Eure Meinung zu den Ansichtsweisen auf GF?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Danke für Deine Frage. Solche Themen liest man dieser Tage nicht sehr oft ;-)

Aber zunächst muss man bedenken, WIE eine Frage gestellt wird. Denn davon hängen primär die Antworten ab.

Beispiele für verallgemeinernde Fragen - alle "HEUTE Abend gesehen":

  • Wieso hat Deutschland eine Neidkultur?
  • Gibt es Rassismus gegen Deutsche?
  • Gibt es Deutschland heruntergekommene Städte?
  • Extremismus?
  • Warum ist bei Afrikanern die Beerdigung ein wochenlanges Fest?

Nur fünf Beispiele aus meiner Browser-Historie rausgegriffen ;-)

Wie soll man denn bitte auf solche allgemeinen Fragen spezifisch antworten? Achte doch mal bei den Fragen, welche Du stellst darauf. Das ist kein Anschiss - nur ein Denkanstoß als Antwort auf Deine Frage.

Und was die Antworten betrifft: Die Mehrheit der Leute ist gar nicht mehr fähig dazu, spezifische, detaillierte und nicht-verallgemeinernde Antworten zu geben. Zum einen wissen sie nur das, was sie in Google, Correctiv, Wikipedia und anderen Massenmedien (nach)gelesen haben - und zum anderen ist die Mehrheit durch die 100%-Berieselung gar nicht mehr in der Lage, sich eigene Gedanken zu machen und eigene Meinungen zu bilden.

Typisches (aus der Luft gegriffenes) Beispiel:

Frage: Deine Meinung zum öffentlichen Personennahverkehr?
Antwort: 53% der Bürger meiner Stadt nutzen immer noch das Auto!

Woher stammt wohl diese Antwort? Klar - man hat die Antwort irgendwo im Internet oder vielleicht auf einem großen Dashboard gelesen, während man im Stau an der Ampel stand.

Allerdings: Die Frage war auch vom Stil her sehr offen. Daher kann die Antwort nur platt und nichts-sagend sein - womit wir wieder bei meinem einführenden Hinweis auf die Art der Fragestellung sind.

Beispiel für eine spezifische Frage:

Frage: Benutzt Du den ÖPNV - und wenn ja, warum und welche Verkehrsmittel?
Antwort: JA - Bei uns gibt es nur den Bus, und damit komme ich gut und überall hin. Ich brauche überhaupt kein eigenes Auto.

Man hat explizit nach etwas gefragt und bekommt eine detaillierte und spezifische Antwort.

Ähm .-.. wieder zurück zu den Denk- und Ansichtsweisen hier und im realen Leben. Aber hat schon gepasst der Ausflug, weil er aufgezeigt hat, dass man die Denkweisen der Leute problemlos ergründen kann - man muss nur spezifisch genug danach fragen.

Aber woher kommt es, dass sehr viele Leute nur noch oberflächlich sind?

Sie wurden so erzogen. Sie wurden als Kinder nicht gefördert, sondern vor die Glotze gehockt. Stelle Fragen nach den Lieblingskinderserien der Leute - und sie können Dir stundenlang Geschichten erzählen, was sie alles gesehen haben in den Cartoons und so weiter.

Aber Frage sie nach den ERLEBNISSEN ihrer Kindheit - und sie stehen ratlos da, und wissen nicht, was sie Dir erzählen sollen.

Und am schlimmsten: Frage sie nach dem Politischen Weltgeschehen ihrer Kindheit!

Klar - nicht bei jedem ist die Berliner Mauer gefallen, Tschernobyl in die Luft geflogen, die Spaceshuttles serienweise vom Himmel gefallen und so weiter. Aber irgendwas muss doch geschehen sein in ihrer Kinder- und Jugendzeit. Nur können sich dann sehr viele gar nicht mehr daran erinnern, weil ihr Gehirn vollgestopft wurde und immer noch wird mit dem, was sich am Bildschirm abspielt - und dem, was man ihnen über die Massenmedien erzählt.

Ob jetzt "Sandy" in der 2.328 Folge vom Dschungel-Camp einen Regenwurm wieder ausgek..... hat, weiss am nächsten Tag die ganze Republik.

Aber dass sich kürzlich ein US-amerikanischer Soldat vor einer israelischen Botschaft aus Protest gegen deren Genozid an den Palästinensern bei lebendigem Leibe verbrannt hat - das wird weder diskutiert noch geht das in deren Köpfe hinein.

Und wie sollen dann solche Leute eine Meinung oder Ansicht abgeben, welche irgend etwas aussagt - irgendwas, was nicht gestern oder heute in den Massenmedien gestanden ist???

Das ist übrigens kein neues Phänomen.

Früher gab es eben nur nicht soviele Medien um uns herum - und ganz sicher keine 100%-24/7-Berieselung.

In den Zeiten vor dem TV und Rundfunk gab es nur die Zeitung. Dann kam der Rundfunk auf - das Radio, welches zunächst lange nicht 24/7 empfangen werden konnte. Dann kam die Dauer-Berieselung mit einem Rund-um-die Uhr-Programm, regelmässigen Nachrichten, Musik und einer jederzeit minutenaktuellen Berichterstattung.

Und ab diesem Zeitpunkt (TV gab es noch nicht) musste die Leute sich keine Mühe mehr geben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Fest darauf vertrauend, dass das, was die hörten und lasen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit (so wahr Gott den Redakteuren helfe) sei, haben sie dies, was sie hörten und lasen, einfach 1:1 übernommen und immer wieder gegeben.

Ein extrem gutes Beispiel hierfür war das Jahr 1938. Die Menschen der USA lebten schon in einer Kriegsangst, weil die die Medien (Rundfunk und Zeitschriften) die Aversionen gegen die "Deutschen" und das Deutsche Reich massiv schürten. Das japanische Kaiserreich war auch bereits massenhaft aktiv - und die Massenmedien der USA arbeiteten sich an einer heftigen Kriegspropaganda ab.

Und dann kam der 30. Oktober 1938 (Halloween). In der regelmässigen Radio-Sendung "The mercury theatre on the air", ausgestrahlt auf CBS Radio, war unglaubliches zu hören:

Ausserirdische vom Mars landeten auf der Erde und griffen die Menschen an! Es handelte sich um die schauspielerische Aufarbeitung und Vertonung des Buches "Krieg der Welten" von H.G. Wells von 1898. Das Ganze war eine sehr intensive und detaillierte Inszenierung und war aufgemacht wie eine echte Rundfunk-Reportage von einer Echten Landung der Marsianer. Das Drehbuch wurde geschrieben vom Schauspieler, Regisseur und Author Orson Welles.

Extrem viele Radio-Hörer, welche nicht von Beginn an mit dabei waren und nicht wussten, dass es im ein "Hörspiel" handelte, bekamen Panik - eine massive Massenpanik übrigens. Viele Menschen begingen Suizid da sie dachten, es wäre besser, sofort zu sterben, als vom Hitzestrahl der Marsianer verbrannt zu werden. Es handelte sich wohl um die größte Panik, welche eine Rundfunksendung jemals ausgelöst hat.

Sprich: Die Radio-Hörer haben das, was sie hörten, ungeprüft übernommen, sind in Panik geraten und haben wie eine aufgescheuchte Herde Antilopen reagiert, welche vor einem Löwen-Rudel flieht.

Das Ganze war und ist ein Meilenstein der Radio- und Rundfunkgeschichte. Man dies hier jederzeit nachhören, da das Hörspiel glücklicherweise als Aufzeichnung der Nachwelt erhalten blieb.

Was ich mit diesem Exkurs aussagen wollte: Es ist nichts leichter, als eine Menge von Leuten nachhaltig, effektiv und kostengünstig zu beeinflussen, wenn man die Massenmedien verwendet. Und genau diese Beeinflussung (welche auch George Orwell in seinem Roman "1984") deutlich und intensiv beschrieben hat, ist es, welche die Leute kontrollierbar hält.

Und wer kontrollierbar ist, der bildet sich eben keine eigene Meinung mehr. Warum auch? Er muss ja nur das übernehmen, was ihm vorgekaut wird. Eine Kuh macht sich schliesslich auch keine Gedanken darüber, was passiert, wenn es kein Gras mehr gibt auf der Weide.

... und wer sich keine Gedanken macht, keine eigene Meinung bildet, nichts erlebt und vor allem alles ungeprüft übernimmt - der kann eben auch nur noch "Plattheiten", Allgemeinplätze und Platitüden von sich geben.

Und das wiederum ist die Antwort auf Deine Frage nach meiner Meinung ;-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Ich denke das haut auch damit zu tun das viele keine eigene Meinung haben. Und das oftmals einfach nur ein Ausdruck von, ist mir eigentlich egal ist. Oder man will einfach nur möglichste viele Likes, Abos haben (soziale Medien z.B. YouTube, Insta usw.) und will es sich mit niemanden verscherzen. Einfach nur Mainstream sein, aber trotzdem seinen Senf dazugeben und Aufmerksamkeit bekommen.

Es suchen halt nicht alle Nutzer Rat und fairen Austausch von Argumenten.

Wenn ich das genauer beschreibe kann ich die Antwort nicht absenden, obwohl daran nichts vulgär oder beleidigend klang.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter