Muss ein Katholischer christ an Wunder glauben?

10 Antworten

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Ein differenzierter Umgang mit den heiligen Schriften ist nicht nur in Ordnung, es ist notwendig, um die Philosophie des Christentums und somit der eigenen Religion besser zu verstehen.

Es gilt zu fragen: was steht hinter diesem Wunder? Was bedeutet es, wenn Blinde wieder sehen können? Steht es wirklich für die Rückkehr des Augenlichts, oder vielleicht die Tatsache, dass wir unsere Wahrnehmung für unsere Mitmenschen ändern?

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Intensive jahrelange Beschäftigung/Uniprojekt
Anastasia65  11.05.2023, 00:28

Und warum sollte ich meine Wahrnehmung für meine Mitmenschen ändern wollen, wenn ich nicht einen "Mehrwert" durch Christus hätte?! Ein Christentum ohne Wunder ist nur Last, nicht Erlösung. Kreuz ohne Auferstehung, Karfreitag ohne Ostern.

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RStroh  11.05.2023, 08:16
@Anastasia65

Du argumentierst wie Paulus. Sehr gut. Wenn wir Christen so wären, wie alle anderen, was für einen Sinn hätte das?

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Gott hat Milliarden von Galaxien erschaffen und Millionen von Tier- und Pflanzenarten auf der Erde.

Für Ihn war es kein Problem, in seine eigene Schöpfung einzugreifen und das zu tun, was wir als "Wunder" bezeichnen...

Bin zwar B"H kein Katholik und auch B"H kein Christ aber ich glaube an Wunder.

Würde ich nicht an Wunder glauben, ich wäre nie nach Israel ausgewandert. Mit dem was ich hier in Israel bereits erlebte, ich wäre kein Realist, würde ich meine Erfahrungen nicht als viele kleine Wunder bezeichnen.

Ausnahmslos jeder meiner deutschen Freunde warnte mich, ich würde nach spätestens ein Jahr kapitulierend nach Deutschland zurück kehren.

Ich war zu Anfang von einem Schlamassel in den nächsten geraten und als nichts mehr ging, wurde ich aus wundersame Weise wieder daraus befreit. Das hat mein Vertrauen in IHN massiv gestärkt.

Wer in Israel lebt und nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.

Na ja, was ist denn ein Wunder?

Mal eine Definition von mir: Ein Wunder ist, worüber man sich wundert. Klingt banal, aber hilft vielleicht bei der Klärung deiner Frage.

Wenn du als Wunder ein Ereignis meinst, das man sich nach aktuellem Wissensstand nicht erklären kann, dann ist es genau das, was es ist: Ein unerklärliches Ereignis, nicht mehr.

Für jedes "Wunder" wird es eine Erklärung geben, da es eben innerhalb der erfahrbaren Natur sich ereignet. Nur über eines wird man sich trotzdem dann wundern, und zwar in welchem Kontext und welchem Zusammenhang das Ereignis eingetreten ist. Das ist dann auch der Moment, der uns (über Gott) staunen lassen kann — sofern man das zulässt.

Aber deine eigentliche Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Grundsätzlich muss man als Katholik nicht an Wunder glauben, allerdings die Dogmen — und die sind schon sehr herausfordernd und verwunderlich: Dass Gott ein Mensch wie wir wird, nur ohne Sünde, das ist schon mal ein Hammer. Dagegen ist die Jungfrauengeburt und immerwährende Jungfräulichkeit Mariens ein Klacks, finde ich. Dass dann dieser Gott bereit ist, notwendigerweise freiwillig den Tod auf sich zu nehmen — ganz gleich in welcher Form — um stellvertretend unsere Sünde zu sühnen, ist die nächste intellektuelle Herausforderung. Wow, da ist dann die Auferstehung Jesu nur noch die Krone drauf. Keine Sorge, die Jünger Jesu waren nicht blöd, die wussten, dass das eigentlich nicht sein konnte. Die Reaktion vom Apostel Thomas zeigt das recht gut und der Schrecken der übrigen Apostel spricht für sich. Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel — muss ich das noch kommentieren?

Versteh mich nicht falsch, ich glaube alle diese Dogmen — und diese wundersamen Dinge in der Bibel, insbesondere im NT — aber nicht, weil ich es verstanden haben (Das geht ohnehin nicht!), sondern weil ich mich dafür entschieden habe und vertraue. Glaub nur nicht, dass ich einfältig und naiv bin. Schau dir meine Antworten zu ähnlichen Fragen oder im Zusammenhang mit den Naturwissenschaften, du wirst sehen, das kann zumindest ich besser zusammen bekommen als viele meinen, und ich bin damit bei weitem nicht allein. Anton Zeilinger ist gläubiger Katholik — Nobelpreisträger für Physik 2022 (Quantenteleportation). Ist nur ein Beispiel von vielen.

Nein, Wunder musst du nicht glauben, aber wenn du glaubst, wirst du dich über die Wunder wundern und ganz gelassen glauben. Wie hat das Harald Lesch mal so nett auf eine atheistisch motivierte "Attacke" formuliert: "Ach, da bin ich ganz entspannt."

Das Problem hier ist, daß wir an die Göttlichkeit Jesu glauben müssen. Wenn Jesus nicht Gott war, dann bricht der ganze Glaube zusammen. Das ist das wichtigste! Ich kann nicht Christ sein, und behaupten, Jesus sei nicht der Sohn Gottes, nicht Gott selber, den Mensch geworden ist. Ich vermute, wer nicht an die Wunder Jesu glaubt, der glaubt wahrscheinlich auch nicht an seine Göttlichkeit. Mir scheint, daß beides untrennbar zusammen hängt. Dann ist aber der Unglaube bezüglich der Wunder ein ernstes Problem.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.