Sehe nur ich das so oder ist Deutschland noch immer das Land der Dichter und Denker?

8 Antworten

Nein. Sicherlich ist die Schaffenskraft in geistigen Dingen zurückgegangen. Heute denkt man nicht mehr, heute ist man Ingenieur.

Ein Ausschnitt aus "Was den Deutschen abgeht" von Friedrich Nietzsche.

Man mache einen Überschlag: es liegt nicht nur auf der Hand, dass die deutsche Cultur niedergeht, es fehlt auch nicht am zureichenden Grund dafür. Niemand kann zuletzt mehr ausgeben als er hat — das gilt von Einzelnen, das gilt von Völkern. Giebt man sich für Macht, für grosse Politik, für Wirthschaft, Weltverkehr, Parlamentarismus, Militär-Interessen aus, — giebt man das Quantum Verstand, Ernst, Wille, Selbstüberwindung, das man ist, nach dieser Seite weg, so fehlt es auf der andern Seite. Die Cultur und der Staat — man betrüge sich hierüber nicht — sind Antagonisten: „Cultur-Staat” ist bloss eine moderne Idee. Das Eine lebt vom Andern, das Eine gedeiht auf Unkosten des Anderen. Alle grossen Zeiten der Cultur sind politische Niedergangs-Zeiten: was gross ist im Sinn der Cultur war unpolitisch, selbst antipolitisch . — Goethen gieng das Herz auf bei dem Phänomen Napoleon, — es gieng ihm zu beiden „Freiheits-Kriegen” ... In demselben Augenblick, wo Deutschland als Grossmacht heraufkommt, gewinnt Frankreich als Culturmacht eine veränderte Wichtigkeit. Schon heute ist viel neuer Ernst, viel neue Leidenschaft des Geistes nach Paris übergesiedelt; die Frage des Pessimismus zum Beispiel, die Frage Wagner, fast alle psychologischen und artistischen Fragen werden dort unvergleichlich feiner und gründlicher erwogen als in Deutschland, — die Deutschen sind selbst unfähig zu dieser Art Ernst

Für Interessierte: https://www.textlog.de/3565.html

Woher ich das weiß:Hobby
TheRealDominus 
Fragesteller
 20.08.2022, 07:37

Wir sind halt immer ein Mischreich, eine "Bundesrepublik" gewesen, nie eine Zentralnation wie Frankreich oder die USA

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Tonis9706  20.08.2022, 08:09
@TheRealDominus

Also ich war nie ein Mischreich.

Beim Nationalismus handelt es sich um die schlechte Ausdünstung von Leuten, die nichts anderes als ihre Herden-Eigenschaften haben, um darauf stolz zu sein.“
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TheRealDominus 
Fragesteller
 20.08.2022, 08:11
@Tonis9706

Würde ich sofort unterschreiben, wenn wir nicht mit hundert anderen Nationalstaaten konkurrieren müssten.

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Tonis9706  20.08.2022, 08:14
@TheRealDominus

Dein Nationalismus hilft dir da nicht. Der Nationalismus entspringt dem eigenen Vorteil. - Viel für sein Land zutun, sodass dieses viel für dich tut.

Das hat der Kapitalismus durch äußere Reize sowieso ersetzt. Die Leuten schaffen heute ebenso viel, nur aus anderen materiellen Gründen.

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Wo sollen diese Denken und Dichter sein? Im Deutsch-rap? hahaha Ich lach mich tot. Nicht. Jetzt mal ernsthaft, richtig gute Leute gibt es bei uns doch kaum. Auf Anhieb fallen mir Leute wie Precht ein, aber auch nur, weil irgendwelche Linksideologen immer wieder erzählen, ich solle mir den mal reinziehen....manchmal ist er wohl bei Lanz eingeladen (die scheinen recht dicke zu sein, oh Wunder...Staatsfernsehen *hust*) und ganz ehrlich, ich finde den nicht toll. Manche Ansichten ja, aber meist bin ich recht schnell genervt von seiner Ausstrahlung. Sehr selbstverliebt, genau wie Lanz. Zumal ich keine Männer mit Alkoholiker-Bart mag...

Dass bei uns viel nachgedacht wird, ja gehe ich total mit, nur wird mMn so viel nachgedacht, dass oft absoluter Schwachsinn wie z.B. Gendern bei rauskommt. Soll sowas eine Gesellschaft nach vorne bringen? Indem man Menschen ihr Geschlecht abspricht? Absoluter Bullshit, um es mal deutlich zu sagen. Es wird schwadroniert, dass sich die Balken biegen ja, aber mit Dichten und Denken hat das nichts zu tun. Eher mit dem Abbau unserer Gesellschaft, Werte und dem, was Deutschland früher ausgemacht hat. Mir kommt das vor, als erleben wir den Zerfall des Römischen Reiches an unserem eigenen Beispiel.

Für mich sind die wahren Dichter und Denker nicht die überall bekannten, die in Talkshows auftreten oder 0815-Musik produzieren, sondern die, die im Privaten, Internet oder beruflich ihre Kreativität auslassen und damit auch andere beeindrucken, aber nicht die Showbühne damit suchen.

Es gibt immer noch ein paar Dichter und Denker, überall und auch in Deutschland.

Deutschland als Land der Dichter und Denker zu bezeichnen, ist aber mehr als schönfärberisch. Da passt Land der Richter und Henker schon eher, zwar nicht mehr so in der Praxis wie in der Geschichte, aber für die Mentalität. Man kann nur hoffen, dass sie nicht wieder zum Ausbruch kommt.

Nein.

Das ist neurotischer Unsinn. Man kann nicht stolz auf fremde Leistungen sein.

Ebenso wenig kommt man schließlich auch auf die Idee, sich für abscheuliche Verbrechen, die andere, z.B. das Nazipack, begangen haben, selber in Grund und Boden zu schämen!

Insofern ist dieser "Stolz" nichts weiter als rosinenpickerische eigene Girlandisierung mit den Leistungen anderer.

TheRealDominus 
Fragesteller
 20.08.2022, 08:39

Dann wunder dich nicht, dass viele andere Nationen Deutschland Stück für Stück überholen.

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Atzej  20.08.2022, 08:45
@TheRealDominus

Muss ich ja nicht, weil das nicht passiert. Deutschland spielt seit Jahrzehnten in der Top Ten und nichts deutet darauf hin, dass sich das ändert. Außer in extremistischen Phantasien von Deutschenhassers aus dem Dunstkreis der AfD z. B. (Christian Lüth).

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Atzej  20.08.2022, 08:49
@TheRealDominus

Wegen unserer freiheitlichen, rechtsstaatlichen, demokratischen Verfasstheit, einem überdurchschnittlich guten Bildungssystem, das von den Laien viel zu wenig wertgeschätzt wird, aber sicher nicht wegen eines neurotischen Stolzes auf fremde, nicht selber erbrachte Leistungen von "Dichtern und Denkern".

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TheRealDominus 
Fragesteller
 20.08.2022, 08:51
@Atzej

Ganz egal warum auch immer, hauptsache das freiheitliche, rechtsstatliche, demokratische System wird weiterhin geschätzt und verteidigt.

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Meine liebsten "modernen" Dichter & Denker wären Bertold Brecht und Rio Reiser

Aber solche Sachen kann man eh nur im Nachhinein betrachten