der Titel „Königin des Himmels“ wird im evangelischen Verständnis nicht auf Maria bezogen, da man diesen Begriff allein Gott zuordnet. Die Engel sind für evangelische Christen wie Maria selbst Geschöpfe und Diener Gottes – keine Hierarchie wird zwischen ihnen und Maria angenommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: In der katholischen und orthodoxen Kirche wird Maria tatsächlich als über den Engeln stehend verstanden – nicht aus sich selbst heraus, sondern weil Gott sie in einzigartiger Weise erwählt und erhoben hat. Sie ist die „Königin des Himmels“, die Gottes Sohn das Leben schenkte, in tiefster Demut diente und durch ihre unerschütterliche Treue zur Mutter der ganzen Kirche wurde. In der evangelischen Sicht wird Maria hochgeschätzt, aber ihre Rolle bleibt die einer gläubigen Frau – das Zentrum bleibt Christus allein. So spiegelt sich in der Frage nach ihrer himmlischen Stellung ein tieferes theologisches Verständnis davon wider, wie man Gottes Größe, Gnade und das Wirken der Menschen versteht – und wie sehr Himmel und Erde durch eine Frau verbunden wurden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ela Nazareth 💆‍♀️🐴😸🏳️‍🌈

Schwarzcore  07.06.2025, 13:21

Unerschütterliche Treue?

"Und als seine Verwandten davon hörten, machten sie sich auf, um sich seiner zu bemächtigen, denn sie sagten: Er ist von Sinnen" (Mk 3, 21)

Jesus grenzt sich sogar ab von seiner Mutter, die sich (offenbar berechtigte) Sorgen um ihren Ältesten macht:

"Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?"

Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter."(Mk 3,32-35)

Das klingt nicht gerade nach Familia Dei.

Auch Jesu Klage:

"Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie" (Mk 6,4)

oder seine Klarstellung bei Lukas:

"Als er das sagte, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen."

lässt wenig von der Maria erahnen die Du (und mittelalterliche Theologie) so vollmundig als "Königin des Himmels" titulierst.

.Selbst bei Johannes heißt es noch "Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?"

So spricht man wirklich nicht mit einer Gottgebärerin, auch wenn diese offensichtlich nichts davon wusste (sonst hätte sie sicherlich nicht versucht Jesus die religiösen Flausen aus dem Kopf zu ziehen). Aber als Mutter von mehr als sechs Kindern hatte Maria vermutlich auch keine Zeit für so einen Unsinn.

gottesanbeterin  05.06.2025, 22:19

Den Fragesteller hat die "christliche Theologie" nicht angesprochen und auch die Ideen diverser Kirchen nicht.

Was steht in der Bibel?

„Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. . . . Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lukas 1,31-35, Einheitsübersetzung).

Dieser Bibeltext zeigt deutlich: Maria war die Mutter des „Sohnes Gottes“ und nicht die Mutter Gottes. Wie hätte sie auch den in sich tragen können, den „die Himmel selbst . . . nicht fassen“? (1. Könige 8,27). Maria hat so etwas nie von sich behauptet. Es war die Lehre von der Dreieinigkeit, die Verwirrung um die Identität Marias stiftete. Den Weg zur Marienverehrung bereitete 431 u. Z. das Konzil von Ephesus, und zwar dadurch, dass Maria zur Theotokos (griechisch wörtlich „Gottesgebärerin“), zur „Mutter Gottes“, erklärt wurde. Ephesus, die Stadt, in der das Kirchenkonzil abgehalten wurde, war jahrhundertelang ein Zentrum des Fruchtbarkeitskults um die Göttin Artemis.

Kein Wunder, dass so vieles, was mit der Verehrung des — angeblich „vom Himmel gefallenen“ — Standbildes der Artemis zu tun hatte, zum Beispiel das Abhalten von Prozessionen, später Eingang in die Marienverehrung fand (Apostelgeschichte 19,35). Eine weitere Tradition, von der die christliche Lehre unterwandert wurde, ist die Verwendung bildlicher Darstellungen von Maria und anderen bei der Anbetung.


Araber09 
Beitragsersteller
 05.06.2025, 22:05

Dieser Bibeltext zeigt deutlich: Maria war die Mutter des „Sohnes Gottes“ und nicht die Mutter Gottes.

Sie wird in Lukas 1 als die „Mutter des Herren“ bezeichnet. Außerdem hat sie Gott auf die Welt gebracht, womit man den Titelname „Muttergottes“ ableiten kann.

Berliner926  05.06.2025, 22:09
@Araber09

Lukas 1

Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, und du sollst ihn Jesus nennen. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und...

Der Engel antwortete ihr: „Heiliger Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird auf dir ruhen. Darum wird der, der geboren wird, heilig und Gottes Sohn genannt werden. 

RStroh  05.06.2025, 22:12
@Araber09

Sie hat den Sohn Gottes auf die Welt gebracht.Der Vater und der Heilige Geist bliebem im Himmel.

Die Menschwerdung Jesu ändert nichts am dreieinigen Wesen des einen Gottes, den wir Christen anbeten.

Johannesvd  06.06.2025, 11:18
@Araber09

Jesus ist unser Herr, aber Herr mit dem Gottesname oder der Anrede Gottes gleichzusetzen ist nur drin wenn man das offenbarte Wort (Kor.8, 5-6) ablehnt, Wie man I nerhalb der Trinitarier ja viel ablehnt und anderes umdichtet.

Keine Ahnung, ich habe bisher weder einen Organisationsplan, noch eine Geschäftsordnung, noch eine Vorgesetztenverordnung oder Dienstgradliste des Himmels irgendwo gefunden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Sie steht außerhalb der Hirarchie der Engel!


gottesanbeterin  05.06.2025, 22:17

und auch über der "Hirarchie der Engel"

Nein, Maria war ein ganz normaler Mensch, der von Gott allerdings auserwählt wurde, damit sie den Sohn Gottes bekommt. Das ist mega besonders. Aber ansonsten hat sie mit Josef nach Jesus noch andere Kinder bekommen und hat genau wie jeder andere Mensch gesündigt und ist gestorben. Was die kath. Kirche aus ihr gemacht hat, ist eine zweite Stellvertreterin Gottes - und das ist im Prinzip nichts anderes als etwas anderes an die Stelle von Jesus zu setzten (Bedeutung von antichristlich), dem mit dem Vater allein alle Ehre gebührt und niemandem sonst.


Minikelch  05.06.2025, 21:26

So sehe ich das in biblischer Hinsicht auch.

Araber09 
Beitragsersteller
 05.06.2025, 21:17

Ich bin [echt] sprachlos.

xyzxyzxyz887  05.06.2025, 21:18
@Araber09

Worüber, wenn ich fragen darf? Dass sie ein normaler Mensch gewesen sein soll? Oder hab ich was falsches gesagt?

xyzxyzxyz887  05.06.2025, 21:19
@Araber09
Ich meine, sie ist unter den Frauen gesegnet, sie ist voller Gnade und der Herr ist mit ihr.

Das sehe ich genauso.

Araber09 
Beitragsersteller
 05.06.2025, 21:22
@xyzxyzxyz887

Es soll kein Angriff sein, aber ich bin meistens kritisch, wenn Leute sagen, dass sie ein ganz normaler Mensch war. Klar, sie musste wie wir schlafen, hatte Hunger und so weiter, aber sie ist nicht wie wir. Sie war eine sehr fromme Jüdin, die Gott diente. „Voller Gnade“ auf Griechisch lautet „Kecharītomeni“, was eine tiefe Bedeutung hat. Sie muss also was sehr besonders gewesen sein.

xyzxyzxyz887  05.06.2025, 21:23
@Araber09

Absolut, sehe ich genauso. Aber sie war ein Mensch. Und es gibt Menschen, die sie vergöttern - findest du das richtig?

xyzxyzxyz887  05.06.2025, 21:25
@Araber09

Engel sind Boten Gottes, die von Jesus geschaffen wurden. Sie sind keine Menschen. Und Menschen werden auch im Himmel nicht zu Engeln. Davon lesen wir in der Bibel nichts.

Araber09 
Beitragsersteller
 05.06.2025, 21:42
@xyzxyzxyz887

Und es gibt Menschen, die sie vergöttern - findest du das richtig?

Maria stand nie über Gott und das wird sie auch nicht. Katholiken und Orthodoxen vergöttern sie nicht. Sie wird nicht angebetet. Man glaubt an ihre Fürsprache. Man fragt sie, ob sie für einen beten kann.

Vielleicht verstehe ich es mit „vergöttern“ falsch und du meinst, dass sie so viel Aufmerksamkeit bekommt. Meistens wird Lukas 1:28 interpretiert.

berloff  05.06.2025, 21:52
@xyzxyzxyz887

"  Davon lesen wir in der Bibel nichts. "

🙄 Stimmt nicht so ganz.

" Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel. " Matthäus 22.30 Die Rede ist hier von Menschen. 🤔

Epilz  05.06.2025, 22:37
@xyzxyzxyz887

Richtig👍🏼 Engel haben in Jesus Christus ihren Schöpfer und sie und Menschen sind zwei verschiedene Spezies.

(Wenn du die angegebene Stelle des Users Berloff im Kontext liest, wird dir auch klar, worum es in ihr tatsächlich geht)

xyzxyzxyz887  06.06.2025, 06:31
@berloff

Ja, die Stelle kenne ich. Sie sind wie ist in Bezug zum Heiraten gemeint. Engel können fallen - wir sind durch Jesus erlöst, ein für alle Mal, wenn wir im Himmel ankommen. Ich erinnere mich gerade, wie ich mir als Kind Sorgen gemacht habe, dass es im Himmel möglich sein könnte zu sündigen...

xyzxyzxyz887  06.06.2025, 06:41
@Araber09

Ich meine mit "vergötter" anhimmeln, zu ihr beten. Nirgends ist uns für diese Form des Gebets in der Bibel ein Beispiel gegeben. Wir sollen allein zu Gott beten in unserem Kämmerlein, wo ER uns vergilt. Wenn Gott will, dass wir zu IHM kommen im Gebet und er das durch seinen Leib, den er für uns geopfert hat wie ein Lamm, das zur Schlacht ankommt geführt wird, möglich gemacht hat - was glaubst du wohl, was er davon hält, wenn wir aus Angst vor ihm Umwege gehen? Oder trauen wir ihm nicht zu, dass er uns hört und versteht? Welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen dürfen - und wir sind es auch! Aber ein Kind, dass nur über eine andere Persin mit seinem Vater spricht - was ist das für eine Beziehung? Ist das die innige liebevolle Gemeinschaft, die Gott sich zu dir wünscht, für die er bezahlt hat?

Ich denke, es gleicht eher einem Angestelltenverhältnis als einer Kindschaft. Ja, Gott ist weiiiiiiiit über mir! Er ist allmächtig und es ist furchtbar in seine Hände zu fallen - aber er hatte im Paradies auch keine Dienstboten ei gesetzt, sondern ist mit Adam und Eva im Garten persönlich spazieren gegangen!

Elaine23  05.06.2025, 21:36

Sie hatte keine Kinder mit Joseph. Siehe meine Frage von gestern.