Die Evolutionstheorie?

15 Antworten

Warum haben alle Lebewesen aufgehört, sich weiterzuentwickeln?

Das stimmt nicht. Man darf erstens die Weiterentwicklung der Lebewesen nicht als eine zunehmende Höherentwicklung verstehen. Es gibt in der Evolution keinen Entwicklungstrend hin zu einer immer höheren Komplexität, einer größeren Fortschrittlichkeit oder einer höheren Intelligenz. Evolution ist ein komplett ungerichteter Prozess. Sie wird nicht geplant und nicht gelenkt und kennt daher kein Ziel. Entscheidend ist nicht, wie "fortschrittlich" oder wie "hochentwickelt" ein Lebewesen ist, sondern nur, wie gut es an seine Lebensweise in seiner Umwelt immer zum aktuellen Zeitpunkt angepasst ist. Auch ein aus unserer Sicht sehr "primitives" Lebewesen kann evolutionär gesehen sehr erfolgreich sein. Schauen wir uns beispielsweise die Vielzahl der einzelligen Lebensformen an, die praktisch alle Lebensräume besiedeln, sogar die extremsten wie kochend heiße Hydrothermalquellen, ätzende Sodaseen oder das antarktische Packeis, ist die "primitive" einzellige Lebensform immer noch ein höchst erfolgreiches Evolutionsmodell.

Zweitens passen sich die Lebewesen auch heute noch an ihre Umwelt an. Evolution verläuft jedoch meist in Zeitdimensionen, die ein Menschenleben nicht überblicken kann. Wenn Forscher von einer "schnellen" Entwicklung sprechen, dann sind damit Zeiträume von 10 000 Jahren oder mehr gemeint. Aus geologischer Sicht ist das angesichts des Erdalters von über 4 Mrd. Jahren ein Wimpernschlag, für ein einzelnes Menschenleben aber eine wahnsinnig lange Zeitspanne. Wir können die Veränderlichkeit der Arten in vielen Fällen daher nur anhand des Fossilienberichts nachweisen, indem wir Fossilien unterschiedlichen Alters miteinander vergleichen.

In einigen Fällen ist die Geschwindigkeit der Evolution aber so hoch, dass man ihr sozusagen live dabei zuschauen kann. Studien belegen, dass Arten sich durchaus auch in sehr kurzen Zeiträumen anpassen und verändern können. Das Forscherpaar Mary und Peter Grant hat beispielsweise über Jahrzehnte hinweg die Veränderlichkeit der Schnabellänge bei Mittleren Grundfinken (Geospiza fortis) in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen, insbesondere der Verfügbarkeit von Nahrung, dokumentiert. In New York haben sich Weißfußmäuse (Peromyscus leucopus) in kürzester Zeit an das Fressen von menschlichen Essensresten angepasst. Ihre Zähne sind kürzer und sie können Fette und Kohlenhydrate leichter verdauen als Mäuse derselben Art auf dem Land. Auch genetisch können sie eindeutig von den Landpopulationen unterschieden werden. Irgendwann werden sie eine eigenständige Art bilden, die schon heute scherzhaft die "Pizza"- oder Fastfood-Maus" genannt wird. Das gilt auch für die Feuersalamander (Salamandra salamandra) im Kottenforst bei Bonn, die sich an unterschiedliche Gewässertypen angepasst haben, in die sie ihre Larven absetzen und die genetisch deutlich unterscheidbar sind. Bei Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) hat seit den 1970er Jahren die Stoßzahnlänge abgenommen, immer häufiger kommen Exemplare vor, die gar keine Stoßzähne mehr besitzen - eine Anpassung aufgrund des hohen Jagddrucks durch die illegale Elfenbeinwilderei. Dem SARS-CoV-2-Virus hat man in den vergangenen drei Jahren beinahe täglich bei seiner Evolution zuschauen können. Immer wieder traten neue Virusvarianten auf, die noch ansteckender waren oder den Schutz durch die verfügbaren Impfstoffe umgehen konnten und das Virus mutiert auch noch weiterhin fröhlich vor sich hin. Einen eindrücklicheren Beweis für die rasche Evolutionsfähigkeit kann es gar nicht geben.

Auch experimentell ist die Veränderlichkeit der Arten gut dokumentiert. Paradebeispiel hierfür ist das Long term evolution experiment von Richard Lenski an E. coli-Bakterien, das seit 1988 bis heute (mit kurzer Unterbrechung von Frühjahr bis September 2020 während der Coronapandemie) läuft.

Ist die Evolutionstheorie nur Hokuspokus?

Nein. Sie ist zweifelsfrei belegt durch eine Vielzahl an zwingenden Beweisen. Eine detaillierte Auflistung einiger Belege für die Evolutionstheorie von mir findest du hier.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
NMFC2010  08.01.2023, 14:20

Chapeau! Ich vermute, das ist eine der besten Antworten, die es auf GF jemals gab!

1

Die Evolution findet halt über Millionen von Jahren statt, in einem Menschenleben passiert da so gut wie nichts. Und wenn etwas erstmal perfekt angepasst ist, gar nicht mehr.

Hussain1992 
Fragesteller
 08.01.2023, 03:11

Was ist der Beweis für die Gültigkeit dieser Aussage?

0
SirSulas74  08.01.2023, 03:15
@Hussain1992

Was soll da der Beweis sein? Du stellst dumme Fragen, stellst aber Antworten in Frage?

3
Graxh  08.01.2023, 03:27
@Hussain1992

Damit Evolution stattfindet muss ja z.B. durch eine Mutation veränderte DNA an die nächste Generation weitergegeben werden. Dementsprechend ist die Geschwindigkeit der Evolution sehr stark vom Lebewesen abhängig.

Also z.B. Bakterien der in kurzer Zeit sehr viele Generationen hervorbringen können können sich auch sehr schnell verändern.

Da aber die Evolution von Bakterien nicht so greifbar ist betrachtet man natürlich eher größere Tiere wie Säugetiere. Aber diese haben eine sehr lange Lebensdauer bzw. Brauchen sehr lange bis Nachfahren entstehen. Dementsprechend geht die Evolution bei größeren Tieren seeehr viel langsamer vonstatten.

4

Evolution findet ständig statt, solange die Voraussetzungen dafür (Vererbung, Variation und unterschiedliche Überlebens- und Fortpflanzungschancen) gegeben sind. Evolution ist aber auch ein Prozess, der Generationen umfasst und selten geradlinig verläuft, sodass merkliche Veränderungen einer Population meist nicht direkt zu beobachten sind.

Im Wesentlichen ist Evolution deshalb ein historischer Prozess, der indirekt über seine Auswirkungen erforscht werden muss. Beispielsweise finden wir Lebewesen in jedem Stadium der Artbildung, von Unterarten über Ringspezies bishin zu kryptischen Arten oder bereits getrennten Arten mit der Möglichkeit der Hybridisierung, und können dadurch diesen Prozess verstehen, ohne notwendigerweise eine einzelne Artbildung von Anfang bis Ende mitverfolgen zu müssen.

Ausnahmen von dieser langsamen Entwicklung existieren, z.B. in der Zucht von Nutzpflanzen und -tieren, die zielgerichtet und deshalb schneller als natürliche Evolution abläuft. Ein weiteres Beispiel sind Krankheitserreger, die kurze Generationszeiten haben und hohen Selektionsdrücken durch Medikamente ausgesetzt sind, wie antibiotikaresistente Bakterien oder der Coronavirus, der die aktuelle Pandemie verursacht. Auch größere Organismen entwickeln sich unter den richtigen Bedingungen sehr schnell, so z.B. die in Australien invasiven Aga-Kröten.

Es ist nicht richtig zusagen, dass alle Lebewesen aufgehört haben, sich weiterzuentwickeln.

Tatsächlich entwickeln sich Lebewesen ständig weiter und angepasst an ihre Umgebung. Die Evolution ist ein Prozess, der seit Jahrmillionen stattfindet und bei dem sich Lebewesen an ihre Umwelt anpassen und sich verändern, um besser überleben zu können. Dies geschieht durch natürliche Selektion, bei der diejenigen Individuen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind, mehr Nachkommen produzieren und somit ihre genetischen Merkmale an künftige Generationen weitergeben.

Es gibt jedoch auch Lebewesen, die sich im Laufe der Zeit weniger verändert haben und deren Evolution sich langsamer vollzogen hat. Dies kann daran liegen, dass sie sich bereits gut an ihre Umwelt angepasst haben und keine weiteren Veränderungen benötigen, um zu überleben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Die Evolution ist ein laufender Prozess. Sie ist ja nur nötig um sich anzupassen. Als Beweis: Elefanten werden nachweislich immer seltener ohne Stoßzähne geboren. Eine unmittelbare Reaktion der Evolution auf das massive bejagen.

BlueSquirrel  08.01.2023, 03:10

werden sie ohne Stoßzähne geboren weil Elefanten ohne Stoßzähne nicht so oft gejagt werden wodurch sich die Differenz der beiden ,,Arten" angleicht? Die mit Stoßzähne werden weniger und die ohne bleiben gleich.

Oder liegt es an tatsächlicher Veränderung der Art?

0
NajaMossambica  08.01.2023, 13:40
@BlueSquirrel

Die Tiere deren DNA-"Bauplan" kein starkes Wachstum für die Stoßzähne vorgibt überleben, da sie nicht so bejagt werden und so wird diese DNA erfolgreich weitergegeben. Während der Elefant mit Stoßzähnen vorher abgeknallt wird...

1