"Wenn man sich nicht für Kultur und Geschichte interessiert, ist man unintelligent und niveaulos"?
Was haltet ihr von dieser Aussage, stimmt das?
Begründungen wären cool...
Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen
6 Antworten
Nein, das Problem ist, dass die meisten den Fehler machen, Wissen mit Intelligenz gleichzusetzen. Natürlich wissen sehr intelligente Menschen auch recht viel, aber ob dieses Wissen alltagstauglich ist, steht wieder auf einem anderen Blatt. Zu wissen, dass der maximale Warpfaktor der Voyager bei Warp 9,975 liegt, oder dass in Deutschland ein Hügel erst ab einer Höhe von etwa 300 m zum Berg wird, hilft mir im Berufs, aber auch im Privatleben überhaupt nicht.
Kenne einen ehemaligen Sonderschüler der im Supermarkt Regale auffüllt. Natürlich kann ich mit ihm keine komplexen philosophischen Grundsatzdebatten führen, aber wenn es um Fußball geht, würde er mich mit seinem wissen in einem Quiz gnadenlos fertigmachen, was das angeht würde ich neben ihn wie ein ahnungsloser Dummkopf wirken.
Wenn man von anderen als unintelligent und niveaulos abgestempelt wird, weil man sich nicht sonderlich für Kultur und Geschichte interessiert, zeigt mir nur, wie asozial und elitär diese Menschen denken.
Niveaulos zu sein heißt im Endeffekt, das man geistig nicht den Erwartungen des Gegenübers entspricht. Das kann auch bedeuten, das man das neue Album von Justin Bieber nicht kennt. Das man unintelligent ist, weil man sich ausschließlich für Mathe interessiert, kann ich gar nicht glauben und es gibt viele Gegenbeispiele, die sich nur für MINT-Fächer interessieren und darin brillieren, was mich zu der Annahme bringt, das sie höchst intelligent sind.
Bestimmt nicht, aber man besitzt keine Kenntnis darüber was geschehen ist, warum es geschehen ist und was seine Auswirken bis heute gewesen sind. Sei es politisch, religiös oder kulturell. Schließlich baut sich unsere Gesellschaft und die vergangene Kultur auf und stellt gleichzeitig einen Identitätsfaktor dar. Aber auch unterscheiden zu können was gut oder schlecht gewesen ist und was sich nicht wiederholen darf was früher falsch gemacht wurde. Ohne dieser Kenntnis wird es schwer sein unterscheiden zu können.
Man kann sich ja für irgendwas interessieren außer Geschichte und Kultur und dabei intelligent und niveauvoll sein.
Unglaubliches Wissen in den Naturwissenschaften im Allgemeinen, eine Koryphäe in der Physik und Mathematik, Wissenschaftler durch und durch, aber kein großes Interesse an schöngeistiger Literatur, darstellender Kunst, Musik etc. Geht es in einer Diskussion um ethisch-moralische Fragen wie z. B. "Was darf die Wissenschaft?", dann ist er mit dabei, und natürlich ist dabei auch der Blick auf historische Ereignisse vonnöten, aber es interessiert ihn herzlich wenig, wer wem bei der Schlacht auf den Wilden Äckern den Kopf eingeschlagen hat. Ist er deshalb unintelligent? Wohl kaum. Ich denke, du verwechselst hier intelligent und intellektuell.
Ist es niveaulos, also geistig anspruchslos, wenn er Forschung betreibt, neben seiner Forschung auch Gastvorlesungen in Astrophysik an der Uni hält und naturwissenschaftliche TV-Sendungen gestaltet?
Auch er ist nur ein Mensch, und in fröhlicher Runde nach ein paar Bierchen ist es schon möglich, dass er mal über einen unanständigen und zudem noch geschmacklosen Witz herzlich lachen muss. Ist er deshalb gleich niveaulos, ordinär?