Sollte 50%+ Durchfallquote normal sein?

6 Antworten

Ich halte nichts davon, irgendeinen Zielwert bezüglich der Durchfallquote festzulegen. Denn das hieße ja, dass in einem Jahrgang, in dem zufällig nur gute Schüler/Studenten/Lehrgangsteilnehmer sitzen, dann auch gute ausgesiebt würden, während in einem anderen Jahrgang mit fast nur schlechten Teilnehmern auch schlechte bestehen würden.

Außerdem: Das Ziel von Lehre und vom Lernen ist, dass die Teilnehmer dabei befähigt werden, die Prüfung zu bestehen. Klar, die Verantwortung für den Lernerfolg ist an der Hochschule anders zwischen Lehrpersonal und Studenten verteilt als in der Sekundarstufe. Aber es kann trotzdem nicht das Ziel sein, dass bewusst eine schlechte Lehre gemacht wird, um eine bestimmte Durchfallquote zu erzeugen.


Dfhhgff 
Beitragsersteller
 23.05.2025, 14:23

Es ging mir nicht per se darum, einen Zielwert fuer Durchfallsquoten festzulegen, sondern zu diskutieren, ob eine so hohe durchschnittliche Durchfallsquote Sinn ergibt. Die sollte natuerlich durch die Schwierigkeit der Klausuren reguliert werden und nicht durch absichtlich schlechte oder gute Lehre

RedPanther  23.05.2025, 14:33
@Dfhhgff

Wieso sollte man den Schwierigkeitsgrad der Klausuren an die Studenten anpassen?

Es geht doch in jedem Lehrgang, jedem Studienmodul darum, dass man dieses und jenes Wissen erlangt. Also muss logischerweise auch dieses und jenes Wissen in der Prüfung abgefragt werden, um zu testen ob das Lernziel erreicht wird.

Dieses Wissen, das erlangt und abgeprüft werden soll, ändert sich doch nicht wenn die Teilnehmer mal besser und mal schlechter sind?

___

Überlege mal, man käme z.B. bei Führerscheinprüfungen auf die Idee, es dürften pro Tag maximal 3 von 10 Prüflingen durchfallen. Und dann sind schon 3 durchgefallen und der nächste Prüfling fährt mit Schwung über eine rote Ampel, produziert einen Beinaheunfall... und dann dürfte der Prüfer ihn nicht durchfallen lassen, weil eine Quote schon erfüllt ist. Macht das Sinn? Nein.

Sondern wenn an einem Tag alle 10 Prüflinge erheblich gegen Verkehrsregeln verstoßen, dann fallen halt alle 10 Prüflinge durch.

Dfhhgff 
Beitragsersteller
 23.05.2025, 14:35
@RedPanther

Nein, die Schwierigkeit der Klausuren sollte nicht an die Studenten angepasst werden. Daher hatte ich im vorherigen Kommentar — fett markiert durchschnittlich geschrieben und auch geschrieben, dass es mir nicht darum geht einen Zielwert fuer Durchfallsquoten festzulegen

RedPanther  23.05.2025, 14:42
@Dfhhgff

Und genau danach hast du geschrieben, dass dieser Durchschnitt durch den Schwierigkeitsgrad der Klausuren herstellen wolltest. Das bedeutet, es gibt einen Zielwert und wenn der nicht eingehalten wird, werden die Klausuren einfacher oder schwieriger gestaltet. Was halt direkt davon abhängt, wie gut oder wie blöd sich die Studenten anstellen.

Dfhhgff 
Beitragsersteller
 23.05.2025, 14:48
@RedPanther

Durchschnittlich ist natuerlich auf durchschnittlich bezogen und nicht auf durchschnittlich aber nur fuer eine kleine Gruppe und nicht allgemein betrachtet...

Und "Es ging mir nicht per se darum, einen Zielwert fuer Durchfallsquoten festzulegen"?

Bei uns an der Uni galt ca. 33% Durchfallquote als "gut gestellte Klausur". Das Stand bereits damals in der Kritik.
In Statistik waren Durchfallquoten von 80% im Erstversuch durchaus da. Zeigt jedoch, dass dann irgendwas im Lernverhalten nicht stimmt. In solchen Fällen wurde auch der Kurs komplett überarbeitet.

Wobei die % der Durchfallquote Schwachsinn ist. In der Approbationsprüfung ist die Durchfallquote regelmäßig unter 5%. Liegt vielleicht daran, dass die meisten sich 3 Moante lang freistellen lassen, Vollzeit lernen und vorher 10 Jahre und schnell über 100.000 €+ Ausbildung zur Vorbereitung machen.

Wenn du Studenten zu über 40% durchfallen hat in meinen Augen die Uni ihren Lehrauftrag nicht erfüllt. Dann kann man vorher Zwischenprüfungen, mehr Hausarbeiten oder einfach bessere Seminare oder Probeklausuren anbieten um dem entgegen zu wirken. In Deutschland brauchst du sowas nicht zu erwarten.

Eine Durchfallquote von 50 % oder mehr sollte nicht als „normal“ akzeptiert werden. Sie ist meist ein Zeichen dafür, dass im System etwas nicht stimmt – und nicht, dass „die Studierenden einfach nicht geeignet“ sind. Qualität in der Hochschullehre sollte sich nicht daran messen, wie viele durchfallen, sondern wie viele gut ausgebildet werden.

Woher ich das weiß:Recherche

RedPanther  23.05.2025, 14:28

Welcher Teil des Systems sollte sich denn deiner Meinung nach anpassen?

Willst du einen Test einführen, der testet ob Schulabgänger wirklich zum Studieren geeignet sind, den sie bestehen müssen bevor sie studieren? Wenn ja, blöde Frage meinerseits: Welche Funktion hat deiner Meinung nach dann das Abitur?

Sollen die Prüfungsstandards an den Hochschulen gesenkt werden, um auch jedem Deppen sein Erfolgserlebnis zu ermöglichen? Wenn man das konsequent durchzieht, bekommt man an der Hochschule keine hochwertige Bildung mehr - wohin geht man denn dann, wenn man eine wirklich hochwertige, knackige Fachausbildung machen möchte?

Oder soll die hochschulische Lehre ausgeweitet und angepasst werden, um eigentlich erwachsenen Menschen, die sich eigentlich mit der gymnasialen Oberstufe zum Studium qualifiziert haben sollten, erstmal 1-2 Jahre zu Erwachsenen und zur Studierfähigkeit weiterzubilden, bevor man dann endlich mit dem ernsthaften Studium beginnen kann?

Qualität in der Hochschullehre sollte sich nicht daran messen, wie viele durchfallen, sondern wie viele gut ausgebildet werden.

Der Umstand, dass solche durchfallen, die einfach von vornherein nicht die nötigen Voraussetzungen mitbringen um erfolgreich zu sein, ist kein Manko an der Qualität der Lehre.

Du würdest eine Sportschule, die es nicht schafft eine fettleibige Couchpotato innerhalb weniger Jahre zum Weltklassesportler zu trainieren, deshalb ja auch nicht als schlechte Sportschule bezeichnen.

Dass Leute, die eigentlich nicht zum Studieren befähigt sind, sich offiziell zum Studium qualifizieren können - sprich, das Abitur bestehen - sagt nichts über die Qualität des Studiums aus, sondern über die Qualität des Abiturs.

Und dass Leute, die eigentlich nichts im Studium zu suchen haben, ganz unbedingt die Studienqualifikation machen und hinterher wahllos irgendwas studieren müssen/sollen, mit dem Argument dass man ohne Studium ja nichts werden könne, ist eindeutig ein gesellschaftliches Problem.

Würden die Durchgefallenen die gestellten Anforderungen erfüllen, wäre die Durchfallquote bei 0%. Es ist ja nicht so, dass Unmögliches verlangt wird.


Dfhhgff 
Beitragsersteller
 23.05.2025, 14:01

Hä? Also sind Klausuren nur dann unfair, wenn sie unmoeglich sind...

zalto  23.05.2025, 15:59
@Dfhhgff

Ja. Solange es möglich ist, sie zu bestehen, sind Klausuren nur anspruchsvoll und nicht unfair.

Ich halte garnichts von solchen Prüfungen, die einfach nur aussieben sollen. Ich finde 50% schon viel zu viel. Da sollte man mal überlegen woran es liegt.