Schüler in der DDR?

6 Antworten

Also Mobbing gab es in den 80ern an den DDR-Schulen in meiner Gegend massenhaft. Es hatte fast jede Familie Westverwandtschaft und bekam Pakete. Das sah man an den Klamotten auf dem Schulhof. Wer da in der DDr einkaufen musste, bekam das mit fiesen Attacken zu spüren.

Wir hatten ein Mädchen in der Klasse, sie war die einzige, die keine Westverwandtschaft hatte. Ihr haben sie mal die Sportklamotten kaputtgeschnitten und hinterher noch gesagt, das sei ihr DDR-Mist. Dann machten sie sich in der PAuse über sie lustig und schrieben übelste Sachen an die Tafel.

Die Lehrer waren auf sowas gar nicht geschult. Die sahen weg, wenn gemobbt wurde.

Ein kleiner schmächtiger Junge wurde auch bei uns gemobbt. Ihn hatten sie mal eingesperrt. Zum Glück kam noch rechtzeitig ein Lehrer.

Wenn Schüler sehr verhaltensauffällig waren, drohte bei mehrmaligen Verweisen auch ein Schulwechsel. Das gab es an unserer Schule mehrfach.

Mit der 2. Fremdsprache: in den 80ern war das an unserer Schule so: pro JAhrgang (a und b Klasse) wurde eine Klasse Englisch und eine Französisch gebildet. Bei uns wollten viel mehr zu Englisch, dann entschied sich aber eine Mädchengruppe doch für Französisch. Ich blieb bei Englisch. Für leistungsstarke und mittelklassige Schüler war das vorgesehen. Für welche, die schlechte Noten hatten, war da Freizeit angesagt, die mussten das nicht machen.

Die Lehrer war Respektspersonen, das stimmt. Mit Beschwerden kam man da nicht durch. Und wenn die sehr berechtigt waren. Wir hatten einen Lehrer, der war starker Alkoholiker, das konnte jeder Schüler riechen. Man merkte es auch an seinem Unterricht, der hatte sich nie vorbereitet. Allerdings hatten es bei uns in den 80ern junge Lehrer auch schon schwer. Da war sehr viel Unruhe im Unterricht.

Außerschulisch lief bei uns damals sehr wenig. AGs liefen hier in der Provinz kaum, das wollte auch keiner. Man ging lieber nach Hause zu den Großeltern. Da ist heute in den Schulen sehr viel mehr los, es gibt ja auch keine Mangelwirtschaft mehr. Heute hat jede Schule eine Küche, damals kam das Essen aus den Betrieben geliefert.

Die Klassengemeinschaft bei uns war nicht gut. Es wurde viel gestritten, etliche waren hinterlistig und höhnisch. Wir hatten kein gutes Klassenklima. Das merkt man noch heute, zu den Klassentreffen kommt kaum noch einer, ich war noch nie da. Meine Freunde kontaktiere ich selber.

Was war damals anders?

  • sehr viel Politik, man musste überlegen, was man sagt
  • leider keine Möglichkeit etwas abzuwählen
  • sehr lastig auf Naturwissenschaften
  • ab der 7. Klasse ging es in PA in die Betriebe, aber nur in die Produktion. Ich habe Bürokauffrau gelernt, mich liess niemand in die EDV-Abteilungen, dabei sollte man sich doch auf den Beruf vorbereiten
  • Noten gab es ab der 1. Klasse, das fand ich sehr gut
  • Wehrkunde war schlimm, in der Berufsschule mussten wir sogar schießen
  • Schuldirektoren und Klassenlehrer zwangen zur Jugendweihe, anders bekam man gar keine gute Lehrstelle oder die Zulassung zur EOS
  • in der 10. Klasse und auch am Ende der Berufsschule musste jeder eine Sportprüfung in verschiedenen Leichtathletikdisziplinen ablegen
  • zu den anderen Abschlussprüfungen hatte man das FDJ-Hemd zu tragen
  • wer schwach war, ging nach der 8. Klasse ab und nicht nach der 9.
  • unsere SChulen hatten keine Spielplätze, ganz anders als heute, das ist ja ein Traum, auch an Spielmöglichkeiten heute
  • wir hatten jeden Samstag bis 12 Uhr Schule

Russisch war damals Pflichtfach, ab der 5. Klasse. Englischunterricht dagegen war freiwillig , da musste man nicht dran teilnehmen, wenn man nicht wollte. Ab der 7. Klasse musste man an einem Tag in der Woche in einen Betrieb gehen. In der einen Woche hatte man da Unterricht Technisches Zeichnen und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion. In der anderen Woche hatte man PA (Praktische Arbeit) da musste man im Betrieb arbeiten, z.B an Maschinen.

Manchmal gab es Fahnenappelle, da versammelten sich dann alle Klassen auf dem Schulhof und es wurden Ansprachen gehalten. Die meisten Schüler waren ab der 1. Klasse Jungpionier, ab der 4. Klasse Thälmannpionier und ab der 8. Klasse FDJler. Da gab es nachmittags dann noch regelmässig Pionier- oder FDJ-Versammlungen oder man hat mit der Pionier- oder FDj-Gruppe etwas unternommen, z.B. ins Kino gehen, in die Schwimmhalle usw.

Slarti  22.09.2020, 09:10

Korrektur. auch die zweite Fremdsprache war verpflichtend. Wählen konnte man nur zwischen Englisch und Französisch.

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Woropa  22.09.2020, 09:15
@Slarti

Das ist Unsinn. Ich selber habe weder Englisch noch Französisch gelernt. Vielleicht war das nötig, wenn man Abitur machen wollte, aber nicht wenn man nur die 10klassige POS besucht hat.

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Slarti  22.09.2020, 09:18
@Woropa

Nein, das ist kein Unsinn. So wurde es bei uns gehandhabt. Es mag daran liegen, dass bei euch deutlich absehbar war, wer es sicher nicht zur EOS oder zum Abitur schaffen würde. Bei uns musste sich jeder entscheiden. Wir waren wohl zu gut ;)

Fakultativ war bei uns "Nadelarbeit". So steht es jedenfalls im Zeugnis. Grad nochmal nachgesehen.

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Lazarius  22.09.2020, 12:43
@Slarti

Nadelarbeit gab es doch nur in der vierten Klasse.

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Spielwiesen  22.09.2020, 21:09
@Lazarius

Was ist Nadelarbeit? Nähen, Stricken, Häkeln? (=Wessi-Nachhilfe *grins)

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Lazarius  22.09.2020, 21:56
@Spielwiesen

Im Fach Nadelarbeit lernte man verschiedene Nähstiche, wie Hexenstich, Kreuzstich usw. Man lernte einsäumen, Knöpfe annähen und eben die Grundlagen, die man in Handarbeit mit Nadel und Faden wissen sollte. Eigentlich war das Fach gar nicht so schlecht. Ich mochte Nadelarbeit. Werken war mir jedoch noch lieber.

Ein gutes Nächtli. GLG W.

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Spielwiesen  22.09.2020, 22:16
@Lazarius

Toll, danke! Da wart ihr unseren hier weit voraus - das heißt, ich kenne einen Freund, der als Waldorfschüler auch gar wunderbar Handarbeiten gelernt hat. Sogar seinen Namen kann er tanzen...! Um fürs Leben tauglich zu sein, sind solche Dinge für einen Mann einfach wichtig! So muss er sich nicht von jeder Frau erpressen lassen, bloß weil ein Knopf ab ist! Gute Nacht!

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Lazarius  22.09.2020, 22:21
@Spielwiesen

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sagen wir mal so. Zu meiner Militärzeit hat mir das Wissen aus dem Fach Nadelarbeit nicht viel genützt. Unsere Uniform Knöpfe waren alle mit kleinen Schlüsselringen gefestigt und ließen sich sehr leicht und schnell austauschen. Ein gutes Nächtli !

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amdros  22.09.2020, 22:41
@Slarti

Ich muss Woropa durchaus in seiner Aussage unterstützen.

Zu meiner Zeit gab es nur die Grundschule bis zur 8. Klasse und dort wurde, weiß nicht mehr genau, ab 5. oder 6. Klasse Russisch eingeführt.

In der Oberschule/Abi gab es evtl. 2 Fremdsprachen aber nicht die Stufe bis zur 10. Klasse.

Sei sicher, das weiß ich zu 100% !

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Katinkacat  30.07.2021, 22:34

BEi uns in den 80ern war das für die leistungsstarken und mittelprächtigen Schüler vorgesehen. Leistungsschwache waren davon befreit.

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Katinkacat  30.07.2021, 22:38

Wir hatten gar keine NAdelarbeit im Unterricht. Das wurde mal als AG in der Unterstufe nachmittags für ein JAhr angeboten: aber nur den ;Mädchen.

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Grundsätzlich wurde

A) zuviel Propaganda und Ideologie eingebracht.

B) mehr Schwerpunkt auf Denkvermögen, Herstellen von Zusammenhängen, Dialektik, Aufklärung gelegt!

Beides gibt es heute nicht oder letzteres nur in verkümmerten Maßstab!

Als Erstes fällt mir auf, dass Lehrer in DDR-Schulen noch Respektspersonen waren. Im Unterricht war es wesentlich ruhiger in den Klassenzimmern als das teilweise heute der Fall ist. Und dass es, zumindest an unserer Schule, fast so gut wie kein Mobbing gab. Wir kannten nicht einmal das Wort dafür. Das Schulessen war sehr preiswert 65 Pfennige pro Portion und trotzdem sehr schmackhaft.

Schön war auch, dass an jedem Donnerstag Nachmittag Arbeitsgemeinschaften durchgeführt wurden. Die Leiter dieser AGs konnten Lehrer sein oder auch von außerhalb der Schule kommen. Die Themen erstreckten sich über fast alles, wie bildende Kunst, Modellbau, Biologie und Natur, Chor, Sport u. v. m.

Gemessen an dem, was ich bei meiner Arbeit an heutigen Schulen erlebte, war die Schulzeit in der DDR für die Schüler aber auch für die Lehrer sehr entspannt und stressfrei

LG Lazarius.

amdros  22.09.2020, 22:58

Oh ja..wie recht Du hast.

Unseren Jungen wurden öfter mal die Haaransätze im Nacken lang gezogen vom Lehrer und das tat wohl sehr weh denn sie weinten und ja ... auch Jungen/Männer dürfen Tränen vergießen!!

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Naja der Grundaufbau war nicht so viel anders.

Es gab bis zu 12 Klassen.

Grundschule war von Klasse 1-6. Ab der 7. bis zur 10 besuchte man die POS (polytechnische Oberstufe) und Klassen 1/12 waren dann die EOS.

Unterschiede im Unterricht waren dann eher zu merken. Zum einem gab es Staatsnahen Unterricht, Staatsbürgerkunde, Wehrunterricht und auch Arbeitseinsätze für allerhand Staatsfirmen. Zum Anderen wurde auch viel Wert auf außerschulische Aktivitäten wie Vereinssport oder AGs gelegt. Zeitgleich hatten die Lehrer mehr Rechte was Disziplinarmaßnahmen anging und besonders der Zugang zur EOS war stark limitiert. Hier wurde extrem gesiebt, also wie heute, dass ein 3er Durchschnitt für die ABiturzulassung reichen würde, war es nicht. Im Gegenteil man wurde oft selbst mit einem 1er Schnitt nicht zugelassen, wenn außerschulische Aktivitäten nicht stimmten.

Leider und das muss man auch deutlich sagen, wurde der Zugang z.B. zur EOS einigen Bevölkerungsgruppen fast gänzlich verwehrt oder absolut vereinfacht. Verwehrungen gab es ins Besondere bei religiösen Familien und Vereinfachungen für Kinder von hohen Offizieren, die selber zur NVA wollten.

Lazarius  22.09.2020, 22:04

Die normale Schule (POS) ging von der 1. bis zur 10. Klasse. Sehr gute Schüler konnten ab der 8. Klasse bis zur 12. Klasse die EOS (etwa wie das heutige Gymnasium) besuchen. Das war die Grundlage auch für ein Studium.

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yamat501  22.09.2020, 22:23
@Lazarius

sorry nein das ist so nicht korrekt. Meine Frau wuchs in der DDR auf und ich kenne ihre Zeugnisse. 1-6 Grundschule, 7-10 POS und 11/12 EOS

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Lazarius  22.09.2020, 22:26
@yamat501

Und ich ging in diese Schule und kenne sie nicht nur von Hörensagen. Sorry aber es ist so.

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yamat501  22.09.2020, 22:32
@Lazarius

Sorry aber Zeugnisse sind wohl kaum Hörensagen.

Was ich jetzt nicht weiß und möglich wäre, das die Bezirke da unterschiedliche Konzepte hatten wie heute, das einige BL schon nach der 4. Klasse auf weiterführende Schulen wechseln und andere erst nach Klasse 6

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amdros  22.09.2020, 22:54
@yamat501

Das hat sich im Laufe der Zeit immer mal wieder geändert!!

Als ich eingeschult wurde gab es nur durchgehend die Grundschule von der 1. bis zur 8. Klasse..dann einige Jahre später ging es bis zur 10. Klasse die Mittelschule dann kam die Oberschule 12. Klasse mit Abitur.

Ergo hat wohl ein jeder Recht, kam eben auf das Alter an!

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Katinkacat  30.07.2021, 22:30
@yamat501

Das wurde in den 80ern geändert. Die Tochter der Freundin meiner Mutter ging Anfang der 80er nach der 8. Klasse zur EOS. Meine beste Freundin in meiner Klasse ging Ende der 80er erst nach der 10. Klasse.

Unterstufe war bei uns von 1-4, von 5-10 Oberstufe.

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