Gibt es ein einziges Argument gegen Vegetarismus?

19 Antworten

Hallo,

Meiner Meinung nach gibt es sehr viele.

Mein persönliches ist, dass mein Körper von der Natur für eine Ernährung konstruiert ist, die neben hohen pflanzlichen Anteilen auch tierische und in Maßen auch Fleisch beinhaltet.

Letztendlich ist es aber die Entscheidung jedes einzelnen, wie er/sie sich ernährt. Für mich gibt es Nahrungsmittel, die ich nicht verzehren würde, darunter auch solche, bei denen ich dagegen bin, dass sie produziert und von Anderen verzehrt werden. Solange das aber erlaubt ist, kann ich mich dagegen einsetzen mit sachlicher Information, aber ich kann nicht den Anderen vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. Und die hetzerische, bewusst falsche Verwendung von Begriffen wie "Ermorden" ist dabei wie immer im Leben überhaupt nicht hilfreich, sondern erzeugt lediglich Gegendruck.

Dazu kommt, dass du dich explizit für eine vegetarische, nicht vegane Ernährung aussprichst, aber anscheinend gegen Tierhaltung bist. Woher kommen dann Eier und Milchprodukte, und müssen die Tiere, von denen sie stammen, nicht auch irgendwann, nach deinen Maßstäben, "ermordet" werden?

Dagegen spricht, dass es unmoralisch ist.

Dieser Satz hat bei den allermeisten Antwortenden Widerspruch hervorgerufen , auch bei mir. Du hast dich kürzlich in einer anderen Frage damit befasst, ob es überhaupt Moral gibt. Daher wundert es mich besonders, dass du nun meinst, allgemeingültig für die ganze Welt festlegen zu können, dass das Verhalten des weitaus überwiegenden Teils der Erdbevölkerung unmoralisch sei.

Und nochmals:

  • Wenn du für eine vegetarische Ernährung bist, dann fallen bei der Erzeugung "deiner" Milchprodukte und Eier automatisch auch Tiere an, die irgendwann geschlachtet werden. Was genau daran wäre moralischer, das dabei anfallende Fleisch nicht als Nahrungsmittel zu verwenden, sondern zu entsorgen? Dasselbe gilt für Fleisch, das aus der notwendigen Jagd sowie aus Tierhaltung stammt, die primär aus anderen Gründen erfolgt: landschaftspflegerische Beweidung oder Deichschafe zB.

ja weil's schmeckt und weil wir so konzipiert sind ("heterotroph"). Wir leben, indem wir andere Organismen essen. Dabei ist nicht festgeschrieben, welche wir essen. Das ist sozusagen frei Schnauze. Nicht was das menschliche ideologisch aufgeladene Gehirn darüber legen mag. Das gab es damals noch nicht, als diese Lebensweise erfunden wurde.

Ob es unmoralisch ist, ist nicht so klar wie es die Frage suggeriert.

In meiner Weltsicht ist der Tod ein normaler Teil unseres Lebens.

Was ich für unmoralisch halte, ist Tiere zu quälen. Aber Fleischkonsum ist ohne Qual möglich, ohne Massentierhaltung, insgesamt deutlich reduziert im Verhältnis zu unserem derzeitigen Durchschnittsfleischkonsum.

Aber ich kann dich gerne hier in der Gegend zu den Höfen führen, die die Tiere gut behandeln, solches Fleisch zu essen ist aus meiner Sicht nicht unmoralisch.

Es viele Gründe warum sich an unserem Konsumverhalten vieles ändern sollte, aber pauschale Aussagen zur Moral helfen da nicht weiter. Pauschale Aussagen sind in der Regel falsch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Bodhgaya  22.09.2023, 02:05
In meiner Weltsicht ist der Tod ein normaler Teil unseres Lebens.

Ich glaube es ist noch mal etwas anderes, wie den Tod vorzeitig herbeizuführen. Und man darf ja auch nicht normal mit gut verwechseln.

Was ich für unmoralisch halte, ist Tiere zu quälen. Aber Fleischkonsum ist ohne Qual möglich, ohne Massentierhaltung, insgesamt deutlich reduziert im Verhältnis zu unserem derzeitigen Durchschnittsfleischkonsum.

Dir sollte bewusst sein, um wie viel wir reduzieren müssten. Eine Studie der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat ergeben, dass wir bei unserem jetzigen Tierbestand die nötige Fläche mindestens versechsfachen müssten, um einen Bio Standard zu gewährleisten. Und Bio ist auch noch nicht artgerecht.

Und selbst wenn, es wäre viel sinnvoller die Weiden für etwas anderes zu nutzen. Man könnte das Gebiet renaturalisieren, Photovoltaikanlagen bauen, Obstwiesen anlegen, aus dem Gras Papier herstellen (ja, das gibt es tatsächlich) oder Paludikulturen anlegen.

Und dann sollte dir bewusst sein, dass die Tiere schon an ihrer Existenz leiden. Denn sie sind hochgezüchtet Abarten. Das Urhuhn hat im Jahr 10 bis 40 Eier gelegt, während ein heutiges Haushuhn 300 Eier legt, was für das Tier eine große Belastung ist. Und das ist nur ein Beispiel.

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Oowzeed  22.09.2023, 10:34
@Bodhgaya

Tierhaltung ist in vielen Bereichen höchst sinnvoll.

Mit deutlich reduzieren meine ich durchaus 80-90% weniger Fleisch- (und Ei- und Milch-) Konsum.

Viele Tierarten die im Bereich von Bioland- und Naturland-Betrieben gehalten werden sind eben keine Qualzuchten oder Turbokühe.

Die Ausbeute ist geringer, dafür erfüllen die Tiere wichtige Zwecke.

Hast du eine Ahnung wie die Ausbeute auf den Feldern ohne Dünger wäre? Wir würden 90% der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verlieren.

Welcher Dünger kommt in Frage? Tiermist oder chemischer Dünger, das war's, andere Alternativen gibt es nicht.

Das ganze System muss groß und als Kreislauf gedacht werden. Dieser Kreislauf ist sehr viel reibungsärmer wenn er moderate Tierhaltung beinhaltet.

Ja, diese Tiere erleben dann nicht ihr "natürliches" Lebensalter, aber sie können durchaus gut leben, sie leiden nicht an ihrer Existenz.

Komm vorbei, ich zeige dir alleine hier im näheren Umkreis aus den Stand drei Betriebe wo es so läuft. Das sind alles eher kleinere Betriebe, die lieben ihre Tiere. Fleisch und Milch kosten natürlich ein Vielfaches, eine beliebige Skalierung solcher Betriebe geht nicht, aber genau die anonymen Riesenbetriebe sind ja die, die problematisch sind. Leider tatsächlich auch wenn sie ein Biosiegel haben. Gute Tierhaltung ist schwer in Verordnungen und Zertifikate zu packen, sie helfen zwar den Verbrauchern sich zu orientieren, aber wenn der Produzent und seine Mitarbeiter das Tierwohl nicht mit Leben füllen dann sind die Rahmenbedingungen bei Bio zwar besser, aber die Tiere laufen eventuell trotzdem weil der Fokus auf dem Gewinn und nicht auf Tierwohl liegt.

Moderate Tierhaltung in kleinen und mittleren Betrieben, regional vermarktet, das ist der Weg, der auf Dauer sinnvoll ist und nicht eine der Extrempositionen, die immer wieder religiös eingefordert werden und nicht zu Ende gedacht sind.

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Bodhgaya  23.09.2023, 20:41
@Oowzeed
Viele Tierarten die im Bereich von Bioland- und Naturland-Betrieben gehalten werden sind eben keine Qualzuchten oder Turbokühe.

Google mal nach dem Standard für Bio. Nehmen wir das Huhn:

  • Sechs Hühner pro Quadratmeter
  • Vier Meter Auslauf
  • 3000 Hühner auf einmal

Doch das sind zu 100% Turbokühe, da kein Bauer Wildrinder hält. Die Wildform des Hausrindes, der Auerochse, ist ohnehin seit 500 Jahren ausgestorben.

Hast du eine Ahnung wie die Ausbeute auf den Feldern ohne Dünger wäre? Wir würden 90% der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verlieren.

Im Gegenteil, Agar das Umweltbundesamt, hält pflanzliches Düngen für Umweltfreundlich, Nachhaltig & effizient. Viele Bauern die vegan Düngen Berichten nach einigem Jahren sogar von Vorteilen. Außerdem kann man auch mit menschlichem Kot düngen, wie es in Brandenburg in Eberswalde seit kurzem gemacht wird.

Und der Tiedung zerstört gerade die Biodiversität auf Wiesen & führt zur Eutrophierung der Seen. Auch Erreger, wie Pfisteria, sind dadurch entstanden.

Ja, diese Tiere erleben dann nicht ihr "natürliches" Lebensalter, aber sie können durchaus gut leben, sie leiden nicht an ihrer Existenz.

Wir reden in Menschenjahren von Kindern bis Jugendlichen die geschlachtet werden.

Mit deutlich reduzieren meine ich durchaus 80-90% weniger Fleisch- (und Ei- und Milch-) Konsum.

Lebst du auch danach? Würdest du bei einem Geburtstag das Stück Kuchen ablehnen, dessen Zutaten garantiert nicht von kleinen Bauernhöfen kommen?

Außerdem geht es darum zu vermitteln, dass man Tiere in Ruhe lassen soll.

Und wäre es nicht sinnvoller die Weidefläche anderweitig sinnvoll zu nutzen?

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Es gibt insofern Argumente gegen Vegetarismus, als dass auch durch Tiererzeugnisse Tiere leiden & ausgebeutet werden.

Zum einen weil wir Tierprodukte ausnahmslos von hochgezüchteten Abarten gewinnen. Man vergleiche ein heutiges Haushuhn mit einem Wildhuhn (Bankivahuhn):

Bild zum Beitrag

Auch ist es heute kaum noch möglich wirklich echt vegetarisch zu leben, da die meisten Tiererzeugnisse immer auch mit dem Töten des Tieres zu tun haben:

Bild zum Beitrag

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Sogar beim Honig werden manchmal einige Bienen getötet, da es oft nicht rentabel ist sie über den Winter durchzufüttern.

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Schmeckt, ist gesund, vielseitiger Ernährung, natürliche Ernährung.

Moral ist ein Konstrukt ohne festen Wert, sie wird durch individuelle Erfahrungen und gesellschaftliche Normen geprägt. Sie ist vollkommen subjektiv und somit nicht geeignet objektiven Tatsachen entgegen zu wirken.

Bodhgaya  22.09.2023, 02:15
Moral ist ein Konstrukt ohne festen Wert, sie wird durch individuelle Erfahrungen und gesellschaftliche Normen geprägt.

Wenn man sich für eine Moral entscheidet, dann muss diese in sich konsistent & widerspruchsfrei sein. Und da fängt es an. Fast jeder würde es veurteilen, wenn jemand seinen Hund schlägt & es mit seiner Freude rechtfertigen würde. Man würde es der Person auch nicht durchgehen lassen, wenn sie an die Subjektivität von Moral appelliert. Und das passt einfach nicht mit unserem Fleischkonsum zusammen.

Sie ist vollkommen subjektiv und somit nicht geeignet objektiven Tatsachen entgegen zu wirken.

Moral versucht gar nicht den Tatsachen entgegenzuwirken, sondern ist an sie gekoppelt. Ändern sich die Tatsachen, dann kann sich auch Moral ändern. Und im Moment passt eine fleischfreie Moral sehr zu den aktuellen Umständen.

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