Meditation: Ab wann erste Veränderungen?
Wenn man Meditation beginnt, ab wann sollte man erste Veränderungen spüren? Wenn man z.B. täglich 20min meditiert.
2 Antworten
Ich bin Buddhist habe jetzt ein paar Jahre Erfahrung mit täglicher Meditation.
Mein Ratschlag
Stelle jede Erwartungshaltung ein. Meditation hat nichts mit Leistung, Verbesserung oder Optimierung zu tun. Diese Geisteshaltung ist geradezu das Gegenteil von Meditation. Auch wenn es dir wichtig sein mag, erwarte nichts.
Beispiel
"Meditation soll mich ruhiger machen...ruhig atmen...entspannt atmen...bin ich schon ruhiger?...Hmm, ich glaube nicht...vielleicht noch weitermachen...atmen...sind das schon fünf Minuten?...hmm....ruhig atmen...hmm...bin ich ruhig geworden?...."
"Meditation soll mir spirituelle Einsichten geben....ruhig atmen...andere sollen ein goldenes Licht gesehen haben...wieso sehe ich kein goldenes Licht...ach, ich soll ja atmen...ruhig atmen...ob man goldenes Licht einatmen kann?...Hmm, bringt nichts.."
Das Problem
Das Problem dabei ist nicht nur, dass man sich mit diesen Erwartungen von der eigentlichen authentischen Erfahrung abtrennt und nur in seinem Kopf lebt, sondern auch, dass dies zur Selbsttäuschung führen kann.
Wer sich etwa lange genug eine "spirituelle Erfahrung" wünscht, schafft langfristig Spannungen in seinem Nervensystem - und irgendwann gibt das Gehirn nach und man erlebt etwa das "goldene Licht". Nur ist das eben keine Offenbarung, sondern lediglich die Reaktion eines überreizten Nervensystems auf die Erwartungshaltung
Fazit
Denke nicht über die "Erfolge" oder "Resultate" nach - jedes "Sitzen" hat seine Wirkung, auch wenn man meint, 20 Minuten lang nur Gedanken in der mentalen Waschmaschine herumgeschleudert zu haben. Die Resultate zeigen sich von selbst
Bei uns im Zen nennt man die beiden extremen Zustände "Konchin" und "Sanran", die sich sowohl körperlich als auch geistig zeigen
"Konchin" ist geistige Schläfrigkeit, die sich körperlich in mangelnder Muskelspannung, sinkendem Kopf und Zusammenfallen der Haltung zeigen
"Sanran" ist geistige Überspannung. Sie zeigt sich einer verkrampften Haltung, die Finger pressen sich fest aneinander und man hat Schmerzen im Nacken.
Man merkt das gut, wenn man die traditionelle Handhaltung "hokkaijo-in" bzw. besser bekannt als "dhyana mudra" verwendet. Bereits an den Daumen kann man spüren, welcher Zustand gerade vorherrscht.
Doch Geist und Körper spiegeln sich nicht nur - sie beeinflussen sich auch.
Einerseits erkennt man einen schläfrigen Geist an einer schlaffen Haltung.
Andererseits führt eine schlaffe Haltung auch leicht zu schläfrigem Geist.
Anstatt also viel mit unserem ohnehin ständig aktiven Geist zu arbeiten, ist es sinnvoll, die körperliche Haltung zu korrigieren. Die geistige Haltung wird diesem Impuls dann häufig schnell folgen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Geschwafel für dich. :-)
Vielen Dank für die guten Tipps. Ich habe bis jetzt immer meine Fingerspitzen beider Hände aneinandergelegt. Und habe mich dann oft auf den Herzschlag fokussiert welchen ich zwischen den Finger spüre, abwechselnd mit dem Atem.
Das ist eine vertrackte Frage. Wenn ich sage, das wirst du schon sehen. Gehe ohne Erwartungen an die Meditation, dann ist das genau richtig. Aber. Wirst du dann auch dabei bleiben? Wir haben halt Erwartungen.
Tatsächlich ist die Meditation etwas, wo du zu Beginn keine Ahnung hast, was dich erwartet. Du gehst ins Unbekannte. Denn der Geisteszustand, um den es schließlich geht, nämlich voll wach aber keine gravierenden Gedanken oder Gefühle, wirst du vorher nicht erlebt haben.
Meditation ist ein Stufenweg. Hinter jeder Ecke wartet etwas Neues.
Es geht um eine Richtungsänderung. Du schaust nicht mehr nach außen, wie gewöhnlich, sondern nach innen. Das Eröffnet eine ganz neue Perspektive. Du wirst dann herausfinden können, wer du selbst in deiner Essenz bist und darüber hinaus, wie die Realität tatsächlich beschaffen ist. Aber das sind große Ziele.
Die Ergebnisse, die vielen Vorteile der Meditation, an die du vielleicht am Anfang denkst, sind angenehme Begleiterscheinungen: ruhiger werden, mich besser konzentrieren können, sogar gesünder werden, die Menschen begegnen mir freundlicher ...
Die Veränderungen beginnen sofort. Man hat herausgefunden, dass sich selbst die Prozesse im Gehirn verändern.
Und ja. Bleib dabei. Ich mache das jetzt seit 48 Jahren.
Danke, ja es ist auf jeden Fall eine spannende Reise :)
Danke das ist ein guter Ratschlag. Ja ich hatte solche und solche Sitzungen. Bei den anderen denkt man wirklich nichts und man IST einfach nur. Bei einer anderen Sitzung, wo man schon übermüdet ist, kommen und gehen Gedanken, man hört innere Stimmen, etc. Es ist sehr unterschiedlich wie die Sitzungen verlaufen. Ich werde versuchen jede Sekunde des Meditierens, jedes Gedanken sehen und loslassen als positiv, bzw. neutral zu bewerten. Alles was beim Meditieren passiert, darf sein.