Gibt es Talente oder Begabungen?

9 Antworten

Dazu muss man sagen, dass es leider genügend Beispiele für das Gegenteil gibt: Wie viele Kinder wurden durch das volle Bildungsprogramm geprügelt, ohne dass sie später irgendein Themengebiet davon weiterverfolgt hätten?

Ich glaube, dass es beim Thema Begabung eben um Begeisterung geht. Schaut man sich "Hochbegabte" an, so stellt man fest, dass sie eine unglaubliche Ausdauer und auch Fleiss an den Tag legen, ohne dass sie das als beschwerlich empfinden. Und Begeisterung lässt sich nicht antrainieren; da kann man so viel Frühförderung betreiben, wie man will.

Hat man schon im Kindesalter etwas gefunden, was einen begeistert, so ist das natürlich schön. Aber es ist auch möglich, als Erwachsener völlig überwältigt zu werden und sich für Dinge zu begeistern, die man sich nie hätte träumen lassen.

Zunächst einmal keine "Meinung" sondern mein Verweis auf eine Konvention, wie in diesem Thema die Begrifflichkeiten verwendet werden:

Begabung ist tatsächlich eine Eigenschaft ohne spezielles förderliches Zutun und ist im Lauf des Lebens eine sehr stabile Größe. Wer eher zu einem theistischen Weltbild neigt, darf das dann auch "gottgegeben" nennen. Fakt ist, dass Begabungen wie bspw. die Intelligenz im Wesentlichen genetisch bedingt sind und den Regeln hunderter zusammengemischter Gene folgen. Menschen kommen nun mal mit ungleichen physischen Voraussetzungen auf die Welt.

Allerdings sind die Begabungen nicht so aufteilbar wie die Schulfächer. Da die Leistungen, die in der Schule zur Entfaltung gebracht werden sollen, zum größten Teil intellektueller Natur sind, weiß man inzwischen, dass die Intelligenz ein hinreichend gutes Modell ist, um Bildungserfolg unabhängig von einem konkreten Fach einzuschätzen.

Ein Talent entwickelt sich durch die Kombination aus Begabung und Motivation. Um für eine Sache talentiert zu sein, benötigt man also einerseits einen gewissen (idealerweise überdurchschnittlichen) Grad an Begabung und andererseits auch eine ausgeprägte Motivation, sich mit dieser Sache zu beschäftigen.

Nun zu meiner Meinung:

Ich halte es für durchaus berechtigt, von unterschiedlichen Begabungen zu sprechen. Nicht jeder hat die gleichen Ausgangsbedingungen. Manche Leute werden auch mit zwölf Fingern geboren und haben dann eine besondere Begabung für bestimmte Musikinstrumente. Ebenso gibt es Leute, die mit bspw. Trisomie 21 geboren werden und dann nicht die gleichen kognitiven Voraussetzungen im Leben haben wie der Durchschnitt. Solche Unterschiede gibt es natürlich auch in weniger starker Ausprägung, die jedoch dennoch im Alltag zutage treten. Es gibt also schon Fälle, wo eine Schwäche durch eine Minderbergabung erklärbar ist.

Allerdings darf man die Begabung nicht für alles hernehmen, was die Leute so an Stärken und Schwächen entwickeln. Denn wie oben beschrieben, sind Begabungen eher grob aufgelöst, d.h. die Intelligenz ist die Schlüsselbegabung für Bildungserfolg, nicht aber für einzelne Schulfächer. Die speziellen Schulfächer, in denen man dann letztlich Stärken und Schwächen entwickelt, hängen (unter der Voraussetzung vergleichbarer Begabung) zum größten Teil von der Motivation ab. Hier spielen Impulse aus dem Umfeld der Schülerinnen und Schüler eine entscheidende Rolle.

Dass es Talente und Begabungen gibt, sieht man doch sehr deutlich im Sport. Und dort beginnt das doch bereits mit dem sehr unterschiedlichen Körperbau, den Menschen von Natur aus so haben können. Warum sollte das im Kopf / Gehirn anders sein, warum sollten dort alle Menschen absolut zu 100% gleich "gebaut" sein und somit auch alle genau das gleiche können?

Klar, es braucht auch Übung (und es ist durchaus denkbar, dass es solche Ausreden gibt, weil man gar nicht erst üben möchte) - dennoch denke ich, dass es so etwas wie Talent gibt. Oder nenn es Begeisterung. Manchen Kindern fallen manche Dinge von Natur aus (ohne dass jemand von außen Druck ausgeübt hätte) leicht, sie stecken von sich aus Arbeit rein und werden gut darin.

Aber diese Begeisterung (z.B. von W.A.Mozart für die Musik) ist entweder da oder eben nicht. Wenn sie nicht da ist, kann man sie nicht erzwingen. Sie muss aus der Person selber kommen, also erst mal von alleine.

Wenn jemand keinen Bock auf Mathematik hat, ist es wohl kaum möglich, ihm eine Art Begeisterung dafür anzutrainieren. Man kann tun, was man will, aber nicht wollen, was man will (Schopenhauer). D.h. in diesem Fall kann man ihn nicht dazu bringen, Mathe machen zu wollen (klar, dennoch kann er üben, etwas tun - die Begeisterung wird dadurch aber nicht kommen). Auch er selber kann sich nicht dazu bringen, Mathe machen zu wollen ("tun" kann er Mathe dennoch, wenn er sich eben dazu zwingt).

Du liegst leider falsch. Dadurch dass gewissen Themenfelder oder "Begabungen" in unterschiedlichen Gehirnregionen liegen, kann es durchaus sein, dass einige besser funktionieren als andere. Autisten nennt man manchmal"Inselbegabt". Es gibt welche die absolut herausragend in Mathe und Logik sind, aber in Emotionen, Sprache und ähnlichem absolut garnichts gewinnen würden. Die können dafür nichts, ist eben so.

Das trifft auf jeden Menschen im gewissen Grad zu. Dennoch, gibts das auch als Ausrede. Aber biologisch Begründet ist beides korrekt.

HomerSimpson89 
Fragesteller
 15.06.2023, 20:32

Danke für deinen Beitrag. Ich habe mich vor allem auf die durchschnittliche Person und auf meine Alltagserfahrungen konzentriert, da ich manchmal das Gefühl habe, dass wir alle unser ganzes Potential nicht nutzen, indem wir uns kategorisieren lassen.

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Dosensaft  15.06.2023, 20:34
@HomerSimpson89

Verstehe ich. Trifft auf jeden zu, nur die Diskrepanz ist meistens geringer. Grundsätzlich gilt auch, das man besser etwas lernt was einem spaß macht. Man kann mir zum 70 erzählen wie ich den Auftrieb eines Helikopters berechne, nach 2min hab ich das verdrängt.

Das Beispiel habe ich bewusst gewählt, weil es deutlich macht, welche Ursachen diese Unterschiede haben können.

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