Ist das Konzept, der Intoleranz gegenüber intoleranten wirklich sivoll?
Ich war lange Fan dieses Ausdrucks, habe meine Meinung aber geändert, da er aus meiner Sicht extrem subjektiv ist und Intoleranz de facto willkürlich legitimiert.
Jeder ist aus Sicht eines anderen intolerant. Manche Menschen werten das Essen tierischer Produkte beispielsweise als Intoleranz gegenüber Tieren. Sind solche Personen also legitimiert, gegenüber 98 % der Bevölkerung intolerant zu sein?
Verallgemeinert gesagt legitimiert Intoleranz gegenüber Intoleranten jegliche Intoleranz, da jeder – aus Sicht eines anderen – gegenüber irgendetwas intolerant ist. Der vermeintlich objektive Ausdruck „Intoleranz gegenüber Intoleranten“ hängt stark von subjektiven Ansichten ab, was als Intoleranz gilt, und legitimiert somit jegliche Intoleranz basierend auf persönlichen Präferenzen.
Versteht mich nicht falsch, jeder darf intolerant sein, gegenüber was er will, basierend auf seinen persönlichen Ansichten. Mein Problem ist, dass man sich mit dem Ausdruck „Intoleranz gegenüber Intoleranten“ hinter einem scheinbar universalistischen, objektiven Prinzip versteckt.
3 Antworten
Jeder ist aus Sicht eines anderen intolerant.
Wir können sehen, wer respektlos, rassistisch oder beleidigend ist. Und wir können erkennen, wenn es gegen die Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit oder auch den Rechtsstaat geht.
Und das reicht, um Intoleranz abzulehnen.
Popper hat selbst das Intoleranz-Paradoxon nicht als für jeden Zweck anwendbar definiert. Insofern ist es auch nicht an jeder Stelle und überall pragmatisch, sich darauf zu berufen.
Siehe auch
Die entscheidende Frage ist ja, was man unter "tolerieren" und "nicht tolerieren" versteht.
Ist es intolerant, wenn man radikale Leute nicht im Bundestag haben möchte?
Oder spricht man ihnen jeglich Rechte ab?
Ersteres ist mMn absolut legitim, letzteres ist natürlich fraglich.