Die Illusion des Fachkräftemangels: Eine kritische Betrachtung?
In verschiedenen Diskursen und Debatten wird oft von einem scheinbaren Mangel an Fachkräften in diversen Berufsfeldern gesprochen, sei es in der Informatik, im Handwerk, in der Jurisprudenz, in der Medizin oder in anderen Berufen. Die Wahrnehmung dieses Mangels scheint weit verbreitet, doch bei genauerem Hinsehen entfaltet sich ein komplexeres Bild.
Im Bereich der Informatik etwa wird behauptet, dass Fachkräfte fehlen, jedoch scheint es eher so, als ob vor allem Experten auf einem hohen Niveau gesucht werden. Diese Expertise erfordert eine umfassende Ausbildung und oft erreichen solche hochqualifizierten Fachkräfte ein Expertenniveau, das sie als Freelancer arbeiten lässt. Der Grund hierfür liegt oft in der besseren Bezahlung, die freiberufliche Tätigkeiten bieten, da viele Arbeitgeber nicht bereit oder in der Lage sind, angemessene Gehälter für solch hohe Expertise zu zahlen.
Im juristischen Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild. Es gibt zahlreiche Studierende, jedoch scheint der Zugang zu höheren Qualifikationen und Abschlüssen reglementiert zu sein. Nur die besten Absolventen kommen weiter und erlangen ihren Abschluss. Dies wirft Fragen nach der Durchlässigkeit und den Barrieren im Bildungssystem auf.
Das Handwerk hingegen wird oft trotz niedriger Gehälter aus Leidenschaft ausgeübt. Viele absolvieren eine Ausbildung im handwerklichen Bereich, da sie Freude an der Arbeit finden. Doch im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass die erzielten Einkommen nicht ausreichen, um eine Familie zu ernähren. Dies führt zu Umschulungen, Arbeitslosigkeit oder Schwarzarbeit, was die Annahme eines Fachkräftemangels weiter in Frage stellt.
Es scheint, als ob die Wahrnehmung eines Fachkräftemangels in vielen Fällen eher eine Reflektion der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen ist, als ein tatsächlicher Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes, den Bedingungen, die Arbeitgeber bieten können oder wollen, und den Erwartungen und Bedürfnissen der Arbeitskräfte bildet einen komplexen Kontext, in dem der vermeintliche Fachkräftemangel diskutiert werden sollte.
Was meint Ihr dazu?
5 Antworten
Deine Frage beinhaltet ja zugleich auch die Antwort.
Unser politisches System schafft diesen Zustand, der Aberwitz dabei ist der Schrei nach Fachkräften aus dem Ausland.
Die späteren Verdienste spielen somit im Vorfeld der Auswahl eines Berufes eine große Rolle und dabei schälen sich der Verdienst und die Arbeitsbedingungen klar bei heraus. Keiner will mehr Fleischer oder Bäcker werden, die Tradition früher ist so gewesen, das Handwerk bildete aus und die Industrie lockte dann mit höhere Löhne diese Leute dann in die Fabriken. Und das ist vorbei, das Handwerk verdünnt sich zusehends, dieser Zustand ist nachweisbar. Studieren soll der Renner sein, dann findet man spaeter Anerkennung, aber die Aussichten spaeter sind auch nur den Besten gegönnt, somit ist kein Ausweg im Moment zu erkennen, um hier eine Besserung dieser Misere erreichen zu können.
Selber habe ich ueber30 Lehrlinge zum Facharbeiter ausgebildet.
Als ich das letzte Mal (Mitte der 2010er-Jahre) einen Job suchen musste, wollte ich nicht mehr 2x 80km/Tag fahren, sondern etwas weniger. Hatte ich in den >1,5 Jahren wo ich gesucht habe div. Bewerbungsgespräche, aber keiner wollte umgerechnet einen TVÖD-Stundenlohn abzgl. meine geschätzte Ersparnis durch die Fahrerei. bezahlen. Bin dann am Ende doch wieder nach TVÖD bezahlt worden und musste quasi genauso weit fahren wie vorher, nur in eine ganz andere Richtung.
Irgendwann kam zum Glück dank Corona Home-Office.
Allerdings gibt's auch Arbeitgeber, die z. B. auf 10 Jahre Berufserfahrung in einem mittelständischen Unternehmen scheißen, wenn derjenige keinen akadem. Abschluss hat *facepalm*
Mein Onkel von dem ich gerade geredet habe, hat sich dann selbstständig macht. Und noch mehr Idioten unter den Entscheidern erlebt, die kein bisschen längerfristig gedacht haben.
In vielen Firmen läuft es so, dass die Chef-Etage niemanden unter sich haben will, der besser sein könnte als man selbst und somit an seinem Stuhl rütteln könnte. Spätestens nach wenigen Wechseln in der Chef-Etage hat man schon zieml. Idioten dort.
Direkt nach meinem Abschluss war die Wirtschaftskrise. Keiner wollte einen frischen Absolventen, nur mit Berufserfahrung. Woll soll ich die aber ohne entspr. Job hernehmen?! *facepalm*
Gab auch anders als bei Corona kein staatl. Programm, was solchen Leuten gezielt Berufserfahrung verschafft hat. War auch mehrere Monate arbeitslos ohne jedes Alg. bzw. brauchte einfach ein Auto um gut auch zu weiter entfernten Stellen zu kommen. Hatte von meinem Abschluss bis heute nie eine Stelle im Umkreis von 30km gefunden, obwohl ich immer wieder intensiv gesucht habe.
Kurz: Es geht darum Experten für Peanuts zu bekommen ohne selbst was für die Ausbildung zutun (Berufsanfänger-Stellen gehören dazu). Zum Glück merken das Ausländer, die als echte Fachkräfte nach D geholt wurden, recht schnell und gehen woanders in Europa ist, wo's besser ist. Sie haben schließlich noch keine wirkliche Bindung nach D aufgebaut. Und dann wundert man sich in D wieder *facepalm*
notting, software-entwickelnder E-Technik-Ing.
Fachkräftemangel muss man im Produktionssektor immer auch im Bezug zu Industrie 4.Null sehen, wo Maschine, Maschinen bauen, wo Menschen nur noch Teilfunktionen und Überwachung übernehmen.
Zukünftig werden bedeutend weniger Menschen als "Arbeiter" benötigt werden.
In der Baubranche gibt es bereits Fertighäuser aus dem Drucker.
Deutschlands erstes Haus aus 3D-Drucker steht:
3D-Druck-Haus bauen: Das ist heute schon möglich
Was ist Industrie 4.0?EinleitungMenschen, Maschinen und Produkte sind direkt miteinander vernetzt: die vierte industrielle Revolution hat begonnen.
https://www.plattform-i40.de/IP/Navigation/DE/Industrie40/WasIndustrie40/was-ist-industrie-40.html
https://www.youtube.com/watch?v=kQLbVVPNTMQ
Auch im Dienstleistungssektor ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch, zumindest im Rest der Welt.
Sachbearbeiter in Behörden werden durch Programme ersetzt, die Antragstellung durch den Bürger erfolgt digital.
Auch im Waren und Personen-Transport/ÖPNV wird es zu Veränderungen kommen, Stichwort autonomes fahren.
Ich sehe bei uns das Firmen aufhören weil sie kein Personal mehr bekommen
Es muss aber einen Grund geben? Das ist noch lange kein Mangel!
Der Grund ist einfach: Sie bekommen die Stellen nicht besetzt, weil qualifizierte Bewerber fehlen.
Was für Firmen sind das und warum haben sich die Firmen ihr Personal nicht selber ausgebildet?
Wenn ich mir den Dienstplan bei mir auf Arbeit so anschaue, sehe ich einen Mangel.
Oft braucht es brechen und biegen, über die Woche zu kommen.
Doch, welche Art von Mangel wird hier tatsächlich reflektiert? Du erhältst möglicherweise keine Einblicke in die eingehenden Bewerbungen, und bestenfalls bist du nicht Zeuge der Vorstellungsgespräche. Es könnte sein, dass die Bewerber höhere Gehälter anstreben und die Arbeitgeber schlichtweg ablehnen. Ein Mangel im Dienstplan mag für dich bildlich erkennbar sein, doch nach außen hin, scheint mir dies kaum der Fall zu sein.
In anderen Einrichtungen waren die Mängel noch eklatanter und gefährlicher.
Passt ja gar nicht die Antwort aber gut !
Was willst du denn genau hören? Dass der Fachkräftemangel teilweise selbstverschuldet ist, weil zu den Arbeitsbedingungen kaum einer arbeiten will, ist klar.
Aber es gibt ihn.
Danke fuer den Stern.