Genug über das Autismus Sprektum und ADHS aufgeklärt?

Das Ergebnis basiert auf 26 Abstimmungen

ja 46%
nein 31%
etwas 23%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
ja

Mein "Ja" gilt nur dem Autismus. Ich bin selber Autistin, Autismus ist mein Spezialinteresse, ich befasse mich fast täglich damit und weiß sehr vieles, was viele - zumindest vor allem hier auf gutefrage - (noch) nicht wissen. Ich merke sehr oft, dass viele Leute denken, sie hätten Ahnung von Autismus, nur, weil sie ein paar Autisten kennen oder mit uns zusammenarbeiten bzw. Kinder haben, die Autisten sind. Das ist ein Trugschluss.

95% meiner Informationen habe ich aus dem englischsprachigen Raum, denn dieser ist, was Autismus/ADHS und Neurodivergenz im Allgemeinen angeht, schon wesentlich weiter als wir hier. Manche verlinken z.B. auch fehlerhafte (deutschsprachige) Links hier, die viele Fehlinformationen beinhalten.

Ich hab wirklich von sehr wenigen Dingen Ahnung. Aber wenn es um Autismus geht, lasse ich mir nicht reinreden, mein Wissen absprechen o.Ä. Darauf, auf mein Wissen, bin ich sogar irgendwie stolz, denn das kommt nicht von irgendwoher. Manchmal finde auch jedoch ich, dass ich mich doof ausgedrückt habe, so ist es nicht. Oder alte Sichtweisen überdenke ich.

Bei ADHS schwanke ich eher zu nein. Genug definitiv nicht. Aber manche Merkmale von Autismus überlappen ja auch von denen von ADHS. Ich weiß nicht, ob ich selber ADHS habe - Wurde darauf nie getestet. Autismus und ADHS können ja auch zusammen auftreten.

Ich denke, die meisten Leute sind halt selber keine Autisten/ADHSler und kennen sich deshalb damit nicht aus. Ich finde das auch kein bisschen schlimm. Was mich stört, sind die Leute, die hier und generell irgendetwas über Autismus bzw. uns Autisten behaupten, was inkorrekt, verallgemeinernd, pauschalisierend, klischeebehaftet, halbwahr etc. ist, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen. Wenn ich nicht genug über etwas weiß und die Gefahr besteht, dass ich eine gesamte Menschengruppe/Teile einer Menschengruppe verletze, etwas Falsches über das behaupte, für das sie rein gar nichts können, dann sage ich nichts. So schwer ist das nicht.

Bei einigen Leuten denke ich mir einfach nur noch:

Bild zum Beitrag

Wie ich gerade lese, musst du jedoch noch aufgeklärt werden. Ich korrigiere mal ein paar Aussagen in deinen Kommentaren weiter unten:

Es sind genauso Menschen wie wir alle und ja, die Erkrankung ist noch nicht so erforscht

Autismus ist keine Erkrankung. Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, welche auch eine Behinderung sein kann. Wobei manche den Begriff "Neurodiversität"/"Neurodivergenz" bevorzugen. Eine Entwicklungsstörung unterscheidet sich von einer Erkrankung unter anderem darin, dass eine Entwicklungsstörung immer angeboren ist bzw. sich in früher Kindheit entwickelt, während eine Erkrankung zu jedem Zeitpunkt des Lebens auftreten kann.

Und: Nicht jede Behinderung ist eine Krankheit, auch wenn Krankheiten zu Behinderungen werden können.

weil es auch einfach verschiedene Arten von Autismus gibt.

Es gibt keine Unterformen mehr. Das wurde seit Anfang 2022, mit dem ICD-11, und seit 2013 im DSM-5, alles zusammengeworfen und nun heißt es nur noch "Autismus-Spektrum-Störung" bzw. "autism spectum disorder".

Der Grund dafür war, dass viele Experten über die Jahrzehnte zu dem Entschluss gekommen sind, dass kaum ein Autist zu 100% einer einzigen Form zugeschrieben werden kann und definitiv nicht für den Rest seiner Lebens. Die Grenzen verschwimmen sehr oft ineinander über. Es ist beinahe unmöglich, das genau auseinander zu halten. Experten konnten nicht genügend Unterschiede zwischen den einzelnen Formen finden.

Lies dir mal den Artikel durch (Mein Lieblingsartikel, wenn Leute von "starkem" bzw. "schwachem"/"leichten" Autismus sprechen): https://neuroclastic.com/its-a-spectrum-doesnt-mean-what-you-think/

Damit, dass wir Autisten (und sehr wahrscheinlich auch ADHSler) Ausgrenzung erfahren, hast du jedoch vollkommen recht. Die Suizidrate, Depressionsrate etc. ist nicht umsonst bei uns Autisten so viel höher, als bei neurotypischen Menschen. Wir sind auch häufiger von Mobbing betroffen - unser ganzes Leben lang -, von Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit, von Dingen wie Gaslighting, Traumata auch natürlich von physischer, psychischer und sexueller Gewalt, von Kindesmissbrauch etc. Und selbstverständlich auch von Ableismus.

Leute sagen "accept autistic people!", aber meckern dann, wenn jemand ihnen nicht in die Augen schaut beim Gespräch, wenn jemand Stimming betreibt, wenn jemand vielleicht Interessen hat, die "kindisch" sind, wenn jemand obsessiv Dinge sammelt, wenn jemand monologisiert, wenn jemand seine Emotionen anders zum Ausdruck bringt, wenn jemand sehr viel über sein Lieblingsthema redet, wenn jemand einen Meltdown/Shutdown erlebt, wenn jemand sich exzessiv für etwas einsetzt (So sehr, dass viele es als "too much" ansehen würden), wenn jemand kein Teamplayer ist, wenn jemand sehr viel Zeit alleine braucht, wenn jemand Oversharing oder Infodumping betreibt oder alles viel zu langatmig und detailliert erklärt (Overexplaining, oft eine trauma response, da wir in unserem Leben schon sehr oft missverstanden wurden, als wir uns nicht sehr genau erklärt hatten und das führte dann oft zu nicht so schönen Dingen), oder nicht damit klar kommt, wenn der Tagesplan durcheinandergeworfen wird, wenn man überaus emotional ist, wenn man Schwierigkeiten mit dem Kommunikationsstil der Neurotypisten hat, wenn man nicht zwischen den Zeilen lesen kann, wenn man nicht intuitiv Menschen lesen und verstehen und demnach handeln kann, ... Soll ich noch weiter machen?

Es heißt "accept autistic people!", bis wir autistic people sagen "yes, but also no, so nicht, sondern das geht folgendermaßen:".

"Accept autistic people", aber wehe, wir autistic people wollen unser Verhalten, korrekterweise, mit unserem Autismus erklären. "Das ist doch nur eine Ausrede, such' doch nicht nach Ausreden, versteck' dich nicht hinter deinem Autismus", heißt es dann.

"Accept autistic people", aber zeitgleich sowas sagen wie "Lass dich nicht labeln, du brauchst keine Diagnose, das ist nur ein Label, du bist so viel mehr als dein Autismus". Um mal random Internetuser Nummer 293529 zu zitieren:

"I'm an autistic autist with autism. I like to autism autisticially."

(Quelle: Twitter, irgendwo - Schlaue Worte waren das.)

"Accept autistic people", aber wenn denen autistisches Verhalten in freier Wildbahn auffällt, dann urks, ne, lieber nicht. Ich akzeptiere nur die Autisten, die normal wirken. Nur die, bei denen ich selbst nichts machen, nicht umdenken muss, sondern die, die ganze Arbeit für mich erledigen (Haha, Masking ist ja auch so funny, wer kennt's nicht?) - So nach dem Motto.

Trifft selbstverständlich nicht auf alle zu, aber über die Jahre fällt einem das schon auf.

Ich kann noch weitermachen, ich hab noch mehr auf Lager, doch lassen wir das erstmal.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
 - (Psychiatrie, Psychotherapie, Behinderung)
nein

Komplett aufgeklärt definitiv nicht, da es viele verschiedene Ausprägungen gibt und es mich schlichtweg nicht betrifft / interessiert (kenne niemanden mit dem "Problem/Krankheit/wie auch immer").

etwas

Meine Linkliste bezüglich Autismus ist noch lange nicht fertig, da ich immer wieder etwas Neues entdecke.

Bei ADHS schaue ich auch nach entsprechenden Seiten.

So wie es zurzeit vor allem auf deutschsprachigen Seiten zu dem Thema aussieht, würde ich noch lange nicht von "genug aufgeklärt" sprechen.
Zumal einiges an Fehlinformationen umhergeistert.

*Seid ihr ...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema
nein

Überhaupt nicht, bis auf die Serie "good doctor" hatte ich keinen Kontakt mit Autisten. Sehe keinen Handlungsbedarf dort etwas zu ändern.

Zudem würde ich die Menschen nicht anders behandeln, wie bei anderen ebenfalls.

etwas

Berufsbedingt ein wenig, aber wenn man keinen Kontakt mit Betroffenen hat, denke ich, dass für die meisten kein Bedarf an Aufklärung ist.