Hungern in Deutschland?
„In Deutschland muss niemand hungern“
Hört man ja oft, was haltet ihr von dieser Aussage? Gerne mit Begründung
Das Ergebnis basiert auf 36 Abstimmungen
10 Antworten
Kinderarmut, Kinder, die zur Arche gehen und dann, mittags, die erste Mahlzeit des Tages bekommen - und schlimmstenfalls die letzte - Rentner, die zur Tafel gehen, weil das Geld sonst nicht reicht, Menschen, die knapp zu viel für die Tafel verdienen, Menschen, die in der letzten Woche des Monats nur noch eine Mahlzeit oder nur noch Brot oder Haferflocken oder so essen, Menschen, die containern gehen - nicht, weil es modern ist, sondern weil sie sonst zu wenig zu essen haben - Obdachlose, die sich zwar Geld abholen können, aber vermutlich deutlich mehr Ausgaben haben, weil sie eben nicht TK-Gemüse für die Woche einkaufen können, sondern nur LM, die sie direkt verzehren und manchmal auch andere Ausgaben haben für Kleidung, Decken, Hygieneartikel, Genussmittel. Wie weit kommt man mit 10 € am Tag, wenn man nur Dinge kauft, die man sofort verzehren kann? Man kann Mineralwasser vom Discounter kaufen, aber alles andere ist dann ziemlich teuer. Da kauft man sich eine Bratwurst oder einen Burger, um mal etwas Warmes gegessen zu haben, um sich aufzuwärmen und schon sind 2 € weg. Und dann kommt der Kaffee, um sich aufzuwärmen und schon sind wieder 2 bis 3 € weg. Und der Tag ist noch lang! Wer eine Wohnung und eine Kaffeemaschine/ Wasserkocher hat, kann sich dagegen problemlos ein bis mehrere Liter Kaffee oder Tee (50 Cent-Beutelmischungen reichen für den ganzen Monat) pro Tag machen, auch wenn es in der Wohnung kalt wäre. Oder sich einen Beutel Reis oder einen Topf Nudeln mit TK-Gemüse für einen Euro kochen und davon zweimal am Tag Essen, manchmal sogar an mehr als einem Tag. Für gut 3 € inklusive Energie.
Warum gehen so viele Rentner und Arbeitslose Flaschensammeln? Weil sie genug haben? Oder weil das Geld doch manchmal mit den Ausgaben, die man sonst hat, nicht reicht?
Es gibt Menschen, die vor Discountern betteln, nicht nur um Geld, auch um ganz billige LM (TK-Gemüse oder Dosenmais für unter einen Euro).
Insofern würde ich schon sagen, es gibt durchaus Menschen, die in Deutschland hungern müssen. Arbeitslose, denen die Unterstützung gestrichen wurde oder noch nicht bewilligt wurde. Rentner mit geringer Rente. Bezieher von Grundsicherung. Obdachlose. Kinder von Suchtkranken oder Eltern mit geringem Einkommen.
Nicht täglich, aber einige Tage im Jahr oder im Monat.
TK-Gemüse oder Dosenmais ist Luxus, frisches Gemuese ist besser und billiger. Und es stimmt so vieles nicht in deiner Rechnung. DU hat noch niemals Armut kennen gelernt und dadurch nie auf die Idee gekommen, wo man ueberall sparen kann. Selbst unsere Obdachlosen sparen besser als die bei euch in Deutschland.
Es gibt noch die Tafen - Gott sei Dank. Allerdings fällt immer weniger für die Tafeln ab. Das beklagen die Mitarbeiter und sie bemerken, dass immer mehr Menschen zu den Tafeln kommen.
In Deutschland "muss" man wohl noch nicht hungern, aber im Winter müssen immer mehr Menschen frieren. Die Obdachlosenzahl steigt stetig an.
Leider ist diese Behauptung nicht mehr als nur eine leere Phrase und reiht sich ein in andere leere Phrasen wie:
- In Deutschland muss niemand unter einer Brücke schlafen.
- In Deutschland bekommt jeder, der will, Arbeit.
- Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten.
usw usf ... mir wird schon schlecht, beim tippen solcher Sätze, welche nur nachgeplappert werden ohne nachzudenken.
Es gibt leider keine offiziellen Statistiken über die Anzahl der Kunden deutscher Tafeln. Aber dort stehen jeden Tag massenhaft Menschen an, um etwas zu essen zu bekommen, was sie sich (auch zukünftig vom Bürgergeld) nicht leisten können.
Zehntausende Menschen durchwühlen jeden Tag zu jeder Stunde die Mülleimer sogar in Kleinstädten nach Essbarem und Pfandflaschen, um ihr karges Einkommen so auzubessern, dass sie eben NICHT hungern müssen.
... und warum wird wohl inzwischen das Entnehmen von altem Essen aus Mülleimern hinter Supermärkten als "Diebstahl" geahndet? Bestimmt, weil es so "seloten" vorkommt und niemand Essen klauen muss.
Es muss nicht jeder Zigaretten rauchen, jeden Tag Bier, im Sommer nach Mallorca.
Und auch Lachs, Spargel und Hummer stehen nicht bei jedem auf der Speisekarte.
Aber hungern muss niemand. Adipositas ist das grössere Problem.
Kinderarmut ist sehr relativ. Wenn die Eltern, oder oft nur ein Elternteil das Geld für was anderes ausgeben, dann helfen Erhöhungen von staatlichen Transferleistungen auch nicht. Und die Statistik rechnet natürlich alle Flüchtlingsfamilien unter Kinderarmut. Zieht man die ab, und die, bei denen die Suchterkrankung der Mutter das Problem ist, dann wird auch das Problem Kinderarmut zur Randerscheinung.
Wenn ein Bedarf besteht, sollte man dem abhelfen.
Es gibt wilde Obstbäume, die kann man abernten.
Kaninchen vermehren sich ganz leicht. Und schmecken lecker. Sie fressen nur etwas Gras.
Pilze wachsen auf verrottendem Holz.
Und solange die Stadt Geld aufwenden muss, um Flächen zu mähen, und das Mähgut dann teuer entsorgen muss, kann der Hunger nicht so groß sein. Viele Hungernde könnten dort einen Garten anlegen und gemeinsam Nahrung anbauen.
Aber in Zeiten der billigen Nahrungsmittel hat man die eigene Nahrungsproduktion verlernt.
Deutschland scheint doch kein Schlaraffenland zu sein, denn sonst kämen die gebratenen Tauben in den Mund geflogen.
Oh, ja. Taubentürme. Anstatt die Eier einzusammeln könnte man auch Schlachttäubchen produzieren. Sind sehr gesund.
Oder Wildkräuter sammeln. Das wird die Zukunft sein, wenn die Regierung die deutsche Nutztierhaltung halbiert hat.
Du hast absolut Recht.
Ich kenne beides Grundsicherung Deutschland, Grundsicherung bei uns in Israel (ca. 1/3). In D war immer sehr viel Monat am Ende des Geldes uebrig. Das hat sich in IL bei mir drastisch geaendert, denn ich komme durch Einsparung voellig Unnoetigen, auch im Lebensmittelbereich, sehr gut mit dem Wenigen ueber die Runden.