Gibt es in Deutschland Armut?

Das Ergebnis basiert auf 42 Abstimmungen

Ja 90%
Nein 10%

13 Antworten

Nein

Im Gegensatz zu uns in Israel: NEIN!

In Deutschland bekommen Deutsche vom Sozialamt sogar etwas Luxus spendiert.

Viele Leute die kaum bis nichts haben, scheuen sich zum Sozialamt zu gehen, oder was dem heute dem entspricht, Hilfe zum Lebensunterhalt zu bekommen. Scheuen sich zur Tafel zu gehen, scheuen sich überhaupt Almosen anzunehmen.

Als Vergleich, wovon wir in Israel kleben:
Die Grundnahrungsmittel sind mindestens doppelt teurer, in der Menge in etwa mit den der deutschen identisch. 750g Brot kostet in unserem Supermarkt mindestens 4 €, Billig-Öl 3€, Billig-Margarine 1,50€, 200g Billig-Marmelade 3€, Billig-Milch 1,70€, usw.. Nutella können sich nur reiche Israelis leisten, denn es schlägt mit 6€ zu Buche, da muss man schon mit billigeren Varianten rechnen, die aber in gleicher Menge noch immer ab 2,50€ kosten.
Fleisch-Aufschnitt kostet bei uns pro 100g etwa 5€, billige Käsescheiben liegen pro 100g bei etwa 4€. Billiger ist der Streichkäse, pro 100g etwa 2€.
Günstiger sind dagegen im Land angebautes Obst und Gemüse. Karotten liegen daher pro Kg bei ca 0,50€, Melonen z.Zt. bei 0,90€. Äpfel, egal welche Sorte, seit 10 Jahren nie unter 2,50€/kg.

Kleidung ist hier auch sehr teuer. Ich wollte kürzlich Billig-Schuhe kaufen, aber für unter 300nis (ca 75€), keine Chance. Einfaches weißes Hemd oder billige schwarze Hose kostet auch mindestens 30€, und das ist schon ein Sonderangebot.

Bei "Kalt-"Mieten gehts bei uns ab 90nis (22€)/qm los, das ist wirklich das billigste vom Billigen in einer Wohnung mit wenigen, kleinen Fenstern und schlecht isolierten Wänden. Ich zahle für meine 16qm (7qm Schlaf-Wohnzimmers, 5qm Küche, 4qm Bad) mtl 1400nis, = 345€. Zu meinem 2-Jahres-Mietvertrag gabs ne saftige Mieterhöhung von 200nis (50€), aber ich wollte nicht mehr umziehen. Bin schon seit 2018 zweimal umgezogen. Erste Mal war die Miete zu hoch (kalt 1000€ für ca 50qm, "warm" 1400€, mein Einkommen lag bei 1600€) und bei der zweiten Wohnung (Keller) für 1200nis (295€) waren die Wände ständig feucht und daher überall schimmelig, mit einer permanenten Luftfeuchte von 90%, egal ob draußen 30% oder 90% Luftfeuchte war.

Sozialwohnungen haben wir natürlich auch, da bezahlt man dann für 50qm oft nur 400nis (100€). Aber dank unserer Millionen Kritiker (Erpresser) in anderen Ländern bzgl Wohnungsbau, haben wir hier nur sehr wenige Sozialwohnungen und die sind zudem heiß begehrt. Mindestens 10 Jahre Wartezeit, bis man vielleicht eine solche Wohnung irgendwo in Hochhaussiedlungen am Stadtrand bekommt.

Dazu kommt Arnona, eine Steuer für Müllabfuhr, Altwasser, Straßenreinigung etc., je nach Gemeinde ab 200nis (50€) gehts los, die ich zB für meine 16qm in Haifa zahle. Die Wohnung gegenüber (60qm) muss dafür schon gut 700nis (170€) berappen, zusätzlich zur Miete von 4000nis (1000€) monatlich. Und unsere Wohnungen haben meist keine Heizung (nur ca 1% der isr. Wohnungen haben Zentralheizung), obwohl es im Winter für einige Monate lang knapp übern Gefrierpunkt kalt werden kann.
Obwohl der Strom bei uns sehr günstig ist (0,5nis/kw = 0,12€), ziehen sich die Mieter in der Wohnung lieber warm an anstatt zu heizen.
Hausmeister will auch Geld haben, das sind bei mir im Haus etwa 10€ mtl., in den meisten anderen Häusern gehts ab 50€ mtl. los, in besseren Gegenden ab 200€.

Bus/Straßenbahn ist wieder günstiger, seit 10 Jahren fast konstant etwa 6nis (1,50€) pro Fahrt bis 15km Radius vom Stadtrand. In 90min kann man damit so oft umsteigen, wie man Lust hat.
Monatsmarke pro Person für das ganze Land 230nis (56€), Bus & Züge im ganzen Land 610nis (150€), jedoch für Rentner 50% weniger und Leute ab 75 fahren überall kostenlos.
Ich hole mir immer nur die Monatskarte für Bus, denn wenn ich mal zB nach Be'er Sheva muss, bezahle ich Rentner die Fahrt dahin lieber separat. Das ist, so selten ich fahre, für die Tageskarte Haifa - Beer Sheva da nur 37nis (9€) für die rund 200km.

Netto-Arbeitslohn beträgt bei uns im Schnitt bei 5.000 - 10.000 mtl. (1250 - 2500€), Mindestlohn ist z.Zt. 26nis/std, also 6,40€. Da meist das Geld nicht reicht, arbeitet man zusätzlich in 1-2 Nebenjobs dazu, ist also bis 16 Std täglich nur am arbeiten.
Bei Rente siehts dagegen düster aus, egal wie lange man gearbeitet hat, viel düsterer als in Deutschland. Mindestrente liegt bei umgerechnet 344€, manchmal (nicht immer) kommt noch etwas Sozialhilfe dazu. Wer in einer Wohnung lebt die teurer ist, sollte da schnellstens ausziehen, was auch jeder macht. Dazu etwas Wohngeld, das aber nur auf 2 Jahre begrenzt ist.

Diese Pflichteinzahlung muss jeder leisten, da kommt man nicht drumherum: Sozialamt, Krankenkasse inkl, ab ca 50€ mtl aufwärts, und Arnona. Und dabei ist es völlig egal, ob man arbeitet oder im Sterben liegt, von diesen Pflichten ist man nie befreit.

Als vor einem Jahr die Zuckersteuer erlassen wurde, stiegen alle Getränke um ca 1€ pro Liter. Arme Eltern konnten so ihren Kindern auch keine vitaminreich Billiggetränke mehr kaufen, denn ob 7nis oder 10nis pro 1,5L, macht sich, wenn man Kinder hat, schnell bemerkbar. Doch zum Glück schaffte die neue Regierung den Blödsinn wieder ab und alle armen Familien (ca 30% aller Israelis) atmeten auf. Auch Coca Cola liegt pro 1,5L-Flasche wieder bei 8nis (2€).

Hat man bis hierhin mal mitgerechnet, weiß man, wir Israelis müssen mit weit weniger Einkommen viel mehr zahlen, um leben zu können. Und das gelingt auch allen Israelis, weil sie sich einfach der Situation anpassen.

Nur mal diese Falle als Beispiel:
https://youtu.be/2YnZu0ql_14

Fall 1: Michelle Stoll
Bei uns in Israel sind die meisten Kinderzimmer, die sie meist mit anderen Kindern teilen muessen, einfach nur weiss. Reicht voellig aus um zu leben. Und bei uns liegt der echte Reichtum in der Familie. Auch mit 500€ kommt man wunderbar ueber die Runden und kann davon sogar noch mindestens 100€ zurueck legen, wenn man nur vom Aller-Noetigsten lebt. Gerade Kinder begreifen meist ziemlich schnell, warum sonst das Geld nicht reicht.

Fall 2: Klaus Brendel
lehnt finanzielle Unterstuetzung ab. Also, ueber was beschwert er sich dann? Und seine Wohnung ist mit allerlei Kram vollgestellt. Ich wuerde das alles verkaufen, wuerde es mir so schlecht gehen. Moebel und Buecher kann der Magen schlecht verdauen.

Fall 3: Kalle, Karl-Heinz Alvarest
559€ für das Haus? Davon kann man leicht eine kleine Wohnung bezahlen und hat noch etwas übrig. Zudem kann er dazu Grundsicherung beantragen, worauf er auch ein Recht hat, was ihm nochmal mtl mindestens 450€ bringen würde. Wenn er darauf bisher verzichtete, ist er selber schuld für seine Armut.

Fall 4: Carspian
Zu Studenten kann ich eigentlich nichts sagen. Ausser vielleicht, wer nicht das Geld zum Studieren hat, sollte arbeiten anstatt zu studieren oder sich nicht beschweren.

Fall 5: Lebenspaar Korff & Braun
Die Frau sagt ja selber, man kann tatsächlich von 15€/Woche leben.

Ich hatte selbst mal einige Jahre in der Obdachlosenhilfe gearbeitet, da ich selber einmal obdachlos was. Das war damals während der eher warmen Zeit ganz witzig. In einem Gebüsch hatte ich mehrere Kartons so platziert, dass mich weder Regen noch kalte oder zu heiße Luft ärgerten. Morgens um 6 aufgestanden, gewaschen, zurecht gemacht, und dann zur Arbeit gefahren. Nach Feierabend zurück und Abends dann oft mit Freunden zusammen gesessen. Jeder lachte und glaubte mir nicht, dass ich tatsächlich obdachlos war und in einem Karton lebte, mit einem Monatseinkommen von etwa 3000€ netto. Das Problem bei der Wohnungssuche war, ich konnte keine feste Adresse vorweisen. Zum Schluss im Herbst half mir dann jemand zu einer festen Bleibe.

Ich lernte als Obdachlosenhelfer 3 unterschiedliche Menschen fest gestellt. Erstmal die Drogenabhängigen, die die Hilfe nicht annahmen, von den Drogen wegzukommen. Dann die, die seit Jahrzehnten schon auf der Strasse lebten und sich so sehr daran gewöhnten, dass sie keine eigene Bude haben wollten. Und dann eben die, welche real fast unschuldig in die Obdachlosigkeit gerieten und noch immer, seit Jahren versuchten daraus zu kommen. Diesen Leuten konnte man meist ziemlich schnell helfen.

Alles in Allem:
Armut existiert mE nur dann, wenn man weniger als zweimal die Woche etwas zu essen hat, weil das Geld nicht für mehr vorhanden ist. Nicht trinkt, nicht raucht oder ähnliche Laster hat. Das ist aus meiner Sicht Armut und ich kenne solche Familien bei mir in Israel.

JMJreboot  15.07.2023, 17:15

In Israel?

Nein

Im Gegensatz zu uns in Somalia: Nein!

1
Ja

August 2022. WIESBADEN – Rund 13,0 Millionen Menschen waren 2021 in Deutschland armutsgefährdet. Das entspricht 15,8 % der Bevölkerung Deutschlands.04.08.2022

Relatives Armutsrisiko in Deutschland 2021 bei 15,8

Ohne weiteren Kommentar.

Ja

Ja, vor allem geistige. So lange Geld da ist für Tätowierungen und anderen Unsinn, empfinde ich kein Mitleid.

Ja

Ja, definitiv.

Weil wir in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem mit neoliberalistischen Tendenzen leben und weil die Politiker die Armut nur als "nebensächliches" Problem betrachten. Das Glück und Wohlbefinden des Einzelnen geht dem Staat am A***** vorbei, solange der Staat als Ganzes am laufen bleibt und immer ausreichend Geld in die Staatskassa fließt.

Ja

Es gibt Armut und die ist nicht einmal mehr bodenständig wie zu früheren Zeiten der möglichen Selbstversorgung mit Lebensmitteln, an deren Stelle die "Tafeln" getreten sind.