Realschullehramt oder Gymnasiallehramt?

2 Antworten

Die Entscheidung zwischen Realschul- und Gymnasiallehramt hängt von mehreren Faktoren ab – nicht nur von Stellenprognosen, sondern auch davon, wie du selbst später unterrichten möchtest und welche Rolle du als Lehrkraft im Schulalltag einnehmen willst.

Was du über die Bewerberlage gehört hast, stimmt grundsätzlich: Für das Gymnasiallehramt sind die Einstellungschancen in den sogenannten „nicht-MINT-Fächern“ wie Englisch, Gemeinschaftskunde oder Wirtschaft in vielen Bundesländern tatsächlich angespannt, weil es hier eine hohe Zahl an Absolventen gibt – besonders in Ballungsräumen. Wer Gymnasiallehramt in diesen Fächern studiert, kann später oft nicht sicher mit einer Verbeamtung oder schnellen Festanstellung rechnen, sondern muss teilweise länger auf befristete Stellen oder den Quereinstieg in andere Schulformen ausweichen.

Bei Realschulen (oder auch Sekundar- bzw. Gemeinschaftsschulen, je nach Bundesland) sieht es anders aus: Dort besteht aktuell und perspektivisch größerer Bedarf, auch in den von dir genannten Fächern. Die Zahl der Lehramtsstudierenden für die „mittleren Schulformen“ ist im Vergleich zum Gymnasialbereich geringer, und viele Bundesländer suchen dort händeringend nach Bewerbern. Wer Realschullehramt studiert, hat also bessere Chancen auf eine schnelle und sichere Einstellung – auch mit Verbeamtung.

Was die pädagogische Arbeit betrifft, höre ich deine Sorge mit dem Thema „schwierigere Kinder“ häufiger. Tatsächlich kann die Heterogenität in Realschulklassen größer sein als am Gymnasium, was aber nicht automatisch heißt, dass es schwerer ist. Es ist eher anders: Du brauchst mehr pädagogisches Geschick, mehr Einfühlungsvermögen und oft mehr Kommunikationsfähigkeit. Aber gerade das empfinden viele junge Lehrkräfte auch als bereichernd. Schüler in Realschulen sind oft sehr direkt, pragmatisch und ehrlich – und wer einen guten Draht zu ihnen aufbaut, bekommt oft sehr viel zurück.

Manche Lehrkräfte, die ursprünglich fürs Gymnasium ausgebildet wurden, stellen später fest, dass ihnen das Unterrichten an Realschulen oder Gemeinschaftsschulen mehr Freude bereitet, weil sie dort stärker pädagogisch wirken können – während das Gymnasium oft sehr fachzentriert und prüfungsorientiert ist.

Wenn du also ohnehin mit Fächern wie Englisch, Gemeinschaftskunde und Wirtschaft arbeiten möchtest, und dir vorstellen kannst, mit einer vielfältigen Schülerschaft zu arbeiten, dann ist das Realschullehramt nicht die schlechtere Wahl – im Gegenteil: Es ist oft zukunftssicherer und kann dir im Schulalltag viel Handlungsspielraum geben. Wichtig ist, dass du dich mit den Anforderungen und Perspektiven wohlfühlst.

Woher ich das weiß:Recherche

"Nun hat mir jedoch ein Lehrer an meiner Schule geraten, nicht Lehramt am Gymnasium zu studieren, da hier die Bewerberzahlen zu hoch seien (außer für MINT - Fächer, welche ich ja aber nicht unterrichten würde"

Das würde ich so 1 zu 1 unterschreiben, die Stellen sind stärker umkämpft im Gymnasiallehramt, vor allem in den geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern. Ohne ein MINT Fach wirst du, ich würde nicht sagen garkeine, aber eine sehr sehr geringe Chance haben direkt genommen zu werden, selbst 2 oder 3 Versuch wird schwierig.

Das ganze kann sich natürlich je nach Bundesland und Lage des Gymnasiums unterscheiden, ggf hat ein Ländlichesgymnasium mehr bedarf an Lehreren und würde dich dann ggf direkt nehmen, aber die Tendenz ist halt das man zu viele Bewerber auf zu wenig Stellen hat. Wenn ich deine Fächer wie Englisch oder Politik dann sehe, nun die Konkurrenz am Gymnasium ist oft größer, da diese Fächer dort besonders beliebt sind.

Tendenziell ist der Lehrerbedarf größe an Realschulen, gerade in Fächern wie Deutsch, Englisch, Politik oder Wirtschaft.

"dass es tendenziell schwerer ist, an Realschulen zu unterrichten, da dort vergleichsweise „schwierigere“ Kinder seien."

Natürlich kommt das auf die Realschule an, aber tendenziell hast du hier recht, du wirst halt mit einem sehr unterschiedlichen Leistungsniveau arbeiten, wodurch der Unterricht auch öfters pädagogisch herausfordernder seien kann, was bedeutet du wirst mehr Fördern müssen, mehr Sozialarbeit und auch mehr differenzierung.

Du kannst aber nach dem Realschullehramt noch das Gymnasiallehramt dranhängen, außer du wohnst in Bayern, dort ist es ein eigenes Studium und ein Aufstieg ist nicht möglich.

Wenn du wirklich an das Gymnasium willst solltest du dringend ein MINT Fach dazu nehmen


Linamarie005 
Beitragsersteller
 05.07.2025, 19:58

Alles klar, danke für diese wirklich ausführliche Antwort :) ein MINT - Fach kommt für mich leider nicht in Frage. In den MINT - Grundkursen bin ich zwar überall überdurchschnittlich gut, für eine derartige Vertiefung, die ich in dem Studium dieser Fächer verfolgen würde, fehlen dann aber doch Interesse und auch Begabung.

Beim Thema Realschule ist meine Angst, dass ich es vielleicht nicht schaffe mich richtig durchzusetzen, da ich eine (leider auch sehr kleine) Frau bin und daher die Befürchtung habe, nicht richtig ernstgenommen zu werden. Dennoch sehe ich das Ganze gleichzeitig auch als eine Herausforderung, die man im Leben einfach meistern muss.