Standortfaktoren für Chemieindustrie zur Zeit der DDR?

5 Antworten

Viele der Chemiebetriebe gab es in dem Bereich schon vor dem 2. Weltkrieg bzw. sie wurden darin stark erweitert. Grundlage für viele war die Energiesituation (Braunkohle als Rohstoff und zur Stromgewinnung). Da damals von der Erdöleinfuhr weitgehend abgeschnitten forschte man stark, um aus Kohle (v.a. Braunkohle) auch flüssige Treibstoffe, Gase und auch chem. Grundstoffe herzustellen (z.B. in BUNA bei Merseburg die Erzeugung von synthet. Kautschuk für Reifenindustrie). Wichtige Betzriebe der Chemie in der DDR: Leuna, Buna, Agfa-Wolfen (später ORWO) b. Bitterfeld, Piesteritz, Schkopau. Hauptstandortfaktor waren die Rohstoffe (wozu z.B. auch reiner Kalkstein aus dem Harz zählte). Später Erdölimport aus der UdSSR (via Schwedt/Oder). Arbeitskräfte waren nicht standortwichtig - man konnte sie "einfach" ansiedeln, wo man sie brauchte (Bsp. Schwedt, Eisenhüttenstadt, Hoyerswerda-Schwarze Pumpe u.a.).

1963, nach der Kubakrise arbeitete unsere Kompanie in Schwedt und half dort die vielen Rohrleitungen zu isolieren.

Zu dieser Zeit war das Werk immer noch im Aufbau, funktionierte allerdings schon laenger.

Von hier aus gingen die Leitungen nach Leuna hauptsaechlich, denn dort wurde es zu Benzin gewandelt, wie schon immer vorher. Das ganze Gebiert nannte man das Chemieviertel der DDR, denn hier wurden viele chemische Produkte, eben aus dieser Leitung, fabriziert.

https://www.google.com/search?q=chemieviertel+halle+leuna+bitterfeld+karte&tbm=isch&source=univ&sa=X&ved=2ahUKEwia7NzNzYnjAhXQilwKHTt4DxAQ7Al6BAgDEA8

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Hälfte dieser Industrien war bereits während des 2. Weltkriegs vorhanden und wurde einfach wieder aufgebaut.

YamahaR68 
Fragesteller
 26.06.2019, 23:50

also ist die Reindustrialisierung ein Standortfaktor?

0
verreisterNutzer  26.06.2019, 23:56
@YamahaR68

Schlicht und einfach Wiederaufbau.

In dem Hydrierwerk, Leuna (der User "soisses") erwähnte diesen Standort bereits, ließen etwa ihererzeit schon die Nazis synthetische Treibstoffe herstellen um die knappen Lieferungen natürlichen Öls aus dem Rumänischen Ploiesti zu ergänzen.

Was da im Bereich Sachsen/Sachsen-Anhalt in der DDR an Chemischer Industrie stand, geht in Teilen bis auf die Zeit vor dem 1. Weltkrieg zurück und liegt weitgehend darin Begründet, dass Deutschland seinerzeit Pionierland im Bereich der chemischen Industrien war.

Wenn dich das näher interessiert, google mal das Schlagwort "I.G.Farben", darunter sammelte sich das meiste innerhalb der NS-Zeit. das Westdeutsche Pendent dazu findest du überwiegend am Rhein um Köln und Leverkusen herum angesiedelt.

1
soisses  27.06.2019, 00:55
@YamahaR68

Nein, nach der Hallstein-Doktrin sollte Deutschland ein Agrarland werden,so ganz ohne Industrie.
Die wurde abgelöst durch den Marshall Plan.

Letztlich setzteman auf dem auf was vorher bereits gewesen ist.
u.a. die vormalige IG Farben (Höchst, BASF, Leuna, Buna)

Die Westfraktion, im Osten Orwo, Leuna, Buna.
Blieben noch Maschinen- und Anlagenbau, Automobil.
Mehr oder weniger hat sich an dieser Basis bis heute nichts geändert.
Mehr GST = Groß, Schwer, Teuer.

0

Bitterfeld lieg näher an Halle...lassen wir die paar Km Unterschied...
Die anderen hießen Leuna (Merseburg) und Buna (heute Dow Chemical).

Der gesuchte Faktor heißt "Druschba", eine Erdölpipline, aus Russland.
Die endete in Schwedt (McPomm), heute Shell und eben in Leuna (heute Elf Aquitaine).
Druschba ist heute lahm, aus "unbekannten" Gründen (Transit)...die neue Line heißt North Stream I, kommt in Schwedt an. Wie North Stream II dermaleinst dort ankommen soll.
Jedenfalls außenherum, so ganz ohne Ukraine und Polen, zu deren Mißfallen.

YamahaR68 
Fragesteller
 26.06.2019, 23:47

Danke dir! Gab es die Pipe schon in der DDR? 1989

0
soisses  27.06.2019, 00:40
@YamahaR68

Natürlich bestand die "Druschba" bereits zu DDR Zeiten, sie war ihr Rückrat.

0

Der beste Standortfaktor war für die Chemie, dass der Führung Umweltschutz vollkommen egal war,. Demtentsprechend sah das ja dort auch aus.

YamahaR68 
Fragesteller
 26.06.2019, 23:29

Wenn das egal wäre könnten die die Fabrik ja auch woanders hin bauen. Warum genau dorthin?

0
soisses  26.06.2019, 23:52
@YamahaR68

Reiß die Augen auf, wg. "Drushba" (neudeutsch "Freundschaft")...
Oel heiß die Basis.
Damals hieß es "Plaste und Elaste aus Skopau").

Heute Schröder (SPD), der Alkanzler, Rußland Gerd, Aufsichtrat von Gazprom und Rosneft.
Am Gelde hängts, zum Gelde drängts.

Niemand wird das Rad 2* erfinden, oder.
Warum nur eine Pipeline bauen, wenn man zum doppelten Preis zwei bauen kann?
North Stream I (BASF (Wintershall) und North Stream II (öffentlich ohne Wintershall, bauen die Russen (Gazprom) allein, jedenfalls fast.
BASF hat eine minimale Beteiligung an Gazprom, fast nichts, sind nur Großaktionär.

0
zetra  27.06.2019, 14:00

Las mal gut sein BASF hat auch Gift in den Rhein geleitet und alle Fische waren Tod, bis Holland runter.

Die Schweiz schaffte das auch schon, somit ist es nicht nur ein Problem der DDR.

0