An die Religiösen: Was ist eure Erklärung dafür, dass viele Religionen so viel "weltliches" verbieten/zur Sünde erklären, was Menschen Freude bereitet?

7 Antworten

Deine Frage greift ein grundlegendes Missverständnis auf, das oft über Religionen besteht. Die Annahme, dass Religion weltliche Freuden generell verbietet oder einschränkt, ist nicht korrekt, wenn man die Gesamtperspektive vieler Glaubenssysteme betrachtet.

Ich glaube an den Islam, und im Islam wird Freude nicht per se abgelehnt. Tatsächlich betont der Koran mehrfach, dass Gott den Menschen erschaffen hat und ihm Gaben, Freuden und Annehmlichkeiten zur Verfügung stellt:

Koran (7:32):

„Sprich: Wer hat die schönen Dinge Allahs verboten, die Er für Seine Diener hervorgebracht hat, und die guten Dinge der Versorgung?“

Dies zeigt, dass weltliche Freuden nicht grundsätzlich untersagt sind, sondern vielmehr ein Teil des Segens Gottes sind.

Religion setzt bei der menschlichen Natur an. Sie erkennt die Neigung des Menschen, sich in weltlichen Freuden zu verlieren oder sie auf schädliche Weise zu nutzen. Bestimmte „Verbote“ dienen daher nicht der Unterdrückung, sondern dem Schutz.

Beispiel Alkohol:

Alkohol kann kurzfristige Freude bringen, führt aber oft zu langfristigen Schäden (körperlich, emotional und sozial). Im Islam ist er verboten, um den Geist und die Gesellschaft zu schützen.

Beispiel Liebe:

Die Liebe wird nicht verboten, sondern in geordnete Bahnen gelenkt, etwa durch die Ehe. So werden die Rechte und Würde beider Partner geschützt.

Die Idee ist nicht, Freude zu verbieten, sondern sie nachhaltig, sinnvoll und im Einklang mit höheren Werten zu gestalten.

Religion lenkt den Fokus oft auf das Übergeordnete – die Verbindung zu Gott, das ewige Leben und das Streben nach spirituellem Wachstum. Manche weltliche Freuden können dabei ablenken oder den Geist in Richtung Egoismus, Maßlosigkeit oder Vergänglichkeit lenken.

Koran (57:20):

„Wisset, dass das diesseitige Leben nur Spiel und Zerstreuung, Schmuck und Prahlen untereinander und Vermehrung an Besitz und Kindern ist ... Doch das Jenseits bei Allah ist besser und bleibender.“

Weltliche Freuden werden hier nicht geleugnet, sondern relativiert: Sie sind temporär und sollten nicht zum Selbstzweck werden.

Religion bietet nicht nur Einschränkungen, sondern auch alternative Freuden.

Gebet und Verbindung zu Gott. Viele Gläubige erleben darin tiefere und dauerhafte Zufriedenheit als in vergänglichen Freuden.

Gemeinschaft und Liebe: Der Glaube fördert starke soziale Bindungen, Familienzusammenhalt und Mitgefühl.

Kunst und Schönheit: Im Islam sind Poesie und Kunst erlaubt, wenn sie nicht zu Unmoral oder Ablenkung führen.

Aus religiöser Sicht stammen die Gebote von einem allwissenden Gott, der den Menschen besser kennt als er sich selbst. Was aus menschlicher Sicht als „unschädlich“ erscheint, kann langfristig schädlich sein. Beispiele:

Maßlose Unterhaltung kann Zeit, Energie und Ressourcen verschwenden.

Ungeordnete Liebe oder Beziehungen können emotionale und gesellschaftliche Probleme hervorrufen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

marcWestKing  08.12.2024, 12:50
Die Annahme, dass Religion weltliche Freuden generell verbietet oder einschränkt, ist nicht korrekt

Der FS hat auch nicht behauptet, dass sie generell verboten werden, sondern oft. Das ist ein Unterschied.

Die Liebe wird nicht verboten, sondern in geordnete Bahnen gelenkt, etwa durch die Ehe. So werden die Rechte und Würde beider Partner geschützt.

Und was ist mit dem Recht, selbst bestimmen zu können? Zum Beispiel bestimmen zu können, wenn man eine Beziehung vor der Ehe führen will, um zum Beispiel erstmal zu sehen, ob es überhaupt passt? Und von welcher Würde ist die Rede? Was ist an vorehelichen Beziehungen unwürdevoll?

Gemeinschaft und Liebe

Schön und gut, wenn es auch in der Realität so wäre. Wenn man sich jedoch die Weltgeschichte ansieht oder auch aktuelle Konflikte, die die Erde plagen, stellt man fest: Kaum etwas spaltet so sehr wie Religion.

Kunst und Schönheit: Im Islam sind Poesie und Kunst erlaubt, wenn sie nicht zu Unmoral oder Ablenkung führen.

Welche Art Kunst würde denn zum Beispiel zu Unmoral führen?

Ungeordnete Liebe oder Beziehungen können emotionale und gesellschaftliche Probleme hervorrufen.

Die da wären? Aber wie auch immer, auch hier sieht die Realität einfach wieder anders aus, denn es gibt weltweit unzählige voreheliche Beziehungen, die alles andere als Probleme verursachen.

Wird nicht verboten, aber anders als die Kirchen erklärt. zB Liebe deinen Nächsten verstehen Kirchen als humanes Evangelium und nicht das was es ist, den GEITIGEN ZUSTAND, der Menschen für Gottes Willen unbrauchbar macht.


guitschee 
Beitragsersteller
 06.12.2024, 22:18

Okay, du gehst also den Weg der Verleugnung.

ich habe nicht das Gefühl, dass Musik und Kunst verboten wird. Auch Liebe nicht, lediglich Sex außerhalb der Ehe. Und das hatte seinen Grund. Man könnte schwanger werden trotz Verhütung und wer kommt dann für diese Kinder auf.

Meine Religion verbietet angenehme Dinge nicht. Warum auch?

Es gibt ein paar Reinheitsgebote, wo man bestimmte Materialien nicht tragen soll, bestimmte Nahrungsmittel nicht essen und eventuell auf Sex verzichten - aber die gelten nur für bestimmte Priester und Rituale, nicht andauernd und für jeden.

Aber ich bin moderne Polytheistin. Meine Religion, basierend auf dem altägyptischen Kult, ist den hier bekannten monotheistischen Religionen teilweise exakt entgegengesetzt.


Die Leute sollen nicht mitbekommen wie die Ungläubigen und Sie selbst verarscht werden. Denn sonst würden sie herausfinden das ihre geistigen Führer sich an eben genau diesen Dingen selbst "erfreuen" und würden womöglich noch aufbegehren :-/

Das ist der ganze Hokuspokus mit dem sie die Menshcen seit tausenden von Jahren verarschen und es ist echt beeindruckend, das es immer noch funktioniert xD

https://www.youtube.com/watch?v=KH8_DjzEfF0


guitschee 
Beitragsersteller
 07.12.2024, 00:56

Sollten doch zu Religiöse antworten ;-).

guitschee 
Beitragsersteller
 07.12.2024, 14:08
@ingrimmsche

Also das "zu" definiere ich hier als geistigen Aussetzer, es sollte nämlich eigentlich "nur" heißen :-D.