Ist die Zielfunktion der Evolution die eigenen Allele zu vermehren, oder könnte man noch eine andere Zielfunktion konstruieren?
4 Antworten
Allele mit Anpassungswert werden begünstigt, durch Selektion oder auch ohne Selektion, durch Zufallsereignisse.
Daher evoluiert nicht der einzelne Organismus, ein Tier oder Mensch, sondern eine Population. Eine Fortpflanzungsgemeinschaft, in deren Genpool bestimmte Allele begünstigt werden oder häufiger auftreten können.
Je nachdem, welchen Beitrag zur Fitness ein Phänotyp leistet, kann Selektion gerichtet oder stabilisierend auf die Häufigkeitsverteilung von Allelvarianten wirken, die einen bestimmten Phänotyp vertreten.
Aber es genügt auch, wenn bestimmte Allele durch Migration eines Teils einer Population in einen neuen Lebensraum, durch zufällige Auswahl stärker vertreten sind und somit ohne Anpassungswert und Selektion trotzdem häufiger auftauchen. Das wäre die genetische Drift.
Katastrophenereignisse, wie Großbrände oder Krankheiten, können Populationen zahlenmäßig stark dezimieren. So dass bestimmte Allele den Genpool der Restpopulation überrepräsentieren, obwohl sie keinen höheren Anpassungswert haben, da sie ebenfalls rein zufällig übrig geblieben sind. Das wäre der Flaschenhalseffekt.
Das wären "Zielfunktionen" von Evolution. Aber wir dürfen nicht final denken. Sondern kausal. Die Evolution ist sich des Ziels nicht bewusst.
Selektion, genetische Drift oder Flaschenhalseffekt sind Evolutionsfaktoren. Eine Population evoluiert, weil Evolutionsfaktoren, wie Selektion oder genetische Drift wirken. Ursache → Wirkung (=Kausalbeziehung).
man kann so argumentieren, um sich Dinge zu erklären. Im kleinen Rahmen mache ich das auch oder man nutzt es für Erklärungen. Aber in einer wissenschaftsorientierten Beschreibung sollte keine Finalität auftauchen. Das gilt auch für die Schule. Legitime Erkenntnisse werden durch Aufdecken von Kausalbeziehungen gewonnen. Das "wozu" lässt sich nicht beantworten. Daher wäre es z.B. möglich zu sagen
"Die Blume blüht, weil es geregnet hat."
Ursache Regen → Wirkung Blühen
aber wäre nicht legitim zu sagen
"Jemand hat es regnen lassen, damit die Blume blüht."
Es war also sein Ziel das Blühen zu erreichen.
Natürlich kann man so denken, es ist jedoch keine Form von Erkenntnisgewinn, der reproduzierbar und belegbar wäre. Finale Ursachen sind mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu erfassen. Die Frage "zu welchem Zweck" geschieht etwas, kann nicht beantwortet werden und finale Begründungen sind daher aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht zulässig.
Jeder kann daneben denken was er möchte. Evolution ist ja durch den Papst auch als mit dem Glauben vereinbar erklärt worden.
Du verstehst Evolution nicht wirklich. Evolution ist völlig ziellos.
In der Evolution zählt ausschließlich das konkrete Ergebnis. Entweder kommen dabei Lebewesen heraus, die sich mehrheitlich wahrscheinlich erfolgreich fortpflanzen können, oder eben nicht. Wenns mit dem Überleben in der Population nicht klappt, sind die dafür verantwortlichen Gene hinfällig und erledigen sich von selbst.
Die Evolution ist ein Prozess, völlig unabhängig vom Willen und Bewusstsein der Menschen. Da gibt es kein Ziel. Ebenso könntet Du fragen, ob es die Zielfunktion der Gravitation ist, die Erde auf der Umlaufbahn um die Sonne zu halten.
Wenn du Ziele konstruierst bist du schon mal auf einem ganz falschen Kurs.
Die erstgenannte Zielfunktion ergibt sich aus der Beobachtung. Eine weitere müsste konstruiert werden, aber nach deiner Meinung wäre ein solches Konstrukt nicht haltbar. Oder habe ich dich falsch verstanden?
Sowohl Ziel als auch Funktion sind reine Interpretationen, unsachliche.
Ich finde, so wie es vielen Menschen gut tut, ihrem Leben einen Sinn zuzuweisen, so sollte es auch legitim und möglich sein, der Evolution und dem Universum durch Beobachtung einen Sinn oder eine Zielfunktion zuzuweisen. Die Beobachtung zeigt uns ja nun wirklich, dass mit der Zeit immer komplexere Strukturen entstehen. Bald wird es Mischwesen aus Menschen und Computern geben. Diese werden dann die nächst komplexe Struktur darstellen. Vielleicht ist das das Ziel?