Können sich "normale" Menschen sich wirklich nicht in Asperger-Autisten hineinversetzen?

10 Antworten

Ich hatte mit dem Thema beruflich über die Jahre mehrfach zu tun und habe diesen Eindruck gewonnen, ja - allerdings auch, wenn es Depressive oder Chronischkranke aller Art betrifft. Es wird zwar viel geredet, aber das ist meist nur Heuchelei - wenn von Toleranz und Mitgefühl usw. geredet wird, ist es sowieso gelogen. Die "normale Gesellschaft" ist diesbezüglich nicht nur desinteressiert und unflexibel, sie ist auch voller Vorurteile und Ressentiments, die teilweise auf sehr fragwürdige Weise angestachelt werden und auf Fehlinformationen beruhen - es sei nur an die unsägliche "Apotheken Umschau" erinnert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Was bedeutet "hineinversetzen"? Natürlich kann niemand etwas nachempfinden, das er selbst nicht erfahren hat.

Das bedeutet nicht, dass man nicht objektiv analysieren und Unterstützungskonzepte erarbeiten kann. Entscheidend ist dabei die Mitarbeit des Betroffenen und der Wille zur Problemlösung.

Wenn jemand keine Hilfe annehmen will, kann man auch nichts tun. Im Gegensatz zu somatischen Problemen, lassen sich verhaltens- und wahrnehmungsbezogene Beeinträchtigungen nicht per Pille beseitigen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 15 Jahre im Gesundheitswesen

Doch. Das ist wie mit Depressionen oder Angststörungen. Allerdings ist es individuell verschieden, der eine kann es besser, der andere weniger.

Ich denke durchaus das es möglich ist. Aber durchaus nicht leicht.

100 Hineinversetzen in einen anderen geht ja so oder so nicht. Wir alle müssen das ganze irgendwie auf uns münzen. Und je unterschiedlicher man ist desto Schwieriger wird es. Arme Menschen können sich z.b. auch schwerer in die Situation reicher Menschen hineinversetzen und umgekehrt. Die Welten sind halt sehr verschieden.

Ersteinmal muss man ersteinmal gewisse Stereotypen oder Mythen ablegen die man schon irgendwie Hält. z.b. das Autisten eine Sonderbegabung haben.

Dann denke ich das es geht wenn man eine gewisse offenheit mitbringt und auch bereit ist seine eigenen normen mal zu vergessen. Jemand der Fähig ist zu "übersetzen" kann da auch sehr hilfreich sein.

Als Beispiel für so etwas habe ich mal das summen einer Leuchstoffröhre mit der Benutzung eines Schlagborers in der wand nebenan verglichen.

Also in dem Sinne. Das eben für Autisten das surren einer Leuchstoffröhre in etwa so sein kann als würde bei einem Neurotypischen Menschen gerade der Nachbar in der Wohnung nebenan den Schlagborer benutzen.

Für viele neurotypische Menschen wird das definitiv ein unangenehmes Geräusch sein und wenn sie 8h arbeiten und der Nachbar 8h Schlagbohrt. Wird das nicht gut zusammen passen auf Dauer.

So ein Gleichniss muss man dann aber als gegeben hinehmen. Wenn man das anzweifelt. Marke. Nee das kann nicht sein. Dann wird es schwer mit dem verständniss.

Ich denke man kann durchaus viele dinge mit solchen Gleichnissen erklären.

Sagen wir mal so. Wenn nicht der Asperger es erklären kann wie er tickt oder man zusammen bei einem Therapeuten ist ders übersetzt, dann schwer. Aber ein Asperger kann sich auch nicht in die Lage eines normalfühlenden Menschen hineinversetzen. Wobei ich "normalfühlend" jetzt nicht abwertend meine. Das beruht auf Gegenseitigkeit.
Faktisch ist das aber immer so, wenn sich 2 Menschen treffen. Die Gefühlswelt des Anderen ist nicht immer ein offenes Buch. Und aus der eigenen Welt heraus erwartet man oft zu viel Engagement und versteht die Welt nicht mehr, wenn der Andere das alles lockerer sieht. (zb). Nur die Differenz ist größer zu einem Asperger als wie zu einem nicht-Asperger. Das gilt aber auch für ADHS, Borderline, Depressionen, Psychopathie, Narzissmus,........ Autismus ist ein Problem mit der Wahrnehmung der Gefühle wie vieles Andere auch.