Zuhause ist kein Zuhause mehr?
Hallo, mein Name ist Paul, ich bin 17 Jahre alt und ich fühle mich mittlerweile seit 4 Jahren nicht mehr Zuhause wohl. Wenn ich außerhalb bin geht es mir wirklich gut und ich bin eigentlich glücklich sobald ich mit Freunden bin. Komme ich dann aber wieder Nachhause, geht es fast wie auf Knopfdruck, dass ich immer mehr und mehr in ein Loch falle. Meine Eltern sind getrennt und ich lebe im Wechselmodell. Für mich sind wir keine Familie und ich sehne mich nach einer Familie, die Freunde von mir haben. Bei meinem Vater bin ich sehr impulsiv und beleidigend und habe viel Druck und bei meiner Mutter bin ich eher niedergeschlagen und verkrieche mich in meinem Zimmer. Ich fühle bei meinem Vater nicht mehr wirklich etwas, bei meiner Mutter bin ich so gut wie immer traurig und fühle mich einsam. Meine ganze Familie hasst mich mittlerweile aufgrund der Beleidigungen, die auch wirklich sehr respektlos sind. Ich finde keinen Ausweg und hoffe auf einen Rat. Wenn ich ehrlich bin, kann es sein, dass ich mich in einer depressiven Schleife befinde. Vielen Dank für eure Antworten.
Das hört sich so an als seien da noch mehr Geschwister im "Spiel"?
Ja, ich habe einen Bruder. Mit ihm verstehe ich mich ganz okay aber ihm ist das alles relativ egal, habe ich zumindest den Eindruck und er ist eher auch sauer auf mich
3 Antworten
Mit den Beleidigungen aufzuhören ist sehr einfach: höre damit auf.
Du bist kein Kund mehr. Wenn du eine Depression vermutest, gehst du damit zum Arzt. Wenn der Schilddrüse und Entzündungswerte etc. geprüft hat, wäre eine Psychotherapie der sinnvolle Ansatz.
Kümmere dich um dich. Erwachsenwerden ist hart, aber es bietet dir im Gegenzug alle Freiheiten.
Es wird ganz sicher einen Grund für die Beleidigungen geben. Davon bin ich überzeugt. Wie der FS aber schreibt, hilft das Beleidigen nicht, sondern es schafft mehr Probleme.
Beleidigungen führen nie zu einer Lösung. Man knallt dabei dem anderen Dinge an den Kopf, statt sie selbst wirklich zu begreifen. Das schiebt die Erkenntnis hinaus, dass man selbst etwas an der Situation ändern kann und muss.
Statt "Papa, du bist doof" kann eine Therapie einen dazu bringen zu denken und zu fühlen: "Mein Vater ist doof. Wie gehe ich jetzt damit um? Was kann er für mich tun und was muss ich mir woanders besorgen?"
Zwischen Wut und Trauer zu pendeln ist sehr anstrengend. Vor allem geht es so nicht voran. Erwachsen sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich emotional vom Elternhaus zu lösen, ist mit 17 eine große Aufgabe. Wenn man es dann geschafft hat, ist die Erleichterung enorm. Das wünsche ich dem FS!
Natürlich mach diese Möglichkeiten und Freiheiten Angst. Man macht es trotzdem - oder deswegen!
Ja versteh. Natürlich hast du damit auch Recht. Ich meine ja auch nicht, dass es gut ist zu beleidigen, sondern dass man nicht so einfach aufhören kann. Er beleidig sicher nicht, weil er will, sondern weil er nicht weiß, wie er sondern damit umgehen soll.
Das ist typisch für psychische Probleme: Die Lösung ist im Allgemeinen sehr einfach – sobald man sie begriffen hat. Davor sehen sie unendlich unüberschaubar aus. Mit Angst nimmt man Riesenanlauf und überwindet sich. Hinterher stellt man fest, dass die Klippe nur 4 cm tief war.
Genau dabei helfen Therapien. Man muss vorher nicht wissen, was man sagen will. Das sind keine Tests oder Schulvorträge. Der Therapeut ist für den da, der ihn braucht. Hinterher weiß man das.
Habe aber irgendwie Angst vor einem Therapeuten und ich weiß nicht wie ich das herüberbringen soll, mir fällt es sehr schwer über meine Gefühle zu reden.
Gerade das klingt nach einem wirklich guten Argument für eine Psychotherapie.
Ängste sind da nachvollziehbar. Immerhin will man dort etwas ändern, mit dem man es sich gemütlich eingerichtet hat - auch wenn es nich so wehtut. Menschliche Gehirne sind für das Sparen von Energie konzipiert. Damit die Grundfesten der Gefühle aufzuräumen, wirkt unendlich schwer.
Das geht vielen Leuten so. Sowie die Therapie dann wirkt, schlägt man sich mit der Hand vor die Stirn und wundert sich, warum man nicht viel früher begonnen hat.
Du wirst erst mit einer Therapie beginnen, wenn der Leidensdruck hoch genug ist. Vorher bringt es nichts dich dazu zu drängeln. Als Außenstehender fällt es schwer, dich da vor dich hinbrödeln zu lassen, weil man sieht, wie schwer du dir das Leben machst.
Angst ist okay. Unangenehm, aber du stirbst nicht dran. Man wird ja noch mal Angst haben dürfen! Mache trotzdem, was dir hilft.
Wenn man in einem Loch sitzt, ist das erste, was man tun muss, aufzuhören zu graben.
Das ist komplett okay und verständlich. Dafür ist ein Therapeut da, du musst nicht von dir aus reden, er hilft dir beim reden. Er wird dir Fragen stellen und dann kommt das mit dem Reden schon fast automatisch. Jedoch muss du auch damit einverstanden sein, dich einer fremden Person zu öffnen und dir helfen zu lassen.
dann beende das sinnfreie hin und hergeschubse und zieh zu deiner mutter nach hause. komm zur ruhe und sage deinen eltern wie schlecht es dir durch dieses wechselmodell geht.
Hi, ich kann verstehen was du meinst. Auch ich kenne sowas und hatte Phasen, wo ich Zuhause den ganzen Tag nur eingeschlossen in meinem Zimmer weinend auf dem Bett lag, immer nur Kopfhörer auf den Ohren hatte und Musik 24/7 gehört habe. Sobald ich aber mal mich für einen Tag mit meinen Freunden getroffen hatte, mit ihnen Filme geschaut habe, Pizza aß und am ende sogar noch bei einer Freundin übernachten durfte habe ich mich wie im 7. Himmel gefühlt, ich habe alle meine Probleme vergessen und lebte nur in dem Moment. Als ich am nächsten Tag im Zug zurück nach Hause für konnte ich nicht anders als zu weinen. Ich wollte nicht mehr zurück nach Hause, ich wollte nicht mehr angeschrienen werde und wie Luft behandelt werden.
Leider gibt es immer solche Momente, aus Momenten werden dann auch schnell ein ganzes Jahr und es fühlt sich an, als ob es nicht mehr besser werden würde. Du bist doch dann auch bald 18 Jahre alt und kannst somit auch ausziehen, wenn du magst. Es ist einfach eine schwere Situation und ich kann verstehen, dass du dich danach sehnst, wieder in einer ganzen Familie voll mit Liebe zu leben. Zwar ist es immer gut zu reden, aber es gibt auch Situationen, da kann man einfach nicht reden und es wird schlimmer jeden Tag. Du könntest dir eine WG suchen, der eine Wohnung - es ist aber auch wichtig, dass du unter Menschen kommst.
So wirklich kann ich dir auch nicht helfen, dennoch verstehe ich wie du dich fühlst. Falls du jemanden zum reden brauchst, kannst du jederzeit hier in der Community fragen, auch ich würde dir zur Seite stehen.
Alles Liebe dir und viel Kraft für die Zukunft. Du schaffst das!
Sowas zu sagen ist aber auch schwer. Es ist nicht einfach mit sowas aufzuhören, nur weil du das jetzt sagst, es hat schließlich einen Grund (auch wenn er noch verborgen ist) warum er es tut. Zu eine, Therapeuten zu gehen ist möglich, er kann helfen, aber nicht in allen Fällen ist das die beste Lösung.