Plural von Mann und Frau anders?

3 Antworten

Der deutsche Plural ist immer anders bzw. nahezu unvorhersehbar.
Du findest bei jedem Versuch, Regeln festzulegen, immer wieder 1000 Ausnahmen.

So wie man in Latein immer den Genitiv (2. Fall) und das Genus (Geschlecht) mitlernen muss, hat man im Deutschen den Plural (Mehrzahl) und das Genus mitzulernen. Jedes deutsche Kleinkind hat das natürlich hinter sich.

Im Englischen ist das anders, da gibt es einen (fast) regelmäßigen Plural, aber das Genus brauchst du nicht, weil es nur einen Artikel gibt (the).

Im Französischen haben wir mehrere weitgehend regelmäßige, wenn auch komplizierte Plurale, aber immerhin zwei Genera, die kaum irgendwelchen Regeln entsprechen.

So hat man bei jeder Sprache irgendwelche Besonderheiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Das kommt daher, dass bei weiblichen Substantiven die Mehrzahl meist mit der Endung -en gebildet wird (die Hose ==> die Hosen, die Schule ==> die Schulen, die Farbe ==> die Farben, ...), während bei männlichen Substantiven im Plural die Endung oft -er (oder -e) ist. (der Mann ==> die Männer, der Schuh ==> die Schuhe, der Topf ==> die Töpfe, der Ball ==> die Bälle, ...)

Von Experte Volens bestätigt

Was Frau betrifft, so ist die Sache klar: Weibliche Substantiva bilden ihre Pluralformen meist auf -n, z.B. Lügen, Fahrten, Ritzen, Damen, Socken, Schwestern, Flaschen, Tan­ten, Katzen, Kronen, Hexen. Na­tür­lich gibt es dazu auch Ausnahmen, z.B. Mütter, Töch­ter, Kühe und Säue — das sind größtenteils die, die im Singular nicht auf -e enden.

Männliche oder sächliche Substantiva haben dagegen mehrere Pluralklassen zur Aus­wahl. Diejeni­gen, die im Singular schwach flektieren (also Gen,Dat,Akk auf -(e)n bil­den), nehmen auch ein -(e)n im Plural (Grafen, Buben, Helden, Schurken). Die anderen (also die starken, die ihren Gen Sg auf -(e)s bilden) müssen sich zwischen mehreren Mög­lich­keiten ent­scheiden:

  • -(e)r, meist mit Umlaut: Ränder, Länder, Kälber, Blätter, Hölzer, Wörter, Häuser, Räder
  • -e, oft mit Umlaut: Krüge,Töpfe, Güsse, Worte, Pfade, Schafe, Bäche, Bäume, Gründe
  • -(e)n, ohne Umlaut, selten, Gen oft auf -ns, oft nur regional: Onkeln, Herzen, Namen
  • ∅ öfters mit Umlaut: Kästen, Kiefer, Gatter, Böden, Bolzen, Äpfel, Balken, Gärten

Dazu gibt es noch eine Klasse auf -(e)s, die aber auf Fremdwörter, Diminutive, Kurz­wör­ter und ähnlichen Kram beschränkt ist. Viele Fremdwörter haben auch spezielle Pluralformen, die oft aber nicht immer den fremdsprachlichen Formen nachgebildet sind. Beim genauen Hinsehen fällt Dir vielleicht auch auf, daß die ∅-Klasse phone­tisch determiniert ist, sie umfaßt nämlich nur Substantiva, die im Singular auf -er, -el oder -en enden (und die meisten dieser Wörter fallen auch in die ∅-Klasse).

Es bleiben also noch 3 Klassen übrig, und es gibt keine Regel, welches Substantiv welche Pluralform nimmt oder nicht nimmt. Eine solche Regel gab es zwar einmal, noch im Althochdeutschen (vor mehr als 1000 Jahren) konnte man die Pluralformen aus dem Singular eindeutig bilden, aber nach dem Verlust der Vokalqualitäten in un­betonten Silben ist das nicht mehr möglich. In den letzten 1000 Jahren haben Wörter auch immer wieder mal die Pluralklasse gewechselt, weil die Sprecher ja selbst nicht wissen, wie sie den Plural bilden sollen, und sich daher leicht regionale Varietäten her­ausbilden, die dann vielleicht später allgemeinsprachlich werden.

Das Substantiv Mann hat dabei eine überkomplizierte Entwicklung hinter sich. Es ge­hört zu einer kleinen Klasse von Wörtern, die ursprünglich nur sehr wenige Kasus­endungen hatten. Das hat die Sprecher irgendwie gestört, und deshalb übernahm das Wort langsam immer mehr Kasusendungen von typischen männlichen Substantiva wie Wolf (a-Stamm). Das -es im Nom. Sg. kam bereits im Mittelalter dran, gefolgt von einem -e für den Plural. In der Neuzeit entstanden dann Konkurrenzformen für den Plural auf -er und -en.

Also gehörte das Wort im Lauf der Jahrhundert jeder der vier Pluralklassen zumin­dest eine Zeitlang an!

  • Der Plural Manne ist glaube ich heute spurlos ausgestorben
  • Der endungslose Plural Mann ist heute auch fast ausgestorben, aber man ver­wen­det ihn gelegentlich, wenn von einem Kollektiv die Rede ist. Das gilt besonders für feste Fügungen wie Alle Mann an Deck!
  • Der Plural Mannen wird heute noch im historischen Sinn ‘Gefolgsleute eines Kö­nigs oder Feldherrn’ verwendet, manchmal auch ironisch (z.B. wenn die Disser­tan­den eines Dozenten als seine „Mannen“ bezeichnet werden)
  • Der normale Plural für 98+% der Anwendungen ist Männer

Das ist wahrscheinlich mehr, als Du wissen wolltest, aber Sprachgeschichte ist leider kompliziert, und die Sprache trägt immer die Spuren ihrer Geschichte mit sich herum.

P.S.: Ein paar falsche Beispiele korrigiert.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik