Evolutionstheorie?

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Deszendenztheorie bedeutet Abstammungstheorie. Die Annahme, dass alle Arten von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, war auch schon Teil der Evolutionstheorie Lamarcks, findet sich später auch bei Darwin wieder und gilt natürlich bis heute.

Tatsächlich gibt es streng genommen nicht die eine Evolutionstheorie. Unter dem Begriff Evolution werden viel eher mehrere Theorien unter einem Dach vereint. Die Deszendenztheorie ist nur eine davon. Darwins Evolutionstheorie beispielsweise setzt sich aus insgesamt fünf Einzeltheorien zusammen:

  1. Die Arten sind veränderlich. (Theorie der Veränderlichkeit)
  2. Alle Arten haben eine gemeinsame Abstammung. (Deszendenztheorie)
  3. Die Evolution erfolgt nicht sprunghaft, sondern graduell. (Gradualismustheorie)
  4. Die Arten entwickeln sich durch die Veränderungen im Lauf der Zeit auseinander und die Artenvielfalt nimmt dadurch zu. (Divergenztheorie)
  5. Die Veränderung der Arten und die Entstehung neuer Arten wird durch die natürliche Selektion hervorgerufen. (Selektionstheorie).

Die Deszendenztheorie finden wir also sowohl bei Lamarck als auch bei Darwin, ebenso die Konzepte der Veränderlichkeit, der Divergenz und des Gradualismus. Unterschiedlich ist bei beiden aber die fünfte Theorie. Lamarck glaubte, dass die Vererbung erworbener Eigenschaften zur Veränderlichkeit der Arten führt und setzte damit eine zweckgebundene Evolution voraus. Darwin glaubte zwar auch daran, dass erworbene Eigenschaften vererblich wären (wir wissen heute, dass beide sich irrten), glaubte aber nicht, dass diese allein die Veränderlichkeit der Arten erklärte. Er ging viel eher davon aus, dass die Veränderlichkeit durch die natürliche Selektion hervorgerufen wird, einen Auswahlprozess, bei dem die Individuen, die zufällig am besten angepasst sind, überleben und die schlecht Angepassten aussterben. Bei Darwin handelt es sich also um einen zufälligen Ausleseprozess, die Zweckmäßigkeit entfällt. Auch beinhaltet Darwins Selektionstheorie, dass Arten aussterben können (wenn sie schlecht angepasst sind), während Lamarck nicht daran glaubte, dass Arten aussterben. Er glaubte einfach, sie würden sich immerfort verändern, die Linie aber würde immer weiter bestehen. Heute wissen wir natürlich, dass Arten sehr wohl aussterben können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Er ist von Veränderlichkeit der Arten ausgegangen und hat eine Stammesentwicklung vertreten. Heutige Arten stammen von früheren Arten ab. Er stellte Stammbäume auf und erklärte sie mit Abstammung. Er ist damit der Begründer der Evolutionstheorie im Sinne einer Deszendenztheorie. Wir erklären die Evolutionstheorie, die immer noch eine Deszendenztheorie geblieben ist, heute anders, als er es tat (im Sinne Darwins).

Vorher galt die Lehrmeinung der Unveränderlichkeit der Arten, in Übereinstimmung mit dem Schöpfungsbericht. Man glaubte, dass die Arten von Beginn der Welt so vorhanden waren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.

Der Unterschied ist, dass Lamarck zwar Vertreter der Deszendenztheorie war, das aber nicht dasselbe ist wie Lamarckismus. Das sind sich ergänzende Konzepte.

Deszendenztheorie bedeutet einfach nur Abstammungstheorie oder Abstammungslehre.