Ist / wird / kann man auch ohne Philosophiestudium ein Philosoph sein?
Oder muss man heutzutage Philosophie studieren, um als Philosoph anerkannt zu werden? Denn man kann ja auch Informatiker sein, ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Studium in Informatik zu haben.
8 Antworten
Das Wort "Philosoph" hat eigentlich zwei etwas verschiedene Bedeutungen:
Einmal kann es für jemanden stehen, die oder der sich akademisch mit Philosophie auseinandersetzt - also die Philosophie als Wissenschaft betreibt.
Zweitens wurde der Begriff oft auch so verstanden, dass er für eine bestimmte Lebensführung stehst. Du bist dann Philosoph, wenn Du Dir selbst eine Weltsicht und Ethik erarbeitest und dann nach dieser lebst.
Um akademische Philosophie zu betreiben, solltest Du das Fach schon an der Uni studieren. Um aber zu leben wie ein Philosoph / eine Philosophin, brauchst Du kein Universitätsstudium - auch, wenn das sicher nicht schadet, und ich Dir empfehlen würde, Dich ein wenig in die Philosophie(n) einzulesen.
Es gibt in der Philosophiegeschichte einige Beispiele für Philosophen, die keine akademische Philosophie betrieben haben, sondern die Philosophie vor allem als Lebenskunst verstanden haben. Mir würden da Diogenes, Epikur, Laotse und Henry David Thoreau einfallen, die ich Dir auch alle vier ans Herz legen würde.
eine sehr gute Antwort. ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass einige Menschen Philosophie deshalb studieren, weil sie sich an den Gedanken berauschen, die dort aufgeschlüsselt werden. Ob so jemand ein Philosoph ist sei dahin gestellt. Zumindest kann das Studium einiger philosophischer Werke einem den Glauben an die Menschheit zurückgeben. Nicht jeder der Philosophie Studiert und abgeschlossen hat muss zwangsläufig auch ein Philosoph sein. Oft gibt es Menschen die wie ein wandelnde Bibliothek sämtliche einflussreichen Philosophen zitieren können, selbst aber nie begonnen haben ihre eigene Philosophie zu entwickeln. Ich finde es schwierig nur Verwalter der Philosophie zu sein und kann nicht anders als meine eigene zu entwickeln. Dazu muss ich nicht zu jeder Situation das passende Zitat bei der Hand haben, sollte aber zumindest die Hauptwerke derer auf die ich aufbaue oder von denen ich mich in einer philosophischen Diskussion abgrenzen möchte, kennen. Da ich selten solche Abgrenzungsdiskussionen führe weil ich in einem philosophischen Elfenbeinturm lebe und meine Philosophie in meine Leben einbringe, sind meine Antworten hier auch "nur" die Paarung aus meiner Erkenntnis und meiner Lebenserfahrung, wozu natürlich auch angelesene Erkenntnis gehört. Da ich meine Philosophie vor allem mit dem Alltagsleben abgleiche und somit wenig Gefahr laufe abzuheben, da mir die berühmten Rechthaberdiskussionen zuwider sind, weil es vielleicht in unseren Köpfen so eingerichtet ist dass es nur eine richtige und korrekte Lösung für irgendein Problem gibt, während die ganze Welt uns zeigt, dass es hunderte und aberhunderte Lösungen für unsere Probleme gibt. Von daher dient Philosophie zur geistigen Erweiterung deines Lebens. Ob es eine finanzielle wird, liegt wohl daran was du von dir vermarkten willst und wovon du dich lieber nicht trennst. Zumindest hat keine Uni die Philosophie für sich gepachtet. das widerstrebt schon der "freidenkenden" Grundlage der Philosophie.
Grundsätzlich schon, aber es kann dann sein, dass du ein viel zu einfaches Weltbild hast, das ein „ausgebildeter Philosoph“ sehr einfach zerstören kann. Also die Qualität ist dann vielleicht nicht vorhanden.
und der Begriff „informatiker“ ist extrem ungenau. Man kommt ohne das Studium niveaulich kaum dorthin, wo ein richtiger informatiker ist, denn informatiker können nicht nur programmieren, sondern vor allem (mathematische) Probleme lösen, wobei programmieren nur ein Hilfsmittel ist.
je nachdem. Bei einem Bachelor Studium stimme ich dir zu, das sagt nicht viel über das philosophische Können der Person aus. Aber wenn man eine Master-oder Doktorarbeit schreibt, forscht (bzw denkt) man selber und präsentiert eigene Ergebnisse (Gedanken in der Philosophie). Damit beweist man schon, dass man auch eigenständig philosophisch denken kann
Ich würde meinen, dass man dann zunächst nur mal bewiesen hat, dass man wissenschaftlich denken und forschen kann. Philosophie kann für so jemand ja auch nur Gegenstand seiner Wissenschaft sein.
Auch wer Künstler und Kunstgeschichte studiert, muss ja noch lange nicht selbst schon Künstler sein.
Aber: Philosophie ist einfach eine gewisse Art zu denken Bzw über Dinge nachzudenken. Also wenn du beweist, dass du für die Philosophie richtig denken kannst, beweist du, dass du philosophisch denken kannst, also diese mentale Herangehensweise (an ein Thema) hast.
Kunstgeschichte ist bissl anders, weil man dort Arbeiten über Kunst schreibt, anstatt Kunst zu machen. Man denkt quasi über Kunst nach, anstatt Kunst zu künsteln; beim philosophieren ist es aber das selbe über ein philosophisches Thema nachzudenken und zu philosophieren
Nun, ich verstehe dein Argument, und ich will auch gar nicht ausschließen, dass viele Professoren für Philosophie tatsächlich auch philosophieren.
Merkwürdig ist nur, dass ich solche, die ich als Philosophen einstufe, erstens kaum verstehe und zweitens sie mit mir gar nicht diskutieren wollen.
Ich war daher sehr erstaunt, als ich das Buch "Gödel, Einstein und die Folgen - Vermächtnis einer ungewöhnlichen Freundschaft" von Palle Yourgrau (Professor für Philosophie an der Brandels University (USA)) entdeckt habe. Er denkt messerscharf und schreibt auch für mich klar und verständlich, in diesem und noch einem anderen Buch aber eher aus Sicht von jemand, der den Nachlass von Kurt Gödel durchforstet, u.A. mit dem Wunsch, sich bis ins Letzte hinein klar zu machen, was Gödel über die Natur der Zeit dachte, nachdem er entdeckt hat, dass Einsteins allgemeine Relativitätstheorie auch Weltmodelle mit Zeitschleifen kennt. Diese Arbeiten von Yourgrau scheinen mir eher biographischer, denn philosophischer Natur zu sein, da er sich ja Gedanken über die Gedanken Gödels macht, aber scheinbar keine eigenen Gedanken über die Natur der Zeit.
Ja, viele Philosophen schreiben sehr kompliziert und wollen vielleicht nicht immer mit jedem dahergelaufenen Menschen diskutieren. Viele Menschen haben einfach keine Ahnung, wie man logisch argumentiert und es ist sehr frustrierend ihnen etwas eigebtlich komplett offensichtliches zu erklären, das sie scheinbar einfach nicht verstehen wollen.
Das ist jetzt von jemand zu hören, der offensichtlich selbst der Gemeinschaft der Philosophen nahe zu stehen scheint, ist interessant.
Daher folgende FRAGE an dich:
Auf Seite https://philosophenstuebchen.wordpress.com/2014/06/28/was-ist-die-physikalische-realitat/ habe ich 2 Kommentare abgesetzt (15 und 17). Was dann peter3020 auf mein 17 antwortet, hätte ich gerne erklärt bekommen. Fragen aber konnte ich nicht mehr, da ich seit 17 auf dieser Seite keine Kommentare mehr absetzen kann: Sie haben sich also ganz offenbar ausgesperrt.
Ich meine den allerletzten, den zweiten (nun von peter3020 stammenden) Teil von 17.
Ein Philosoph zu sein ist m.E. eine Lebenseinstellung. In unsere Gegend gibt es sogar einen Golden Retriever, der den Spitznamen "der Philosoph" hat, weil er total in sich ruhend seiner Wege geht, nie mit anderen Hunden spielt oder schnüffelt.
Wenn Du Philosophie studierst, dann beschäftigst Du Dich hauptsächlich mit Philosophien und Demklinien, also damit, wie andere Leute denken. Aber was Du denkst, das kannst Du auch anders rausfinden
Natuerlich erkennt keiner deine Erguesse an, wenn du nicht selbst studiert hat, das gehoert zum System, welches sich selbst erhaelt, denn wenn jemand die Wahrheit erkennt, welchen Sinn hatte ein Studium?
Um ohne Studium annerkannt zu werden, musst du die Wahrheit schreiben, aus erster Hand Erfahrung! Um dahin zu kommen, musst du die Wahrheit kennen, und nicht ueber sie schwafeln! Das konnten die wenigsten!
Egal.
Wer sollte dich anerkennen?
Und zu welchem Zweck?
Für einen Job und/oder zum Geld verdienen ist das Philospohieren sowieso kaum geeignet.
Schonmal von Ethikkomissionen gehört? Die sind überall dort, wo es moralische Probleme gibt Bzw geben kann
Und wieviele "Philosophen" können sich dadurch ihren Lebensunterhalt verdienen?
Ich glaube nicht, dass da Philosophen sitzen, einzelne vielleicht. In erster Linie dürften das Politiker sein, die auf einen Posten angewiesen sind. Die Ethik baut auch nicht vorrangig auf Philosophie auf. Die etablierten Religionen mischen da auch ordentlich mit.
Weil nicht klar definiert ist, wer als "Philosoph anerkannt" wird. Genau darum geht's ja in der Frage.
Dort sitzen keine Politiker, es sind je nach Aufgabe aber auch Naturwissenschaftler und Mediziner dabei. Und Ethik baut nur auf Philosophie auf, die Definition von Ethik ist, dass sie allgemein gültig sein soll, egal welche Religion, Kultur,..
du sprichst von Moral Bzw gesellschaftlichen Konventionen, die sind von Religionen beeinflusst
Ich nehme mal stark an, dass es Leute sind, die Philosophie studiert haben und hauptberuflich als Philosophen tätig sind. Schließlich würde die Wikipedia Seite sonst nicht sagen, dass in ethikkommissionen neben Philosophen, Naturwissenschaftlern und Medizinern manchmal auch Laien dabei sein können
Ich rede von den (Pseudo-)Philosophen aus der Frage ganz oben.
Mein Kommentar bezog sich darauf, dass die Existenz von Ethik-Kommissionen nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt aller (Pseudo-)Philosophen sicherzustellen ;-)
Bücher schreiben - das machen Tausende Hobby-Autoren, egal wie qualifiziert sie sind.
Ob die Bücher auch gelesen, oder sogar verkauft werden, das ist eine andere Frage ;-)
So ist es.
Es kommt halt immer darauf an, ob man an einen "zertifizierten" Informatiker denkt (an einem im juristisch anerkannten Sinne) oder an einen de-facto-Informatiker.
Wer ein abgeschlossenes Philosophie-Studium hinter sich hat, ist zunächst mal nur jemand, der bewiesen hat, dass er sich mit Geschichte der Philosophie und mit für Philosophie gut geeigneter Denkmethodik beschäftigt hat. Ein Philosoph muss er deswegen noch lange nicht sein.