Buch Hiob; Leid?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Buch Hiob ist geschrieben wie ein Theaterstück. So mußt Du es auch lesen. Gott, Satan, Hiobs Frau und seine Freunde werden vorgeführt wie Charaktere in einem Bühnenstück. Gott ist der Unbestechliche, alles Wissende. Satan ist sein Oberstaatsanwalt, das Verklaghaferl, das die Menschen anschwärzt. Und wie Bühnenfiguren gehen sie eine Wette ein. 

Und nun werden alle möglichen Argumente vorgeführt, alle möglichen Anschuldigungen. Aber Hiob, der beinahe schon ziemlich unvernünftig Glaubende, bleibt bei seiner Ansicht und seiner Treue. Er entwaffnet seine "Gegner" nicht mit Argumenten, denen sie nichts entgegensetzen können, er bleibt einfach seiner Überzeugung treu.

Am Ende behält Hiob recht und macht Gott zum Gewinner, nicht, weil er die besseren Gründe hätte oder die intellektuellen Fähigkeiten, sondern weil seine Gegner alle falsch liegen - bis zum letzten Vorwurf: Hiob muß ja ein Sünder sein, sonst ginge es ihm ja gut. 

Und gerade das ist das vermeintlich schärfste Argument gegen die Freiheit zu glauben, wie Du auch hier immer wieder lesen kannst. Sonst kämen nicht ständig Fragen, warum die Gläubigen so dumm seien, wo ihnen doch kein Gott hilft, wenn sie leiden. Das kannst Du ja sogar an den Antworten auf DEINE Frage hier erkennen. 

Den Rest schaffst Du selbst, oder? Lies das Buch noch einmal, soo lang ist es ja nicht. Gruß, q.

Giustolisi  31.05.2016, 20:04

In der Geschichte ist Gott zwar der Gewinner, aber es stellt auch seine Grausamkeit klar dar. Nur um recht zu behalten lässt er zu, dass Hiobs Knechte, Kinder und Vieh sterben. Die Geschichte zeigt, dass die Christen an einen überaus boshaften Gott glauben, der auch über Leichen geht, nur um recht zu behalten. Die Verlierer in der Geschichte sind seine Kinder und seine Knechte.

0
Dxmklvw  19.11.2016, 13:04

Ich sehe den Schwerpunkt der Geschichte (des Theaterstücks) mehr in der Aussage, daß Gott zwar gerecht bleibt, ihm aber Unvollkommenheit unterstellt wird, weil er sich mit primitiven Spitzfindigkeiten zu etwas verführen läßt, das er so auf gar keinen Fall gewollt hat.

Gleichzeitig sehe ich einen weiteren Schwerpunkt in der Darstellung, daß es im Prinzip solche Spitzfindigkeiten sind, die einen Zweifel erregen und zur unbedachten Beweiserbringungen nötigen und dadurch das eigentliche "Böse" verkörpern.

0

Hiob = der Verfolgte, Weinende

Hiob lebte im Land Uz, wahrscheinlich im Südosten Palästinas in der Zeit der
Patriarchen. Ohne Gesetz. Israel gab es noch nicht. Gott ist aber als
„Allmächtiger" bekannt. Er wird als vollkommen und rechtschaffen,
gottesfürchtig und das Böse meidend bezeichnet. Ein gottgläubiger und
gottgehorsamer gerechter Mensch.

Obwohl Hiob Gott glaubt und in der Gunst Gottes lebt, muss er Gottes
souveränes Handeln mit den Menschen in Regierung und Erziehung und die
Nichtigkeit des Geschöpfes kennenlernen. Durch Leiden wird sein Glaube geprüft.
Hiob bewährt sich durch Ausharren. Doch es ist ein langer und äußerst schwerer
Leidensweg und -prozess.

Hiob muss, um Gottes Handeln zu erkennen und zu akzeptieren, sich selbst und
sein Herz kennen lernen und von seiner Selbstgerechtigkeit, (die ihm gleich
oder größer als die Gerechtigkeit Gottes erscheint,) und folgend auch vom
Selbstmitleid befreit werden.

Um hierin mit Hiob ans Ziel zu kommen lässt Gott ihn den Verlust seines gesamten
Besitzes erleiden, seine Kinder werden getötet und sein Körper wird von
Schmerzen geplagt und zu alledem benutzt Gott den Teufel, Menschen und
Umstände.

Seine Frau ist ungläubig und lieblos und die drei Freunde haben zwar zunächst
Mitgefühl mit seinen Leiden, aber sie missverstehen die Regierung Gottes völlig
und stellen Gott als strafend dar und beschuldigen Hiob der Sünde. Diese
Beschuldigungen und die falschen Darstellungen der wirklichen Absichten Gottes bringen
Hiob in Rage und er zeigt seinen Herzenszustand und versteigert sich immer mehr
in seiner Selbstrechtfertigung bis hin zur Anklage gegen Gott.

Hiob verflucht seinen Tag und die
Freunde sprechen

Eliphas
bringt seine persönliche Erfahrung ein: Hiob erntet das Unheil, das er gepflügt
und die Mühsal die er gesät hat.

Bildad
zählt Tradition und Autorität von Alters auf, die Hiob angeblich unberücksichtigt
lässt.

Zophar
sieht Gesetz und Religiosität durch Hiob missachtet.

Hiob spricht

Das führt Hiob dazu, seinen „Freunden“ zu sagen „Ihr alle seid leidige
Tröster“, und weil sie  ihn so sehr innerlich
verletzt haben, wendet er sich von ihnen ab und Gott zu: „Du weißt, dass ich
nicht schuldig bin und dass niemand da ist, der aus deiner Hand errettet? Deine
Hände haben mich ganz gebildet und gestaltet um und um, und du verschlingst
mich!" „Nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht rechtfertigen. [...]
Sieh doch, ich habe die Rechtssache gerüstet! Ich weiß, dass ich Recht
behalten werde."

Aber von den Verdächtigungen und Fehlurteilen seiner Freunde provoziert beschuldigt
er  fälschlicherweise Gott und sagt:
„Gott gab mich preis dem kleinen Kind (oder: dem Ungerechten), und in die Hände
der Gesetzlosen stürzte er mich." „Siehe, ich schreie über Gewalttat und
werde nicht erhört; ich rufe um Hilfe, und da ist kein Recht." „Er wäge
mich auf der Waage der Gerechtigkeit, und Gott wird meine Unsträflichkeit
erkennen."

Aber er erkennt auch: „Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich
doch verdammen." „Wenn ich mich mit Schnee wüsche und meine Hände mit
Lauge reinigte, dann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen
Kleidern würde vor mir ekeln" „Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott“.
Er empfindet die Notwendigkeit der Erlösung „Ich weis, dass mein Erlöser lebt
und als letzter wird er auf der Erde stehen“.

Hiob bekam also mehr und mehr den Eindruck, dass es Gott war, der sich mit
ihm beschäftigte und er aufgrund dessen vorhersehendem Handeln litt. Aber er
versteht es nicht. So fragte er sich, warum Gott denn überhaupt sein Herz auf ihn
und die Menschen allgemein richten sollte? Er ist doch so groß und allmächtig,
er hat doch alles was er braucht und der Mensch ist so vergänglich und elend
und klein. Warum kann Gott ihn nicht einfach sich selbst überlassen, so dass er
sein Leben lebt wie er will und irgendwann „aus ist und alles vorbei“? (Siehe
die Einrede der Frau Hiobs)

Seine Freunde konnten die Fragen Hiobs nicht beantworten und auch Hiobs
falsche Herzensstellung und Gedanken über Gottes weises Handeln mit ihm nicht
erklären und Hiob verurteilen.

Elihu spricht

Da bringt Gott Elihu (= Erist Gott) hervor, der in seinem Namen spricht. Ein
Bild von Christus als Mittler. Er sagt: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und
der Odem des Allmächtigen belebt mich. [...] Siehe, ich bin Gottes wie du"

Und er macht Hiob sofort deutlich, dass er nicht recht hat, wenn er sich
selbst mehr rechtfertigte als Gott. Er spricht von Gottes Handeln mit der
Menschheit: Wie Gott zum Menschen redet - sogar in Träumen - um ihn zu
unterweisen und durch Ausleger, um ihm zu zeigen, wie seine Seele wahrhaftig
vor Gott steht. Wenn der Mensch das erkennt und von Gott kommend annimmt, so
wird er befreit vom Gang hinab in die Grube; denn Gott hat eine Sühnung
erfunden. (In Christo)

Gott erzieht den Menschen durch Leiden und Umstände, um ihn in seine
Abhängigkeit zu bringen, so dass er „ihn wohlgefällig annehmen" kann. Gott
verachtet niemanden, und er zieht seine Augen nicht vom Gerechten ab. Gott ist
für den Menschen und nicht gegen ihn. Und wenn die Menschen betrübt sind, so
ist es nur zu ihrem Segen. Elihu schließt, indem er näher auf die unbegreifliche
Macht Gottes eingeht.

Gott spricht

Danach nimmt sich Gott selbst der Sache Hiobs an. Er spricht von den Werken
seiner eigenen göttlichen Weisheit und Macht in der Natur, zeigt im Gegensatz
dazu die völlige Bedeutungslosigkeit Hiobs. Wollte Hiob etwa vorgeben, Gott zu
unterweisen bezüglich der Weisheit seiner Wege? Hiob antwortet: „Zu gering
bin ich
" und schweigt.

Gott fährt in seinem Wortstreit mit ihm weiter fort: „Willst du sogar mein
Recht zunichte machen, mich verurteilen, damit du gerecht seiest?" Und
erneut weist er auf seine sichtbare Macht in der Natur hin.

Hiob antwortet Gott

Hiob bekennt, dass er sich über Dinge geäußert hat, die er nicht verstand, Dinge,
die zu wunderbar für ihn sind und von denen er nichts wusste. Er sagt: „ Mit
dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich
gesehen
. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und
Asche."

Hiobs Ende

Jetzt hatte Hiob die Lektion gelernt, die Gott ihn zu lehren beabsichtigte. Er
nimmt nun den ihm gebührenden Platz der Nichtigkeit vor Gott ein. Er hatte
Gottes Allmacht erkannt und alles in und an ihm hatte sich geändert. Daran kann
Gott anknüpfen und sein Erdendasein am Ende mehr als seinen Anfang segnen. Er
bekam große Besitztümer, sieben Söhne und drei Töchter. Nach seiner
Wiederherstellung lebte er noch 140 Jahre.

Und er war jetzt Gottes Diener und Gott würde ihn allein als Mittler
annehmen. Denn Gott tadelt Hiobs Freunde. Sie hatten nichts Wahres von ihm
gesprochen, wie Hiob es tat. Sie mussten ein Opfer bringen, und Hiob hat für
sie Fürbitte getan.

Fazit

Hiob hat nicht gesündigt und wird deshalb bestraft. Aber nicht eigene
Gerechtigkeit, sondern  Gottes
Gerechtigkeit kann der Ungerechtigkeit des Menschen und seiner Erlösungsbe-dürftigkeit
im Werk Christi begegnen. Gott ist Liebe und Licht, der Mensch ein Geschöpf
Gottes. Doch Gott kümmert sich liebevoll um seine Geschöpfe. Unglücke,
Katastrophen, Krankheit, Tod und Leid jeder Art sind, nächst seiner Ansprache
durch sein Wort, Erziehungsmittel der Regierungswege Gottes, um Menschen zu
sich zurück zu bringen.

Mithin ist Hiob letztlich ein Vorbild auf das Opfer Christi und seinen
heutigen Mittlerdienst: Durch Leiden zur Herrlichkeit. In 1.
Korinther 1 wird Christus als die Weisheit und Macht Gottes gesehen, da
der Mensch und seine Weisheit durch das Kreuz zunichte gemacht ist.

Was Gott dir auch sendet, halt ihm
still,

glaub das er dich ohne Ende segnen will,

muss er Wünsche dir versagen,

muss er läutern dich und schlagen,

nur aus Liebe züchtigt er, trau ihm
mehr

Der dich mit der Liebe Seilen führt
und zieht,

meinst du das er dich bisweilen
übersieht?

Nein, auch auf den dunklen Wegen

ist er tröstend dir zugegen,

größer als dein Schmerz ist sein
Vaterherz.

Neue Kraft der Herr den Seinen
täglich schenkt.

Hilfe lässt er oft erscheinen, eh
man´s denkt.

Ist sein Plan dir auch verborgen,

heute Schmerz, die Freude morgen,

hoffe fest auf ihn allein, harre
sein!

S.D.Cartes

Das Buch Hiob schildert, dass die "eigene Selbstgerechtigkeit" vor Gott nichts zählt.(Hiob 1,5, 7,20; 38,4-39,32).

Bis Hiob das einsah, danach wurde er von Gott doppelt gesegnet (Hiob 42,2-12).

Das Buch Hiob beschäftigt sich mit der Beziehung von Gott und Mensch und mit dem Umgang Gottes mit seiner Schöpfung (=der Welt).

Verworfen wird die Anmaßung des Menschen, über Gott urteilen zu wollen, Gott bewerten zu wollen (Kapitel 38-41). Es wird klar gestellt, dass Gott der Chef ist - nicht der Mensch; und dass Gott sich vor dem Menschen nicht rechtfertigen muss.

Verworfen wird auch die urjüdische Meinung, man könne aus den Lebensumständen eines Menschen auf sein Ansehen bei Gott schließen. Dagegen wendet sich später auch Jesus

Das Buch Hiob zeigt, dass Gott nicht weiss, was Liebe ist.

Es stellt Gott und den Teufel als zwei Rotzjungen dar, von denen jeder dem anderen beweisen will, dass er der stärkere ist. Dafür gehen sie über Leichen.

haubco  15.05.2016, 01:06

Lese dieses heilige Buch der Bibel doch bitte erstmal durch da sieht man die große Gnade Gottes ich kenn dieses Buch und ich finde es zwar an manchen stellen hart für Hiob aber er wird dafür belohnt das er so fest zu Gott hält.

0
Zicke52  15.05.2016, 01:16
@haubco

Glaubst du, ich hätte meinen Kommentar schreiben können, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte? Die Hiobgeschichte fand ich schon immer unerträglich, selbst als ich noch gläubig und wenig bibelkritisch war.

Worin besteht hier die grosse Gnade Gottes? Dass er endlich aufhört, Hiob, der ihm immer treu war, grundlos zu quälen? 

0
RudolfFischer  15.05.2016, 12:33

Zitat: "Das Buch Hiob zeigt, dass Gott nicht weiß, was Liebe ist."

Nein, es zeigt, dass damals noch ein völlig falsches Gottesbild herrschte. Ich könnte jetzt auf ein paar positive Lehren hinweisen, die man aus der Hiob-Geschichte ableiten kann, aber das kann man überall nachlesen.

Mich selbst hat an der Geschichte auch immer erbost, dass tödlich verunglückte Kinder einfach durch die doppelte Zahl weiterer ersetzt werden können. Als ginge es um Stück Vieh, und nicht um jedes für sich einmalige und unersetzbare Geschöpfe. Das sieht man wohl erst heute so.

Es gibt auch viele weitere Erzählungen im Alten Testament, bei dem sich einem heute die Haare sträuben. Deshalb bin ich ja auch Christ und kein traditionsgläubiger Jude.

0
Zicke52  15.05.2016, 14:29
@RudolfFischer

Wenn ich sage "Das Buch Hiob zeigt...." meine ich natürlich "Gemäss dem Buch Hiob weiss Gott nicht, was Liebe ist". Dass das nicht der Wirklichkeit entspricht, ist für mich klar, da ich nicht an Gott glaube, also kann er auch keine Einstellung zur Liebe haben.

Was die Inhalte des AT und des NT betrifft, teile ich deine Meinung: das NT (vor allem was Jesu Worte betrifft, mit Paulus wird's schon kritischer) ist mit meinem Gewissen vereinbar, es enthält sogar einige (wenige) sehr gute Maximen. Im AT finde ich nichts, was heute akzeptabel wäre, einige der "Gebote" hatten damals aber durchaus einen Sinn.

Trotzdem ergibt sich ein Dilemma für den gläubigen Christen: wenn das AT nur die falsche Gottvorstellung seiner Autoren wiedergibt (was auch meine Meinung ist), dann war es überhaupt nicht von Gott inspiriert, der hätte seinen Propheten ja ein richtigeres Bild seiner selbst vermittelt. Dann sind aber auch die ganzen Hinweise auf Jesus-der-Messias, die sich angeblich im AT befinden, hinfällig, sowie die Gottessohnschaft Jesu: ohne AT kein "Gott Vater", ohne Vater kein Sohn.

Was also bleibt, ist der Mensch Jesus. Ein Mensch wie jeder andere, der ein paar weise Sachen gesagt hat.

0