Ist die Hölle im Christentum wirklich gerecht?

Das Ergebnis basiert auf 27 Abstimmungen

Ja, meiner Meinung nach ist sie gerecht, weil… 52%
Anderes 22%
Nein, ich sehe Probleme…. 19%
Ich weiß es nicht 7%

20 Antworten

Anderes

Hallo skibidirizzler,

würde eine Hölle tatsächlich existieren, wäre sie alles andere als gerecht! Aber glücklicherweise lehrt die Bibel in Wirklichkeit gar keine Hölle!

Das Wort Hölle steht zwar in vielen Bibelübersetzungen, doch es vermittelt einen ganz anderen Gedanken, als es die entsprechenden Wörter aus dem Urtext tun. Oftmals bedeuten diese Wörter nichts weiter als das Grab oder auch der ewige Tod. Daher hat die Höllenlehre keine echte biblische Grundlage!

Du kennst sicher die Hexenverbrennungen aus dem Mittelalter. Was denkst Du: Wenn Du damals gelebt hättest, wärst Du dann zu dem Scheiterhaufen gegangen, auf man damals die Hexen verbrannt hat? Hättest Du es als gerecht empfunden, dass man diese Frauen auf so grausame Weise tötet, vielleicht bloß, weil sie roten Haare hatten?

Bedenke bitte, dass das Leid dieser armen Frauen jeweils "nur" ein paar Minuten dauerte, bevor sie dann in den lodernden Flammen ihr Bewusstsein verloren und starben. Kannst Du Dir wirklich vorstellen, dass Gott noch viel Schlimmeres tut, indem er Millionen von Menschen sogar für immer diesen schrecklichen Qualen durch ein Meer von Flammen aussetzt?

Und welchen Sinn sollte diese Art der Bestrafung haben? Will Gott etwa seinen Rachedurst stillen? Rache wofür? Für ein sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren? Warum sollte jemand für ein so kurzes Leben in Sünde für immer büßen? Lässt sich das mit Gottes Gerechtigkeit vereinbaren?

Außerdem: Welchen Sinn sollte eine Bestrafung machen, wenn von vornherein feststeht, dass sie ewig andauert und der Sünder somit gar keine Möglichkeit hat, Reue zu zeigen? Normalerweise ist der Sinn eine Strafe doch der, den Gesetzesübertreter zu einer Änderung seines Verhaltens zu bewegen. Das wäre aber bei einer Höllenstrafe gar nicht möglich!

Stelle Dir einmal folgendes vor: Du hast einen erwachsenen Sohn, den Du immer sehr geliebt hast. Eines Tages gerät er auf die schiefe Bahn und beginnt fortan, ein sehr schlechtes und gottloses Leben zu führen. Nun stirbt er plötzlich bei einem Unfall. Wie würdest Du bei dem Gedanken empfinden, wenn er tatsächlich für immer in der Hölle wäre? Könntest Du noch ruhig schlafen, wenn Du Dir vorstellst, wie er Tag und Nacht schlimmste Schmerzen ertragen muss und das für immer?

Hier ist noch eine Überlegung: Was würde man von einem Richter halten, wenn er die Todesstrafe eines Schwerverbrechers darin umwandeln würde, dass dieser jeden Tag in eine Folterkammer müsste, in der er von morgens bis abends schlimmsten Qualen ausgesetzt würde?

Wäre die Allgemeinheit mit so einem Urteil einverstanden, das (nebenbei bemerkt) durch kein Gesetz der Welt gedeckt wäre? Ganz sicher nicht! Ich bin davon überzeugt, dass viele den Richter als sadistisch und pervers bezeichnen würden.

Jetzt ziehe einmal von diesem Richter eine Parallele zu Gott, wenn er tatsächlich eine Hölle unterhalten würde: Die Qualen dort wären ja nicht "nur" für einige Jahre, sondern wie diese abscheuliche Lehre sagt, sogar für alle Ewigkeit! Ich frage mich, wie man sich eine solche Lehre erdenken bzw. sie noch immer befürworten kann!

Ich bitte Dich, Dir über diese Dinge einmal ernsthaft Gedanken zu machen und Dich zu fragen, ob sich die Höllenlehre tatsächlich mit dem barmherzigen und liebevollen Gott, der uns erschaffen hat, vereinbaren lässt!

LG Philipp

skibidirizzler 
Fragesteller
 28.04.2024, 23:44

Aber in der Bibel stehen doch auch Sachen wie „ewiger Schmerz“ oder „für immer verloren“?

0
Philipp59  29.04.2024, 06:40
@skibidirizzler

Hallo sikibidirizzler,

es kommt darauf an, welche Bibelübersetzung man benutzt. So steht es eben nicht in allen Übersetzungen. Der Gedanke, dass Menschen für immer in einem Feuer gequält werden, stimmt außerdem nicht mit den restlichen Aussagen in der Bibel überein! Wie ist das zu verstehen?

Um zu einem genauen Verständnis der Heiligen Schrift zu gelangen, muss man immer den Kontext und die Gesamtaussage berücksichtigen und im Sinn behalten, dass sich die Bibel niemals in sich selbst widerspricht. Ebenso darf man nicht in jedem Fall von einer wörtlichen Bedeutung jeder biblischen Aussage ausgehen, da bestimmte Begriffe in der Bibel oftmals symbolhaft gebraucht werden.

Das trifft oftmals auch auf Texte zu, in denen von einem Feuer in Verbindung mit einem Strafgericht Gottes die Rede ist. In diesen Texten wird der Begriff "Feuer" nicht buchstäblich gebraucht sondern steht für die vollständige und ewig währende Vernichtung. Wieso kann man das sagen?

Einen Hinweis findet man in der Offenbarung, wo gezeigt wird, dass "Feuer" für den ewigen Tod steht. Dort steht: "Doch die Feiglinge und die ohne Glauben und die widerlich Schmutzigen und Mörder und die, die sexuelle Unmoral oder Spiritismus praktizieren, und Götzendiener und alle Lügner, sie erwartet der Feuer- und Schwefelsee, das heißt der zweite Tod.“" (Offenbarung 21:8). Der hier erwähnte Feuer- und Schwefelsee steht also für den „zweiten Tod“ und nicht für eine ewige Qual! Um Qualen erleben zu können, muss jemand aber am Leben und nicht tot sein!

Das ist in Übereinstimmung mit dem, was Jesus über die "feurige Gehenna" sagte. Sicher hast Du den Begriff auch schon einmal gelesen oder in Deiner Bibelübersetzung steht an den entsprechenden Stellen, wo im Urtext "Gehenna" steht das Wort "Hölle". Um richtig zu verstehen, was Jesus mit der "Gehenna" meinte, möchte ich aus einem Lexikon biblischer Fragen zitieren, wo es unter dem Stichwort "Hölle" u.a. heißt:

"Bibelübersetzer haben den griechischen Ausdruck géennan tou pyrós mit „Feuerhölle“ (JB, Me), „höllisches Feuer“ (Lu, Al), „Glut des Feuers“ (Alb) und „feuriges Tal Hinnom“ (Rei) wiedergegeben.
Geschichtlicher Hintergrund: Das Tal Hinnom (Gehenna) lag außerhalb der Mauern Jerusalems. Eine Zeitlang wurde dort Götzendienst getrieben, bei dem auch Kinder geopfert wurden. Im 1. Jahrhundert war die Gehenna die Müllverbrennungsstätte Jerusalems. Man warf die Tierkadaver in das Tal, wo sie in dem Feuer verbrannten, dem Schwefel zugesetzt wurde, um die Verbrennung zu fördern. Auch die Leichen hingerichteter Verbrecher, die man nicht für würdig hielt, in einer Gedächtnisgruft beigesetzt zu werden, warf man in die Gehenna.
Deshalb sagte Jesus gemäß Matthäus 5:29, 30, daß der „ganze Leib“ in die Gehenna geworfen werde. Fiel der Leichnam in das ständig brennende Feuer, so verbrannte er. Blieb er aber an einem Felsvorsprung in der Schlucht hängen, so wurde das verwesende Fleisch von den allgegenwärtigen Würmern oder Maden befallen (Mar. 9:47, 48). Man warf Menschen nicht bei lebendigem Leibe in die Gehenna; somit war sie kein Ort, wo Personen bei Bewußtsein gequält wurden.
Jesus ermahnte seine Zuhörer gemäß Matthäus 10:28, den zu fürchten, „der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann“. Was bedeutet das? Man beachte, daß er nicht sagt, man werde im Feuer der Gehenna gequält werden, sondern man solle ‘den fürchten, der in der Gehenna vernichten kann’.
Dadurch, daß Jesus die „Seele“ gesondert erwähnt, betont er, daß Gott alle Aussichten auf Leben zunichte machen kann; für einen solchen Menschen gibt es dann keine Auferstehungshoffnung. Mit der „feurigen Gehenna“ ist also dasselbe gemeint wie mit dem ‘Feuerpfuhl’ aus Offenbarung 21:8, nämlich Vernichtung, der ‘zweite Tod’." (Unterredungen anhand der Schriften, Seite 217,218).

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Texte in der Bibel, in denen das Wort "Feuer" keine buchstäbliche Bedeutung hat, sondern symbolisch für die Strafe ewiger Vernichtung gebraucht wird ( siehe z.B. 2. Thessalonicher 1:6-10; Jesaja 66:15, 16, 22, 24).

LG Philipp

0
Ja, meiner Meinung nach ist sie gerecht, weil…

Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit.

Was wissen wir schon? Viel ist es nicht. Wir müssen vertrauen, wir dürfen vertrauen.

An Gott und seine absolute Gerechtigkeit zu glauben, ist möglich, weil Gottes Reich und Macht ewig sind ... und in der Ewigkeit kann viel passieren.

In diesem irdischen Leben gibt es KEINE klare Trennung zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkelheit. Beides wirkt in dieser Welt. Beides liegt im Menschen und er entscheidet selbst im Kleinen wie im Großen über seine Gedanken, Worte und sein Wirken. Fast scheint mir die Entscheidung für das Gute/das Licht lediglich zu sein, sich zum Licht umzudrehen und diesem Licht zuzustreben - egal, wie weit man kommt.

Ich glaube, dass Gut/Licht/Nähe zu Gott und Böse/Dunkelheit/Gottferne in der Dimension der Ewigkeit klar von einander getrennt sein werden.

Die Todeserfahrung von Bryan W. Melvin beschrieb er in einem Buch. Wenn man das dort Beschriebene glauben möchte, dann gestaltet sich die ewige Gottferne individuell nach der aufgeladenen Schuld. Wäre das dann gerecht? Es ist unerheblich, wie wir diese Frage beantworten. Es hört sich auf jeden Fall gerechter an, als allen, die sich in ihrem irdischen Leben gegen Gottes Gnade entschieden haben, die gleiche Strafe zu geben. Ich las auch heraus, dass das, was wir als "ewig" bezeichnen, nicht für immer sei, sondern die Strafe einmal ein Ende haben würde.

Wenn man das glauben möchte, dann schließt es dennoch andere Beschreibungen jener "ewigen" Gottferne nicht aus.

Wer an Gott glaubt, müsste auch auf Gottes Gerechtigkeitsmaßstab vertrauen.

Die Pascalsche Wette halte ich für gültig (was sicher gleich jemand widerlegen wird).

Jesus sagt, sein Joch sei leicht. So empfinde ich es.

Darum verstehe ich nicht das Desinteresse vieler Atheisten, Agnostiker und Muslime an den Worten, die Jesus (zu uns, zu dir!) gesagt hat.

Anderes

Da ist einiges ungewiss. Gibt es eine Hölle? Was bedeutet Hölle? Wie funktioniert "Hölle"? Existiert die Hölle vielleicht direkt hier auf der Erde? Schaut euch doch mal Menschen auf der Straße an. Viele Menschen leben hier in einer Art "Hölle". Haben sie sich diesen Zustand selbst geschaffen? Wenn es eine Hölle in einem Jenseits gibt. Wer bestimmt die Regeln? Ist die Hölle ewig? Ist das gerecht? Es gibt auf dieser Erde so viele unterschiedliche Vorstellungen von "Hölle". Auch im Christentum gibt es und gab es im Laufe der Zeit viele unterschiedliche Vorstellungen dazu. Ich finde, da kann man lange darüber nachdenken und ins Grübeln kommen.

Hm...

Das hat mit "Gerechtigkeit" (2.Petr.3,13) nichts zu tun.

Das kommt vom "Gott dieser Welt" (Offb.12,9),

welcher die Menschheit in die Irre führt (2.Kor.11,14; Offb.17,1-4).

Wer als Mensch in die Hölle kommt, verbrennt sofort (Offb.20,15).

Bei Geistwesen dauert es etwas länger (Offb.20,10; 21,4).

Woher ich das weiß:Recherche
Ja, meiner Meinung nach ist sie gerecht, weil…

Es ist ja nicht so, dass die Ungläubigen in die Hölle "gesteckt" werden, wie Du Dich ausdrückst. Es ist vielmehr so, dass sie dorthin geradezu hinfliehen, weil sie mit Gott nichts zu tun haben wollen.

Und unabhängig von diesen Überlegungen würde die Frage nach der Gerechtigkeit des Höllenschicksals ja auch Gottes Gerechtigkeit in Frage stellen. Die Behauptung "Die Hölle ist keine gerechte Strafe" ist gleichbedeutend mit der Feststellung "Gott ist ungerecht."

Und wenn Gott ungerecht ist, wer oder was ist dann gerecht? Die menschliche Gerichtsbarkeit?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
skibidirizzler 
Fragesteller
 26.04.2024, 15:10

Ne, ich finde es nur denkwürdig, dass endliche Sünde mit ewiger Strafe vergütet wird. Ich möchte wissen, warum das so ist, ich zweifle es nicht an.

0
ProfFrink  26.04.2024, 15:18
@skibidirizzler

Ehrlich gesagt: Das habe ich mich auch schon gefragt und habe darauf auch keine richtig schlüssige Antwort. Es ist wohl so, dass nach dem Übergang vom Leben zum Tod alles ewig ist oder dass die zeitliche Dimension dann nicht mehr ein zeitliches Nacheinander ist, sondern eine Art Nebeneinander. Sowohl das Himmelreich mit seiner Herrlichkeit ist dann ewig, als auch die dunkle Seite. Mehr erfährst Du in youtube Vorträgen von Prof. Werner Gitt, der verschiedene Vorträge auch zu diesem Thema gehalten hat.

2
Mayahuel  26.04.2024, 15:13
"Gott ist ungerecht."

JHWH hat schwangere Frauen und Baby abschlachten lassen. Wenn das gerecht sein soll, ist Gott von Satan nicht zu unterscheiden.

Fun Fact: Wobei Satan solche Sachen gar nicht gemacht hat.

0
AdamundEvi  26.04.2024, 16:28
@Mayahuel

Wer auf Gottes Gerechtigkeit vertraut und an ein Fortleben der Seele glaubt, der glaubt auch an ein "gutes Jenseits" für Unschuldige - insbesondere weil es in Gottes Macht liegt, seinen "irdischen Entscheidungen" "himmlische Gerechtigkeit" folgen zu lassen.

0
Mayahuel  26.04.2024, 16:34
@AdamundEvi

JHWH befiehlt in 4. Mose 31,17-18 Sklaverei. Es gibt es weibliche Jungfrauen als Belohnung für die tapferen Krieger Gottes (alle anderen Menschen müssen laut JHWH niedergemetzelt werden):

18 Aber alle Kinder, alle Mädchen[5], die den Beischlaf eines Mannes nicht gekannt haben, lasst für euch am Leben!

https://www.bibleserver.com/ELB/4.Mose31%2C17-18

Man musste also alle Menschen abschlachten, also auch Schwangere und Babys. Die weiblichen Jungfrauen mussten am Leben gelassen werden, um sie zu versklaven.

Die Bibelstelle erlaubt sexuelle Gewalt gegen weibliche Kriegsgefangene:

Harold C. Washington of the Saint Paul School of Theology cites Deuteronomy 21:10–14 as an example of how the Bible condones sexual violence committed by Israelites; they were taking advantage of women who, as war captives, had no recourse or means of self defense.

Da vorher das gesamte Volk abgeschlachtet wurde, ist das auch eine genozidale Vergewaltigung:

M. I. Rey at the Graduate Institute of Religious Studies at Boston University argues that the passage is an endorsement of not only sexual slavery but genocidal rape, as the capture of these women is justified on the grounds of them not being Hebrew.

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Bible_and_slavery

Ja, ich fühle richtig die Liebe und Barmherzigkeit deines Gottes.

0
Mayahuel  26.04.2024, 18:11
@AdamundEvi

 4. Mose 31,17-18 beschreibt, was der Islamische Staat gemacht hat.

0
AdamundEvi  27.04.2024, 00:03
@Mayahuel

Ich gebe zu, das bedrückt mich. Als christliche glaubender Mensch glaube ich an JHWHs absolute Gerechtigkeit. Gott konnte und kann irdisches Unrecht bzw. irdisches Gericht mit ewigem Recht bzw. ewiger Gnade ausgleichen. Seine Weisheit und Gerechtigkeit zweifle ich nicht an. Es wird für das Gelingen von Gottes Heilsplan notwendig gewesen sein. Ohne das Volk Israel kein Messias. Ohne Messias keine Erlösung für niemanden. Das Menschengeschlecht hätte verworfen werden müssen ... in Gänze.

Mohammed und der IS und all die anderen Verbrecher, die einen religiösen Vorwand verwendeten, können ihr Unrecht nicht ausgleichen und würden es weder wollen noch tun, wenn sie die Macht dazu hätten.

Also kein Vergleich!

0