Sorgt das Streben nach Individualismus zur Steigerung des Narzissmus in der Gesellschaft?
Viele Menschen in westlichen Gesellschaften aufgrund der Aufklärung und das Streben nach persönlicher Selbstverwirklichung entwicken immer mehr einen krankhaften Narzissmus.
Dagegen in Ländern wo die Gemeinschaft die Priorität vor individuellen Bedürfnisse haben, gibt es weniger narzisstischer Tendenzen.
Stimmt das?
4 Antworten
In individualistischen Kulturen wird das Individuum aufgefordert, seine eigenen Ziele und Wünsche zu verfolgen. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich mehr mit sich selbst beschäftigen und weniger Wert auf soziale Beziehungen legen. Der Leistungsdruck in vielen westlichen Gesellschaften kann dazu führen, dass Menschen sich ständig mit anderen vergleichen und ein überhöhtes Selbstbild entwickeln, um sich besser zu fühlen. Plattformen wie Instagram und Facebook fördern die Selbstdarstellung und können dazu beitragen, dass Menschen ein verzerrtes Bild von sich selbst und anderen entwickeln.
Individualismus bedeutet nicht, dass man nur an sich selbst denkt. Er kann auch bedeuten, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und seine Talente zu entfalten. Es gibt auch kollektivistische Kulturen, in denen Narzissmus vorkommt. Die Ursachen für Narzissmus sind komplex und nicht allein auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen. Der Begriff "Narzissmus" wird oft missbraucht und kann verschiedene Dinge bedeuten. Eine übermäßige Selbstliebe ist nicht immer gleichbedeutend mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
LG aus Tel Aviv
So einfach ist das nicht. Individualismus bzw Selbstverwirklichung ist kein Gegensatz zur Gemeinschaft.
Gemeinschaften, die die Unterschiedlichkeit und die Eigenart ihrer Mitglieder begrüssen, sind gesünder und kommen weiter als Gemeinschaften, die von allen das Gleiche verlangen.
Dass es in unserer Gesellschaft immer mehr Narzissmus gibt, sehe ich auch so. Doch die Ursache ist nicht die Selbstverwirklichung, sondern die Trennung voneinander und von seiner menschlichen Natur.
Narzissmus ist eine Folge von mangelndem Selbstwertgefühl. Das gibt es nur beim Menschen, nicht bei anderen Tieren. Jedes andere Tier fühlt, dass sein Leben etwas wert ist, es braucht dafür keine Begründung. Nur Menschen haben die Vorstellung, dass Rationalität über den Gefühlen steht und sie deshalb überflüssig macht.
Die Rationalität ist eigentlich eine Zugabe, die den Menschen vorbehalten bleibt. Wenn sie aber als Gegensatz und Ersatz zu den Gefühlen gesehen wird, verliert der Mensch seine Verbindung zu seinen biologischen Wurzeln. Eng verbunden ist das mit der Überheblichkeit gegenüber anderen Tieren, die auch die Leugnung der Tatsache, selbst zu den Tieren zu gehören, mit einschließt.
Ein Narzisst befindet sich im ständigen Kampf um sein Selbstwertgefühl und sucht im Außen, was ihm im Inneren fehlt. Durch die Außenorientierung nimmt er sich die Bewertungen von anderen sehr zu Herzen und ist ständig auf der Suche nach Lob und Anerkennung. Wenn Leute aus seiner Umgebung nicht von selbst darauf kommen, wie bewundernswert er ist, glaubt er, da nachhelfen zu müssen. Indem er prahlt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert. Lässt aber die Bewunderung nach oder kommt gar Kritik, kann er vor Enttäuschung richtig rachsüchtig werden.
Du meinst sicher die wissenschaftliche Aufklärung, ja die gab es, aber wie viele Menschen haben wirkliches Hintergrundwissen dass sie richtig weitergeben können?
Nur weil man Physik hat weiß man nicht unbedingt was die Relativitätstheorie bedeutet.
Worauf will ich hinaus, das das Wissen auch aktiv sinnvoll weitergegeben werden müsste damit es jedem in der Gemeinschaft effektiv nützen kann. Natürlich nicht im Sinne jeder muss alles perfekt können aber im sinne jeder sollte z.B. grundlegende Physikalische Dinge verstehen. Wie z.B. die Hebelwirkung.
Die ist echt manchmal wichtig. Oder auch einfachste Biologie zum eigenen Körper.
Total viel einfachstes biologisches Grundwissen wird nicht gut vermittelt. Wobei nichtmal der Inhalt groß fehlt sondern das richtige erklären.
Beispiel: Wenn alle Kinder von beginn an wüssten wie man den eigenen Selbstwert bewusst aktiviert und stärkt hätten vermutlich weit weniger Probleme mit Depressionen, denn eine häufiges Problem das Depressionen anteilig mitbewirkt ist auch ein schlechtes Selbstwetrtgefühl.
Heißt wir haben zwar Wissen aber das wirklich absolut nützlichste Wissen wird nicht gut verständlich rübergebracht.
Oder zb ganz normaler Grundsportunterricht für den Alltag, wird nicht wirklich gut vermittelt.
Das liegt nicht zwingend am Individualismus, sondern eher daran dass es nicht wirtschaftlich rentabel ist einen Jugendgruppenraum am Leben zu erhalten, oder einen Musikraum zum üben.
Oder andere gemeinschaftliche Dinge die eben wirklich keinen Gewinn abewerfen, das wiederum ist ein Problem des Kapitalismus selber welcher durch sein ewiges Wachsen wollen an sich selbst ersticken wird.
Achja man kann noch den Gedanken miteinbeziehen wie viele Kinder man so bekommt, denn je nachdem kann man natürlich weit individueller leben oder nicht. Auch je nach Gesellschaftsnorm an sich.
Ich denke ja, wobei Aufklärung dem ja eigentlich gegenwirken sollte
Es geht mir um philosophische Aufklärung. Sie hat dafür gesorgt, dass der Mensch im Mittelpunkt steht mit seiner Vernunft. Vor der Aufklärung stand Gott im Mittelpunkt und alles drehte sich um ihn. Zwar stand im Mittelalter in Europa der Glaube über den Verstand vor der Aufklärung, dafür gab es mehr Gemeinschaftsgefühl und weniger Individualismus wie heute zu Tage. Dafür haben wir heute zu Tage mehr persönliche Freiheit.
das stimmt denke ich, rationales/(individuelles) denken wurde viel zu sehr in den vordergrund gerückt. Wobei ich denke dass vieles was wir heute der aufklärung zuschreiben von den aufklärern der damaligen zeit so gar nicht gemeint war. frei nach kant würde es zum beispiel bedeuten, dass der mensch endlich begreifen muss dass er auch ein herdentier/naturwesen ist und seine mitmenschen einen unfassbar starken zugehörigkeitswillen in ihm auslösen. Die "persönliche Selbstverwirklichung" und "krankhaften Narzissmus" sind da schon wieder ausdruck einer selbst verschuldeten unmündigkeit/unfreiheit, denn das kommt nicht aus dem EIGENEN verstand, es ist die Leitkultur, der fast alle nachlaufen OHNE sich fragen zu stellen. Böse gesagt hat sich seit jahrtausenden nichts geändert das neue goldene kalb ist nun der verstand
Ja das stimmt. Wobei der Verstand nicht dem Gott unterworfen ist, sondern den eigenen Begierden.
Es geht mir um philosophische Aufklärung. Sie hat dafür gesorgt, dass der Mensch im Mittelpunkt steht mit seiner Vernunft. Vor der Aufklärung stand Gott im Mittelpunkt und alles drehte sich um ihn. Zwar stand im Mittelalter in Europa der Glaube über den Verstand vor der Aufklärung, dafür gab es mehr Gemeinschaftsgefühl und weniger Individualismus wie heute zu Tage.