Narzisstischer Bruder, was soll ich machen?
Hallo,
ich (w15) habe zwei Brüder (m19 & m13). Mein Vater ist ein Narzisst und wir gehen davon aus, dass er dies durch seine Erziehung an meinen älteren Bruder weitergegeben hat.
Meine Mutter hat sich vor 7 Jahren von ihm getrennt. Die Scheidung dauerte 4 Jahre und mein Vater versucht immer noch ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen. Wir drei haben alle samt nach der Trennung den Kontakt verweigert und meine Mutter hat es geschafft, dies vor Gericht durchzusetzen. Sie hat sich ein unabhängiges Leben aufgebaut, nachdem sie sehr lange finanziell von ihm abhängig war.
Seit ca. einem Jahr prägt sich der Narzissmus meines Bruders nun immer stärker aus und dies geht immer mehr gegen mich. Ich denke, dass es daran liegt, dass seine kleine Schwester, damit weniger wert und auch noch gezwungen bin mit ihm zusammen zu leben.
Er hat dieses Jahr im April sein Abitur mit ach und Krach bestanden und davor habe ich mich mit dem Gedanken über Wasser gehalten, er würde nach seinem Abitur erst reisen und dann zum Studieren oder für eine Ausbildung ausziehen. Leider ist das nicht der Fall. Er hat einen Job bekommen. Mehr wegen meiner Mutter, als wegen seiner selbst, aber im April soll die Ausbildung anfangen und nun wird gesagt, er würde für die gesamte Dauer hier wohnen bleiben soll, da meine Mutter es sich nicht leisten kann, ihm eine Wohnung zu bezahlen und er niemals von sich aus ausziehen würde, geschweige denn, das auch noch selbst bezahlen würde.
Das hat alle meine Pläne für die Zukunft bis ich selbst ausziehe auf den Kopf gestellt. Ich werde mit 18 so schnell, wie irgendwie möglich ausziehen, da ich mit diesem Menschen keinen Tag länger zusammenleben werde, als nötig. Aber bis dahin sind es nunmal noch mindestens 3 Jahre.
Ich lese viel über Narzissmus, aber ich finde nie etwas, zu meinem Problem. Meistens geht es um toxische Partnerschaften, die man theoretisch verlassen kann. Aber das kann ich nunmal nicht.
Meine Mutter versteht, dass er narzisstisch ist, dennoch erkennt sie nicht wirklich, dass ich diejenige bin, die den Großteil abbekommt und vielleicht ist das auch tatsächlich nur mein empfinden, aber er nutzt jede Gelegenheit, um einen Streit anzufangen, mir Angst zu machen oder mich Respektlos zu behandeln bzw. mich klein zu machen. Er weiß mittlerweile genau, was er machen muss, damit ich mich so richtig aufrege. Meist sind das Geräusche, Pfeifen oder Respektlosigkeiten. Sobald er den Raum betritt, gehen meine Alarmglocken an und ich laufe auf Eierschalen. Wenn ich dann irgendwann einen Fehler mache oder es mir zu viel wird, gehe ich auf sein Verhalten ein, obwohl ich weiß, das er damit sein Ziel erreicht. Dann gibt es meistens einen riesen Streit, bei dem er laut wird. Manchmal baut er sich auch auf, sodass man das Gefühl hat, dass er gleich zuschlägt. Bisher ist es so weit noch nicht gekommen, weil das bisher ausreichte, um mich ruhig zu stellen, da ich ihm körperlich nichts entgegensetzen kann.
Er hat mit der Zeit jeden Rest Zuneigung und Respekt, die ich für ihn hatte zu Nichte gemacht, sodass ich mit ihm keinerlei Emotionale Verbindung habe, wie ich sie zu meinem jüngeren Bruder habe.
Meine Mutter stressen diese Streitigkeiten enorm und sie ist langsam auch am Ende mit ihrem Latein, da er sie auch nicht mehr, als Autorität wahrnimmt. Sie versucht, wahrscheinlich aus einem mütterlichen Instinkt und aufgrund fehlender anderer Optionen, Entschuldigungen für sein Verhalten zu finden. Erst war es das Abi, dann sind es die Freunde, Zukunftsängste, irgendwas ist immer, aber nichts davon rechtfertigt das, was er macht.
Die einzigen Optionen, die meine Mutter hätte, um meinem Bruder klarzumachen, dass sowas nicht geht, wären entweder, ihn rauszuschmeißen, was ja nicht geht oder dass er sich sein Essen selber zubereiten müsste, da er das gar nicht mag, weil er das wahrscheinlich als Zeitverschwendung ansieht. Meine Mutter ist aber leider sehr schlecht darin, weil er dann sehr unangenehm werden kann, weshalb sie es fast nie durchzieht, ihm nichts zu kochen. Darum hat sie einfach angefangen gar keine Konsequenzen zu schaffen, wenn er sich so verhält.
Ich finde das unfair, aber da er es meist so darstellt, dass ich auch schuld hätte, weil ich z.B. auf Respektlosigkeiten patzig reagiere und meine Grenzen verteidige. Für sie ist es dann einfacher ihm zu glauben und es als meine Schuld abzutun.
Weil ich in den Streitsituationen gegen ihn sowieso nichts ausrichten kann, versuche ich mit meiner Mutter im Nachhinein über diese Situationen zu reden, weil ich meistens versuche, ihr verständlich zu machen, dass ich oftmals im Recht bin und manchmal fordere ich dann auch irgendeine Konsequenz, was für sie dann natürlich unangenehm wäre. Darum wird sie jedesmal sehr sauer und verweigert das Gespräch, wenn ich versuche, mit ihr über so eine Situation zu reden. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, da sie es auch abblockt, wenn ich versuche, ihr das beschriebene Problem zu erklären. Vielleicht hat ja jemand einen Rat.
4 Antworten
Er wird sich (noch) nicht in psychologische Behandlung begeben, aber du kannst das. Du kannst damit die Zeit überbrücken bzw. dämpfen, bis er bald raus ist. Du musst die Verantwortung übernehmen - Für dich, und dich rechtzeitig abschirmen. Konsequenz scheint von niemandem walten gelassen zu werden. In der miteinander verwobenen Familienlinie und der emotionalen Empfänglichkeit ist das nachvollziehbarerweise sehr schwierig. Mit 19 könnte man ihm noch (spät)jugendliche Idiotie diagnostizieren, aber es geht offenbar darüber hinaus.
Darüber hatte ich schonmal nachgedacht. Wahrscheinlich wäre es das beste, sich in Behandlung zu begeben und da mit einem Experten drüber zu sprechen. Ich denke ich informiere mich mal, was es da für Möglichkeiten gibt. Danke für die Hilfe
https://youtu.be/L8J_2YE4Y2k?feature=shared
Vllt hat er ja n hilfreichen Tipp, ansonsten wüsst ich leider auch nix außer zu einer Freundin/ Verwandten ziehen.. Wünsch dir alles Gute 🌸
Er bringt die Dinge tatsächlich gut auf den Punkt. Nur leider bringt er auch auf den Punkt, dass die einzige Möglichkeit ist, sich vor einem Narzissten zu schützen, ist, Distanz zu ihm aufzubauen. Was wie erwähnt schwierig ist, da ich mit ihm zusammen lebe. Trotzdem danke ☺️
"Betroffene dürfen sich nicht vom Kurs abbringen lassen: im Zweifel sollten sie einfach schweigen. Die Rolle kann nur verändert werden, wenn Betroffene nicht mehr mit sich spielen lassen. Sie müssen ihre Grenzen aufzeigen. Und in dem Maße, wie sie ihrem Standpunkt treu bleiben und ihn hartnäckig verteidigen, wird der Narzisst immer mehr ausweichen und erkennen, dass er mit seiner bisherigen Strategie nicht mehr durchkommt."
https://umgang-mit-narzissten.de/hilfe-im-umgang-mit-narzissten/
Abstellen kann man das auch nicht; und ändern wird der sich nie. Ich kenne das.
Habe nicht den ganzen Text gelesen, aber wenn dein Bruder wirklich ein Narzisst ist, lege ihm nahe sich in psychologische Behandlung zu begeben...
Ich habe schon versucht das anzusprechen, aber das Problem bei Narzissmus ist, dass es in der Regel keine Krankheitseinsicht gibt, die für eine Behandlung notwendig wäre
Weiß nicht, ob das ernst gemeint ist, aber solange er weder sich noch andere akut gefährdet, kannst du nichts machen...
was ich oben beschrieben habe, ist leider tatsächlich mein Leben, aber selbst wenn es keine Lösung gibt, hat es auch gut getan, das mal runter zu schreiben
Ja, kann ich verstehen, man sollte nur nicht gleich jemandem Narzissmus andichten. Das wollte ich eigentlich damit sagen
Achso, ich und meine Mutter haben uns viel über seine Verhaltensweisen informiert und er ist tatsächlich ein Narzisst, wie er im Buche steht. Das war mein Vater aber auch schon.
Standhaft bleiben ist anstrengend und bei täglichen Auseinandersetzungen und Themensprüngen, welche Narzissten u.a. gerne nutzen unterlaufen einem Fehler, aus denen einem ein Strick gedreht wird. Schweigen habe ich probiert, das halte ich jedoch nicht aus, da er nicht nur mit Worten arbeitet, sondern mit Respektlosigkeiten und Grenzüberschreitungen, über die ich nicht schweigen kann. Trotzdem danke für den Vorschlag 🙃