Trauer verdrängen?

8 Antworten

Der Trennungsschmerz ist kein Qualitätsmerkmal für die Trauer. Man soll versuchen, ihn möglichst zügig zu überwinden. Das bedeutet aber nicht, dass man den Toten deshalb vergessen soll. Man muss versuchen, ohne den Schmerz zu trauern. Das geht. Meine Mutter ist 1985 gestorben und ich trauer ihr immer noch nach, denke oft an sie. Aber ich habe mich daran gewöhnt, dass sie nicht mehr da ist und dass ich sie nicht mehr besuchen kann. Man muss dem Toten einen Platz im Gedächtnis einräumen, ohne leiden zu müssen. Mein Vater ist im Krieg umgekommen, er ist 34 geworden. Ich war 4 Jahre alt, als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Ich habe von beiden Bilder auf meinem Smartphon.

Unmöglich zu beantworten. Jeder Mensch geht mit Trauer anders um und muss auch seinen persönlichen Weg finden.

Das große Problem ist nur, dass verdrängte Dinge, die unsere Psyche belasten, die Neigung haben, wieder an die Oberfläche zu kommen. Das ist dann oft sehr unschön.

Sie können in Form von psychosomatischen oder psychischen Erkrankungen hervorbrechen, wenn man es am wenigsten vermutet.

Von daher ist es für die meisten Menschen besser, die Trauer zuzulassen und auch auszuhalten. Man verarbeitet es und irgendwann kommt man dann auch damit klar.

Manchen helfen Trauergruppen oder auch Trauerseminare, manchen genügt es, mit Freunden und Familie zu sprechen. Wie gesagt, das muss jeder für sich selbst herausfinden.

Das tut dir auf Dauer nicht gut, wenn du es verdrängst. Ich habe auch viele Menschen verloren, die mir wichtig waren und ich habe es verdrängt, doch nach einigen Jahren kam alles wieder hoch und es wurde schlimmer.

Aber gut. Vielleicht ist es bei dir anders, so wie es bei jedem Menschen anders ist, aber ich persönlich kenne auch Menschen, die etwas verdrängt haben. Einige Jahre später kam es wieder bei ihnen hoch und es war schrecklich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo user554433,

weißt Du, jeder trauert auf seine Weise und muss einen Weg finden, wie er mit der Situation am besten umgehen kann. Vielleicht darf ich Dir kurz schildern, was mir geholfen hat, mit dem Tod meiner Frau (sie starb vor einem halben Jahr an Krebs) besser fertig zu werden.

Ich finde es z.B. immer sehr hilfreich, wenn ich mit jemandem über meine Gefühle sprechen kann, der Ähnliches erlebt hat und sich am besten in meine Lage hineinversetzen kann. Für den Trauernden ist es nämlich schon eine große Erleichterung, jemanden zu haben, der verständnisvoll zuhört.

Was ebenfalls Erleichterung bringen kann ist, wie ich finde, zu weinen. Ja das Vergießen von Tränen der Trauer ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des Heilungsprozesses. Hinterher fühlt man sich immer ein wenig erleichtert. Ich glaube, es ist gar nicht gut, wenn man irgendwie versucht, vor anderen seine Gefühle zu verbergen und stark sein zu wollen. Seinen Tränen freien Lauf zu lassen, hilft am besten bei der Trauer.

Am meisten aber hilft mir die Hoffnung, die die Bibel im Hinblick auf die Verstorbenen gibt. Da ich mich viel mit der Bibel beschäftige, hat es mich sehr getröstet, das zu lesen, was Jesus einmal über die Toten sagte: "Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden... zu einer Auferstehung" (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Diese Verheißung beschreibt, dass Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute. Wir werden sie so sehen, wie wir sie gekannt haben und können sie dann endlich wieder in unsere Arme schließen! Ist das nicht großartig?

Diese wundervollen Aussichten, die uns die Bibel gibt, haben schon Millionen Trauernden geholfen, besser über den Verlust eines lieben Menschen hinwegzukommen. Ja, die Hoffnung auf die Auferstehung kann den großen Schmerz, den man dann empfindet, enorm lindern!

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft bei der Bewältigung Deiner Trauer!

LG Philipp

Sie machen genau das für sie Richtige. Sie passen auf, das es Ihnen seelisch gut geht trotz Verlust. Keiner verlangt von Ihnen, das sie jeden Tag, mal überspitzt ausgedrückt, 12 Stunden in Tränen ausbrechen sollen. Tragen Sie Ihren leider verstorbenen Mitmenschen im Herzen bei sich und denken Sie dabei ab und zu an schöne alte Zeiten, welche Sie gemeinsam erlebt haben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – arbeite mit psyschich Kranken ehrenamtlich