Dein Buddhismus?

4 Antworten

Von Experte satian bestätigt
Kannst du mir sagen wie es ist Buddhist zu sein?

Ich kann nur für mich sprechen:

Für mich fühlt sich das Leben & mein Handeln darin in sich konsistenter an. Ich bin motivierter mich moralisch zu Verhalten & glücklicher dabei. Ich habe ein Ziel, was ich für sehr erstrebenswert halte, nämlich mich & andere von Leid zu befreien. Das meditieren gibt mir ein besseres Lebensgefühl & macht mich ausgeglichener. Auch die Ernährungsumstellung gemäß der buddhistischen Lehre tut meinem Körper & meinem Gewissen gut.

Was gehört zur Religion?

(Das kann ich hier nur sehr grob beantworten. Wenn du wirklich genauer eintauchen willst, solltest du dir ein Buch zum Einstieg in das Thema besorgen. Trotzdem versuche ich es grob zusammen zu fassen.)

Das eine ist das was man glaubt. Dazu gehören verschiedene Konzepte:

  • Die Vier edlen Wahrheiten & der Edle achtfache Pfad
  • Der Glaube an Wiedergeburt
  • Der Glaube an Karma
  • Die Lehre vom bedingten Entstehen
  • Der Glaube an die Befreiung durch Leid im Nirwana
  • Die Lehren von Buddha Shakyamuni

Das andere ist, was man praktiziert:

  • Meditation (zum Beispiel Metta oder Vipassana)
  • moralisches Handeln (gemäß den fünf Silas)
  • heilsames Denken
  • Lesen der wichtigsten buddhistischen Texte (Pali-Kanon)
  • alkohol- & fleischfreie Ernährung (alternativ kann man auch noch fasten)
  • Achtsamkeit im Alltag
Woher weiß ich das es das ist?

Es sollte auf dich eine heilsame Wirkung haben. Wenn du den Eindruck hast als Buddhist dich gut zu fühlen & anderen Menschen damit auch Gutes tun zu können, ist es definitiv das Richtige.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
vitrexus 
Fragesteller
 07.08.2023, 10:58

Vielen Dank für deine lange und ausführliche Antwort, das hat mir echt weitergeholfen ^^

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Ich bin Nichiren-Buddhist - Für uns ist das Nirvana nicht erstrebenswert, sondern "das größte Glück der größten Zahl" im Diesseits.

Zur Praxis gehört bei uns das Chanten des altjapanischen Mantras "NamMyohoRengeKyo", das gemeinschaftliche studieren buddhistischer Schriften und die Versammlungen mit Gleichgesinnten.

Du solltest viele unterschiedliche buddhistische Richtungen kennenlernen und Dir dabei viel Zeit lassen, bevor Du Dich für eine entscheidest.

Woran merkst Du, welche richtig ist? - Das kannst Du nur anhand der Wirkung beurteilen, die die jeweilige Praxis oder Meditation auf Dich hat.

vitrexus 
Fragesteller
 07.08.2023, 10:58

Vielen lieben Dank für deine Antwort, das du dir Gedanken gemacht und dir Zeit genommen hast, das Thema ist mir sehr wichtig und ich bin froh von euch ernstgenommen zu werden⁠ ⁠◜⁠‿⁠◝⁠ 

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IdlewildSouth  07.08.2023, 12:12
@vitrexus

Bittebitte - Wenn es Dich interessiert, kannst Du ja mal auf "unsere" homepage gehen: www.SGI-D.org

>Übrigens - unsere Vereinigung, die Soka Gakkai International - Deutschland ist die einzige Buddhi-Organisation, die es vom e.V. zur Anerkennung als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" gebracht hat;)

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Wie jede Religion ist auch der "ismus" der Lehren von Buddha eine nicht der ursprünglichen Intention des Religionsvaters entsprechenden Lehre. Deshalb empfehle ich beides mal zu erforschen. Die blanken Lehren von Buddha und die religiösen Interpretationen, z.B. des Dalai Lama.

Ein sehr kritischer und doch nicht leugnender Geist einer menschlichen Spiritualität ist Jiddu Krishnamurti. Er offerierte eine sehr intelligente und vernunftbasierte Einsicht in das, was wir Menschen Glauben, Religiosität und Einsicht in die realen Tatsachen nennen.

Buddha und Buddhisten glauben an keinen zu verehrenden Gott. Sondern nur an die menschliche Kompetenz, in sich selbst und im Zusammenspiel mit der Schöpfung das zu verwirklichen, was fromme Gläubige gern auf einen Messias, auf ein Jenseits und auf Gott abwälzen; der dem Menschen nur Gutes angedeihen lässt, wenn man an ihn glaubt.

Buddha erkannte in sich selbst alle Attribute, die Leid, Ungerechtigkeit, Hass, Anmaßung usw. auslösen. Der Sitz dieser "unheiligen" Geisteszuständen ist das ICH/EGO. Er fand geeignete Möglichkeiten, diese allzu menschlichen Beweggründe, die so viel Leid erzeugen, erstmal wahrhaftig zu erkennen und sie nicht mehr zu sublimentieren. Daraus entstand die Erkenntnis (Erleuchtung), dass der Mensch sich selbst davon befreien kann.

Wie ist eine andere Sache!

Mahakaruna  07.08.2023, 01:21

Das hast du gut zusammengefasst.

Allerdings wird der Dalai Lama entgegnen, dass sein Buddhismus ebenso legitim ist und auf Nagarjuna und Chandrakirti verweisen.

Danke

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Goldlaub  07.08.2023, 01:33
@Mahakaruna

Natürlich. Die Nachfolger von Budhha versuchen, Buddhas Anweisungen erweiternd zu interpretieren und verschiedene Wege zur Glückseligkeit aufzuzuzeigen, Glückseligkeit ist in etwa vergleichbar mit Seelenparadies. Aber es ist kein Paradies wie das des Christentums, in dem "dort" Seelen verweilen; sondern die Seele besteht im buddhistischen Sinn dann aus paradiesischen geistigen Zuständen hier und jetzt. Buddha stellte ja kein Dogma in den Weg.

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vitrexus 
Fragesteller
 07.08.2023, 10:56

Oha, das ist so viel^^ Danke das du dir Zeit für deine Antwort genommen und dir Gedanken gemacht hast:)

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Der Buddhismus erfordert eins: radikale Ehrlichkeit mit Dir selbst.

Es geht nicht darum einem Klub beizutreten um gerettet zu sein oder die Wahrheit zu besitzen.

All das ist nämlich Ego und das will man im Buddhismus ja gerade auflösen.

Gruß

vitrexus 
Fragesteller
 07.08.2023, 01:11

Das klingt wie Freiheit

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