Sieg bei Stalingrad?

23 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist ein bisschen ein Mythos, die Schlacht von Stalingrad sei der Wendepunkt des gesamten Krieges gewesen. Es war eine wichtige Schlacht, die aber propagandistisch noch wichtiger gemacht wurde als sie tatsächlich war.

Allerdings steht Stalingrad gleichsam beispielhaft für den Krieg in der UdSSR und die zynische Kriegsführung - übrigens auf beiden Seiten, denn die Sowjets evakuierten Stalingrads Zivilbevölkerung bewusst nicht und nahmen so zehntausende von Todesopfern in Kauf. Auf sowjetischer Seite war dieser Zynismus freilich taktisch logisch: Ein Soldat wird eher für seine Landsleute als für eine Geisterstadt sein Leben einsetzen.

Es gibt eine Menge Gründe dafür, warum die Sowjets in Stalingrad und insgesamt gewonnen haben:

  • Die deutsche Bewaffnung war modern, aber es war eine „Schönwetter-Bewaffnung“, so Hitler wörtlich gegenüber Carl Gustav von Mannerheim, Finnlands starkem Mann. Die Truppen der UdSSR kämpften auf eigen Boden und kannten ihr Land nicht nur theoretisch. 
  • Deutschlands Wirtschaftskraft war längst nicht so groß und die der UdSSR so gering, wie es in der Propaganda schien. Das hatte Deutschland schon die Luftschlacht um Großbritannien gekostet.
  • Während sich Stalin strategische Entscheidungen mit zunehmender Dauer des Krieges mehr und mehr den Generälen überließ, mischte sich Hitler mit zunehmender Dauer des Krieges mehr und mehr in die Kriegsführung ein. In einer Diskussion darum, welcher alliierte General am meisten zur Befreiung Europas von der Naziherrschaft beigetragen habe, meinte ich einmal spöttisch, dieses Verdienst gebühre in erster Linie Adolf Hitler. Angeblich soll der britische Geheimdienst ganz bewusst von der Idee eines Anschlag auf Hitler Abstand genommen haben.
  • Die UdSSR hat ein riesiges Territorium, und das macht die Front lang und durchlässig. Natürlich gilt das auch für die sowjetische Westfront, aber da man in der Position des Verteidigers war, konnte man auf die Unterstützung von Partisanen zählen. 
  • Dass man dies konnte, war zweifellos besonders der NS-Ideologie auf deutscher Seite zu verdanken, auf die ich im Folgenden näher eingehen will:
Mehr als ein Verbrechen, nämlich ein Fehler

Einen wichtigen Teil hast Du schon selbst angestoßen:

Wie kann es sein, dass die Deutschen, die viel besser ausgerüstet waren, gegen die primitiven Russen oder Sowjets verloren haben!

Ich nehme einmal an, dass Du das nicht so meinst, wie es klingt, sondern dass sich die Aussage auf die Bewaffnung und Ausrüstung, den technischen Stand bezieht.

Die Nationalsozialisten allerdings sahen das sehr viel umfassender und blickten auf die Russen und die anderen Völker der damaligen UdSSR mindestens ebenso herab wie Kolonialherren auf die von ihnen unterworfenen „Wilden“. In ihrer Ideologie gehörten Slawen, zu denen die Russen ja gehören, zu den sogenannten „Kuli- oder Fellachenrassen“, die Formulierung stammt direkt von Hitler.

Das hatte zwei Folgen, die sich direkt auf den Kriegsverlauf auswirkten:

Einerseits unterschätzte man die Sowjets als Gegner. Eigentlich konnte Hitler von sich selbst wissen, dass ein unterschätzter Gegner der gefährlichste Gegner überhaupt ist.

Andererseits stärkte das Herrenmenschengehabe ebendiesen Gegner. Deutsche Soldaten waren besonders von Ukrainern, mit Brot und Salz empfangen worden, als Befreier von Stalins Schreckensherrschaft. Statt dieses Moment zu nutzen, behandelten sie die Leute schlimmer als Vieh und machten sich dadurch so gründlich verhasst, dass dann vielen Russen und Ukrainern Stalin fast schon als das kleinere Übel erscheinen mochte.

Diese schlechte Behandlung der Bevölkerung der UdSSR war natürlich ein Verbrechen, aber, um es mit Napoleons Minister Fouché zu sagen: Es war mehr als ein Verbrechen, es war ein Fehler.

Was heißt hier primitive Russen du rassistischer Mensch. Dir ist sicherlich nicht bekannt, dass der T-34 zu den besten Panzern der Welt gehörte, im Nahkampf war er gar den Tigern überlegen. Auch die Raketenwerfer, die Katjuschas waren recht entwickelte Waffen, gleiches gilt für die Artellerie sowie Maschinengewehre und sonstige Schußwaffen.

Man muß übrigens wissen, dass die Panzer,- als auch Flugzeugproduktion der Roten Armee die der faschistischen Wehrmacht um ein Vielfaches übertraf. Allein die Riesenpanzerschmiede Magnitogorsk produzierte so viele Panzer wie das gesamte Deutsche Reich.

Sämtliche Großschlachten verlor die Wehrmacht auf sowjetischen Boden, beginnend ab der ersten wirklich großen Niederlage der Deutschen vor den Toren Moskaus. Bereits da war schon der Krieg im Osten quasi entschieden.

Fazit: die rote Armee war der Hauptsieger im WK II, sämtliche Großschlachten fanden auf sowjetischen Boden statt. Etwa 75% der Wehrmacht kämpfte im Osten, wo sie schlueßendlich das Rückgrat zerbrochen bekamen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun
SlowPhil  05.10.2017, 13:15

Was heißt hier primitive Russen du rassistischer Mensch.

Das deute ich (bis zum Beweis des Gegenteils) nicht rassistisch, sondern auf die vielfach tatsächlich mangelhafte Ausrüstung der Soldaten an der sowjetischen Westfront bezogen.

Ansonsten stimme ich Dir zu.

1
voayager  06.10.2017, 13:53
@SlowPhil

Zugegeben, zu Beginn der deutschen Invasion war die rote Armee nicht ausreichend ausgerüstet, doch das änderte sich erheblich im Laufe des Krieges. Ab 1942 etwa lief die Produktion auf Hochtouren.

0
Justinezz 
Fragesteller
 05.10.2017, 21:23

Tut mir leid. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Mit primitiv meinte ich was unser Geschichtslehrer mir beigebraucht hat. Der Russe schlecht bewaffnet ,verzweifelt ,hungrig  gegen den gut bewaffneten und ausgebildeten Deutschen. Das war nicht  rassistisch geimeint.

Außerdem zetiere ich hier nur meinen Geschichtslehrer

0
Curriculumvitae  18.03.2018, 23:28
@Justinezz

T 34 war einem Panzer VI überlegen?! Ist mir neu. 88 er Kanone war das beste Geschütz seiner Zeit. Die deutschen Panzer hatten eine dickere Panzerung, schräge Metallwände, Funkanlagen zur Koordinierung etc... Die Russen haben ihren T-34 sogar eingegraben, weil sie in offenen Feldschlachten trotz massiver Übermacht unterlegen gewesen wären.

In Panzerschlachten wurden mehr T-34 zerstört als Tiger. Trotz teils doppelter Übermacht an Panzern. Schau z.b Operation Zitadelle an, größte Panzerschlacht. Da weisst du welcher Panzer besser war

0

Es sind mehrere Sachen. 

Die Kurzvariante

1. Die Russen kannten ihr Land einfach besser

2. Ein früher und harter Winter hatte den Besatzern das leben schwer gemacht

3. Man war Zahlenmäßig unterlegen

4. Hatte man Probleme mit den Nachschub

5. Man hatte den Gegner schlicht unterschätz und kommte nicht schnell genug voran. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_auf_Stalingrad

Es reichte eben nicht mit 300 Tsd. Soldaten anzuruecken, um Stalingrad einzunehmen. Die gesamte Versorgungslinie nach hinten muesste gehalten werden koennen und waere somit die Voraussetzung einer bleibenden Staerke.

Das alles funktionierte nicht, die 6. Armee hatte bald ihr Pulver verschossen und dann war Holland in Not.

Da kann noch soviel von tapferen Soldaten geschrieben werden, wenn allerdings kein Sprit, Munition, Kleidung und keine Verpflegung mehr nachkommt. dann ist das wie ein Feuer, wo man kein Holz mehr zum nachlegen hat, es geht aus.

Stalingrad wurde ja von den dort stationierten Teilen der Sowjets so gehalten, das die 6. Armee (Paulus) bewegungslos wurde.

Somit konnten starke Truppen die Einkesselung vornehmen und auch Panzervorstoesse von DE abwehren.

Die 6. Armee war somit verloren.

Jetzt zahlte sich aus, die Sowjets hatten grosse Teile ihrer Industrie hinter den Ural verlagert und konnten somit dort ungehindert produzieren.

Nicht nur das sie mehr Panzer hatten, diese Diesel-Monster funktionierten noch bei den staerksten Froesten, wo die Vergaser der DE-Panzer einfroren.

Die Ueberlegenheit in der Masse schon allein, war erdrueckend. 34 Millionen Soldaten hatten die Sowjets.

Die Nazis hatten sich etwas vorgemacht, sie redeten die "Bolchewisten" klein und bekamen jetzt die Quittung dafuer. 

Neben vielen anderen Gründen gibt es zwei Hauptgründe, warum Stalingrad katastrophal endete:

1. fehlende Logistik: jede Armee braucht, um ihre Kampfkraft zu erhalten, Nachschub an Waffen, Munition, Soldaten, persönlicher Ausrüstung und Verpflegung. Nichts davon stand der 6. Armee zur Verfügung.

2. Hitler war als Oberbefehlshaber ein glatter Versager. Jeder Offiziersschüler lernt, dass es schlau ist, sich gelegentlich auch mal zurückzuziehen, wenn eine Stellung nicht zu halten ist, um neue Kräfte zu sammeln. Das hatte auch der Generalstab vor, aber Hitler gab stattdessen den Durchhaltebefehl und verbot kategorisch jeglichen vorübergehenden Rückzug.

Justinezz 
Fragesteller
 05.10.2017, 21:31

Der Russe hatte aber auch fehlende Logistik. Ich denke mal im Kampf hätte der Deutsche der gut ausgebildet war gewonnen.  Außerdem hatte der Russe gar keine richtige Taktik. Die sind ziellos durch die straßen gerannt und schossen auf alles was sich bewegt

1
zetra  05.10.2017, 22:06
@Justinezz

https://de.wikipedia.org/wiki/Panzer_(1933-19450

40 Tsd. T34/76  /  11 Tsd, T34/85  = 51 Tsd. T34 Panzer und dann noch die anderen Typen.

Keine Logistik? Diese schiere Zahl hatten die DE-Truppen nichts entgegen zu setzen. Lese dir diesen Link durch und frage deinen Lehrer, ob er weiss welche Kampfkraft dort vorhanden war?

0
Hamburger02  05.10.2017, 22:18
@Justinezz

Also die Kampfkraft an sich der russischen Soldaten darf man nicht unterschätzen. Die stand der auch was die Härte betrifft den Deutschen kaum nach. Nach einiger Zeit beherrschten die auch den Häuserkampf.

Im Sommer in offener Feldschlacht haben die Deutschen zuvor immer gegen die Russen gewonnen. Deshalb war es ja auch ein schwerer strategischer Fehler von Hitler, die Kesselschlacht zuzulassen, der sich die Generale durch Rückzug entziehen wollten.

Die Russen wurden mit Waffen und Material stark von den Aliierten über Murmansk versorgt. Die Russen waren auch nicht am verhungern und hatten ordentliche Winterkleidung. Außerdem konnten sie ständig frische Reserven nachschieben.

General Schukow, der russische Oberkommandierende in Stalingrad, war jedenfalls ein ausgezeichneter Stratege und Taktiker, der den deutschen Feldmarschällen sicher in Nichts nachstand. Und er hatte freie Hand von Satiln bekommen und konnte so militärisch korrekt handeln, während sich der Obergefreite ohne Ahnung ständig in die Entscheidungen des deutschen Generalstabes einmischte und am laufenden Band schwere strategische Fehler machte.

0