Ist die scheinbare Individualität der Menschen nur eine Fassade, damit sich jeder besonders fühlen kann?
Abseits von kleineren Variationen haben die meisten Menschen doch die gleichen Ansichten, Hobbys und Charaktereigenschaften.
Wie seht ihr das? Könnt auch widersprechen
Symbolbild:
Das Ergebnis basiert auf 20 Abstimmungen
8 Antworten
Hallo Questforyou!
Sobald man in einer ähnlichen Umgebung aufwächst, ist es unvermeidlich, dass man ähnliche Erfahrungen macht. Und vieles davon ist in der Bewertung dann auch ähnlich, weil es keine Frage der Meinung, sondern der Fakten ist.
Die Individualität entwickelt sich eben daraus, dass man über den Tellerrand hinaus blickt oder von vornherein andere Möglichkeiten hat, andere, oder mehr oder auch weniger Möglichkeiten wie Behinderte.
Dazu kommen die anerzogenen Fähigkeiten, sich dem Gruppendruck entziehen zu können, Eigeninitiative zu entwickeln und offen für Neues zu sein.
Gemeinsamkeiten sind allerdings für ein entspanntes Zusammenleben durchaus wichtig. Sonst wäre in vielen Situationen erst langwieriges Aushandeln von Kompromissen nötig.
LG
gufrastella
Die Liebe zu den Menschen und die Wertschätzung bilden die Basis dieses Individuelle zu sehen.
Hätten die meisten die gleichen Ansichten, Hobbys, usw... könnte Demokratie niemals funktionieren. Individualität ist real, auch wenn es natürlich immer auch eine Art gesamtgesellschaftliche Identität gibt. Einige Beispiele dafür: Fußball mögen bzw. anschauen ist in DE so ein typischer Teil gesellschaftlicher Identität. Heteronormatives Weltbild, klassisches Familienbild, usw.. Das sind aber sehr grobe Punkte, denn sobald man ins Detail geht, machen sich sofort Unterschiede auf. Die eine Person schaut Fußball, wenn WM ist, die andere schaut jedes Bundesliga-Spiel, eine dritte Person kann gar nichts mit anfangen. Der eine Mann lebt mit Frau und Kindern, findet aber jegliche anderen Familienbilder absolut gleichwertig. Eine andere Frau lebt vielleicht mit Mann und adoptierten Kindern. Andere leben ohne Kinder oder in nicht hetero-Beziehungen.
Ich glaube es kommt also immer darauf an, wie sehr man ins Detail geht. Wenn ich sage wir alle essen, trinken und atmen, ja, dann gibt es keine Individualität. Wenn ich aber danach frage, was wir essen, wie viel wir essen, warum wir essen, dann tun sich schon Unterschiede auf.
Es gäbe wohl keine Fußballweltmeisterschaften, wenn "Fußball schaun" ein speziell deutscher Teil der Identität wäre.
Mir scheint eher, dass aber eben nicht nur in D, "Fußball schaun" ist ne Sache, wo man sich recht gut auf kleinstem gemeinsamen Nenner, zusammenfinden kann, weil es halbwegs interessant und nicht zu aufwändig ist und natürlich auch (je nach Interesse) die Gefühle ganz gut anspricht.
Richtige Individualisten sind selten, weil dazu auch ganz viel Wesensstärke gehört und die meisten dieses Selbstbewusstsein bzw. in Teilen auch die Chuzpe dazu nicht aufbringen können - eher biedern sie sich an und reden sich gleichzeitig im Brustton der Überzeugung ein, ach so individuell und besonders zu sein.
Mich erinnert das Phänomen an diese Neubaugebiete auf der Heide, wo jedes Haus gleich aussieht und jeder Hauseigentümer denkt, er habe da war ganz Besonderes und Einzigartiges hingestellt, das seinesgleichen suche ... dumm nur, dass es Postlern und Besuchern schwer fällt, das richtige Haus zu finden, zu dem man muss.
Wir sind alle Individuen, die aus denselben Bausteinen gemacht sind.
In mancher Beziehung sind wir uns gleich, was auch gut ist, sonst gäbe es keine gegenseitige Empathie oder die Wissenschaft der Psychologie, in der es Gesetzmäßigkeiten geben muss.
Bei der Frage ist mir gleich eine Szene aus "Das Leben des Brian" eingefallen. Für Ungeduldige: Das was ich meine, findet man ab der Minute 34.