Probleme mit Guppys, liegts an mir?

4 Antworten

Hallo

Deinen Angaben nach scheinst Du nix falsch gemacht zu haben. Längst nicht alle Aquarienanfänger informieren sich so gut und handeln so bedacht, wie Du es schilderst.

Guppys aus dem Zoohandel sind leider oft gesundheitlich sehr schwach. Das liegt an den Bedingungen, unter denen sie in Massen vermehrt werden. Fettes Mastfutter, Medikamente, hohe Temperaturen, extreme Besatzdichten, das ist alles nicht gesund. Diese Aufzuchtbedingungen sind einer gesunden Organentwicklung zumindest nicht förderlich, die ständigen Medikamentengaben verhindern den Aufbau eines gesunden Immunsystems und begünstigen die Entstehung von multiresistenten Keimen.
Noch dazu arbeiten asiatische Vermehrungsbetriebe bei billigen "Allerweltsfischen" aus Kostengründen meist mit großen Beton- oder Kunststoffkübeln unter freiem Himmel, dadurch besteht immer die Gefahr, dass z.B. durch Vogelkot Parasiten eingeschleppt werden.
Es sind nicht nur Guppys betroffen, aber wegen ihres von Natur aus schnellen Wachstums scheren sich die Vermehrer bei ihnen besonders wenig um Spätfolgen. Die Fische sind zum Verkaufszeitpunkt optisch einwandfrei, mehr interessiert nicht. Bei langsamer wachsenden Artn muss gezwungenermaßen etwas sorgfältiger gearbeitet werden, sonst würden die Tiere nichtmal den geplanten Verkaufszeitpunkt erleben.

Vor diesem Hintergrund ist es immer empfehlenswert, Guppys von anderen Aquarianern zu beziehen. In der Regel ist schon die erste Aquariengeneration sehr viel stabiler als die Tiere aus dem Handel. Von einem engagierten Züchter bekommt man auch die passenden Weibchen, um in den Folgegenerationen die Farben und Formen der Elterntiere aufrecht zu erhalten.

Aber auch andere Fischarten muss man sich im Händlerbecken leider sehr genau ansehen, bevor man sie kauft. Wenn ein krankes Tier im Becken ist, kann man auch die anderen (und die aus den Becken, die am selben Filterblock hängen) nicht kaufen.

Wenn Deine Guppys wirklich eine Columnaris Infektion haben, musst Du nach dem Tod des letzten Guppys einige Zeit warten, bis Du wieder neue Fische (besonders Lebendgebärende) einsetzt, da die Krankheit hoch ansteckend und faktisch nicht zu behandeln ist.

katjesr5 
Fragesteller
 15.11.2017, 16:07

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich bemühe mich schon möglichst viel zu lesen und dazuzulernen. Allerdings muss ich sagen, dass mich vieles noch verwirrt, weil es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Ich habe zB auch Kaninchen und da gibts bei Haltung und Fütterung eigentlich so im Groben nur 1 richtige Variante. Aber bei den Fischen gibts so unterschiedliche Angaben von den Leuten. Jeder sagt was anderes..

Auf jeden Fall werde ich neue Guppys nicht mehr aus dem Zooladen holen. Bei Kleintieren weiß ich, dass man dies nicht machen sollte, aber ich dachte nicht, dass es bei Fischen ja fast noch schlimmer ist.... Bei einem so kleinen Aquarium wie mein 60er macht es aber Sinn nur ein Geschlecht zu nehmen oder? Die sollen sich doch so schnell vermehren und ich möchte ja auch nicht, dass es auf einmal eng wird...

Weißt du zufällig wielange ich mit einem Neubesatz warten sollte? Ein Bekannter meinte 2 Wochen, aber das kam mir recht kurz vor. Da er eh recht fragwürdige Aussagen machte, kann ich mir das nicht so wirklich vorstellen...

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eieiei2  15.11.2017, 17:50
@katjesr5

Hallo

viele Fischarten zeigen sich in gewissen Grenzen anpassungsfähig und robust. Deswegen gibt es viele Haltungsvarianten, die zumindest so weit funktionieren, dass man ohne direkte Vergleichsmöglichkeit keine Probleme erkennt. Zumindest wenn man unter funktionieren versteht, dass die Tiere nicht ganz auffällig früh sterben oder sichtbar krank werden.
Wenn man einen Fisch immer nur in einem eigentlich schon zu kleinen Becken oder in gerade so akzeptabler Vergesellschaftung gesehen hat, erkennt man mangels Vergleichsmöglichkeiten oft nicht, ob es Verhaltensstörungen gibt oder ob die Farben vielleicht viel kräftiger sein könnten. Vielen kommt es auch lang vor, wenn ein kleiner Fisch 4 Jahre alt wird, dabei werden sehr viele Arten bei guter Haltung mehr als doppelt so alt (ein vierjähriger Guppy wäre aber wirklich schon ein extremer Methusalem).

Verschiedene Varianten gibt es auch zum Einlaufen eines neuen Aquariums. Gerade für Anfänger empfehle ich aber immer ganz eindeutig die althergebrachte Variante mit mindestens 2 Wochen ohne Besatz und täglichem Nitrittest ab Beginn der zweiten Woche. Wenn Nitrit (auch wenig) da war und dann (ohne Wasserwechsel) plötzlich wieder weg ist, wird ein kleiner Wasserwechsel durchgeführt und schrittweise mit den Besatz begonnen. Das ist einfach die sicherste Variante.

Man muss bei jedem Tier, ob Kaninchen , Hund oder Fisch, immer genau hinsehen, bevor man es kauft. Immer wieder kann es vorkommen, dass ein angebotenes Tier nicht gesund ist. Im Zweifelsfall muss man die Finger davon lassen.
Abgesehen von ein paar echten Problemarten, die sehr selten wirklich gesund angeboten werden, bekommt man im Zoohandel regelmäßig auch gesunde und sehr kräftige Exemplare vieler Fischarten. Genau hinsehen lohnt sich immer, egal was es für ein Laden ist. Auch im Baumarkt kann man manchmal für relativ kleines Geld sehr gute Fische bekommen.

Das Hauptproblem des Zoohandels ist garnicht so sehr die Fischqualität, sondern die Beratungsqualität. Viele Verkäufer stellen gezielt ein paar Fragen, um herauszufinden was der Kunde gerne hören will und dann bekommt er genau das erzählt. Da trifft mangeldes Fachwissen und durch Umsatzprovisionen ausgeblendetes Gewissen zusammen.
Deshalb rate ich dringendst, niemals spontan irgend einen Fisch zu kaufen, ohne seine Haltungsbedürfnisse vorher über mehrere Quellen recherchiert zu haben. 

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eieiei2  15.11.2017, 18:10
@katjesr5

Ich finde es nicht artgerecht, Guppys nach Geschlechtern getrennt zu halten. Sexualität ist ihr einziger Lebensinhalt. So richtig schön sind die Männchen erst, wenn Weibchen dabei sind. Sonst sehen sie einfach keinen Grund, mit ganz gespreizten Flossen und ihren schönsten Farben herumzuprahlen. Eine Junggesellengruppe ist immer gelangweilt.

Die Vermehrung ist anfangs sehr stark, sie stagniert aber ab einer gewissen Besatzdichte. Bei Poecilia reticulata (Standardguppy, auch in Hochzuchtformen) ist es dann schon sehr voll. Etwas moderater läuft das bei Poecila wingei (Endlerguppy) ab, vorausgesetzt man schafft es, an artreine Tiere (keine Hybriden!) zu kommen. Die Vermehrungsrate ist nicht ganz so schnell (weniger Jungtiere pro Wurf) und die Vermehrung beginnt früher zu stagnieren. Es wird also nicht ganz so voll.

Zu P. reticulata fehlen mir eigene Langzeiterfahrungen, aber bei den Endlern ist es so, dass der dichte Besatz absolut keine Probleme verursacht. Die Tiere verhalten sich ganz normal und auch das Becken läuft völlig stabil. Ab einer gewissen Mindestbesatzdichte haben die Weibchen sogar weniger Stress, weil die Männchen immer abgelenkt werden und sie nicht so hartnäckig verfolgen können.

2 Wochen Wartezeit erscheint mir auch zu kurz.

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Unser erstes Aquarium war damals von Köl...-Zoo. Auch die ersten Fische waren daher.

Die sind uns reihenweise weggestorben und haben alle die Pünktchenkrankheit entwickelt.

Also haben wir dort neue gekauft. – Gleiches Spiel.

Zwischenzeitlich noch für nen Haufen Geld Medikamente und unnötige Wasseraufbereitungsprodukte bekommen.

Wieder neue Fische – wieder tot.

Das ging so weit, dass wir die toten Fische im Glas mitgebracht und reklamiert haben, weil es langsam wirklich lächerlich (und SEHR teuer) wurde.

Aufgehört hat diese Farce erst, als wir uns komplett vom Zooladen abgewandt haben und unsere nächsten Fische auf einer privaten bzw. vom Verein organisierten Fischbörse gekauft haben. Ab dann hatten wir keinerlei Probleme mehr.

Die Fische in vielen Zooläden kommen von riesigen Fischfarmen und werden nur durch Medikamente am Leben gehalten, scheint mir.

Um deine Fragen also zu beantworten:

1. Absolut.
2. Siehe meine Geschichte.
3. Geh zur nächsten Fischbörse oder schau auf Kleinanzeigenseiten nach Fischen von privat
4. Schau erstmal, ob die Krankheit noch weiter bei deinem Restbestand ausbricht, bevor du überhaupt über neue Fische nachdenkst. Theoretisch ist es natürlich nicht verkehrt ein Quarantänebecken zu nutzen, wenn du denn eins rumstehen hast.
5. Höre ich ehrlich gesagt zum ersten mal. Aber wie soll das funktionieren? Ersticken die Fische nicht eher qualvoll an dem Öl? Das Thema ist aber allgemeinhin bisschen schwierig, finde ich... Uns hat man damals tatsächlich zur Klospülung geraten, weil die Fische angeblich allein schon durch das kalte Wasser einen Schock erleiden.
6. Nur wenn es dir optisch Freude macht, du hast ja einen Filter

Einmal wöchentlich das Wasser zu wechseln ist übrigens viel zu viel, Schmutz absaugen reicht. Auch mit der Filterreinigung musst du sehr vorsichtig sein, auf keinen Fall auswaschen! In den Schwämmen leben alle wichtigen Bakterien die dein Aqua in Balance halten.

katjesr5 
Fragesteller
 09.11.2017, 12:59

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Neue Fische gibt es in der Tat erstmal nicht. Wir haben ja noch die 3 Welse und die 2 Pandas im Becken. Die waren zwar vom gleichen Laden, machen aber bisher einen guten Eindruck. Alle munter. Vorallem die Welse haben richtig schöne Barteln bekommen.

Das mit dem Nelkenöl habe ich im Internet gelesen und auch hier mal als Tipp bekommen. Es wirkt erstmal narkotisierend und lähmt dann in einer größeren Dosis die Atmung. Also quasi wie Einschläfern beim Tierarzt.

Wöchentlich habe ich bisher gewechselt weil ich Sorge hatte bei so einem eher kleineren Aquarium die Wasserwerte nicht stabil zu halten...

Mit dem Schmutz absaugen habe ich auch noch so meine Probleme. Ich habe mir so einen Mulmsauger gekauft, aber der kommt mir so groß vor...?! Wenn ich damit in die Nähe der Pflanzen komme, hole ich die nicht alle raus? Viele von denen haben eh noch Probleme mit dem Halten im Boden...

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Norina1603  09.11.2017, 18:11
@katjesr5

Bis hierher ist alles richtig,

Mit dem Schmutz absaugen habe ich auch noch so meine Probleme. Ich habe mir so einen Mulmsauger gekauft, aber der kommt mir so groß vor...?! Wenn ich damit in die Nähe der Pflanzen komme, hole ich die nicht alle raus? Viele von denen haben eh noch Probleme mit dem Halten im Boden...

Das mit den Mulmsauger ist ein zweischneidiges "Schwert", denn wenn man zuviel im Bodengrund damit herum stochert, zerstört man zum Teil das biologische System, denn auch im Bodengrund siedeln die wichtigen Bakterien, besser ist es nur oberflächlich den Mulm abzusaugen!

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Den Wasserwechsel wöchentlich halte ich fast für übertrieben. Ich mach das nur einmal im Monat, da ist das Becken aber auch größer.

Was hast Du eigentlich für Wasserwerte aus der Leitung?

Ich würde mal so aus dem Stegreif sagen, dass sie das einfach mitgebracht haben. Hast Du sie aus einem Aquariengeschäft oder nur vom Dehner und Konsorten?

katjesr5 
Fragesteller
 09.11.2017, 12:52

Danke für deine Antwort.

Das Wasser aus der Leitung ist bei uns ziemlich hart, das im Aquarium habe ich langsam mit etwas destiliertem Wasser gemischt. Meine Werte sind nur mit Teststreifen ermittelt:

Nitit: 0 (keine farbliche Veränderung auf dem Streifen zu sehen)

Nitrat: ca. 5 (der Streifen verfärbt sich nur ganz ganz leicht, daher ungefähr 5)

PH: ca. 7,8 (etwas heller als 8)

KH: ca. 12 (mit destilliertem Wasser, wie es zu Beginn war kann ich von hier gerade nicht sagen, irgendwo bei 15, habs zu Hause aufgeschrieben

GH: zwischen 15-20 (mit destilliertem Wasser, ohne bei über 20, ca 25)

Die Fische sind alle aus einem Zooladen, so was ähnliches wie Fressnapf, aber eine andere Kette.

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JackBl  09.11.2017, 12:59
@katjesr5

Kann man soweit nichts bestimmtes sagen. Ich würd aber trotzdem das Becken einfach mal einlaufen lassen und nur alle 4 Wochen einen Teilwasserwechsel (ca 1/3) machen.

Natürlich inzwischen keine neuen Fische zukaufen, die könnten nur neue Krankheiten einschleppen.

Sterben sie dann doch alle weg, erst ein paar Wochen später mal welche anderer Herkunft zugeben. Vielleicht kommt doch da was her.

Bei diesen Ketten ist zum einen das Problem, dass die Verkäufer dort keine Ahnung haben und Quarantäne kennen die auch nicht.

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Ich halte sehr sehr wenig davon den Wasserwechsel einzuschränken. Schaden kann der definitiv nicht.

Was genau ist an 30-40% die Woche verkehrt? Nichts. Nur weil vielleicht alle 2 Wochen 30-40% reicht heißt das nicht das das falsch ist, im Gegenteil, es ist sogar sicherer. 

1. Wahrscheinlich haben deine Guppys die Krankheit mitgebracht.

2. Nein, Ursachenforschung ist zwecklos. Besatz ist gering.

3. Langsam, erst mal Becken so lassen, Pause machen. Dann in ein paar Monaten mal gucken was so passt und was dir gefällt. Es gibt viele anspruchslose Fische. Sobald der letzte Guppy seit einigen Monaten tot oder im besseren unwahescheinlichen Fall wieder gesund ist los gehts. mit den Überlegungen, keinesfalls überstürzen. Es wäre der schlimmste Fehler jetzt zügig etwas nachzusetzen.

4. Wie gesagt erst mal abwarten. Aber Quarantäne ist gut. Dauer so um die 6 Wochen bei "normalen" Fischen auch etwas kürzer aber um den Dreh. Mit gegenseitigem Animpfen zum Bakterienaustausch, du findest detaillierte Anleitungen im Netz. 

5. Keine Ahnung, ich koche die bzw. werfe sie in heißes Wasser.

6. Nein.