Ist man noch "tierlieb", wenn man nicht vegan lebt?

6 Antworten

"Tierlieb" ist kein fest definierter Begriff. Deshalb wird dir jeder Mensch, den du fragst eine andere Antwort geben.

Ich selbst glaube, dass "tierlieb" zu sein und der Konsum von tierischen Produkten per se durchaus zusammengeht. Dennoch ist das dann natürlich mit starken Widersprüchen behaftet; insbesondere dann, wenn du auf Produkte aus der Massentierhaltung zurückgreifst.

Denn: Unser heutiger globaler Konsum von tierischen Produkten ist immens aus den Fugen geraten und das mitunter vor allem zu Lasten der Tiere, die wir da ausbeuten. Wir treten das Leben dieser Tiere mit Füßen und das Tag für Tag und Sekunde für Sekunde.

RoterLotos 
Fragesteller
 01.03.2023, 03:44

Ich danke Dir herzlich für Deine offene Antwort! Was die Ausbeutung angeht, muss ich Dir leider recht geben. Insbesondere die von Dir angesprochene Massentierhaltung finde ich zutiefst beschämend. Für mich persönlich wäre es ein Traum, wenn man Rinder nur unter den besten Bedingungen halten und sie ausschließlich für den Milcherwerb nutzen würde, da ich persönlich denke, ich könnte am ehesten noch auf Fleisch (obwohl ich Fleisch sehr, sehr gerne esse), nicht aber auf Milchprodukte verzichten. Das ist natürlich ein unrealistisches Szenario, bei dem die Realität leider eine ganz andere ist.

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Man kann meiner Ansicht nach auch tierlieb sein, wenn man Fleisch isst. Ich bin da recht ähnlich eingestellt wie du.

An sich hat jedes Leben gleich viel/wenig Wert. Wenn man aber diesen Gedanken konsequent zu Ende denkt, kann man sich nicht ausgewogen ernähren, denn auch Pflanzen und Pilze sind Lebewesen. Klar sind Tiere sind etwas anders und komplexer aufgebaut. Es ist aber einfach wie die Welt funktioniert. Lebewesen müssen andere Lebewesen essen, um zu überleben. Raubtiere müssen auch Fleisch essen. Vielleicht rechtfertige ich mich nur und drehe mir die Dinge so, wie sie passen, aber es ist auch wirklich nicht leicht, vegetarisch oder gar vegan zu werden.

"SOFERN man überhaupt die Zeit und auch die Fähigkeit zu kochen hat (mir fehlt beides), "

Richtig. Hinzu kommt noch, dass vegetarische/vegane Gerichte meistens teurer sind. Man braucht Geld und Zeit.

Wichtig ist aber, dass Tiere besser gehalten werden. Sowohl für die Tiere, als auch für die eigene Gesundheit. Gleichzeitig darf das die Menschen finanziell nicht belasten.

5Leonarda  28.02.2023, 21:54
Hinzu kommt noch, dass vegetarische/vegane Gerichte meistens teurer sind.

Das stimmt wohl, wenn man verarbeitete Sachen kauft, aber nicht, wenn man sie unverarbeitet kauft.

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SymphonyXFan666  28.02.2023, 22:06
@5Leonarda

Das kann sein, aber ich habe aktuell keine Motivation dazu, anzufangen zu kochen. Werde ich bestimmt später mal machen. Ich habe aber auch keine eigene Küche, weil ich einem Studentenwohnheim wohne und die Gemeinschaftsküche sieht nicht sehr einladend aus

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5Leonarda  28.02.2023, 22:25
@SymphonyXFan666

Wirklich keine optimale Situation! Ich bin nur selbst immer wieder erstaunt, wie wenig ich für Essen ausgeben muss. 💚🌿

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RoterLotos 
Fragesteller
 01.03.2023, 03:53

Vielen, lieben Dank für Deine tolle Antwort!

Es ist natürlich richtig, dass auch Pflanzen Lebewesen sind, aber ich denke, es besteht doch ein großer Unterschied zwischen Pflanzen und denkenden, fühlenden, träumenden Wesen. Allerdings kenne ich Deine Argumentation sehr gut von meinem früheren Ich, um von der „Eigenschuld“ abzulenken (womit ich Dich keinesfalls kritisiere, im Gegenteil). ;)

Ich bin froh zu lesen, dass auch anderen Veganismus unheimlich schwer fällt! Und ja, was das Kochen betrifft, bin ich leider eine totale Niete. Den höheren Preis für Ersatzprodukte könnte ich für mehr Tierwohl verkraften, aber ganze Gerichte zubereiten werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr.

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Ist man noch "tierlieb", wenn man nicht vegan lebt?

Natürlich. Es gibt manch Omnivoren der weniger Tierleid verursacht als manch Veganer.

Es gibt zahlreiche Genussmittel, die von Veganern konsumiert werden, durch die sehr viele Tiere sterben. Und dennoch zögern viele Veganer keinen Moment, diese Genussmittel zu konsumieren.

Tierliebe und Veganismus haben nichts miteinander zu tun.

Alex

RoterLotos 
Fragesteller
 01.03.2023, 04:25

Herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort und Meinung!

Ich muss zugeben, dass mich Deine Aussage etwas verwundert. Sprichst Du zufällig von dem, was wickedsick05 weiter oben aufgeführt hat? Ich dachte immer, der einzige Grund für Veganismus wäre die Liebe zum Tier und der Respekt vor jedem Lebewesen… 🧐

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EinAlexander  01.03.2023, 10:11
@RoterLotos
Ich muss zugeben, dass mich Deine Aussage etwas verwundert.

Um Nahrungsmittel zu gewinnen, müssen Tiere getötet werden. Geht nicht anders.

Wenn ich x Hektar Land habe kann ich darauf zur Nahrungsmittelproduktion entweder Gras wachsen lassen und Kühe das Gras fressen lassen oder ich kann darauf ein veganes Nahrungsmittel - zum Beispiel Weizen - anpflanzen.

Der Anbau von Weizen geht aber nur in Monokultur. Schon alleine dadurch sterben viele Tiere, die auf einer Wiese mit Gras, Wiesenblumen und -Kräutern nicht sterben würden.

Anbau und Ernte von Weizen im großen Stil funktionieren nur mit Einsatz von Maschinen - anders als der Anbau einer Futterwiese. Durch diesen Maschineneinsatz sterben beim Pflügen, Einsäen, Düngen, Ernten und beim Roden des abgeernteten Feldes Unmengen an Tieren (Mäuse, Hamster, Bodenbrüter, Rehkitze, Kaninchenbabys, Hasen usw.) - anders, als wenn eine Kuh auf einer Weide Gras frisst.

Wieso sollte es "tierlieber" sein, all die vielen oben genannten Tiere zur Gewinnung pflanzlicher Lebensmitteln zu töten, als ein Tier zur Gewinnung tierischer Lebensmittel zu töten?

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Lange Rede kurzer Sinn.

Richtig.

Natürlich kann ein Mensch tierlieb sein und sich als Omnivore ernähren.

Das ist einfach die artgerechte Ernährung eines Menschen!

Der Mensch ist weder Löwe noch Rind.

RoterLotos 
Fragesteller
 01.03.2023, 04:20

Herzlichen Dank für Deine rasche Antwort und Meinung!

Ich gebe Dir recht was unsere ursprüngliche Ernährung als Mensch betrifft, aber wenn ich es richtig verstanden habe, sind wir heutzutage eigentlich nicht mehr auf den Fleischkonsum angewiesen, da es genug Nahrungsergänzungsmittel bzw. Vitamintabletten gibt. Jeder Veganer, von dem ich gelesen habe, behauptet zudem sich sogar gesünder zu ernähren, da sie keine Arzneien oder Ähnliches konsumieren, die man automatisch über die Tiernahrung zu sich nimmt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich kein Ernährungsprofi bin.

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Iohanes  01.03.2023, 08:31
@RoterLotos

Wer Biodiversität möchte muss eine ökologische Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft betreiben!

Was für die Menschheit überlebenswichtig ist!

Allein das spricht schon für eine omnivore Ernährung.

( wenn man den esoterischen Schnickschnack weglässt machen die von Demeter so)

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Na ja.....

Wenn man Tiere tötet, spricht man ihnen das Recht auf Leben ab, weil sie so gut schmecken.

Aber ich kann dein Dilemma gut verstehen. Nachdem ich Filme wie Erdlinge gesehen hatte, konnte ich auch meine Ernährung noch nicht umstellen. Der Wunsch war irgendwie da, aber ich wußte nicht, wie man das umsetzt. Kochen konnte ich auch nicht! Vegan oder auch vegetarisch leben war wie ein riesiger Berg, den ich nicht erklimmen konnte, obwohl ich veganes und vegtarisches Essen geliebt habe, wann immer ich es gegessen hatte. Ich hab mir das einfach nicht zugetraut.

Das ich dann doch auf fast vegan umgeschwenkt bin, kam durch Zufall. Bin auf´s Land gezogen, da war ein Hühnerstall und ich hab dann Hühnerküken gekauft.

Dann hab ich gesehen, wie die aufgewachsen sind, wie sie unterschiedliche Persönlichkeiten entwickelten, wie sie miteinander reden usw. Kurz gesagt, ich hab das Lebewesen, was sich hinter "Huhn" verbirgt, erkannt und ganz spontan war es mit Fleisch essen vorbei. Und mir wurde der Unterschied in der Lebensqualität von meinen Hühnern und denen in der Massentierhaltung bewußt, und nicht nur der Hühner, sondern auch der Rinder, der Ziegen, der Gänse usw. Das ist nun etwa 10 Jahre her.

Kochen hat sich dann von alleine gelernt. Ich war einfach experimentierfreudig. Hab probiert, wie es roh schmeckt, oder halb gar, welches Gewürz passen könnte usw.

RoterLotos 
Fragesteller
 01.03.2023, 04:33

Vielen, lieben Dank für Deine sehr ausführliche Antwort und herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Veganismus! Es freut mich sehr, dass Du mir, obwohl Veganerin, so verständnisvoll begegnest.

Es ist tatsächlich wie Du sagst: man steht vor einem riesigen, scheinbar unüberwindbaren Berg. Ich habe gelernt, dass ich, wenn auch schwer, auf Fleisch verzichten könnte, nicht aber auf Milchprodukte. Und dabei ist gerade die Milchindustrie so grausam. 😔

Eine Köchin werde ich in diesem Leben wohl leider nicht mehr. Aber darf ich fragen, ob Du selbst von Deinen eigenen, sicher sehr glücklichen Hennen keine Eier isst? Das fände ich persönlich (!) nämlich in Ordnung. Und lebst Du den Veganismus zu 100 Prozent? Also verbunden mit dem Verzicht auf fast alle Kosmetika/Pflegemittel, Daunenjacken etc.?

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5Leonarda  01.03.2023, 08:22
@RoterLotos

Guten Morgen!

Dass ich dann doch auf fast vegan umgeschwenkt bin

Fast vegan! Ja, ich esse die Eier von meinen Hühnern. Kaufen würde ich keine. Wenn die Hühner ihre Legepause haben, dann eben ohne Eier. Die Eier, die ich nicht esse, die ich mehr hab, als ich selbst verwende, die verschenke ich.

Ich finde, Huhn und Mensch, das ist eine tolle Symbiose. Alle Gemüsereste gehen an die Hühner, entweder roh oder gekocht. Alles, was im Garten anfällt, kommt auf den Hühnerhof, wo es gefressen oder durch Scharren zerkleinert wird und dann kompostiert.

Anfangs war auf dem Hühnerhof fast nur Sand. Nach ein paar Jahren dachte ich: "Komisch, es sieht aus, als ob sich der Boden im Hühnerhof nach oben wölbt 😂"! Da hatte sich dann kompostierte Erde gbildet. Mittlerweile sind das etwa 30 cm, die ich dann wieder abtrage, um sie im Garten zu verwenden.

Anfangs habe ich an Milchprodukten noch hin und wieder einen Bio-Ziegenjoghurt gekauft, weil ich dachte, dass man mit Ziegen wenigstens gut umgeht. Aber das ist leider auch nicht so. Ein Stück Bio-Butter hatte ich mir auch hin und wieder gekauft, aber hab so selten Butter benutzt, dass ich das dann auch gelassen hab. Für Kaffee und Tee nehme ich Hafermilch und finde das absolut lecker.

Anfangs hatte ich noch hin und wieder Lust, Fleisch zu essen, hab dann aber ein paar Sorten "Sojafleisch" entdeckt, mit denen ich gut arbeiten kann.

Das kaufe ich im getrockneten Zustand auf Vorrat und es hält sich "ewig". Letztes Jahr hab ich zum Beispiel "Soja-Big-Steaks" probiert. Eins kostet etwa 1,50 Euro. Da kommt kochendes Wassr drüber. Dann quillt es auf. ich drück nachher das Wasser zum größten Teil raus, brate es auf kleiner Flamme von einer Seite, dann drehe ich es um und es kommen geschnittene Birnen dazu, und ich brate es fertig. Etwas Salz kommt zum Würzen drüber, mehr nicht. Ich finde die Kombination köstlich. Ein "Steak" mit drei-vier Birnen und ich bin satt.

Was ich noch gerne esse: Pizza! Ich bestelle mir Pizzaböden, einen Karton voll. Ich hab schon alles mögliche auf Pizza gegessen. Kohl zum Beispiel, dünn geschnitten und in der Pfanne vorgegart. Dann mit Olivenöl und Salz gemischt und auf den Pizzaboden. 10 Minuten in den Backofen und 😜😊.

Ich lebe ja fast von der Restekiste im Bioladen. Wenn da Auberginen und Tomaten drin sind, dann schneid ich das klein und gare es in der Pfanne vor. Auf den Pizzaboden kommt Olivenöl und etwas Salz, dann die Masse aus Auberginen und Tomaten. Herrlich schmeckt das!

Besonders im Frühjahr gehe ich durch den Garten und sammel Wildkräuter. Da lerne ich nach und nach immer mehr kennen. Gehackt und mit Olivenöl, Salz und geriebenem Knoblauch auf Pizza, dann noch ein paar Tomatenscheiben, wunderbar! Wildkräuter esse ich aber auch gerne im Salat, oder ich gebe Winterportulak und Schnittlauch zum Schluss ins Rührei oder als Füllung ins Omelett.

Du merkst schon, wie mir dieses Essen schmeckt?

Das mit der "Restekiste" im Bioladen ist auch ´ne prima Entwicklung. Anfangs hatte ich mich nicht getraut, davon zu nehmen, weil ich dachte, ich nehme jemandem was weg. Aber ich hab gefragt, und der Chef meinte, er sei froh, wenn es verkauft wird. Also begann ich, konsequent alles mitzunehmen, was da war. Zuhause hab ich dann geschaut, was ich zuerst und wie esse. Seit Januar 2022 bin ich in meinem Dorf ohne Auto. Der Bioladen liefert auch. Wenn ich Nachschub brauche, rufe ich Anfang der Woche an und bitte darum, mir auf der nächsten Tour die Restekiste vorbeizubringen und noch ein paar andere Sachen, wenn Bedarf ist. Für 40 Euro hab ich dann genug für mindestens 2 Wochen.

Wenn ich natürlich einen Karton Olivenöl, Erdnussbutter, Zahnpasta, Shampoo usw. bestelle, wird s mehr. Alles, was ich kartonweise bestelle, darauf bekomme ich 10% Rabatt.

Kosmetika usw. habe ich auch vorher schon nicht benutzt. Als Pflegemittel kaufe ich nur Allpresan 4 Schrundencreme für Hände und Füße. Ich hab nachgeschaut:

Vegane Produkte

Wir jedenfalls nicht. Achtsamkeit und Respekt vor dem Leben unserer Mitgeschöpfe liegen uns am Herzen! Deshalb enthalten die Allpresan-Produkte keinerlei tierische Inhaltsstoffe.

Quelle

Ich brauche auch keinen Kühlschrank, keine Gefriertruhe, keine Restmülltonne. Warm muss ich es in der Wohnung auch nicht haben. Es reicht, wenn ich nicht friere 😊. Da helfen warme Klamotten.

Ich könnte ewig so weiterleben!

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EinAlexander  01.03.2023, 13:59
@RoterLotos
Und dabei ist gerade die Milchindustrie so grausam

Na ja, es zwingt dich doch niemand, genau die Milch zu kaufen, die von der "grausamen Milchindustrie" erzeugt wird. Kauf einfach Milch von Höfen, auf denen Kühe art- und wesensgerecht leben dürfen.

Damit stärkst du diese Betriebe wirtschaftlich, wodurch es für konventionelle Betriebe interessant wird, ebenfalls von Intensivtierhaltung auf art- und wesensgerechte Haltung umzustellen.

Du siehst, durch ein solches Verhalten erreichst du mittel- bis langfristig mehr Tierschutz. Wir haben nichts für den Tierschutz gewonnen, wenn wir vermeintlich tierfreundliche Mandelmilch aus Spanien importieren und im Gegenzug dafür die konventionell produzierte Kuhmilch aus Intensivtierhaltung nach China exportieren.

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5Leonarda  01.03.2023, 14:13
@EinAlexander

Ich würde auch mal ein Milchprodukt kaufen, wenn ich sicher wäre, dass das Kälbchen bei der Mutter aufwachsen darf und nur "überschüssige" Milch beispielsweise für eingelegten Feta-Käse verwendet wird. Das wäre ein Luxus für mich und ich würde auch einen Luxus Preis für diese Delikatesse zahlen.

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EinAlexander  01.03.2023, 14:29
@5Leonarda
Ich würde auch mal ein Milchprodukt kaufen, wenn ich sicher wäre, dass das Kälbchen bei der Mutter aufwachsen darf

bekommst du z. B. hier https://www.heumilchbauern.de/

beispielsweise für eingelegten Feta-Käse

Feta-Käse wird nicht aus Schafmilch sondern aus Kuhmilch gemacht.

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5Leonarda  01.03.2023, 14:53
@EinAlexander

Ja, Demeter hatte ich vor Jahren schon mal recherchiert. Die Kälbchen dürfen länger bei der Mutter bleiben, "mindestens ein paar Wochen". Und Demeter schlachtet auch.

Da bleib ich lieber bei pflanzlich, bio und regional. Aber wenn´s Bananen in der "Restekiste" gibt, nehm ich die auch mit. 😇

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