Muss man ein Komma setzen, um Missverständnisse zu vermeiden?

8 Antworten

Hallo Olivia217!

Grundsätzlich dürfen Infinitivgruppen vom übergeordneten Satz durch (eventuell paariges) Komma abgetrennt werden.

Laut amtlichem Regelwerk ist das (paarige) Komma bei Infinitivgruppen aber nur noch in drei Fällen obligatorisch:

  • Die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv ab. (Beispiel: Er verfolgt den Plan, seinen Gegner vor dem eigentlichen Angriff zu ermüden.)
  • Die Infinitivgruppe wird von der Konjunktion "statt", "anstatt", "um", "außer", "ohne" oder "als" eingeleitet. (Beispiel: Er übt täglich, ohne richtig Erfolg zu haben.)
  • Ein Wort weist auf die Infinitivgruppe hin. (Beispiel: Er fängt damit an, die Kartoffeln zu sortieren.)

In deinem Satz liegt keiner dieser Fälle vor; das Komma ist also dem amtlichen Regelwerk zufolge fakultativ. Dennoch ist es empfehlenswert, eines zu setzen, um Missverständnisse zu vermeiden. Denn ohne Komma ist nicht ganz deutlich, was du meinst.

The proof is in the pudding: Die Wahrheit erkennt man manchmal durch Ausprobieren!

Probieren wir diese drei Möglichkeiten aus:

  1. Ich wünsche mir manchmal Markenkleidung zu tragen.
  2. Ich wünsche mir, manchmal Markenkleidung zu tragen.
  3. Ich wünsche mir manchmal, Markenkleidung zu tragen.

Wir erkennen deutliche Unterschiede:

  • Zu 2.: Mein ständiger Wunsch ist, ab und zu mal Markenkleidung zu tragen - vor allem am Wochenende oder zu Parties würde ich damit gerne ausgehen.
  • Zu 3.: Ab und zu kommt der Wunsch in mir hoch - aber nicht jeden Tag -, im Alltag Markenkleidung zu tragen. Eigentlich bin ich aber meist zufrieden mit meinen preiswerten No-Name-Klamotten von Lidl.

Wenn man also deutlich machen möchte, ob man 2. oder 3. meint, muss man ein Komma an der passenden Stelle setzen!

Und wenn ein Lehrer Deutlichkeit und Eindeutigkeit verlangt, muss man eben auch ein Komma setzen.

Aber laut Formal-Definition muss man das nicht, wie Welling und Hawkhail hier verdeutlicht haben.

Gruß aus Berlin, Gerd

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Magister Amerikanistik, Journalist, Buchautor, Lektor

Grammatikalisch müssen? Nein. Inhaltlich sollen? Ja. Sonst ist der Satz zweideutig und man versteht ihn nicht. Deshalb war das Komma vor der Rechtschreibreform bei erweitertem Infinitiv mit zu Pflicht. Heute leider nicht mehr.

Der Infinitiv mit "zu" erfordert das Komma - und das Komma macht den Satz besser lesbar.

Ich wünsche mir, manchmal...

Das Komma ist nicht obligatorisch, siehe meine Antwort.

Edit: Ja, den Satz macht es besser lesbar, da stimme ich dir zu. ^^

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@Hawkhail

Trotzdem macht es den Satz besser lesbar. ^^

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Von Experte earnest bestätigt

Ich wünsche mir, manchmal Markenkleidung zu tragen. (Du willst sie nur manchmal tragen.)

Ich wünsche mir manchmal, Markenkleidung zu tragen. (Du hast manchmal den Wunsch. Dann möchtest Du aber immer Markenkleidung tragen?)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung