Kennst du Menschen, die sich selbst vernachlässigen, sich komplett aufgegeben haben? Was war der Auslöser?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Ja, kenne ich leider 81%
Nein, zum Glück nicht 10%
Alternative Antwort: 10%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, kenne ich leider

Die Mutter meiner Ex Freundin.

Als meine Ex Freundin und ihr Vater starben hat sie alles verloren

AnneNette22 
Fragesteller
 17.08.2023, 12:35

Das ist sehr tragisch

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Ja, kenne ich leider

Trigger Warnung

Ich durchlitt selber solch eine Phase. 3 Jahre fast vollständig im Zimmer isoliert und so gut es geht abgeschottet von der Außenwelt.

Grund dafür war eine schwere Psychose. Gefolgt von seitdem 19 Jahren schweren chronischen Depressionen. Zur Zeit geht’s, habe eine Perspektive gefunden die mir aktuell Kraft gibt. Suizid Gedanken sind phasenweise immer mal dabei (gewesen). Wie, war immer klar… ein kurzer Flug der ein letztes Glücksgefühl schenkt zum Abschluss. Mehrmals saß ich uf Hochhausdächern nächtelang und hab auf den letzten Impuls zum Sprung gewartet.

Aktuelle Phase wie gesagt etwas besser. Gedanken die aber nahezu immer allgegenwärtig vorhanden sind, sind das sogenannte „Suizidale Gedankengut“. Von Selbstabwertung bis hin zum Wunsch dass die Entscheidung abgenommen wird (Egoapatie), bspw durch nen Unfall oder Katastrophe worauf man keinen Einfluss hat, was das Leid beendet und einen vom andauernden Schmerz befreit.

Mit dem Tod habe ich schon längst kein Problem mehr. Wenn’s kommt dann kommt’s, das einzige was mich oftmals zögern ließ, war der Schmerz meines Umfelds über meinen „Verlusst“.

Ich spreche aus eigener Erfahrung und kann vieles emphatisch nachvollziehen.

Wenn ihr Betroffene seid, gebt nicht auf, sucht euch Hilfe, ihr seid es Wert! Bekanntermaßen ist ein ambulanter Therapieplatz schwer zu bekommen, es gibt aber weitere Möglichkeiten die helfen vllt zumindest überbrücken können.

Es kostet Überwindung aber unterschätzt folgende Beispiele nicht…

  • Telefonseelsorge
  • 116117 Telefonnotdienst wenn’s akut wird/ ist
  • Psychiatrie (Entspricht nicht dem Hollywood Klischee, viel besser, hat mir 2 mal den Hintern gerettet)
  • Tagesklinik
  • Gruppentherapie/ Selbsthilfegruppen
  • Foren für Betroffene, allein schon der Austausch mit Leuten die sich einfühlen können (der Vorteil bei Scham, online kann man‘s anonym halten)

An Angehörige: Nehmt solche Gedanken und Sorgen ernst, unterstützt eure Lieben aktiv, selbst so was banales wie ein Telefonat (mit Therapeuten etwa), kann ein schweres Hindernis darstellen, auch wenn ihr das vllt nicht nachvollziehen könnt. Und das Bild, wer drüber spricht, bringt sich nicht um, ist erwiesenermaßen falsch.

Empfohlener Podcast für alle Beteiligten „Stahl aber herzlich“ von und mit Psychotherapeutin Stefanie Stahl.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja, kenne ich leider

Einige Jahre meines Lebens so verbracht. Kommt zustande durch Mobbing, Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit, Perspektivenlosigkeit oder auch Verlusten und Einsamkeit im Alter - man entwickelt das Gefühl "ja eh schon alles notwendige im Leben gesehen zu haben" - Essen wird zu einer reinen Selbsterhaltungs-Notwendigkeit und bietet keine Lust mehr - man hat keinen Hunger mehr, man sieht eine gewisse Sinnlosigkeit und Überflüssigkeit im Leben - was ohne Lebensveränderung in einer schweren Depression oder sogar im Suizid enden kann. Schuld ist meiner Meinung nach vor allem die Jobwelt, da sie vorwiegend aus tatsächlich sinnbefreiten, überflüssigen Jobs besteht - denn gäbe es eine Gesellschaft mit sehr sinnerfüllenden, glücklich machenden, kreativen und respektierten Jobs, dann würde so eine Untergangsstimmung nicht bei so vielen Menschen regelmäßig aufkommen und dann würden auch die Beziehungen besser und öfter funktionieren.

Alternative Antwort:

Ich kannte durchaus Leute, die mit den Jahren mehr oder weniger resigniert haben und vom Leben nichts mehr erwarteten außer dass man nicht groß krank wird und es so einigermaßen weitergehen würde wie bisher.

Das müssen noch nicht mal erfolglose oder geächtete oder chronisch kranke Menschen sein; es sind oft ganz bürgerliche und solide Personen, die einfach keine Chance auf Verbesserung haben und sich damit abfinden mussten, dass es halt keinen Ausweg aus ihrem Leben gibt, dass man keine Gelegenheit hat, etwa einen anderen Beruf zu ergreifen oder sich ggf. zu "outen" oder was auch immer, weil man sonst gesellschaftlich untendurch wäre. Ich kenne solche Biographien aus meiner Heimat, die ich mit deswegen auch verlassen habe - ich wollte mehr vom Leben haben als das, was es dort gegeben hat, obwohl ich kein schlechtes Leben dort hatte.

Viele stehen sich aber selbst im Weg. Jeder hätte die Möglichkeit, auszubrechen und zu neuen Ufern zu gehen, aber gerade auf dem Land oder in der Vorstadt ist der soziale Druck oft sehr hoch - man will nicht, "dass ein anderer redet" und ist lieber unglücklich als der "Außenseiter". Manche stehen sich auch selbst im Weg: Der gemeine Deutsche ist eher ängstlich und zögerlich, deswegen packt er vieles einfach nicht an nach dem Motto ... wenn ich es schon nicht mache, geht es zumindest nicht schief. Diese Denkweise wird oftmals aber auch anerzogen.

Ich kenne ebenso (vereinzelte) Leute, die mit 60ff. sagten, dass sie jetzt alt sind, dass sie nicht mehr lang haben, dementsprechend nur noch auf den Tod warten, keine neue Kleidung mehr kaufen, sich nicht mehr herrichten, nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und seit Rentenbeginn mehr oder weniger isoliert zuhause herumsitzen, flankiert von einem Radio, einem Fernseher, der Tageszeitung und Illustrierten. Darunter auch durchaus intellektuelle Personen, die früher sehr gesellig waren und in jeden Verein gingen, ehe man sich mit Anfang 60 überall abgemeldet hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Alternative Antwort:

Genau vor einen Jahr war ich an so einen Punkt. Keine Lust mehr auf alles, Schule schleifen lassen, sehr schlecht gegessen und nur noch dahin gelebt. Das war mein Tiefpunkt.

Es wurde in Winter bis Sommer besser aber ich merke wieder wie es von vorne bedingt. Ich esse wieder weniger und komme mit der Schule nicht zurecht