Ist Mathe bei Lehramt Studium Physik notwendig?
Hallo allerseits,
Ich hatte mich in den letzten Jahren ziemlich stark auf einen Studiengang geeinigt - nämlich Gymnasiallehramt für Physik und G/R/W (also Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft)
Das basierte auch zu großen Teilen auf einem Studenten, den ich getroffen hatte, der meinte, dass auch er Physik und G/R/W studieren würde und das auch sehr erfolgreich, da G/R/W ein einfaches Zweitfach wäre und er sich voll auf Physik konzentrieren könne.
Heute meinte aber meine Mathematiklehrerin, dass ich lieber Physik/Mathe studieren solle, da ich für die Physikkenntnisse auch die Mathematik studieren müsste
Eine damalige Alternative war auch, Informatik statt G/R/W als Zweitfach zu wählen, aber da ich nach der 10. Klasse zwangsweise aus dem Informatik-Kurs geschmissen wurde (einfach Pech, weil zu wenige Plätze frei, meine damalige Note 1,0 in Informatik) hatte ich Angst, dass meine Grundkenntnisse da nicht ausreichen würden.
Wie ist es jetzt eigentlich? Stimmt es wirklich, dass man für ein Gymnasiallehramt in Physik gleichzeitig auch Lehramt Mathematik studieren muss, damit man das auf die Reihe bekommt oder findet ihr den Plan mit G/R/W besser? Oder doch den Alternativplan?
Danke!!
7 Antworten
Es sollte dir klar sein, dass Mathematik und Physik zu den selektivsten Studienrichtungen zählen. Nur etwa 50% der Studienanfänger schaffen einen Abschluß.
Zu hoffen, dass man sich das durch eine spezielle Wahl der Studienrichtung erleichtern könne, ist eine Illusion.
Man sagt die Sprache der Physik sei die Mathematik. In diesem Sinne hat es wohl auch die Lehrerin gemeint.
Vorlesungen über höhere Algebra oder spezielle Funktionen wird den Lehramtsstudenten der Physik zwar nicht zugemutet aber eigentlich wäre es schon sinnvoll, wenn auch der Physiklehrer ein wenig mit Höherer Algebra (speziell Gruppen-Theorie) vertraut wäre. Die Idee zu den Quarks entstand zunächst vor allem durch Anwendung von gruppentheoretischen Überlegungen auf den damaligen Teilchenzoo der Physik.
In der Quantenelektrodynamik in höheren Semestern hatte ich ich aber eigentlich weniger Schwierigkeiten mit dem rein mathematischen Formalismus als mit der Schwierigkeit mir vorzustellen was die Gleichungen denn nun eigentlich physikalisch bedeuten.
Nachtrag: Von der reinen Arbeitsökonomie her ist die Kombination Mathematik /Physik natürlich ideal, aber speziell die höhere Algebra (Gruppentheorie, Ringe Körper) ist für den Physiker ungewohnt abstrakt. Gleichungen kommen da kaum noch vor. Ich bin diesbezüglich ein wenig ein Dinosaurier und weiß deshalb nicht, ob dies von Lehramtsstudenten der Mathematik noch verlangt wird.
Wenn deine Fähigkeiten den Schulnoten entsprechen, müsste das für ein Lehramtsstudium in Mathematik und/oder Physik reichen. Ich halte den Leistungskurs Physik insgesamt für wesentlich anspruchsvoller als den Leistungskurs Mathematik. An meiner Schule gab es mich eingeschlossen nur drei Lehrer die den Leistungskurs Physik gehalten haben, aber viele Mathematiklehrer haben einen Leistungskurs Mathematik gehalten. Ich war innerhalb der 35 Jahre meiner Dienstzeit der einzige Lehrer der beide Leistungskurse gehalten hat.
Physik + Mathe ist strategisch clever, dann musst du mathe nicht nur für physik lernen sondern auch für mathe selbst. es spart arbeit und du musst ggf. weniger lernen, als wenn Du fächerkombis hast, die null miteinander zu tun haben. aber dass man es ohne mathematik als hauptfach nicht auf die reihe bekommt ist quatsch.
Im Physik-Lehramt-Studium muss man in den ersten Semestern - zusätzlich zum Physik-Teil - auch dieselben Mathe-Vorlesungen, Mathe-Übungen, Mathe-Klausuren bewältigen wie Mathe-Lehramt-Studenten.
► Wenn man Physik + Mathe Lehramt studiert, gibt's also viele Überschneidungen, die für beide Fächer zählen - gerade bei den besonders schwierigen Vorlesungen, an denen weit mehr als die Hälfte der Studenten scheitern.
Wenn man die geschafft hat, dann hat man gleichzeitig für beide Studienfächer die größten Hürden überwunden.
► Wenn man Physik + ein ganz anderes Fach studiert, dann muss man in den ersten Semestern für Physik quasi Physik+Mathe studieren und hat dann zusätzlich noch das andere Fach.
Zusätzlich solltest du bedenken:
Für Physik-Lehrer und für Mathe-Lehrer besteht extrem hoher Bedarf an den Schulen.
Für die "Laberfächer" besteht kein hoher Bedarf.
Als Physik-Lehrer kannst du davon ausgehen, dass du später in der Schule Physik und Mathe unterrichten wirst - für ein "Laberfach" wird man dich nicht "verschwenden".
Nur mal nebenbei:
Ein Bekannter von mir hat Mathe + Geschichte Lehramt studiert, weil er sich für beides interessiert und den Gegensatz gut fand. Jetzt als Lehrer und unterrichtet er ausschließlich Mathe, weil Mathe-Lehrer so knapp sind. Geschichtslehrer gibt's genug.
Kommt drauf an wo. In Bayern hängt Lehramt Physik und Mathe zusammen. Du kannst aber auch Physik normal studieren und später trotzdem Physiklehrer werden. Es ist in keinem Fach vorgeschrieben, dass betreffende Fach auf Lehramt zu studieren um Lehrer zu werden.
Mathematische Kenntnisse sind in naturwissenschaftlich-technischen Fächern immer von Vorteil.
Ob deren Studieren ein MUSS ist, weiß ich nicht - ich weiß nur, daß Algebra und Analysis während meines Informatikstudiums im Grundstudium Pflichtfächer waren.
Vielen Dank erst einmal für deine Antwort!
Ich habe mich bisher eben aufgrund dieser Durchfallquoten sehr stark zurückgehalten und gescheut.
Meine Noten in der Oberstufe (Sachsen) waren im Physik Leistungskurs ungefähr bei 12 Punkten konstant, im Abitur wurden es nur 10.
Mathe habe ich nur im Grundkurs belegt, dort immer bei 14-15 Punkten, also schätze ich mal würde es im Leistungskurs ebenfalls bei 11-12 Punkten liegen.
Ich bin wirklich sehr sehr bereit, viel in das Studium zu investieren, vor allem, weil mir die Physik sehr viel Spaß macht und ich wirklich interessiert bin, aber ich habe Angst, dass die Leistungen (anhand der Noten der Oberstufe gemessen) eventuell nicht reichen könnten, wobei man sagen muss, dass ich in der Zeit auch nicht allzu viel meiner Freizeit investiert habe, also eher auf "casual" gelernt habe.
Ich bin deswegen seit dem Abschluss des Abiturs wirklich am Überlegen, was ich für Lehramtsfächer studieren möchte, da ich auch keine unüberlegte Entscheidung treffen will, die dann in einem Studienabbruch resultiert oder keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet.