Haben die meisten Programmierer wirklich Spaß am Programmieren?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Kommt auf die Arbeit drauf an 71%
Ja 19%
Nein 10%

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Kommt auf die Arbeit drauf an

Ob einem die eigene Arbeit (noch) Spaß macht, hängt von vielen Faktoren ab und nicht allein von der Tätigkeit die man ausübt. Wenn man im "falschen" Unternehmen beschäftigt ist, vielleicht nur eintönige Teilaufgaben übernimmt, kann der Spaß bei einzelnen schon mal schnell auf der Strecke bleiben. Eine alte Schulfreundin ist gelernte Mediengestalterin und arbeitet inzwischen in einer Werbeabteilung eines mittelständischen Industrieunternehmen. Nach eigenen Aussagen macht ihr die Arbeit nur wenig Spaß. Sie übernimmt eintönige und gleichbleibende Aufgaben und halt nur an hauseigenen Campagnen arbeitet und daher nicht mit unterschiedlichen Kunden zutun hat. Andererseits schätzt sie ihre Arbeitszeiten, hat an ihrem Einkommen nichts zu meckern und der kurze Weg zur Arbeit auch eine Rolle spielt.

Genauso kenne ich aber auch "Kollegen" aus kleineren und größeren Agenturen, die in ihrem Tun richtig aufgehen und mit Feuer und Flamme bei der Sache sind. Auch wenn die Kundenwünsche im Vordergrund stehen, hat jeder genügend Freiraum um sich austoben zu können. Das hat zwar irgendwo Grenzen, ist auch vom Projekt abhängig und trotzdem gibt es bei ihnen deutlich mehr Abwechslung. Das gute Arbeitsklima, eine bessere Work-Life-Balance und diverse Benefits ebenso mit reinspielen. Ich selber bin hingegen vor ~15 Jahren als Autodidakt und Quereinsteiger eher "unfreiwillig" in die Werbe/IT-Branche reingeschlittert. Programmiersprachen waren anfangs noch böhmische Dörfer für mich und der Fokus daher lange eher beim Illustrieren und Layouten von Grafiken, Flyern, Exposés und ähnlichem lag. Das hat sich aber längst gewandelt und mich mittlerweile eigentlich stundenlang mehr durch Quellcode-Zeilen hangele als irgendwelche Pixel von A nach B zu schubsen.

Ich habe nichtsdestotrotz auch selber schon kleinere und größere Up- & Down-Phasen erlebt, in denen ich entweder voller Energie oder nur mit wenig Spaß gearbeitet habe. Nervige und besserwisserische Kunden, ständig irgendeine Deadline die verschoben wurde oder einem im Genick saß, dazu die ganze Buchhaltung und ein Privatleben das manchmal hinten angestellt wurde. Irgendwann dann selber die Notbremse gezogen, einen Cut gemacht und wieder als einfacher Angestellter in ein Beschäftigungverhältnis gewechselt habe. Einerseits um wieder durchzuatmen, andererseits um ein geregeltes Einkommen zu haben. Da lässt es sich halt ruhiger schlafen, wenn man weiß, das man am Ende des Monats einen Gehaltsscheck bekommt, das man Urlaub einreichen kann und man sich auch im Krankheitsfall die Butter auf dem Brot leisten kann.

Mittlerweile bin ich wieder "back on stage", habe alte und neue Partner, verwirkliche eigene kleinere und größere Projekte und sage auch mal öfters nein, wenn mir nicht wohl bei etwas ist und ich nicht voll und ganz hinter einem Projekt stehe. Entweder mache ich etwas mit Herzblut und bin zu 110 Prozent bei der Sache oder ich sage "Hey, lass das mal lieber" und lehne dann auch mal eine Zusammenarbeit hab. Das ist nicht immer leicht und damit letztendlich an anderer Stelle Abstriche machen muss und auf Einnahmen verzichte. Bisher fahre ich damit ganz gut, fühle mich vor allem wohl dabei, bin weniger gestresst und wirklich mit Spaß meiner Arbeit nachgehe. Organisatorisch wurde ebenso einiges auf den Kopf gestellt, vieles vor allem mehr durch- und überdacht habe, so das auch nervtötende Dinge wie Buchhaltung und sonstige "Zettelwirtschaft" mir nicht auf den Keks gehen.

Da ich als Quereinsteiger "nur" reingeschlittert bin, vieles nochmal mit ganz anderen Auge sehe. Vielleicht oder gerade deshalb vieles etwas anders sehe und angehe; als jemand mit anderen Background, der es von der Pike auf gelernt hat. Am Ende zählt für mich, das ich 1. mir selber treu bleibe, 2. von mir und meiner Leistung überzeugt bin und 3. mir lieber immer wieder neue und kleinere Ziele stecke. Eben solche die realistisch sind, anstatt zu große in denen ich mich nur verrenne und die mich nicht wirklich weiter vorwärts bringen würden. Lieber mehrere kleine Schritte gehen, bescheiden bleiben und sich viel öfters an Erfolgserlebnissen erfreuen, als zu große bei denen es länger ausbleiben kann und einem vielleicht die Lust und Energie ausgeht. Gerade letzteres habe ich immer mehr verinnerlicht und mich trotz mancher Up- & Downs in meiner Haut wohlfühle.

LG medmonk

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Niklas  23.05.2020, 08:53

Top Beitrag und ein interessanter Einblick. 👍🏻 Denke, diese Erfahrungen können Viele in ähnlicher Art und Weise teilen!

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medmonk  23.05.2020, 20:21
@Niklas

Vielen Dank für das nette Feedback. Ich denke auch das es völlig gleich ist, welchen Beruf man ausübt. Ich selber habe auch Einblicke in andere Branchen bekommen können und dort ganz ähnliches erlebt. Manche sind wirklich mit Spaß bei der Sache und andere nur des Geldes wegen im Unternehmen bleiben.

Ich habe zwischenzeitlich u.a. bei einem großen Deutschen Automobilzulieferer gearbeitet. Obwohl die ausgeübten Tätigkeiten meine persönlichen Interessen konterkariert haben, tröstete das gute Einkommen schnell darüber hinweg. Selbes konnte ich auch aus Gesprächen mit ehem. Kollegen heraushören.

Wenn es dort keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben hätte, würde ich wohl möglich auch noch heute dort arbeiten und meine freischaffende Tätigkeit als Entwickler nur nebenberuflich ausüben. Da dem nicht so ist, meine persönlichen Interessen wieder mehr in den Vordergrund stelle und diese auslebe.

Als Autodidakt mit hoher Lernbereitschaft und schneller Auffassungsgabe fülle ich mich in der Werbe/IT-Brache am besten aufgehoben und bin dort wirklich mit Herzblut bei der Sache. Man muss nichtsdestotrotz sehr diszipliniert sein, wenn man selbstständig und eigenverantwortlich aus dem Home-Office arbeitet.

LG medmonk

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Kommt drauf an, ich empfinde die Arbeit wirklich als extrem langweilig. Trocken. Mir fehlt einfach die Motivation für aber es gibt auch interessante Bereiche z.b in der Gamingbranche wenn man zusamm mit anderen ein riesiges Projekt auf die Beine bringt, wofür man sich begeistern kann, dann fällt das Programmieren leichter. Aber ganz ehrlich, die arbeit an sich ist echt LW (Geschmackssache!)

grtgrt  23.05.2020, 09:03

Wer die Arbeit des Programmierens als langweilig empfindet, hat noch gar nicht verstanden, wie man sie richtig ausübt. Er hat nicht verstanden, dass es gar nicht darauf ankommt, möglichst viele Code zu schreiben:

Ganz im GegenteiL Es kommt darauf an, mit möglichst wenig Code, der zudem noch möglichst einfach zu verstehen und gut wartbar sein soll, möglichst viel zu erreichen.

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Kommt auf die Arbeit drauf an

Es sieht so aus: Ja.

Es ist ja schließlich eine Tätigkeit, die zu erlernen nicht jedem gelingt. Sogar viele Informatiker programmieren, wenn überhaupt, nur einige wenige Jahre (und haben es danach schnell verlernt - weil sie es nie richtig konnten).

Aber: Man muss schon den Ehrgeiz haben, Software-Entwickler sein zu wollen und somit nicht einfach nur Codierer. Letztere sind nicht viel wert. Nur etwa 15% aller Arbeiten, die notwendig sind, um größere Applikationen zu entwickeln, sind reine Codierarbeit. Entwurf und Spezifikation kann viel spanndender sein, da hierz viel mehr Kreativität erforderlich ist - und das gleich in mehrerer Hinsicht.

Kommt auf die Arbeit drauf an

Wie in jedem Job gibt's da glaube ich bessere und schlechtere Zeiten, und natürlich spannendere und weniger spannende Projekte. Allgemein sollte Programmierern natürlich schon gefallen, etwas zu programmieren, sie haben sich ihn schließlich ausgesucht.

Was Programmierern oft weniger Spass macht, ist Dokumentation, die aber meist eben auch dazugehört.

Woher ich das weiß:Hobby – Hobby seit meiner Jugend
grtgrt  23.05.2020, 09:06

Was wirklich gute Programmierer (Software-Entwickler also) auszeichnet, ist, dass sie ebenso gerne Anforderungs- und Entwurfspapiere schreiben (und stets aktuell erhalten) wie Code.

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ShimaG  23.05.2020, 12:44
@grtgrt

Sicher, aber die Realität ist, dass das Erschaffen von Code den meisten halt mehr Spaß macht. Und in meinem Umfeld gibt es einige SW-Entwickler, und keiner von denen mag Doku.

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grtgrt  23.05.2020, 13:27
@ShimaG

Ich weiß: Es ist leider so - und reduziert dann halt auch den Wert jener Mitarbeiter.

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Kommt auf die Arbeit drauf an

Nun in Summe ergibt sich bei den meisten größeren Umfragen, dass der Großteil aller Arbeitnehmer eher unzufrieden ist. Wer würde schon machen, was er beruflich macht, wenn er dafür kein Geld bekommen würde?

Das liegt oft auch am Unternehmen statt der Tätigkeit bzw. der Arbeitswelt. Es ist etwas ganz anderes in einem Unternehmen zu programmieren, an einer Software an der man ggf. persönlich garkein Interesse hat mit einer riesigen alten Legacy Codebase unter Zeitdruck mit einem Budget und einem Zeitfenster, dass es nur erlaubt Mist umzusetzen bzw. das quasi aktiv fordert im Vergleich zu einem Hobbyprojekt, dass ein Herzensprojekt ist. Das dann von Anfang an mit sauberen Code etc. pp. Mir hat die Arbeit z.B. fast ein wenig die Lust an diesem Hobby verdorben.

Da bleiben Sachen schlecht oder kaputt, weil der Kunde nicht dafür zahlt oder war schon immer so. Man entwickelt für 10-20 Jahre alte Hardware und hat kaum Möglichkeiten und ist mit den unternehmerischen Entscheidungen mehr als unglücklich.

Dazu kommen dann noch Meetings, Kunden, ggf. Projektleitung oder generell Kommunikation mit dem Kunden, was eher Politik ist als alles andere, wo gelogen wird bis sich die Balken biegen etc. pp.

Und hier und da gibt es natürlich auch viel Stress, gerade im Projektgeschäft mit Crunch Times, wo Überstunden weit jenseits des Arbeitsschutzgesetzes keine Seltenheit sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012