Sind manche Rassismus-Vorwürfe nicht auch einfach an den Haaren herbeigezogen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Natürlich ist nicht alles rassistisch, was rassistisch genannt wird. Aber es gibt sicher Dinge, die rassistisch sind, obwohl sie auf den ersten Blick nicht so scheinen.

Bei dem von Dir genannten Beispiel, King Louie, gibt es ja offenbar auch solche und solche Interpretationen. Wenn ich es richtig verstehe ist der dortige Rassismus-Vorwurf eher auf die Zeit zurückzuführen als der Film herauskam.

Im Dschungelbuch oder bei Schneewittchen kommen Rassismus und Fremdenhass nicht direkt offensichtlich vor.

Manche Inder*innen kritisieren, dass das Dschungelbuch einen „kolonialen Blick“ aus Sicht des weißen britischen Buchautors Rudyard Kipling zeigen würde.

Die Affen im Dschungelbuch-Film machen Jazzmusik. Die Musikrichtung Jazz wurde von Schwarzen entwickelt und es gibt eine lange rassistische „Tradition“ weißer Rassisten, schwarze Menschen als Affen oder als affenähnlich darzustellen. Daher wurde die Darstellung der Affen von einigen Schwarzen als rassistische Stereotypen gesehen und kritisiert.

 

Walt Disney war politisch rechts-konservativ, hat sich mehrfach rassistisch geäußert, vor allem gegen Schwarze. Außerdem war Walt Disney Antisemit, er hat sich mehrfach sehr negativ gegen Juden geäußert. Unter Walt Disney besten Freunden waren mehrere Nazis und der Judenhasser Henry Ford. In den 1930er-Jahren nahm Walt Disney an mehreren US-Nazi-Treffen teil.

Es gibt andere Disney-Comics und -Filme, wo Rassismus und Judenhass direkt vorkommt:

Im Disney-Trickfilm „Die drei kleinen Schweinchen“ von 1933 stellte Disney in der ersten Fassung die Figur des bösen Wolfs als hinterhältigen jüdischer Hausierer dar, mit jüdischem Kaftan, langer Nase und langem Bart. Dies war damals ein weit verbreiteter antisemitischer Stereotyp.

In den 1930ern gibt es Äußerungen, wo Walt Disney schwarze Künstler*innen als „dreckigen Haufen von Niggern“ und als „Abschaum“ beschimpft.

In mehreren von Disneys Filmen gibt es rassistische Stereotypen gegen Schwarze. In „Onkel Remus Wunderland“ wird die Versklavung schwarzer Menschen im Süden der USA als etwas Positives dargestellt. Auch die schwarzen Krähen in „Dumbo“ von 1941 werden als rassistische Stereotypen dargestellt („Jim Crow“, Schwarze werden als dumm, als Diebe u. Faulpelze dargestellt).

Nach Hitlers Machtergreifung besuchte Walt Disney Nazideutschland und traf sich dort mit hochrangigen Nazis, der Reichsfilmkammer und Vertretern der deutschen NS-Filmwirtschaft, um seine Filme zu vermarkten.  

Disneys „Schneewittchen“ war einer von Hitlers Lieblingsfilmen. Der Film zeigt eine verklärte deutsche Heimat, die Figur Schneewittchen ist ein „Schwarzwaldmädel“, die Zwerge haben deutsche Namen und spielen traditionelle deutsche Musik. Walt Disney besuchte das Schloss Neuschwanstein und nahm es als Vorbild für das Schloss in „Dornröschen“ und „Fantasia“ und für das Schloss, das im Disneyland steht.

Gute Figuren in vielen älteren Disney-Comics u. -Filmen wie z. B. Prinzen u. Prinzessinnen entsprechen oft dem Ideal einer „weißen Herrenrasse“, viele wie z. B. Cinderella sind blond u. blauäugig, was dem „arischen Idealtyp“ der deutschen Nazis entspricht. In mehreren Disney-Comics und -Filmen stellt Disney Schwarze, amerikanische Ureinwohner*innen und andere „nicht-Weiße“ als „dumme, unzivilisierte Wilde“ dar.

Die Bayerische NS-Filmgesellschaft stellte 1934 ein Walt-Disney-Filmprogramm „Die lustige Palette – Im Reiche der Micky Maus“ zusammen. Zur Nazi-Zeit liefen 50 verschiedene kurze Disney-Trickfilme oft mehrmals täglich in den Kinos.

1935 traf sich Walt Disney in Rom mit Mussolini und weiteren hohen italienischen Faschisten.

Walt Disney lud seine sehr gute Freundin Leni Riefenstahl Ende 1938 in die USA ein, sie wollte dort ihre Propaganda-Filme vermarkten. Zu dieser Zeit (es war nach der Pogromnacht am 9. 11. 1938) wurde sie schon von vielen Ländern und Filmstudios boykottiert.

Es gibt Disney-Comics, wo bei Mickey Mouse Figuren vorkommen, die deutschen Nazis sehr stark ähneln und im Comic positiv dargestellt werden. In einem Comic liest Donald Duck Hitlers Buch „Mein Kampf“, dazu trägt Donald Duck eine Armbinde mit Hakenkreuz. Joseph Goebbels schenkte 1937 Hitler zu Weihnachten 18 Micky-Maus-Filme und schrieb, dass Hitler sich sehr darüber gefreut hat.

 

1944 war Walt Disney einer der Gründer des antijüdischen Branchenverbands „Motion Picture Alliance for the Preservation of American Ideals“ (MPAPAI). Walt Disney meinte, Filmgewerkschaften würden von „bösartigen, hinterhältigen Juden kontrolliert“, die angeblich den nichtjüdischen Filmemachern das Geschäfts schwermachen wollten (eine typische judenfeindliche Verschwörungstheorie). Einige andere von Hollywoods Studiobossen waren Juden, bei deren Filmfirmen gab es genauso viele von den Filmgewerkschaften organsierte Aktionen u. Streiks.

Walt Disney schickte seine Tochter extra auf eine Privatschule, die keine Juden aufnahm, aus Angst, sie könnte einen Juden kennenlernen und evtl. heiraten. Als Walt Disney herausfand, dass einer seiner Zeichner Jude war, hat er ihn sofort gefeuert.

 

Nach dem 2. Weltkrieg beteiligte sich Walt Disney tatkräftig an der Hexenjagd des Senators McCarthy auf vermeintliche Kommunisten in Hollywood. Walt Disney meldete viele Gewerkschafter und auch einige Schauspieler*innen als angebliche Kommunisten ans FBI, sie wurden inhaftiert. Später stellte sich heraus, dass es gar keine Kommunisten waren, die Gewerkschafter hatten nur Aktionen für bessere Löhne in der Filmindustrie durchgeführt und die Schauspieler*innen hatten Disney kritisiert oder bessere Gagen gefordert. Mehrausgaben waren dem sehr geizigen Walt Disney zutiefst zuwider.

Auch unterstützte Walt Disney mehrere rechtsextreme bis rechtkonservative u. rassistische Politiker wie z. B. Barry Goldwater und Ronald Reagan. Nachdem Ronald Reagan Gouverneur von Kalifornien geworden war, schlug Disney Reagan vor, „nervige schwarze Bürgerrechtler*innen“, obwohl sie friedlich waren, in den Knast zu stecken oder ihnen gar mit frisierten Bewiesen schwere Verbrechen anzuhängen, auf die die Todesstrafe steht. Ronald Reagan machte damals von der Todesstrafe ausgiebig Gebrauch, Regans meiste Opfer waren Schwarze, darunter auch Bürgerrechtler*innen. Walt Disney verbot Schwarzen auch, Disneyland zu besuchen.

Walt Disney drehte nach dem 2. Weltkrieg mehrere Filme über Wernher von Braun, wo er diesen sehr positiv dargestellte. Wernher von Braun war im 3. Reich ein hochrangiger Nazi und war direkt für den Tod von vielen zehntausenden Zwangsarbeiter*innen verantwortlich. Diese mussten Raketenteile und andere Waffen bauen. Überlebende berichteten: „Wernher von Braun hat während seiner häufigen Anwesenheit in [Mittelbau-]Dora nicht ein einziges Mal gegen Grausamkeit und Bestialität protestiert. Selbst der Anblick von Toten hat ihn nicht gerührt: Auf einer kleinen Fläche neben der Ambulanzbude lagen tagtäglich haufenweise die Häftlinge, die das Arbeitsjoch und der Terror der rachsüchtigen Aufseher zu Tode gequält hatten. […] Aber Prof. Wernher von Braun ging daran vorbei, so nahe, dass er die Leichen fast berührte“.

Im Disney-Film „Condorman“ sieht das Filmlogo, welches laut Filmfirma einen Kondor darstellen soll, in Form u. Muster fast 1:1 genauso aus wie der Reichsadler der deutschen Nazis (es fehlt nur das Hakenkreuz im Kranz in den Klauen).

 

Walt Disney unterstützte „patriotische Gruppen“ in den USA mit Geld, dabei handelte es sich um White Supremacists-Gruppen, welche rassistische Gesetze in den USA (z. B. kein Wahlrecht für Schwarze, Trennung von Weißen und „Nicht-Weißen“ in Arbeitsstätten, Verkehrsmitteln, Läden, Gastronomie, Toiletten usw.) aufrechterhalten wollten und später, nachdem die US-Regierung diese Gesetze abgeschafft hatte, wiedereinführen wollten.

Walt Disney war auch frauenfeindlich: Aus seiner Sicht sollten Frauen „absolut nicht“ in der Filmgestaltung, Regie, Kamera, Schnitt, Ton und bei anderen kreativen bzw. technischen Sachen arbeiten. Frauen durften in Walt Disneys Unternehmen allerhöchstens als einfache Hilfsarbeiterinnen, als Handlangerinnen und Putzen arbeiten, die Frauen bei Disney wurden auch sehr schlecht bezahlt.

Woher ich das weiß:Recherche
Hessen001 
Fragesteller
 13.07.2020, 01:00

Auf der anderen Seite hat Disney doch aber auch während des Krieges Filme gegen das Nazireich gedreht. Da gibt es zum Beispiel den bekannten Film, in dem Donald Duck einen Alptraum über das Leben im Dritten Reich hat. Das ist wahrscheinlich auch der Comic, wo Donald Duck ein Hakenkreuz trägt. Der Film ist aber ein deutliches Zeichen gegen die Nazis.

https://youtu.be/CwreE62nFdU

Wenn es um Hitlers Lieblingsfilme geht finde ich, dass das an sich noch nichts über Disney aussagt. Hitler hat auch Filme von Charlie Chaplin sehr gemocht. Den Film "Der große Diktator" soll er sehr oft gesehen haben. Deshalb ist Charlie Chaplin aber noch lange nicht rechts - im Gegenteil.

Was Leni Riefenstahl angeht, so war die Frau aber doch eine bis heute bewundere Revolutionärin der Filmkunst, die eine völlig neue Bildsprache auf die Leinwand brachte. Der Film "Triumph des Willens" über den Reichsparteitag setzte völlig neue Maßstäbe und war etwas nie dagewesenes. Ich kann mir gut vorstellen, dass Walt Disney sich für diese Frau interessiert hat.

https://youtu.be/jFgA4OhGGGo

Was das Dschungelbuch angeht, so wird bei dieser Argumentation aber etwas ganz entscheidendes vergessen: Nicht nur die Affen singen Jazz. Auch Balu der Bär singt ein Jazz Lied. "Probiers mal mit Gemütlichkeit..." Balu ist eindeutig ein Sympathieträger des Films und auch keinerlei Anspielung auf irgendeine Rasse. Jazz und Swing waren zur Entstehungszeit des Films einfach sehr beliebt und so hat man den Jazz in den Film eingebaut.

Wenn es um die Krähen aus Dumbo geht, so bin ich nicht dafür zu haben, wild herum zu spekulieren. Krähen sind nunmal schwarz. Krähen galten auch als Begleitung der Hexen, vielleicht wurden sie deshalb negativ dargestellt. Ob Disney damit eine Anspielung auf schwarze Menschen machen wollte, ist pure Spekulation.

Was Schneewittchen angeht: Das Schloss Neuschwanstein haben wir gerade heute erst besucht. Das Schloss ist bei Menschen in der ganzen Welt beliebt. Dieses Schloss schön zu finden, ist nichts Schlimmes. Was den Fim angeht, so bedingt das eine dann das andere: Wenn man den Film in Deutschland spielen lässt, dann kann man nicht französische oder amerikanische Namen und Musik benutzen. Da muss sich dann alles passend einfügen. Die Natur zu verklären ist auch nichts schlimmes. Jede Postkarte macht das!

Den Film mit den drei kleinen Schweinchen habe ich sehr oft gesehen und nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass da jüdische Vorurteile genutzt werden. Der Wolf verkleidet sich als Bettler, um in das Haus zu kommen. Vielleicht steckt mehr dahinter, wird aber vom normalen Publikum nicht zur Kenntnis genommen.

Was private Aussagen Disneys betrifft, wenn sie denn so bewiesenermaßen stimmen, so wie Du sie wiedergibst, so möchte ich dem glauben. Wenn Disney wirklich solche Dinge über Juden und Schwarze gesagt haben sollte, dann sollte das die Öffentlichkeit erfahren. Aber in Filme irgendwas hereinzuinterpretieren, das halte ich für falsch und unangebracht.

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Hessen001 
Fragesteller
 13.07.2020, 01:11

Was Deine Behauptung angeht, Disney habe Schwarzen verboten, das Disneyland zu besuchen, so kann ich mir zwar vorstellen, dass in den 50er Jahren in einem südlichen Bundesstaat Dunkelhäutige im Park nicht gerne gesehen wurden, kann aber auch nirgends im Internet einen Hinweis darauf finden, dass diese Behauptung stimmen könnte. Auch nach längerer Recherche finde ich im Internet nichts darüber, dass es Schwarzen verboten gewesen wäre, den Park zu besuchen.

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Hessen001 
Fragesteller
 13.07.2020, 01:23

https://rp-online.de/panorama/ausland/war-walt-disney-ein-judenhasser_aid-21959243

In diesem Artikel legen Wegbegleiter und Forscher jedenfalls dar, dass Disney kein Antisemit gewesen sei.

Dass Disney keine Juden in seinem Studio geduldet haben soll, stimmt jedenfalls ganz eindeutig nicht. Die Brüder Sherman, die die Musik für die erfolgreichen Filme "Das Dschungelbuch" und "Mary Poppins" geschrieben haben, waren Juden.

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Aus meiner Sicht kann man die Frage durchaus mit einem Ja beantworten. Aber das Thema als Solches ist aus meiner Sicht kein Phänomen der 2010er und eigentlich ein alter Hut!

Das gab es schon zu meiner Grundschulzeit vor rund 20-25 Jahren, nur gab es damals noch kein Internet und keine sozialen Netzwerke, durch die sich so etwas in Windeseile verbreiten konnte. Überzogen ist es sicherlich, aber der Lauf der Zeit - das liegt noch nicht mal an politischer Korrektheit, sondern viel eher am Internet und der Sensationsgierde vieler Menschen, aber auch an dem zweifelhaften Trend sich selbst zu bedauern und in Opferrollen zu zwängen, um Aufmerksamkeit zu erhaschen - es gab in meiner Grundschulklasse selbst ein türkisches Mädchen, das solche "Späße" drauf hatte und einige Male versucht hatte, sich als Opfer angeblicher Beleidigungen dieser Art hinzustellen, bis die Lehrerin (3. Klasse, Schuljahr 1999/2000) Lunte gerochen hat und nicht mehr drauf einging.

Ich selbst wurde in der Realschulzeit auch oft zur Zielscheibe von Diffamierungen, die nicht selten einfach nur billig und geschmacklos waren und auf meine Herkunft zurückzuführen gewesen sind - von Rassismus oder Ausländerhass habe ich aber nie geredet und mich auch nie in einer solchen Opferrolle gesehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Macht gar keinen Sinn, denn Mogli ist nicht mal weiss sondern Inder...

Ich kennen das Lied für mich war es immer das der Affe ein mensch sein will und Mogli ist doch selber nicht weis sondern er Braun da er ein Inder ist wie kann das also Rassistisch sein??