Epikur Lust und Schmerz?

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Bei Epikur (griechisch: Ἐπίκουρος [Epikouros]) ist in der Ethik die Vernunft im Lust-Schmerz-Kalkül einzusetzen. Insofern kann von ihm grundsätzlich die Vernunft nicht als Korrektiv (Mittel zum berichtigenden Ausgleichen von Fehlern) des Lust-Schmerz-Kalküls gedacht sein, wenn im Lust-Schmerz-Kalkül das Verhältns von Lust und Schmerz richtig berechnet worden ist. Die Vernunft soll nach Epikurs Ethik im Lust-Schmerz-Kalkül zum Einsatz kommen. Korrigerend ist die Vernunft dann innerhalb des Lust-Schmerz-Kalküls gegenüber fehlerhaften Vorstellungen. Insbesondere kann die Vernunft ein bloß am Augenblick orientiertes Kalkül zugunsten eines langfristigen Kalküls berichtigen/verbessern.

Beispielsweise kann etwas für den Augenblick lecker schmecken, aber in der Folge zu gesundheitlichen Schäden und Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen.

Anstrengungen beim Üben, z. B. beim Sport oder in der Musik, oder die Durchführung einer medizinischen Behandlung können erst einmal nicht so angenehm sein, aber längerfristig zu Freuden bzw. einem im Vergleich zum Unterlassen besseren Wohlbefinden führen.

Nach Auffassung von Epikur besteht Glück in Lust bzw. Freisein von Unlust/Schmerz/Leid. Weil Epikur Freisein von Unlust/Schmerz/Leid für vorrangig hält, kann seine Ethik als ein »negativer Hedonismus« (Vermeidung von Unlust/Schmerz/Leid ist am wichtigsten) bezeichnet werden. Es ist gut und richtig, möglichst wenig unangenehme Empfindungen/Gefühle (Lust, Freude, Vergnügen, Genuß) erleiden zu wollen (Ziel: Minimierung von Unlust/Schmerz/Leid).

Epikur unterscheidet:

a) natürliche und notwendige Bedürfnisse (dazu gehören die Grundbedürfnisse)

b) natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse

c) nicht-natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse

Natürliche und notwendige Bedürfnisse müssen für ein gutes Leben befriedigt werden und haben Vorrang. Natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse sind verzichtbar, ihre Befriedigung kann gewählt werden, sollte aber klug geprüft werden und nicht in Maßlosigkeit ausufern. Nicht-natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse beruhen auf falschen/nichtigen/leeren Meinungen und Einbildungen (sie entspringen einem bloßen Wunsch nach Luxus und verursachen durch maßlose Gier Rastlosigkeit, weil die Menschen das quält, was sie nicht haben). Das Erstrebenswerte ist nach Epikurs Ethik grundsätzlich schon von der Sinnlichkeit vorgegeben. Epikur lehnt es nicht ab, Freuden zu genießen, aber die Klugheit des Verstandes/der Vernunft ist als Mittel wichtig, die richtigen Entscheidungen für ein lustvolles Leben zu treffen, und daher ein sehr großes Gut.

Nach seiner Auffassung erzeugen nicht Trinkgelage, Sex und reichhaltiges Essen ein angenehmes Leben, sondern die nüchterne Überlegung, die Ursachen für alles Wählen und Meiden erforscht und die falschen/nichtigen/leeren/Meinungen austreibt, aus denen die schlimmste Verwirrung der Seele (Verwirrung der Seele ist entgegengesetzt zu Seelenruhe) entsteht. Dafür ist Einsicht (griechisch: φρόνησις [phronesis]; das Wort kann auch mit „Klugheit“ oder „praktische Vernunft“ übersetzt werden) der Anfang/Ausgangspunkt und das höchste Gut.

DieseFrage05 
Fragesteller
 08.02.2024, 20:24

Super Hilfe, vielen Dank!

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Viele nehmen fälschlicherweise an, dass Epikur ausschließlich das Streben nach Lustgewinn lehrt. Tatsächlich lehrt Epikur jedoch, dass Lustgewinn nur unter der Bedingung erstrebenswert ist, dass er nicht zu Schmerzen führt bzw. frei von Schmerzen ist. Dies basiert auf einer rationalen Handlungsmaxime bei Epikur, die lehrt, alles beim Lustgewinn zu meiden, was Schmerzen verursachen könnte. Der Hedonismus bei Epikur wird also durch vernünftiges Handeln begrenzt, um unnötigen Schmerz bzw. Leid zu vermeiden. Alles, was zu übermäßigem Lustgewinn führen könnte und somit Schmerzen oder Leiden verursacht, sollte demnach durch vernünftiges Handeln vermieden werden.