Was ist in Jesu Gleichnis "Der Barmherzige Samariter" die Sachhälfte und was die Bildhälfte?

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Hallo Andy1399,

es gibt verschiedene Arten, ein Gleichnis auszulegen. Eine Methode ist die Unterscheidung nach Bildhälfte und Sachhälfte. Gemeint ist, dass der Erzähler eine Sache anhand von Bildern erklären will.

Bildhälfte ist also beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter alles, was sich in der Handlung konkret ereignet und zu sehen ist: Überfall, Vorübergehen von Levit und Priester, Sorge des Samariters, Gaststätte, Öl und Wein, Geld usw.

Sachhälfte ist die Frage danach, welche Sache, welcher Gedankengang, welche Idee dargestellt werden soll. Da lässt sich ausgehen von der Ausgangsfrage der Pharisäer, was das Hauptgebot sei und wer dann mein Nächster ist. Es ist die Frage danach, was Nächstenliebe konkret für jeden bedeutet und welche Entscheidung jeder für sich nach dem Gleichnis fällt.

Vergleichspunkt: Eine dritte Sache ist dann aber sehr wichtig: Fast alle Gleichnisse, auch dieses hier darf nicht in seinen Einzelheiten auseinandergefaltet werden und nach deren Bedeutung untersucht werden, sondern es kommt nur auf einen einzigen Vergleichspunkt an, auf den alles hinausläuft: Wer ist mein Nächster? – Gehe hin und tue desgleichen! – Und damit soll dann eine allgemein gültige Wahrheit ausgesprochen werden.

Nadelwald75  18.11.2015, 18:01

.... vielen Dank für den Stern!

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Hallo Andy1399,

eine fachlich fundierte Antwort hast du von Nadelwald75 erhalten. 

Von mir ein wenig Senf dazu. 

Jesus hat bestimmt nicht an Sach- und Bildhälfte gedacht  - als er seine perfekt auf die Situation und die Einstellung seiner Zuhörer zugeschnittene Lehre vortrug.

Jesus sah bei seinen Landsleuten einen verbreiteten Mangel an aktiver Nächstenliebe, Mitleid und Hilfsbereitschaft. Sie fragten, als Jesus die Liebe zum Nächsten mit der Liebe zu Gott gleichsetzte, abwehrend: Wer ist das eigentlich - mein "Nächster"?

Jesus hielt ihnen den Spiegel vor: Wer so denkt, wird dann so handeln wie Priester und der Levit  -  wegsehen, weggehen.

Jetzt der Höhepunkt: Der Samariter, wohl nicht gerade der Gesetzeskenner, aber mit einem Gewissen und einem weiten Herzen - der hilft dem Hilflosen. Und das richtig. Er setzt alles ein, was er hat. Seine Zeit, seine Kraft, sein Geld.

Und wohl nicht wenige Zuhörer überlegen noch, wo bleibt die Antwort auf die Frage: Wer ist denn nun mein Nächster? Da überrascht sie Jesus mit seiner ganz anderen Fragestellung:

36 Wer von den dreien war nun deiner Meinung nach der Nächste für den Mann, der von Räubern überfallen wurde?«, fragte Jesus. 

37 Der Mann erwiderte: »Der, der Mitleid hatte und ihm half.« Jesus antwortete: »Ja. Nun geh und mach es genauso.«
Dabei Gottes Segen.
kdd
Nadelwald75  07.11.2015, 00:51

Hallo kdd1945,

.... und hierzu auch noch ein wenig Senf von mir: Jesus hat bestimmt nicht an Bild- und Sachhälfte gedacht. Diese Unterscheidung ist die Art, wie sie der evangelische Theologe Adolf Jülicher in seinem Buch "Die Gleichnisreden Jesu" um 1900 entwickelt hat.

Interessant ist dein Hinweis, dass Jesus zum Schluss eine ganz andere Fragestellung bringt. Das wird meist überhaupt nicht beachtet.

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Die Bildhälfte ist die Geschichte das ein Samariter einen Überfallenen hilft, die Sachhälfte ist die Aufforderung Jesu, dass wir Menschen beistehen sollen, die in Not sind.

https://de.wikipedia.org/wiki/Barmherziger_Samariter

Zu beachten ist bei dieser und auch einem anderen Gleichnis: 

Samariter wurden von den Juden als "Unreine" angesehen. Also als fehlgeleitete Abtrünnige von der jüdischen Glaubenslehre. Ob sie den Begriff unrein verwendeten oder nicht spielt hier für mich gar keine Rolle sondern die Frage, ob wir heute mit diesem Begriff umgehen können. 

Du kannst dieses Gleichnis in die heutige Zeit leicht übernehmen. Da ist z.B. der Bischhof von Regensburg welcher seine Institutsmitglieder öffentlich aufruft allen zu uns geflüchteten Christen und zwar ausschließlich diesen zur Seite zu stehen. - Ja. Das mag am Thema vorbei sein. Aber die Gleichnisse sind nun mal  oft hochaktuell.