Philosophie Studium?

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Es ist keineswegs so, dass man gleich zu Beginn eines Philosophiestudiums mit den sog. Klassikern beginnt, die du in deiner Frage erwähnt hast. Bis zum Bachelor werden vor allem formale Übungen und Seminare belegt, in den die Grundlagen der Philosophie vorgestellt werden.

Zu den Grundlagen des Philosophiestudiums gehören z.B. Argumentationstechniken, Logik, Lehre von den Formen des Urteilens, ferner Einführungen in Empirismus, Idealismus, Positivismus, Konstruktivismus, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, theoretische und praktische Philosophie sowie einzelne Seminare zu ausgewählten Schriften des Aristoteles, die recht eingängig und leicht zu lesen sind.

Bis zum Bachelor werden auch Seminare zu leicht lesbaren Autoren angeboten, wie Karl Jaspers, Thomas Nagel: "Was bedeutet das alles?" oder Einführungen in die Philosophiegeschichte, in denen man bei den Positionen der Vorsokratiker beginnt, um dann je nach den Vorlieben des Dozenten unterschiedliche kleine Schwerpunkte zu setzen. Wenn ein Dozent z.B. aus der Frankfurter Schule kommt, wird er sich bei Adorno länger aufhalten, steht er dem Idealismus nahe, wird er auf die Prolegomena von Kant verweisen, oder wenn er den existenzphilosophischen Ansatz bevorzugt, wird er sich eher mit Kierkegaard und seinen Adepten beschäftigen. Andere Dozenten wiederum bevorzugen den anthropologischen Ansatz und gehen auf Schopenhauer und Nietzsche ein. Sehr gut bearbeitet ist heute auch die amerikanische Philosophie, die sich auf Bacon, Hobbes, Locke und Hume beruft, die alle wesentlich leichter zu lesen sind als Kant oder Heidegger.

Erst wenn man den Bachelor in der Tasche hat, wird man seinen Schwerpunkt für das weitere Studium der Philosophie wählen können. Da kann man sich dann ganz z.B. der französischen Philosophie (Foucault und der Strukturalismus), der Ethik, der Kultur- und Wissenschaftsphilosophie, der Phänomenologie oder auch modernen Autoren wie Jacques Derrida, Karl Otto Apel, Ernst Bloch, Gilles Deleuze, Daniel Dennet, Kurt Gödel, Otfried Höffe, Jacques Lacan, Emanuel Lévinas, Hermann Lübbe, Odo Marquard, Karl Popper, Richard Rory oder Alfred North Whitehead zuwenden und über die zu diesen Gebieten möglichen Themen seine Masterarbeit schreiben.

Bitte nicht vergessen: Gute Fremsprachenkenntnisse, v.a. Latein. Aber wichtig sind auch Französisch, Englisch und (Alt-)Griechisch.

Es beginnt in der Regel mit einer Einführung in die grundlegenden philosophischen Fragen und Denkweisen. Du wirst dich mit klassischen Texten auseinandersetzen, aber auch mit modernen philosophischen Ansätzen. Die Reihenfolge der behandelten Philosophen kann von Universität zu Universität und von Semester zu Semester variieren. Es ist üblich, zunächst mit den klassischen Philosophen wie Platon, Aristoteles oder den Stoikern zu beginnen. Diese bieten eine gute Grundlage für das Verständnis späterer philosophischer Entwicklungen.

Philosophen wie Kant, Hegel oder Heidegger sind zentrale Figuren in der Geschichte der Philosophie und werden in den meisten Studiengängen ausführlich behandelt. Ihre Werke sind anspruchsvoll und erfordern oft ein intensives Studium. Die Philosophie fordert dich dazu auf, deine eigenen Denkgewohnheiten zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen. Die Texte sind oft komplex und verlangen ein hohes Maß an Konzentration und Ausdauer. Aber gerade diese Herausforderung macht das Studium auch so spannend und bereichernd.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung