Ist die Angst Kritik zu äußern so groß in der Gesellschaft?

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Wir Menschen sind doch, wenn wir keine Psychopathen sind, durchaus darauf aus, in Harmonie und Kooperation zusammenzuleben. Das Äußern von Kritik stört diese Harmonie. Somit kostet es Überwindung, sie zu äußern, die Harmonie zu gefährden, eventuell Reaktionen der Ablehnung auszulösen und sich somit in diesem Moment "ausgestoßen" aus der Gruppe zu fühlen.

Ebenfalls fällt es uns doch auch oft schwer, Kritik an dem, was wir tun, nicht als Kritik an uns als Person auf- und anzunehmen. Umso mehr, wenn diese Kritik nicht entsprechend gut formuliert vorgebracht wird und somit durchaus nach Kritik an der Person statt an der Sache klingen kann.

Das ist alles recht normal und menschlich. Und somit natürlich ein Grund, wieso Menschen gerade im direkten, persönlichen Gespräch sich sehr genau überlegen, ob und wann sie Kritik äußern oder nicht. Und am Ende einer einmaligen Veranstaltung, die man nie wieder besuchen wird, ist es vielen deshalb auch nicht so wichtig, weil sie ja keinen direkten, eigenen Vorteil davon haben, wenn sie sich in diese unangenehme Situation begeben.

Deshalb ist es, wenn Veranstalter wirklich differenziertes Feedback zu ihren Veranstaltungen wollen, eine sehr viel bessere Herangehensweise, wenn man dieses Feedback schriftlich und am besten anonym einholt. Dort bekommt man dann wirklich ehrliche Antworten, aus denen man ableiten kann, was man verbessern sollte. Eine persönliche Fragerunde in der Gruppe hingegen, naja, wer das so angeht, will eigentlich doch gar keine Verbesserungsansätze erfahren, oder ;)?


SashaMu66  30.11.2024, 11:36

Das kenne ich. Ich müsste eigentlich viel öfter Betriebsversammlungen einberufen, aber das ist Zeitverschwendung, wenn keiner was sagt. Statt dessen habe ich einen Briefkasten im Betrieb installiert, in den jeder auch anonym seine Anliegen einwerfen kann. Hin und wieder fahre ich als Betriebsratsvoritzende auf die Baustellen und rede mit den Jungs. Das klappt hervorragend! Im kleineren Kollegenkreis kriegen die auch ihren Mund auf. Ich bin angewiesen auf ihre Meinungen.

HappyMe1984  30.11.2024, 11:50
@SashaMu66

So als Tipp dazu: bei meinem Job entwickeln wir gerade den Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements, also quasi ein Konzept, um strukturiert, geordnet und basierend auf Daten und Fakten Maßnahmen zu finden, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu verbessern. Zentral dazu gehört auch die "Gefährdungsbeurteilung Psychische Gesundheit". Und um die dafür notwendigen Gefährdungen überhaupt erst einmal zu analysieren, finden gerade sogenannte "Arbeitssituationsanalysen" in den verschiedenen Teams und Einrichtungen statt.

Dieses Instrument ist meiner Ansicht nach ziemlich gut geeignet, um durchaus anonymisiert, aber dennoch bereichsspezifisch herauszufinden, wo negative Belastungen für die Mitarbeitenden bestehen. Und zwar nicht nur "irgendwas mit Psychokrams", sondern auch ganz handfeste Punkte wie "Die fehlende Schmutzfangmatte im Eingangsbereich sorgt für einen übertrieben hohen Reinigungsaufwand".

Vielleicht wäre dieses Instrument ja auch etwas für dich in deiner Tätigkeit, um strukturiert und wirklich umfassend die bestehenden Probleme herauszufinden? Wir bekommen dabei übrigens (kostenlos) Unterstützung von unserer Berufsgenossenschaft, die auch bei den ersten Runden dieser Analyse gleich die Moderation der ersten dieser Termine übernimmt :).

SashaMu66  30.11.2024, 12:04
@HappyMe1984

Wir sind von der BG Bau AMS-Zertifiziert und müssen diese Gefährdungsbeurteilungen durchführen. Das macht ein ehemaliger Kollege von uns, der sich in diesem Bereich spezialisiert und selbstständig gemacht hat. Wir arbeiten eng zusammen, der wohnt quasi um die Ecke 😉

HappyMe1984  30.11.2024, 12:18
@SashaMu66

Ja, die üblichen Gefährdungsbeurteilungen, die da so Pflicht sind, kann eine einzelne Person gut machen. Die GB Psych ist allerdings etwas komplexer, weshalb da diese Analysemethode unter Einbeziehung der Mitarbeitenden deutlich besser geeignet ist. Aber diese Methode, dieses Instrument, und die daraus folgenden Erkenntnisse lassen sich eben betriebsintern für deutlich mehr nutzen als das Ausfüllen des GB-Formulars, deshalb dieser Vorschlag :).

SashaMu66  30.11.2024, 12:27
@HappyMe1984

Er hat seinerzeit die Kollegen angesprochen und Einzelgespräche geführt. Aber nicht jeder war dafür zu haben. Ich treffe ihn am Dienstag wieder und hau ihn nochmal darauf an.

ShakingAnita 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 10:11

Ok, danke für die Erklärung. Da ticke ich echt ganz anders.

LeWe23  30.11.2024, 10:15
@ShakingAnita

Tatsächlich? Du hast doch selbst nicht den Mumm gehabt, deine Kritik zu äußern.

Inwiefern ticks du dann anders?

Jeder ist geneigt den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen,es gibt leider zu viele Kritiklose Jasager.


ShakingAnita 
Beitragsersteller
 02.12.2024, 10:59

Da ticke ich echt ganz anders. Danke für die Erklärung.

Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Teilnehmern gar nicht wichtig genug war. Nix wie raus hier, bloß nicht noch eine Diskussion beginnen.

Ihr seht euch wahrscheinlich ohnehin nie wieder, der Veranstalter kriegt die nächste Gruppe zugewiesen und immer so fort. Wenn's jemanden wirklich interessiert hätte und es wäre ihm oder ihr daran gelegen, dass sich etwas verändert, hätte er oder sie es gesagt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gegenfrage, hast du Kritik geäussert oder gab es keinen Punkt für Kritik?

Ganz ehrlich, nach meiner Erfahrung wird in solchen Runden gerne aufeinander rum gehackt und werden persönliche Aversionen gegen andere Teilnehmer ausgetragen.

Da geht es eher selten um die Sache.

Also ich sage die Wahrheit, aber die anderen reagieren dann immer kindisch. Ich werde sogar hier deshalb gestalked (von 1 Frau), schikaniert, beleidigt, gemobbt 🤭

Viele haben Angst vor Konfrontation und sind gehemmt überhaupt was zu sagen. Wenn sie müssen kommt nur braves Zeug raus.


LeWe23  30.11.2024, 10:07

Wie der User selbst. Er war zu feige, seine Kritik zu äußern, erwartete es aber von den anderen Teilnehmern.